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Xxx

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13.11.2002
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Xxx

Der Versicherungsonkel machte eine schlichte Rechnung auf.
»Wenn Sie nur noch eine halbe Schachtel am Tag rauchen und einmal die Woche Kino bleiben lassen, können Sie sich das Gigamaxxx-Versicherungspaket ohne Einbußen gönnen. Das sind zweiundzwanzig Euro die Woche, und Ihnen kann nix mehr passieren, wenn Sie die Zeit um haben, in der Sie den Versicherungsschutz nicht in Anspruch nehmen können.«
Er sagte mir weder, wie mein Leben ohne die Option, im Nikotinrausch Mammutkinos frequentieren zu dürfen, weiter gehen sollte, noch erklärte er mir, warum das stromlinienförmige Sicherheitspaket mit drei X geschrieben wurde; ich schaute in den Spiegelschrank meines Wohnzimmers, um zu erspähen, ob er wie Vin Diesel in »Triple X« eine Nackentätowierung aufwies, aber eine moderate Innenwelle drahtig grauen Haares verdeckte jede etwaige römische Ziffer komplett.
Ich unterzeichnete wie im Wahn sechs Durchschläge des »Antrages«, der eigentlich ein Vertrag war, durch die Beiläufigkeit eines »Antrages« aber vorzugaukeln versuchte, daß die Versicherung vielleicht einen Rückzieher machte, falls ich ein gesuchter Naziverbrecher war.
Ich wollte eigentlich nicht unterschreiben, aber es war wie in dem Film von Ingmar Bergmann, in dem sich ein Kerl mit dem Tod in Brettspielen verliert: Ein Fehler, und mein gräßlich unsicheres Leben ging dahin- beziehungsweise blieb so, aber eben völlig unsicher.
»Was hab ich jetzt alles«, fragte ich zwischen zwei Schlucken Kaffees, der über vielen vollmundigen Klauseln kalt geworden war.
»Alles: Erdebeben, Hundeangriffe bei Frühnebel, Hochwasser, Glasbruch, Haftpflicht, Zahnersatz, Reiserückführung per Hubschrauber aus allen Ländern, die mit P beginnen...alles eben. Und eine astreine Sterbeversicherung. Und erwähnte ich Glasbruch?«
Super, dachte ich, und fühlte mich sofort sicherer: Wenn ich in Pakistan in Urlaub wäre, und ein Erdbeben würde die Staudämme brechen lassen, was zur schlampigen Evakuierung der Königlichen Rottweilerzucht führen würde, die entfesselt durch meine Windschutzscheibe sprängen und mit ihren starren Kötergesichtern gegen meinen Kiefer knallten- dann würde ich anschließend im Helikopter hocken, »Hunde, wollt ihr ewig leben?« brüllen und an die greinenden Vorstandsleute meiner Versicherung denken. Würde ich draufgehen, wäre ich wahrscheinlich sogar der Nick Leeson der Versicherungsbranche, zumindest, wenn mein Bestatter der Auffassung wäre, meine Zähne müßten direkt vor Grubenfahrt noch überkront werden.
Wir waren im Geschäft.
»Die Police geht Ihnen in den nächsten Tagen zu«, sagte er und verließ meine Wohnung, nicht ohne noch mich darüber in Kenntnis zu setzen, daß ich die richtige Entscheidung getroffen hätte.

Sechs Wochen sind seitdem vergangen.
Ich habe das Haus nicht mehr verlassen. Wozu auch?
Zwei Stangen Zigaretten hatte ich sowieso noch in der Schublade, und Kino? Nö. Ist mir die Lust drauf vergangen, und die Filmzeitschrift CINEMA kommt im Abo.
»Dieselpreis gestiegen« prangt auf dem Cover- offenbar war »Riddik- Chroniken eines Kriegers« erfolgreich genug, um Vin Diesel zu teuer für »Triple X 2« zu machen, dessen Rolle nun von LL Cool J gespielt wird, also nichts verpaßt.
Heute um Mitternacht läuft die Sperrfrist der Versicherung ab. Ab Null Uhr eins kann der Globus implodieren, gerne zur Melodie von »Who let the Dogs out?«
Ich werde richtig nervös, wenn ich dran denke- jetzt eine qualmen, und vor mir liegt auch eine Zigarette im Ascher, aber ich darf aus Kostengründen erst in acht Minuten wieder dran ziehen.

Null Uhr sieben.
Wenn ich Bond wäre, würde mir Q jetzt einen Schlitten offerieren, der außer Fahren auch noch im Dortmund-Ems-Kanal tauchen könnte, während Musik von Jerry Goldsmith aus den Boxen wabert; das Ding hätte alles: Servolenkung, Raclettegrill im Handschuhfach, einen Kaugummiautomaten, in dem nur die Roten drin sind, die nach Kirsche schmecken, Torpedos mit Atomsprengköpfen.
Wann knallt die Regierung ein Dia von mir in Schlappen und bequemer Kleidung in den Himmel, um meine Dienste anzufordern? Ich bin der 160.000 Euro-Mann mit 35 % Selbstbeteiligung und Krankenhaustagegeld! Also faktisch unsterblich.
Null Uhr dreiundvierzig.
Nix passiert.
Da!
...nö.
Erst dachte ich, jetzt knallts, jawoll, aber das war nur mein Kreislauf.
Zeit, was zu unternehmen: Ich mache drei X-e, öffne eine Flasche Sekt, ziehe feste Schuhe an und trete in meinen Spiegelschrank.

 

Mann, wie ich es hasse, sowas tun zu müssen... die Erwartungen aus vertrauensvollen großen Schreiberaugen zu enttäuschen... :D

Denn: Um die Ohren sei es Dir gehauen, Mönsch!

Das ist irgendwie... unscharf. So sehr ich Deinen Stil und Deine witzigen, verqueren Bilder mag - hier hast Du's dezent übertrieben finde ich. Du versteigst Dich so heftig in schrägen Metaphern, dass man darüber das eigentliche Thema so ziemlich aus den Augen verliert. Es erstickt unter dem - zugegeben witzig zu lesenden - Wortwitz-Gebrumme, bis es irgendwann nach Luft japsend die Zähnchen in die Luft streckt und sich geschlagen gibt. Wenn Du ihm dann am Schluss noch mal so polizeipathologenmäßig kurz das Tuch vom Gesicht ziehst, damit man einen letzten Blick drauf werfen kann, ist die Leiche leider schon kalt...

Soll heißen: Weniger (Wortspielerei) wäre mehr (Geschichte) gewesen - schade drum!

Gruß,
H.

PS: Die dafür fälligen 10 Peitschenhiebe werden Dir am Samstag verabreicht, derweil Du nackt Hämoglobin-Exemplare für die Damen signierst - Strafe muss sein! :teach:

 

Hi Jack!

Nö...das wars nicht. Ich musste noch nichtmals schmunzeln.

Mir fehlt wieder mal der Biss.
Das du toll schreiben kannst, das wissen wir mittlerweile alle. Aber wann machst du mal wieder was aus deinem Talent?
Deine letzten Geschichten erwecken bei mir den Eindruck, als wenn du selbst nicht so genau wüsstest, worüber du da überhaupt schreibst.
Eine prompte Idee, ebenso prompt umgesetzt.
Mir fehlt dein Zynismus und dein kurzer, brilliant knackiger Humor. Diese Story hier ist irgendwie nicht wirklich aus dem Leben gegriffen, weil sie zu übertrieben wirkt.
Satire muss den Leser auch ansprechen können, sonst wirkt sie nicht.
Das Versicherungsklischee alleine reicht da nicht aus; du musst auch was aus der Sache rausholen.

Nichts für ungut

Viele Grüße

Cerberus

 

Hi!

Ein altes Thema, patzig umgesetzt, aber ziemlich torrancig.

Grüße,

Lestat

 

Hi Jack Torrance,

jedes Mal, wenn ich ansetzte deine Geschichte in einem Zug durchzulesen, bin ich schon an diesem Satz hängengeblieben:

wenn Sie die Zeit um haben, in der Sie den Versicherungsschutz nicht in Anspruch nehmen können.«

Gewollt? Er klingt inhaltlich völlig quer. Könnte zwar höchst zynisch gemeint sein, aber kann man das nicht plumpklarer formulieren, so dass jeder weiß, dass der Versicherungsonkel besch...? ;)

Und der hier zündet net:

daß die Versicherung vielleicht einen Rückzieher machte, falls ich ein gesuchter Naziverbrecher war.

da vermiss ich *heul* deinen alten Stil mehr mit dem Degen zu arbeiten, dies hier ist ...öhm...doof.

Und nach diesem Satz erwartete ich die süffisante Beschreibung des Fehlers, den dein Protagonist gemacht hat, denn den kündigst du grad an:

Ein Fehler, und mein gräßlich unsicheres Leben ging dahin- beziehungsweise blieb so, aber eben völlig unsicher.

Erdebeben
??? lass es ruhig stehen, es hat was :D

Dieser Satz ist inhaltlich nicht für alle verständlich, ich gehör dazu.

»Dieselpreis gestiegen« prangt auf dem Cover- offenbar war »Riddik- Chroniken eines Kriegers« erfolgreich genug, um Vin Diesel zu teuer für »Triple X 2« zu machen, dessen Rolle nun von LL Cool J gespielt wird, also nichts verpaßt.

Das hier hat mir gut gefallen:

Wenn ich Bond wäre, würde mir Q jetzt einen Schlitten offerieren, der außer Fahren auch noch im Dortmund-Ems-Kanal tauchen könnte, während Musik von Jerry Goldsmith aus den Boxen wabert; das Ding hätte alles: Servolenkung, Raclettegrill im Handschuhfach, einen Kaugummiautomaten, in dem nur die Roten drin sind, die nach Kirsche schmecken, Torpedos mit Atomsprengköpfen.
Wann knallt die Regierung ein Dia von mir in Schlappen und bequemer Kleidung in den Himmel, um meine Dienste anzufordern? Ich bin der 160.000 Euro-Mann mit 35 % Selbstbeteiligung und Krankenhaustagegeld! Also faktisch unsterblich.

Naja, der Rest, den ich nicht bemängelt hab, auch. :D

Lieben Gruß
eine penetrante Stammleserin

 

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