Wut ist ein Toaster – kurzer Leitfaden zur Manipulation von Emotionen
Eine Frau zu manipulieren sei schwierig, meinen Sie? Dass ich nicht lache. Das Gefühlsleben einer Frau ist in aller Regel sehr einfach gestrickt. Die Emotionen lassen sich an- und ausknipsen wie ein Elektrogerät. Daher habe ich für mich eine ganz einfache Methode gefunden: habe jeder Emotion ein Haushaltsgerät zugeordnet. Also Kuschelstimmung/Mikrowelle, Verwirrung/elektrischer Schneebesen, Wut/Toaster, usw.
Was? Sie glauben mir nicht? Okay, ein Beispiel: Nehmen wir den Toaster, das heißt: die Emotion Wut. Die Funktionsweise eines Toasters liefert Ihnen automatisch den Leitfaden zur Manipulation der Wut.
Wir starten den Toaster:
Stecker in die Dose. Nein, nicht so, nicht sexistisch. Ich meine Betriebsbereitschaft herstellen, der Frau einen Kuss geben. Mag paradox klingen: Kuss geben, um „Wut“ zu wecken; ist es aber nicht, der Kuss senkt ihre Hemmschwelle, macht sie unbefangen, angreifbarer.
Beim Toaster benötigen Sie noch etwas Wichtiges: den Toast. Für Wut benutzt man sinnigerweise etwas, was von der Natur der Sache her zum Aufheizen geeignet ist: eine andere Frau.
Das „Einlegen“ wird mit einem beiläufigen „Gestern Abend Monika getroffen, die sieht jetzt aber knackig aus“ erledigt. Damit ist die Scheibe im Toaster. Der Aufheizvorgang startet ab diesem Moment vollautomatisch. In-sich-versunkenes Kopfnicken und anerkennendes Mundwinkelverziehen beschleunigen den Ablauf. Je länger Sie die darauf folgende Gesprächspause halten, desto höher setzen Sie die Anfangstemperatur. Natürlich hat jeder Toaster einen Schalter zum Regulieren der Wut, ähm, Hitze. Über diesen Schalter verfügen wir ebenso:
- Stufe eins: „Hat dich diese Bemerkung jetzt gestört?“. Hochziehen der Augenbraue.
- Stufe zwei: „Sie ist richtig schlank geworden.“ Dezent untermalende Geste.
- Stufe drei: „Glaube, sie wiegt ca. 8 kg weniger als du.“ Kg-Angabe ist individuell zu sehen und mit Augenmaß zu wählen
- Stufe vier: „Wenn ich überlege, dass ich mit der(!) mal zusammen war...“. Schwärmerischer Augenaufschlag.
- Stufe fünf: „Ihre Wohnung ist ganz toll eingerichtet, alle Zimmer.“
Achtung: Kombination der Stufen addiert sich in der Wirkung, Mehrfachnennungen können sich potenzierend auswirken. Die Wirkung ist garantiert, verlassen Sie sich darauf. Es ist schon interessant, die Hitze zu fühlen, die Macht der Schalterstellungen zu spüren. Sie werden sehen, dass Sie nach einigen Probeläufen selbst beginnen, Feinjustierungssätze zu erproben, so lange, bis Sie ihre ganz private Skala komplettiert haben. So, wie der Toast von hell bis dunkel/schwarz dosiert werden kann, so können Sie den Wutlevel wählen, bei welchem es enden soll. Hell erreichen Sie beispielsweise in Stufe zwei/drei mit: „Naja, schlank ist falsch, sie ist mehr ein Hungerhaken.“ Dunkel oder besser schwarz heißt: Situation ausleben, kein abschwächendes Wort. Nur abwarten. Übrigens stammt daher auch der Begriff: „Sich schwarz ärgern“
Jedenfalls kommt es, spätestens drei bis fünf Minuten nach Erreichen der Stufe fünf, zum Auswurf des Toasts, womit ich den finalen hysterischen Schreianfall meine, der je nach Typus Frau mit Heulkrämpfen oder viel zerbrochenem Geschirr endet. Damit ist der Toastvorgang beendet, ebenso wie die Wut. Und das Feld für das Bügeleisen – das schlechte Gewissen vorbereitet. Aber ich will nicht zu sehr abschweifen. Zumindest sollten Sie jetzt die Daseinsberechtigung von Haushaltsgeräten im zwischenmenschlichen Miteinander erkannt haben und wissen, warum Wut ein Toaster ist.
[ 28.07.2002, 22:35: Beitrag editiert von: querkopp ]