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Wunsch Nr. 27

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25.02.2017
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Wunsch Nr. 27

Zuckende, grelle Lichter. Hitze. Menschen so dicht aneinander gedrängt, dass man kaum Luft bekommt. Immer wieder leuchten ihre Gesichter auf. Haare, die mit der Bewegung des Kopfes mitfliegen. Hunderte Herzen, die im Rhythmus der Musik schlagen. Körper, die sich synchron auf einer Stelle bewegen.
Stunden sind vergangen seit dieses Bild Realität war. Nun ist nichts mehr übrig als eine große Fläche. Überall liegt Müll verstreut. Becher, leere Flaschen. Das warme Sonnenlicht verleiht dem ganzen eine gewisse Ruhe, etwas harmonisches. Der perfekte Gegensatz zu den wilden Partytieren der letzten Nacht. Vereinzelt sitzen Vögel auf der plattgetretenen Wiese. Picken auf den Boden, suchen nach fallengelassenen Krümeln. Es ist still. Nur das hin und wieder ertönende Krächzen streitender Vögel ist zu hören, unterlegt vom kaum wahrnehmbaren Rauschen der entfernten Autobahn.

Wie es anfing, das weiß sie noch genau. Es war auf einem Parkplatz ein gutes Stück die Straße runter. Einen oder zwei Tage entfernt. Sie erinnert sich nicht mehr genau an die Dauer, aber sonst an jede Einzelheit ihrer Reise.
So auch an den Benzingeruch, der von der Tankstelle zum Parkplatz rüber wehte. Oder den grünen Kaugummi, der vor ihr auf dem Boden klebte und in den sie fast getreten wäre. Wie sie ihn gesehen und dann einen großen Schritt über ihn gemacht hatte auf ihrem Weg zur Raststätte gleich gegenüber der Tankstelle.
Sie erinnert sich an den Geruch, der sie zurück in die Schulmensa versetzte, als sie die Raststätte betrat. Sofort hat sie sich auf die Suche nach Proviant gemacht. Und vor dem Snackregal ist sie dann mit jemandem zusammengestoßen. Gerade wollte sie nach dem letzten Päckchen Zuckerwatte greifen als ihr jemand zuvor kam.
"Hey, das ist meine! Ich brauche die", meinte sie empört und sah den Typen vor ihr wütend an. Ohne ihre Absätze wäre er wohl einen Kopf größer gewesen, so war es nur ein halber. Er war jung, etwa in ihrem Alter. Nicht älter als Anfang zwanzig. Seine Augen so dunkel, dass die Pupillen schon fast mit der Iris verschmolzen. Ganz im Gegensatz zu ihren, die klar waren wie der Himmel draußen.
"Nein, das ist meine. Ich hatte sie zuerst", erwidert er nur kühl.
Sie setzte schon zu einem Vortrag an - mit ihrem Sturkopf hatte sie schon einige dazu gebracht einzuknicken - , aber da sprach er auch schon weiter: "Ist das dein schwarzer Impala da draußen?"
"Ja, wieso? Ich tausche bestimmt nicht meinen Wagen gegen die Zuckerwatte."
Er lachte. Selbst jetzt hat sie den Klang seines Lachens noch im Kopf. Tief und trotzdem fröhlich klar.
"Ich will nicht tauschen. Aber du könntest mich mitnehmen."
"Nein."
"Wieso nicht?"
"Ich kenne dich überhaupt nicht. Wer sagt mir, dass du mich nicht umbringst, um mich anschließend auszurauben?"
"Ach komm, ich sehe doch nicht aus wie ein Krimineller!"
"Keine Ahnung, ich habe noch nie einen gesehen."
"Und spontan bist du wohl auch nicht gerade, oder?"
Nein, sie war nie spontan gewesen. Ihr Leben hatte stets einen mehr oder weniger geregelten Ablauf. Dann war etwas passiert, dass dies geändert hatte. Etwas von dem sie wohl keiner Menschenseele je erzählen würde. Sie floh vor ihrem alten Leben mit nichts als dem, was sich in ihrem Auto befand.
Nein, sie wollte nicht spontan sein. Aber ihr Sturkopf, der würde sie nie verlassen. Erst recht nicht wegen einem Fremden. An diesem Punkt konnte sie ihn jedoch nicht gebrauchen.
Sie erinnert sich wie er aussah, mit seiner Frisur als wäre er gerade aufgestanden und dem Funkeln in den Augen, das zeigte, dass er sich sicher war gewonnen zu haben. Und damit sollte er recht behalten, denn ihr blieb ohnehin keine Wahl. Sie brauchte die Zuckerwatte.
"Wo willst du denn hin?", fragte sie ihn und unterdrückte den Drang ihm sein provozierendes Grinsen aus dem Gesicht schlagen zu wollen.
"200 Kilometer Richtung Osten."
"Okay, ich nehme dich mit. Aber dafür bezahlst du mir auch die Zuckerwatte." Er verdrehte die Augen, nickte dann aber.
Sie musste weg. Ein bisschen raus, was anderes sehen. Er kam ihr als - wenn auch nur kurzzeitiger - Reisegefährte ganz gelegen.
Sie erinnert sich wie sie zur Kasse gingen, bezahlten und anschließend alles auf dem Rücksitz ihres Autos verstauten. An ihren Kofferraum ließ sie ihn nicht.
"Wieso, hast du da drin ne Leiche oder was?"
Sie atmete tief ein und aus. Als sie hörte wie er die Beifahrertür schloss, sah sie nach oben und murmelte "Da siehst du was passiert, wenn ich auf dich höre", bevor sie ebenfalls einstieg und losfuhr.
Den ersten Teil ihrer Reise verbrachten sie schweigend. Irgendwann fing er dann an ihr Fragen zu stellen. Wie sie hieß, wo sie herkam und wohin sie wollte. Die Frage nach ihrem Namen und ihrer Herkunft ignorierte sie. Umso weniger er erfuhr, desto besser dachte sie sich. Zwar würden sie sich nie wiedersehen, aber sie wollte, dass sein Bild von ihr echt blieb. Unverfälscht von Dingen, auf die sie keinen Einfluss hatte. Als Ziel sagte sie ihm "wo auch immer mein Baby mich hinbringt" und strich dabei kurz über das Lenkrad.
Sie stellte ihm die selben Fragen, auch er ignorierte die ersten beiden, beantwortete die letzte mit "wirst du dann schon sehen". Danach verfielen sie wieder in Schweigen. Ab und zu wechselten sie ein paar Worte. Nach circa 200 km nahm sie die Ausfahrt und ließ sich von ihm in die Stadt leiten.

Er weiß noch wie sie ihn an einer Straßenecke raus ließ und davonfuhr. Wie er ihr hinterher sah und dachte er würde sie nie wieder zu Gesicht bekommen. Zu diesem Zeitpunkt konnte er noch nicht einschätzen, ob dies eher eine Befürchtung oder eine Hoffnung war.
Jetzt war er fast an seinem Ziel. Nur noch einige wenige Schritte und dann wäre es so weit.
Er erinnert sich wie ihn seine Füße durch die bekannten und doch fremden Straßen führten. Es langsam dunkel wurde bis er schließlich an seinem Ziel ankam. Das, was er damals noch für sein Ziel hielt. Ein in der Dämmerung hellgraues, aber im Tageslicht weißes Haus. Mit ehemals bunt blumigen Vorgarten, der jetzt ein verdorrter Fleck Erde war.
Davon ließ er sich nicht beirren. Jahre war es her, seit er das letzte Mal an dieser Stelle stand. Lautlos ist er über den Zaun geklettert. Das Tor hatte schon immer gequietscht. Er wollte nicht unnötig Aufmerksamkeit erregen. Wollte nur sichergehen, ob er mit seiner Vermutung recht hatte. Ob er wirklich die ganze Zeit belogen wurde.
Und als er durch das Fenster an der linken Seite des Hauses sah, bestätigte sich sein Verdacht. Dort saßen sie zusammen. Seine Eltern lachten dort bei einem Gläschen Wein und er stand hier draußen. All die Jahre in Pflegefamilien, weil sie kein Geld hatten sich um ihn zu kümmern. Dabei war er nur eine Last gewesen, die sie loswerden wollten, das erkannte er nun.
Da konnte er nicht rein. Nie wieder.
Mit dem Finger fährt er über den kaum noch sichtbaren Kratzer an seiner rechten Handinnenfläche. Den hat er bekommen als er auf der Rückseite des Hauses das Grundstück wieder über den Zaun verlassen hat. Wohin er jetzt sollte wusste er nicht, aber er wünschte sich er wäre nie aus dem Impala gestiegen.
Ob sie noch in der Stadt war? Vielleicht würde sie ihn auch nicht nochmal mitnehmen. Nachvollziehbar wäre es, so wie er sich teilweise ihr gegenüber verhalten hatte. Ein Wunder, dass er so weit gekommen war. Doch er hatte keine andere Wahl als sie zu suchen. Tief in seinem Inneren spürte er, dass er mit niemand anderem weiterreisen konnte.

Es sind zwei Tage gewesen, sie weiß es wieder. Sie saß in einem Diner und frühstückte an der Theke als er sich neben ihr niederließ.
"Verfolgst du mich?", hat sie gefragt und ihr Rührei mit Speck und Toast aufgegessen.
"Nein", hat er geantwortet, "nicht direkt. Ich hab deinen Wagen im Vorbeigehen gesehen und mich gefragt, ob du mich nochmal mitnimmst."
"Ich dachte du hättest gefunden wonach du suchst. Deshalb sind wir doch hier."
"Naja, wie es aussieht haben sich die Dinge anders entwickelt als erwartet."
"Was für Dinge?"
"Nichts was jetzt noch von Bedeutung ist. Also, nimmst du mich mit?"
Nur knapp gelang es ihr ein Seufzen zu unterdrücken. Zwar hatte sie gehofft, dass er wiederkommen würde, doch für ihn wünschte sie sich, dass er sein Glück schon gefunden hatte.
"Wohin geht es denn dieses Mal?"
"Wohin auch immer dein Baby mich bringt." Sie hat leicht gelächelt als er ihre Worte benutzte. Hat von ihrem Teller aufgesehen und sich ihm zugewandt.
Sie erinnert sich wie er aussah. Die Augen eingefallen und von dunklen Ringen umrahmt. Die Schultern hängend und die Haare platt an den Kopf gedrückt. Die ganze Nacht musste er draußen verbracht haben. Alleine die Straßen entlang wandernd auf der Suche nach ihr.
Sie nickte. Selbst wenn sie ihn nicht hätte mitnehmen wollen, blieb ihr keine Wahl. Sie konnte ihn nicht hier zurücklassen. In einer Stadt wo er, wie es schien, niemanden hatte außer ihr.
"Okay, aber dafür bezahlst du mein Frühstück und die nächste Tankfüllung. Deal?"
Sie hielt ihm die Hand hin, wartete auf seine Reaktion. Er schlug ein.
"Deal."
Sie bestellte sich noch einen Kaffee to go. Mit Haselnusssirup. Er wollte nichts.
Als sie die Stadt hinter sich ließen und weiter Richtung Ostküste fuhren war er bereits eingeschlafen. Sie wird sich wieder bewusst wie erleichtert sie war, dass er nicht schnarchte. Hätte er es getan, wäre sie innerhalb der ersten fünf Minuten an den Rand gefahren und hätte ihn rausgeschmissen. Dieses Geräusch war ihr schon immer zuwider.
Dieser Tag verlief nicht groß anders als der vorherige. Zwischenzeitliche Stopps zum Tanken, Vorräte nachkaufen und Toilette benutzen. Hier und da ein Wort wechselnd, aber ohne konkrete Fragen zu stellen. Nichts was dem Anderen einen Tipp geben würde wer sie waren.
Mit einem Lächeln auf den Lippen denkt sie an die Diskussion bei ihrer letzten Pause. Er wollte fahren, aber sie ließ niemanden außer sich selbst hinters Steuer. Beinahe hätte sie ihn einfach dort stehen lassen. Aber sie tat es nicht. Weil er dazu gehörte, zu ihrem Plan.

Er erinnert sich an die zuckenden grellen Lichter, die entfernt auf seiner Seite auftauchten. Daran wie sie den Impala in der nächsten Stadt abstellten, einen Teil des Proviants nahmen und in Richtung der Lichter liefen. Angelockt wie Motten.
Als sie ankamen war dort eine Masse. Eine Masse von Menschen, Einzelteile verschmolzen zu einem Ganzen. Sie mischten sich unter die Anderen, waren keine Außenseiter. Endlich, zum ersten Mal in ihrem Leben, waren sie nicht mehr allein.
Deutlich weiß er noch wie er aufwachte. Wie der Vogel ihm ins Ohr krächzte. Wie er allein auf dieser Wiese lag und aufstand, um zurück in die Stadt zu laufen. In der Hoffnung sie dort zu finden.
Der schwarze Lack des Impala glänzte im Schein der gerade aufgegangenen Sonne. Sie war nicht da und er jetzt kurz vorm Verzweifeln. Ohne sie und somit ohne den Schlüssel saß er hier fest. Alles was er noch hatte lag auf der Rückbank. Er steckte die Hände in die Hosentasche und fühlte etwas, das vorher nicht da gewesen war. Er holte die Gegenstände heraus. Ein gefalteter Zettel und ein Schlüssel.

Sie schnallt sich an und lehnt sich in ihren Sitz zurück. Es war mehr als Glück gewesen, das dafür gesorgt hatte, dass sie nun hier sitzt. Vielleicht war es das Schicksal, das ihr dieses Ticket besorgte.

Er fühlt die Ungläubigkeit und Freude zurückkommen, die er beim Lesen des Zettels verspürte.
"Guten Morgen mein Lieber,
wenn du aufwachst werde ich schon längst fort sein. Ich werde in einem Flieger ins Ausland sitzen und beruhigt sein, weil ich weiß, dass mein Baby bei dir gut aufgehoben ist. Mein Bruder hat mir immer gesagt, dass ich mich auf Fremde einlassen soll, dass man ihnen vertrauen kann. Jeder Freund war mal ein Fremder. Du kannst dir nicht vorstellen wie oft ich mir diesen Spruch anhören konnte. Doch jetzt ist er fort und alles was mir blieb waren sein Impala und eine Liste mit Dingen, die er erreichen wollte.
Den Impala überlasse ich dir, du bist jetzt für sie verantwortlich. Also lass' es mich nicht bereuen auf ihn gehört zu haben. Die Liste nehme ich mit mir und hake sie ab, einen Punkt nach dem anderen. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder, bis dahin aber lebe wohl
dein Road Trip Mädchen", stand dort. Er ging zum Kofferraum und schloss ihn auf. Er war leer.

Sie sieht zu wie die Menschen, Autos und Häuser unter ihr zu einem Ganzen verschwimmen.

Er sitzt hinter dem Steuer und lässt den Motor aufheulen. Den Zettel hält er in der freien Hand. Er dreht ihn um.
"PS: Danke für deine Hilfe bei Nummer 27"

 

Hallo andi0106,

der Anfang liest sich wie eine Beschreibung in einem Drehbuch. Das wirkt merkwürdig, recht gestelzt. Beispiel:

Das warme Sonnenlicht verleiht dem ganzen eine gewisse Ruhe.

In einem Drehbuch funktioniert das vielleicht, weil der Regisseur dadurch weiß, dass er seinen Bildern diese Ruhe irgendwie einhauchen muss. Im Rahmen dieser Kurzgeschichte ist das aber nur eine Behauptung. Den Beweis bleibst du schuldig. Ich könnte auch sagen: "Show, don't tell."

Dann kommt die Stelle, in der sich die Frau dazu bereiterklärt, den Kerl mitzunehmen. Diese Entscheidung kaufe ich ihr nicht ab, das geht zu schnell. Erst ist sie sauer, weil er ihr bei der Zuckerwatte zuvorkommt und im nächsten Moment schon sind sie "Roadbuddies". Das ist nicht glaubhaft. Da musst du mehr leisten, sodass die Entscheidung nachvollziehbar wird.

Danach weiß ich dann gar nicht mehr worum es überhaupt geht. Die beiden sind zusammen unterwegs und dann nicht mehr und dann wieder doch und dann wieder nicht. Das ganze ist recht wirr. Ich würde dir zumindest empfehlen, zwischen den Perspektivwechseln immer eine Leerzeile einzuschieben, dann wirkt das ganze schonmal etwas übersichtlicher.

Ansonsten wird hier und da mal was angedeutet. Beide wollen anonym bleiben, der Kerl geht zu irgendeinem Haus, möglicherweise dem Haus, in dem er aufgewachsen ist, und er scheint, wenn ich das richtig verstanden habe, keine allzu guten Erinnerungen daran zu haben. Dann gehen die beiden zu den Lichtern. Und anschließend überlässt sie ihm das Auto. Warum auch immer. Ich kann da nicht folgen, da bleibt mir zu vieles im Dunkeln.

Es gibt einige ungelenke Formulierungen in deinem Text, insgesamt mochte ich aber diesen ruhigen, etwas verträumten Fluss. Dabei dürftest du die beiden Figuren, ihre Motivationen und ihr Handeln aber ruhig deutlicher herausarbeiten. Damit ich als Leser eben auch folgen kann. Im Moment lese ich den Text und denke mir eher: "Na dann."

Willkommen hier und liebe Grüße
Mix

 

Hallo maria.meerhaba
erst Mal danke für deine ausführliche Kritik. Mir ist bewusst, dass meine Geschichte einige Lücken aufweist. Es sollte von einem neutralen Standpunkt aus erzählt werden, aber mir wird jetzt auch klar, dass selbst dafür zu wenige Informationen gegeben sind. Wie du selbst gesagt hast, ich bin noch am Anfang und wie es aussieht habe ich noch einiges zu lernen und zu üben.

Als ich diese Geschichte geschrieben habe war mein Grundgedanke zwei Fremde mit verschiedenen Zielen zusammen zu bringen, so dass sie sich gegenseitig helfen ihre Wünsche zu erfüllen. Je nach dem wie intensiv man den Text auseinandernimmt, lassen sich für jeden von ihnen verschiedene Wünsche finden. Die Zuckerwatte, das Auto, ein Abenteuer. Daher das Wort "Wunsch" im Titel. Die Zahl kann ich dir selbst nicht ganz erklären, sie kam mir beim Schreiben einfach in den Sinn und ich fand sie passend.

Ich werde mich sobald wie möglich nochmal an die Geschichte setzen und mir überlegen in wie weit ich sie überarbeiten kann, dass sie mehr Sinn ergibt, aber die Figuren gleichzeitig noch etwas Geheimnisvolles behalten. Ich hoffe dann können du oder auch andere sie besser verstehen und Spaß am Lesen haben.

LG
Andrea

 
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Hallo andi0106,
ein Roadmovie beschreibst Du da in Deiner Geschichte und übernimmst aus dem Genre die spontanen Wendungen, die sich eben aus einer planlosen Fahrt übers Land ergeben. Zufällige Bekanntschaften, zufällige Locations und ein Ende, das wohl einen Neuanfang bedeutet: Er im Auto, sie, wenn ich das Bild richtig deute, im Flugzeug, weshalb ihr Kofferraum leer ist. Warum lässt sie ihn da vorher nicht ran? Ein Rätsel, das offen steht. In der Einleitung sind wir also auf dem Gelände eines Freiluftkonzerts und da wacht er dann zwischen den Pappbechern auf. Ich schreibe das so dahin, um für mich ein wenig Klarheit zu schaffen und die Geschichte für mich zu ordnen. Was ich ok finde, weil eine Story ja auch in verschiedenen Ebenen ineinander verschachtelt sein darf.
Dann sind mir aber in der Verschachtelung zwei Dinge einfach zu viel: Da ist einerseits der Perspektivenwechsel, der recht unmittelbar kommt und obendrein in den Tempora hin- und herspringt, was ich mir in einer längeren Erzählung vorstellen kann, aber in der kleinteiligen Folge auf mich stockend und unelegant wirkt. Das andere sind ein paar Bilder, die mir nicht schlüssig scheinen, die mich im Fluss ausbremsen. Das beginnt schon am Anfang:
Da stolpere ich über die Haare und über die Herzen, die mir da zu herzlich erscheinen.

Haare, die mit der Bewegung des Kopfes mitfliegen. Hunderte Herzen, die im Rhythmus der Musik schlagen. Körper, die sich synchron auf einer Stelle bewegen.
Das ist dann schon ein wenig Holzhammer. So ein Sichtwechsel auf Befehl.
Szenenwechsel.
Klingt recht protokollarisch. Vielleicht eher: Man hört ...
ist zu hören
Das "so auch" ist auch so eine bewusste Überleitung, so ein sehr deutlicher Fingerzeig.
So auch an den Benzingeruch
Das ist eine schon inflationär gebrauchte Einleitung für die Rückschau.
Sie erinnert sich
Gemessen an dem Bruch, den sie vollzieht, klingt das ganz schön klein. So ein wenig raus. Oder soll ihr Mut, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben, erst im Wachsen sein? Die zweihundert Kilometer stehen aber schon mal fest. Die einfach so runterzurauschen, das ist mehr als ein bisschen raus.
Sie wollte weg. Ein bisschen raus, was anderes sehen.
Da fehlt wohl ein Komma, wie an etlichen anderen Stellen.
Zwischenzeitliche Stopps Tanken
Hier zum Beispiel auch:
Daran wie sie den Impala
Das kann man nicht ganz nachvollziehen:
jetzt kurz vorm Verzweifeln
Etwas schiefe Beschreibung:
Das Aufwachen hat er noch deutlich vor Augen.
Gerade im letzten Abschnitt geht es dann Schlag auf Schlag im Durcheinander der Erzählperspektive, aus der Erinnerung, die irgendwo stattfindet, aus der Szene heraus geschildert in der Vergangenheit und im Präsens.
Ich finde also den Grundgedanken Deiner Geschichte nicht schlecht, eigentlich sogar vielvesprechend. Da fährt eine Frau einfach ins Gelände und lässt passieren, was kommt und am Schluss verschenkt sie ihr Auto und fliegt davon. Im Grunde brauche ich die Motivation dazu gar nicht wissen. Eine intensive Atmosphäre dazu würde reichen. Weil das Sujet ohnehin surreal ist, gleichzeitig aber auch so eine Ursehnsucht anspricht, mal alles hinter sich zu lassen und Abstand von den Dingen zu bekommen. Diese Atmosphäre entsteht für mich aber in Deinem Text nicht in der Weise, dass ich mich an das Roadmovie dranhänge und sehnsuchtsvoll dem Auto hinterhergucke. Und das macht eben für mich der Wechsel der Erzählebene und die nicht immer auf den Punkt kommende Sprache. Dennoch finde ich etliche Passagen auch gelungen und den Wechsel zwischen unvollständigen und vollständigen Sätzen variantenreich eingesetzt.
Schöne Grüße
rieger

 
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Hey andi0106

Willkommen bei den Wortkriegern!

Ich wollte eigentlich schreiben, dass ich dich für talentiert halte, aber jetzt, nachdem ich in dein Profil geschaut und gesehen habe, wie alt du bist, muss ich noch ein „sehr“ hinzufügen.

Das ist natürlich auf der Basis eines relativ kurzen Textes schwierig zu beurteilen. Aber lass mich dir sagen, was du meiner Meinung nach nicht nur richtig, sondern sehr gut machst:
Erstens hast du einen Blick für Details. Grüne Kaugummis, Benzingeruch, Kratzer auf der Handfläche. Das ist alles sehr konkret und spricht die Sinne an. Wirklich gut.
Zweitens versuchst du mit deinem Text eine Stimmung zu entfalten, ohne dass du abstrakte Begriffe wie „Sehnsucht“, „Freiheit“ etc. benutzt. Du bist dabei auch zurückhaltend mit Erklärungen und das finde ich sehr gut. Überzeugend fand ich hier zum Beispiel die Stelle, wo er vor dem Haus steht und nicht hinein will / kann. Du erklärst das nicht, aber man spürt das sehr gut. Wahrscheinlich ist es das Elternhaus. Also diese Themen: Heimat, Fernweh, Sehnsucht, die sprichst du eben nicht aus, sondern versuchst sie durch die Geschichte zu transportieren.

Das ist hier in diesem Text bisher noch nicht ganz gelungen, das war auch mir z.T. etwas zu wenig, auch zu sprunghaft in den Perspektivenwechslen. Ich habe zwar eine Ahnung von den beiden Figuren bekommen, habe sie letztlich aber zu wenig gespürt. Ich glaube, dafür ist der Text insgesamt zu kurz.

Ich werde mich sobald wie möglich nochmal an die Geschichte setzen und mir überlegen in wie weit ich sie überarbeiten kann, dass sie mehr Sinn ergibt, aber die Figuren gleichzeitig noch etwas Geheimnisvolles behalten.

Finde ich einen guten Plan. Dabei solltest du meiner Meinung nach nicht zu erklären beginnen, sondern versuchen, den Figuren etwas mehr Background zu geben, etwas mehr zu erzählen, vielleicht auch mehr Interaktion zwischen den beiden. Das ist nicht einfach, aber es könnte sich lohnen.
Wenn du den Umfang der Geschichte, sagen wir mal, verdoppelst, dann funktionieren vielleicht auch die Perspektivenwechsel.
Und an dieser Stelle noch ein Lesetipp: Ich habe gerade gestern Judit Hermanns „Sommerhaus, später“ fertig gelesen und als ich jetzt deine Geschichte gelesen habe, sind mir einige Ähnlichkeiten aufgefallen. Auch bei ihr wird sehr wenig ausgesprochen, die Figuren sind meist etwas rätselhaft, man weiss nicht so recht, weshalb genau sie tun, was sie tun, aber dennoch fühlt man sich nach der Lektüre ganz anders und bereichert.

Ansonsten schliesse ich mich rieger an, der vieles sehr treffend auf den Punkt gebracht hat.

Sprachlich kommt dein Text jetzt schon gut daher, ich denke mit Übung (und viel Lektüre) wirst du bald einmal auf hohem Niveau schreiben können. Hier noch ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

. Das warme Sonnenlicht verleiht dem ganzen eine gewisse Ruhe.

Dem Ganzen

Vereinzelt sitzen Vögel auf der plattgetretenen Wiese. Picken auf den Boden, suchen nach fallengelassenen Krümmeln.

Krümeln

"Hey, das ist meine! Ich brauche die", meinte sie empört und sah den Typen vor ihr wütend an.

Das „empört“ kannst du streichen, das ergibt sich aus dem Dialog. Ganz allgemein gilt: Gute Dialoge brauchen solche Bestimmungen (empört, erschrocken, wütend, etc.) nicht.
Das „vor ihr“ kannst du auch weglassen, man weiss ja, dass der Typ vor / neben ihr stehen muss.

Sie setzte schon zu einem Vortrag an, aber da sprach er auch schon weiter: "Ist das dein schwarzer Impala da draußen?"

Das klingt nicht sehr authentisch. „Ist das dein Auto da draussen“ oder vielleicht „Ist das dein Impala draussen.“ Dass der Wagen schwarz ist, kannst du an anderer Stelle einfliessen lassen.

"200 Kilometer Richtung Osten."

Das klingt auch etwas seltsam. Ich würde entweder die Stadt nennen oder einfach „Richtung Osten“ schreiben.

Er erinnert sich wie ihn seine Füße durch die bekannten und doch fremden Straßen führten. Es langsam dunkel wurde bis er schließlich an seinem Ziel ankam.

Komma vor „wie“. Und im zweiten Satz stimmt was nicht, den musst du umstellen und ein Komma vor "bis" setzen.

Lautlos ist er über den Zaun geklettert. Das Tor hatte schon immer gequietscht. Er wollte nicht unnötig Aufmerksamkeit erregen. Wollte nur sichergehen, ob er mit seiner Vermutung recht hatte. Und als er durch das Fenster an der linken Seite des Hauses sah, bestätigte sich sein Verdacht. Da konnte er nicht rein. Nie wieder.

Stark!


Den hat er bekommen als er auf der Rückseite des Hauses das Grundstück wieder über den Zaun verlassen hat.

Komma vor „als“.

. Mit Haselnusssyrup.

Sirup

Ich wünsche dir viel Spass beim Überarbeiten und beim Weiterschreiben.
Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hej andi0106,

ich habe deine frische Geschichte sehr gelesen. Ich war ja auch gleich mittendrin im Geschehen und dafür hast du nur knappe Sätze benötigt und Atmosphäre transportiert.
Schade nur, dass du den Szenewechsel ankündigst, anstatt mich mitzunehmen.

Ich mag die Melancholie des Rückblicks, der Erinnerungen. Der Ablauf ist für mich eher nebensächlich und ich merke, dass ich gar nicht sonderlich am Inhalt interessiert bin. Ich fahre einfach mit den beiden mit, auf dem Rücksitz und höre ihnen zu, wenn sie sich unterhalten.

Eine bizarre Situation, aber so what, ich hatte meine Freude an deinem Stil und freue mich, dass du hier bist.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hi andi0106,

Das Geheimnisvolle deiner beiden Figuren hat mich nicht gestört, wohl aber das Hin- und Herspringen zwischen den Erzählperspektiven. Ich bin wie Mix etwas verloren gegangen (by the way, du könntest noch auf seinen Kommentar antworten).

Beim Titel musste ich zuerst an eine Liste denken, eine Art Wunschzettel. Jemand schreibt all die Dinge auf, die er irgendwann mal tun will, und an siebenundzwanzigster Stelle steht dann eben: Zuckerwatte und mit Fremden 200 km nach Osten fahren.

Auch der von Peeperkorn bereits erwähnte Detailreichtum ist mir positiv aufgefallen, hauptsächlich bei der Wahl des doch nicht nebensächlichen Fahrzeugs. Ich habe selbst erst vor einem Monat nach dem Tier »Impala« gegoogelt, hauptsächlich wegen einer zeitgenössischen Popband, und bin beim »Chevrolet Impala« gelandet. Jetzt habe ich deine Geschichte gelesen und mir gedacht: Aha, ein Chevy ... es spielt in Nordamerika. Sofort hatte ich tausend Bilder im Kopf, die ich vorher nicht hatte. Wollte das mal als ein (für mich) gelungenes Beispiel von »show, don't tell aufführen«.

Freu mich auf weitere Geschichten von dir und viel Erfolg im Abi ;)
imperfektionist

 
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Guten Abend @Mix
zuerst muss ich mich bei dir entschuldigen. Ich bin leider des Öfteren etwas vergesslich und habe so auch vergessen dir auf deine Kritik zu antworten. Zum Glück hat mich @imperfektionist eben daran erinnert.
Zu deiner Kritik: ich habe bei meiner Überarbeitung der Geschichte den Anfang leicht verändert, damit es diesen Drehbuchcharakter zumindest zu Teilen verliert. Auch die Stelle, wo sich die beiden kennenlernen, habe ich durch einen Dialog und einen besseren Einblick in ihr Inneres verlängert, so dass ihre Entscheidung ihn mitzunehmen nun hoffentlich klarer wird. Deinen Vorschlag zwischen den Perspektivwechseln Leerzeilen zu lassen fand ich sehr gut und habe ihn auch gleich aufgenommen.
Ich werde den Text hier voraussichtlich noch heute überarbeiten und hoffe, dass du dann einen Zugang zu meiner Geschichte finden kannst.

LG
Andrea

Hallo @rieger
soweit ich das sehe hast du den Ablauf richtig verstanden, was mich sehr freut, da meine Geschichte, wie du selbst sagst, teils sehr verstrickt ist. Die Sache mit dem "Szenenwechsel" habe ich in der neuen Version verändert, da es mir beim erneuten Durchlesen selbst nicht mehr wirklich gefallen hat. Auch die anderen Punkte, die du ansprichst, habe ich mir zu Herzen genommen und soweit verbessert wie ich es konnte, ohne der Geschichte das zu nehmen, was sie zu meiner Geschichte macht. Kommata sind bei mir ein ganz verzwicktes Thema, da ich früher in Klausuren immer zu viele setzte und nun sind es zu wenige. Aber keine Sorge, ich arbeite daran. Der schnelle Wechsel am Ende soll darauf hindeuten, dass die Handlung sich zuspitzt und ihr Ende findet, was mir vielleicht nicht ganz gelungen ist, ich aber dennoch beibehalten wollte. Ich hoffe, dass die Wirkung der Geschichte nun stärker ist.

LG
Andrea

Hallo @Peeperkorn
danke für deine netten Worte. Ich hoffe, dass du bei deiner Meinung bleibst, wenn du noch weitere Texte von mir liest. Deine Idee den Figuren mehr Hintergrund zu geben, auch durch Dialoge, habe ich bereits für mich bestmöglich umgesetzt, bevor ich deine Kritik gelesen habe.
Die vorgeschlagene Geschichte werde ich mir gleich ansehen und auf meinen tolino herunterladen.
Mit der Übung und der passenden Lektüre gebe ich dir recht. Zwar schreibe ich nun seit etwa drei Jahren, habe aber nie wirklich Kritik bekommen, mit der man etwas anfangen konnte. Da ich vorhabe ab nächstem Jahr Germanistik zu studieren, habe ich auch den Plan mich nach dem Abi komplexeren und anspruchsvolleren Texten zu widmen als den typischen Jugendbüchern.

LG
Andrea

 
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Hey @Kanji
es ist schön, dass dir meine Geschichte gefallen hat und freue mich vielleicht auch zu anderen Texten, die ich noch erstellen werde, deine Meinung zu hören.
Die Situation ist bizarr, aber wenn du mich fragst, sind es doch die ungewöhnlichen Situationen, die das Leben ausmachen.

LG
Andrea

Hallo @imperfektionist
es ist lustig, dass du an eine Liste gedacht hast, da ich genau so etwas bei meiner Überarbeitung hinzugefügt habe. Was jedoch an der 27. Stelle steht, bleibt jedem Leser selbst überlassen. Es könnte mit allem in der Geschichte zu tun haben oder nur mit einer einzigen.
Ich habe seit jeher die Angewohnheit meine Texte egal welcher Art so kurz wie möglich zu halten, weshalb man bei ihnen als Leser selbst viel mitdenken muss und sie nicht einfach so nebenbei lesen sollte. Deshalb freut es mich sehr, dass du durch das Auto gleich auf Nordamerika gekommen bist.
Ich hoffe dich auch bei weiteren Geschichten als Leser zu behalten.

LG
Andrea

 

hallo Andrea,

herzlich willkommen hier, bei den Wortkriegern!

Deinen Titel fand ich auf Anhieb spannend und las darauf deine Geschichte. Jetzt, nach einiger Zeit, habe ich die Geschichte zum dritten Mal durchgelesen, deine Korrekturversuche, die Kommentare und deine Antworten beachtet, bin aber genau so ratlos, wie vorher.

Es handelt sich bei dieser Geschichte um zwei gleichwertige Protagonisten. Die Erzählerinstanz (allgegenwärtig, mit der Introspektion in die innere Welt der Protagonisten, allwissend, nicht Teilnehmer der Handlung) konnte sich für keinen der beiden Helden entscheiden, weder stilistisch noch sprachlich. Sie berichtet über sie als wären sie identisch. War das so gewollt? Wenn ja, was wolltest Du damit bezwecken?

Beide Helden sind noch jung, chaotisch/unberechenbar und ziemlich geheimnisvoll. Das ist gut! Dies wird gestärkt durch diese merkwürdige Art der Kommunikation zwischen den beiden und der Aussenwelt, die wie ein roter Faden sich durch die ganze Geschichte zieht (die beiden als Autisten kennzeichnet: Sie sind leicht reizbar, haben eine reiche Innenwelt mit Schwäche für kleine Details, beide Außenseiter, können und wollen keine Konversation betreiben oder, besser gesagt, betreiben sie auf einer non-verbalen Ebene. Die Situation, als er seine Pflegefamilie nach langer Zeit wiedersieht und alle in einer "guter" Stimmung aus seinem Versteck beobachtet, seine "richtigen" Schlüsse zieht - ungewollt, geduldet, ungeliebt zu sein - und wieder abhaut. So ein typischer Autist. Oder ein Erwachsene mitten in einer verspäteten Pubertät? Unfähig seine Gefühle auszudrücken, jemand, der es einer weiteren Person aufträgt, dies zu tun, dem Erzähler?). War das so gewollt?

Für mich ist die Geschichte nicht so ganz stimmig. Höchstwahrscheinlich habe ich sie einfach nicht verstanden. Jetzt schaue ich mir den Titel noch einmal an und frage, was um Gottes Willen wollte uns der Erzähler damit sagen? Die unverarbeiteten kritischen Lebensereignisse, vor denen man fliehen muss, und so in eine Liste mit Wünschen umwandelt, die man anschließend abhackt, auf der Suche nach Freiheit? Die Vorzüge der non-verbalen Kommunikation?

Man könnte hier eine ausführlichere einzelne Analyse von den beiden Protagonisten durchführen und den Aufprall von diesen zwei unterschiedlichen Lebens aufeinander mit vollem Genuss analysieren. Der Titel, der meistens den Ton für die Musik bestimmt, bringt mich aber keinen Millimeter weiter zur Lösung dieses interessanten "Konfliktes", bleibt für mich ein Geheimnis, das Du hoffentlich bald lüften wirst.

Viele Grüße
Herr Schuster

 

andi0106 schrieb:
Guten Abend @Mix
zuerst muss ich mich bei dir entschuldigen. Ich bin leider des Öfteren etwas vergesslich und habe so auch vergessen dir auf deine Kritik zu antworten. Zum Glück hat mich @imperfektionist eben daran erinnert.

Halb so wild, kein Stress.

Deine Überarbeitung finde ich so semigelungen. Der Anfang liest sich für mich immer noch wie ein Auszug aus einem Drehbuch. Diese kurzen Stichworte, die find ich nicht schön. Und dann fängt dein Text auch noch direkt damit an. Das ist kein guter Einstieg, da ist nichts, das mich packt, nichts, das mich neugierig macht.

Der Dialog zwischen den beiden Protagonisten mit der Zuckerwatte ist jetzt länger, ja, und auch etwas besser, würde ich meinen. Allerdings fand ich es etwas merkwürdig, dass sie ihm erst sagt, er könne ja ein Mörder oder sowas sein und ihn dann doch mitnimmt. Wenn der Satz mit dem Mördertum ein Witz sein soll, wird mir das nicht deutlich genug.

Die eingefügten Leerzeilen zwischen den Perspektivwechseln machen den Text auf jeden Fall übersichtlicher, ich konnte besser folgen. Dass du die beiden Figuren etwas ausgebaut hast, speziell das Mädel, tut dem Text auch gut. Ich habe das Gefühl, so langsam kristallisiert sich ein Sinn heraus. So richtig benennen kann ich ihn allerdings nicht. Ich hab das Gefühl, da müsstest du noch etwas Präzisierarbeit leisten, zumindest auf der sprachlichen Ebene und beim Jonglieren mit den verschiedenen Zeitebenen. Soll nicht heißen, dass du mir alles auf dem Silbertablett servieren musst, aber sprachlich könnte es schon noch etwas präziser sein, auf der Ebene find ich den Text nach wie vor recht wirr. Ich würde sagen, in dem Text geht es um Sehnsucht, das Mädel trauert ihrem Bruder nach und ackert seine Liste ab, der Kerl sehnt sich nach einem früheren Zuhause. Passt auch zum Gefühl, das der Text an sich vermittelt. Und dann wäre die Geschichte eben ein Auszug aus dem Leben der beiden, eine kurze Etappe, in der sie sich kennen lernen, eine Weile zusammen reisen und sich ihre Wege schließlich wieder trennen. Das find ich im Grunde recht ansprechend, aber wie gesagt: Vielleicht solltest du noch etwas an den sprachlichen Aspekten arbeiten, speziell im Zusammenhang mit den zeitlichen Ebenen. Da ist mir oft nicht klar, wann dieses oder jenes gerade stattfindet.

Grüße
Mix

 
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Hallo @Herr Schuster
dass die beiden Figuren gleichwertig betrachtet werden ist Absicht. Ich wollte keinen von beiden bevorzugen, da jeder die gleiche Chance haben sollte seine Geschichte zu erzählen. Ich weiß, dass normalerweise der Fokus lediglich auf einer Person - oder bei längeren Erzählungen wie Romanen auch mehrere Personen - liegt. Jedoch finde ich, dass jede Figur beachtet werden sollte und nicht nur eine, während alle übrigen keine eigene Bedeutung bekommen. Deshalb wollte ich das in einer Geschichte mal ausprobieren und sehen wie es funktioniert.
Ich würde die beiden nicht unbedingt als Autisten bezeichnen. Die Reaktion als er seine leiblichen Eltern nach Jahren wieder sieht, mag auf den ersten Blick überzogen wirken, ist aber denke ich auch nachvollziehbar. Er wollte zu ihnen zurückkehren, weil er dachte, dass sie ihn vermissten und nur weggegeben haben, weil sie es sich finanziell nicht leisten konnten ihn zu behalten. Dann ist er zurück und sieht, dass sie ihn nicht wollten. Bei diesem Anblick endgültig will er endgültig keinen Kontakt mehr und kann nun endlich, auch wenn das Ende schmerzhaft ist, damit abschließen.

Der Titel der Geschichte bezieht sich auf die gesamte oder nur Teile der Handlung. Das ist ganz dem Leser und seiner Interpretation überlassen. Der einzige Grund, aus dem diese Geschichte überhaupt zustande kommen konnte, ist die Liste des verstorbenen Bruders. Die junge Frau möchte die letzten Wünsche ihres Bruders erfüllen, um so ihre Trauer verarbeiten zu können und sich anschließend ein eigenes Leben fernab ihrer Heimat aufzubauen.
Auf ihrer Reise trifft sie diesen Mann, der Teil der Liste sein könnte oder auch nicht. Sie entschließt sich mit ihm gemeinsam weiterzureisen und sie lernen sich kennen, ohne über die Dinge reden, die man beispielsweise in einen Lebenslauf schreibt. Wenn sie sich auf der Fahrt unterhalten - wobei die Dialoge nicht dargestellt sind - reden sie darüber was sie denken, über scheinbar unnötige Sachen, nicht wo sie herkommen oder ihren Beruf.

Ich hoffe das hilft dir weiter.

LG
Andrea

Hallo @Mix
Ich habe die Geschichte zwar überarbeitet, aber ich wollte sie nicht vollständig erneuern. Mir ist klar, dass es noch Punkte gibt, mit denen du oder auch andere noch nicht ganz zufrieden sind, aber wenn ich sie zu stark verändern würde, würde es sich nicht mehr nach meiner Geschichte anfühlen. Ich hoffe du verstehst was ich damit meine.

Die Sache mit dem Mörder war zwar kein Witz, aber auch nicht ganz ernst gemeint. Es war eher eine Art Feststellung und ein Versuch seinem Drängen auszuweichen und nach einer Möglichkeit zu suchen doch noch an die Zuckerwatte zu kommen, ohne ihn mitnehmen zu müssen.

Bei der Zeit ist es so, dass die gesamte Reise, bis zu dem Punkt an dem er am Auto den Brief und den Zettel findet, in der Vergangenheit stattfindet. Dabei handelt es sich quasi um Rückblicke der beiden, er in seinem neuen Wagen sitzend, sie im Flugzeug.
Wie du selbst sagst, geht es in der Geschichte um die Sehnsucht, die jeder von uns auf die ein oder andere Weise empfindet. Und natürlich darum was für einen großen Effekt auch Menschen auf uns haben können, die so schnell wieder aus unserem Leben verschwunden sind wie sie auftauchten.

LG
Andrea

 

Hallo Schreiberling98
wie du in anderen Antworten von mir nachlesen kannst, habe ich diese Geschichte bereits überarbeitet und habe nicht vor sie noch mehr zu verändern, da es mir irgendwie missfällt zu stark vom Original abzuweichen.

Den eigentlichen Sinn in der Geschichte hatte ich vorher nicht wortwörtlich gegeben in Form von diesem Brief. Ich hatte es außen vor gelassen und um ehrlich zu sein, gefiel es mir vorher auch besser. Nur hat anderen Lesern eine Begründung gefehlt wieso die Frau ihn mitnimmt und mir fiel keine bessere Möglichkeit ein dies rüberzubringen.

LG
Andrea

 
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Hallo Andrea

Ich nochmal.

Zunächst habe ich eine technische Bitte: Könntest du deine Antworten, wenn sie zeitnah erfolgen, jeweils in einen Post legen? Anonsten wird der Thread unnötig aufgebläht. Merci!

wie du in anderen Antworten von mir nachlesen kannst, habe ich diese Geschichte bereits überarbeitet und habe nicht vor sie noch mehr zu verändern, da es mir irgendwie missfällt zu stark vom Original abzuweichen.

Das ist völlig legitim.

wie du in anderen Antworten von mir nachlesen kannst, habe ich diese Geschichte bereits überarbeitet und habe nicht vor sie noch mehr zu verändern, da es mir irgendwie missfällt zu stark vom Original abzuweichen.

Ich verstehe was du meinst. Aber was, wenn du die erste Fassung nicht als Original bezeichnen würdest, sondern als Entwurf? Und die letzte und beste Fassung als Original? Ich habe mir überlegt, weshalb du das so formulierst und glaube, im Folgenden eine Antwort gefunden zu haben:

Ich hatte es außen vor gelassen und um ehrlich zu sein, gefiel es mir vorher auch besser. Nur hat anderen Lesern eine Begründung gefehlt wieso die Frau ihn mitnimmt und mir fiel keine bessere Möglichkeit ein dies rüberzubringen.

Hier liegt der Hund begraben. Ändere nie deinen Text, wenn du nicht selbst davon überzeugt bist. Selbst wenn du die allererfolgreichste Schriftstellerin werden solltest, wird es nie einen Text von dir geben, der alle Kritiker zufrieden stellt.

Ich hatte es außen vor gelassen und um ehrlich zu sein, gefiel es mir vorher auch besser. Nur hat anderen Lesern eine Begründung gefehlt wieso die Frau ihn mitnimmt und mir fiel keine bessere Möglichkeit ein dies rüberzubringen.

Das ist der Grund, weshalb ich dir in meinem ersten Kommentar geraten habe, den Figuren mehr Background zu geben und nicht auf Erklärungen zurückzugreifen, um die Veständlichkeit zu erhöhen.

Nehmen wir an, ich schreibe eine Geschichte, in der ein Junge zum Kühlschrank rennt und einen Liter Milch trinkt. Ein Leser beklagt sich, dass ihm das nicht verständlich ist. Variante A: Ich lasse den Jungen zu seiner Mutter sagen: "Ich habe wahnsinnigen Durst." Variante B: Ich erzähle, wie der Junge zuvor zwei Stunden lang in der Sommerhitze Fussball gespielt hat (Background). B ist meiner Meinung nach (fast) immer die bessere Lösung. Das ist jetzt natürlich ein simples Beispiel und nicht ganz so einfach auf deinen Text zu übertragen, aber ich hoffe, damit meinen Punkt klar gemacht zu haben.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

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