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Wunderbar salzig
Die goldene Raute stand einfach so am Himmel.
Eigentlich, dachte Reprahm Trook, war sie eher honiggelb, mit einer Nuance von hellem Karminrot.
Bevor er weiter über die Farben kilometerlanger, am Himmel stehender Rauten nachdenken konnte, starb Rephram, weil sein Abfangjäger gegen das Objekt krachte.
Es war wirklich honiggelb. Und 165,765 Kilometer lang.
„Wir haben einen Jäger verloren! Nur noch drei Kontakte!“
Der Operator, brüllte seine Erkenntnis gurgelnd in sein Headset, während er seinen schwebenden Drehstuhl herumwirbelte. Niemand reagierte.
Denn der Raum in dem der Luftwaffenbeauftragte saß, war leer. Und dunkel. Und voller Müll.
Flackernd ging die Halogenleuchte über dem Kopf des Mannes an.
Er hieß Lacosius Suhl und war jetzt überaus hysterisch. Sein Atmen ging stoßweise, als sein fetter Vorgesetzter Blerostivon Dahl sich in den kleinen Raum zwängte.
„Was ist den los?“
Blerostivon war in einen grauen Anzug gekleidet und nuckelte genervt an einer braunen Zigarette, die feucht in seinem Mundwinkel hing. Und seinen ohnehin schon schrecklichen Gestank noch verstärkte.
„Sir, X3342d, mit Kornett Reprahm Trook ist im Sektor 33b vom Schirm verschwunden, Sir.“
Schweiß lief dem Operator über die hohe Stirn und seine eingefallenen Wangen.
„Mitten über der Stadt?“, Blerostivon zog ungläubig die Augenbrauen hoch.
„Verarschen sie mich auch nicht, Suhl?“
„Sir nein, Sir!“, hechelte Lacosius.
„Hm“, machte Blerostivon und schlug kräftig auf die viereckige Konsole, die die Flugdaten übermittelte.
Ein helles Zirpen war in Lacosius Kopfhörern zu hören, ein Knacken. Dann wieder Stille.
„Rufen sie jetzt die Jäger, Mann!“ Angespannt, schaute Blerostivon an die Wand.
„An alle Jäger der X33 Gruppe! An alle Jäger der X33Gruppe! Melden sie sich und geben sie ihre Position an! Hier spricht…“
Noch bevor Lacosius weiter sprechen konnte, schepperten die Stimmen der Piloten blechern aus dem Hörer.
„X3342a noch online Kurs west 34´2. X3342b online. Kurs West 36´3. X3342c online. Kurs West 34´4.“
Dann war es still. Auffällig still.
„X3342d. Erstatten sie Meldung!“ Lacosius krächzte auffallend.
Nichts war zu hören. Ein leises Zirpen. Der Operator, meinte ein unglaublich leises Wispern vernehmen zu können, doch, bevor er sich genauer darauf konzentrieren konnte, hatte Blerostivon ihn schon an der Schulter gepackt und durch die Tür gezerrt.
Der Flur war unglaublich lang und von einem fahlen Grau. Putz bröckelte dort von den Wänden, wo in regelmäßigen Abständen funzelige Lampen verankert waren. Blerostivon, scheuchte den verängstigten Operator über den menschenleeren Gang und ließ ihn die dunkle Holztür seines Büros öffnen.
Der Raum war quadratisch und die Wände in einem ekelhaften Gelbton gestrichen. Durch ein staubiges Fenster, konnte man aus dem 42 Stockwerk herab auf die Stadt und den Platz der Republik sehen.
Nachdem Blerostivon in dem abgewetzten Ledersessel hinter seinem mit Akten überfüllten Schreibtisch Platz genommen hatte, drückte er erst genüsslich seien Zigarre im schon längst überquellenden Aschenbecher aus. Dann setzte der aufgedunsene Mann eine goldgerahmte Lesebrille auf und zog ein metallenes Döschen aus der Innentasche seines Jacketts. Er nahm eine neue Zigarre heraus und steckte sie sich an.
Eine stinkende Qualmwolke, wehte dem zitternden Operator ins Gesicht.
„Sir, was, was werden wir als nächstes unternehmen?“
„Hmmmm…“ machte Blerostivon nur und nahm eine braune Mappe, die auf einem der gewaltigen Stapel auf seinem Schreibtisch lag.
“Abhandlung über die Kastarraa-Region“, hatte Blerostivon´s Sekretärin in Druckschrift , sorgfältig auf die Rückseite geschrieben.
Der Bericht war sechs Jahre alt.
„Aähm…Sir?!“
Lacosius wusste nicht, was er sagen sollte. Eben hatten sie im geschützten Luftraum einen Jäger im Wert von 2,5 Millionen Waar verloren. Und einen guten Piloten. Und Blerostivon schein das nicht zu kümmern.
„Sir, wir haben eben im geschützten Luftraum einen Jäger im Wert von…“
„2,5 Millionen Waar verloren?!“ Blerostivon schaute ihn angriffslustig an: „ Und einen guten Piloten?! Ist es das was sie sagen wollten? Nun ja, ich weiß das. Und ich weiß sogar warum das geschehen ist.
Machen sie mal den Fernseher an.“
Lacosius schaute seinen Vorgesetzten ungläubig und zugleich entsetzt an.
„Na machen sie schon!“, blaffte der dicke Mann und deutete auf den kleinen Apparat, der an der Wand hing.
Lacosius stand langsam auf, und schritt drauf zu. Drückte einen Knopf an dem anthrazitfarbenen Würfel.
ZAPP.
„…Thomas´ Erdnüsse. Wunderbar salzig: Mit ungesättigten Fettsäuren und 8 Vitaminen…“
Grinsend schaute ein braungebrannter Bauer in die Kamera und hielt den Daumen hoch.
Dann verschwand das Bild
Das Gesicht eines glatzköpfigen Mannes war zu sehen. Nach einigen Verzerrungen, ertönte, eine durch die schlechte Qualität der Lautsprecher misstönende Stimme:
„Hallo, Bewohner des Planeten Erde.
Hier spricht Arnold Traving, Gesandter der Menschheit. Der wahren Menschheit.“
Der Mann lächelte und enthüllte eine Reihe perfekter, blitzend weißer Zähne.
„Heute, bin ich, zusammen mit Mike Donough an ein Etappenziel meiner langen Reise gekommen.
Der zweiten Erde.
Wir verlangen von allen Machthabern und allen freien Menschen vollkommene Kooperation.
Wer gegen diese Anweisung handelt, wird hart bestraft werden.“
Noch bevor das Bild erlosch, brüllte Lacosius auf.
Eine gewaltige Raute, war am Himmel erscheinen, rückte immer näher und schwebte dann gewaltig und unverrückbar über der Stadt.
„Wir sollten jetzt gehen…“
Blerostivon stand auf und deutete dem vollkommen verstörten Lacosius, aufzustehen.
Plötzlich griff dem erschrockenen Mann, der keine Zeit hatte sich zu wehren, unter die Schultern, riss ihn mit einem Schrei hoch über den Schriebtisch und stieß ihn durch das Fenster.
Dann sprang er durch die gezackten Glassplitter hinterher.
Harry Smith schaute auf sein eigenes Gesicht, das sich verzerrt in dem Bierhumpen vor ihm spiegelte.
Er hatte einen Kater.
Und fragte sich warum er nur mit einem Pyjama bekleidet in einem Pub irgendwo in der Innenstadt saß.
Und er konnte eine Gestalt vor sich erkennen.
Irgendwie sah sie so ähnlich aus, wie sein bester Freund Julius Hammer.
Er sprach auch genauso. Aufgedreht, mit ziemlich hoher Stimme. Harry verstand nur nicht, wovon er redete.
Als der rothaarige Mann, dann mit den Worten: „Hey, fang!“ etwas über den Tisch schleuderte, zuckte Harry geschockt zurück, und das schwarze runde etwas, klatschte ins seinen Becher.
Lauwarmes Bier spritzte ihm ins Gesicht.
Da, fiel Harry ein, dass sein Freund letzte Woche bei einem Autounfall gestorben war.
Dummerweise verschwand, genau in diesem Moment der Erleuchtung, der ganze Pub und wurde mit einem Geräusch, das ein bisschen an das Kratzten von Glasscherben auf Knochen erinnerte, zu einer pixeleigen Wolke zusammengedrückt.
Und Harry lag 500 Kilometer entfernt in einem honiggelben Raum.
Ephraim Dury, ging fröhlich pfeifend über den langen Flur, und schaute den Menschen nach, die eben an ihm vorbeigehuscht waren. Dunkle lange Locken, fielen auf seine Schulter, und rahmten sein kantiges, gebräuntes Gesicht mit einem sorgsam gestutzten Kinnbart ein.
Ein dicker roter Teppich auf dem Boden, dämpfte seine Schritte.
Eprahim schaute auf seine akkurat gebürsteten schwarzen Schuhe. Sie glänzten.
Das fand Eprahim schön. Er schaute auf seien Uhr. Sie war exakt gestellt. Eprahim betrachtete eingehend den Sekundenzeiger.
Seine Hand klopfte in einem bestimmten Rhythmus. Er beobachtete den Zeiger. Es war so weit.
Er pfiff eine schnelle, lustige Melodie, als er lächelnd seine Hand in die sich schließende Tür des Aufzugs hielt.
Und glitt in die Kabine, die von einer flackernden Deckenlampe erhellt, in die Tiefe glitt.
Neben Eprahim, standen zwei Personen in der Kabine.
Ein Mann und eine Frau. Sie kannten sich nicht, schauten Eprahim nicht an und stierten auf die leuchtenden Ziffern, die die Stockwerke anzeigten.
34.
KLICK.
Die Tür glitt auf. Der Mann, in dessen Hand eine graue Aktentasche lag, trat einen Schritt vor und wollte aus der Kabine steigen
Eprahims Faust traf ihn hart am Kopf.
Er gab einen verdutzten Laut von sich, als sein Kiefer knackte.
Die Aktentasche fiel aus seiner Hand, Papiere flogen durch die Luft.
Die Menschen im Flur, drehten sich zur Kabine um.
Die Frau schrie.
Ein zweiter Schwinger, traf den Mann im Bauch.
Er brach zusammen und klatschte auf den Flurboden.
Abbrechende Zähne knirschten.
Geschockt, schauten einige Menschen, stumm auf den am Boden liegenden Mann.
Die Frau schrie noch immer, als Eprahim sie auf den Flur schleuderte, wo sie liegen blieb.
Eprahim drückte wie wild auf die taste für den 42 Stock.
Irgendjemand rief irgendetwas. Und lief auf ihn zu.
Ziemlich schnell.
Da schloss sich die Tür.
Eprahim strich sich über die Stirn und massierte seine Schläfen.
Bei der Aufregung, hätte er sich fast verzählt.
Er schaute auf die Uhr. Wartete kurz. Dann war der Zeiger an der richtigen Stelle.
Und er sprang nach oben, sich an der Abdeckung der funzelige Deckenlampe festhaltend.
Sie knackte bedenklich, gab glücklicherweise aber nicht nach, als Eprahim, die Klappe an der Oberseite des Aufzugs aufstieß.
Noch halb in der Kabine hängend, trat er den gläsernen Deckel des Nothalteknopfes ein.
Die Kabine ruckte und Eprahims schürfte sich die Ellbogen auf.
Eine Klingel ertönte. Schrill. Rasselnd. Lang gezogen.
Dann brach das Gebäude zusammen.
Eprahim war in den honiggelben Raum über sich gesprungen.
Lacosius Suhl wachte auf. Es war dunkel. Und ziemlich warm.
Er lag mit dem Gesicht nach unten auf einem weichen Boden.
Stöhnend drehte er sich um. Es war immer noch dunkel. Seine Hände kribbelten seltsam.
Sie fühlten sich etwa so an wie zwei aufgedunsene Gummischwämme.
„Wwwwrrrgh.“ Stöhnte Lacosius verwirrt und anklagend in die Dunkelheit.
„Hoho. Sie sind also auch aufgewacht, Schwächling?“
Das Fahle Licht eines PDA´s erhellte Blerostivon´s aufgeschwemmtes, grinsendes Gesicht.
„Aber keine Sorge, die anderen Penner hier, haben den Transit sogar noch schlechter verkraftet als sie. Haha!“
„Ich nicht!“, reif irgendjemand aus der Dunkelheit.
Lacosius zuckte zusammen. Sie waren nicht allein.
„Natürlich sind wir nicht allein!“ Blerostivon lachte scheppernd.
Ein Mann, trat aus der Dunkelheit, in das Licht des PDA´s.
„Hallo. Sie wissen ja alle, warum ich hier bin, oder?“
Ephraim Dury lächelte schon fast verlegen.
„Der Penner, hier nicht, der weiß noch nicht mal warum er selbst hier ist.“
Schon wieder lachte Blerostivon belegt.
„Dass weiß ich auch nicht, verdammt Scheiße!“ eine heisere Stimmt tönte aus der Dunkelheit.
Da ging das Licht an.
Harry Smith wälzte sich verkatert und wimmernd wieder auf den gelben Boden.
Das tat auch Lacosius, der nicht mehr wusste, was er tun sollte.
Eben war er von seinem Vorgesetzten aus etwa 200 Metern Höhe auf die Straße geworfen worden….und jetzt.
Das war mehr als seltsam…richtig krank.
Diese Ansprache im Fernsehen. Der glatzköpfige Mann. Das verschwundene Flugzeug.
Irgendwie, war da irgendwo ein Zusammenhang.
Aber er wollte nicht darüber nachdenken.
Dann stand der glatzköpfige Mann plötzlich neben ihm.
„Na, Lacosius?!“ sagte er. Und lächelte.
Wieder, konnte Lacosius nur ein wirres „Wwwwrrrgh.“ Ausstoßen.
Er fühlte sich, als hätte er sich total betrunken.
„Das kommt vom Transit.“ Wieder schein Blerostivon seien Gedanken gelesen zu haben.
„Nimm ein paar Nüsse.“ sagte der glatzköpfige Mann. „Du hast Mineralien verloren.“
Er lächelte bescheuert und hielt Lacosius ein Hand voll gesalzener Erdnüsse unter die Nase.
„Wunderbar salzig: Mit ungesättigten Fettsäuren und 8 Vitaminen.“
Er reckte seine ausgestreckten Daumen hoch.
Das war zu viel.
Lacosius bekam einen Herzinfarkt und starb.