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- Anmerkungen zum Text
Ich baue das eventuell in eine Geschichte ein. Ich glaub für eine vollwertige eigene Geschichte wirft es noch zu viele Fragen auf. Mal schauen.
Wunden
Ich saß auf dem Klettergerüst der Grundschule. Um mich herum wurde gefeiert, doch viele waren schon gegangen, da es spät geworden war. Zwei Feuerstellen und bunte Lichterketten erhellten den Spielplatz. Die Leute aus dem Dorf standen in Gruppen, redeten, grölten und lachten laut über dumme Witze. Manche konnten kaum mehr laufen unter dem ganzen Alkohol. Laute Musik hallte über den Platz. Ich hatte mir den Schal als Maske ins Gesicht gezogen, ich trug schwarz, um ungesehen zu bleiben. Kinder rannten zwischen den Erwachsenen herum, andere sangen die Sauf-Lieder mit. Was soll ich sagen, das ist das Dorfleben, an Herbstzauber.
Ich hörte ein Schuss, etwas traf mich. Es tat weh, aber es war mir egal. Ich ignorierte es und starrte weiter in eine der Feuerstellen.
Dann stand ich auf und kletterte hinunter, in der Ferne hatte ich Lichtzeichen gesehen. Es waren die Geheimzeichen meiner Freunde. Als ich durch den Lichtkegel ging, sahen mich ein paar Besucher verschreckt an. Ich ging einfach weiter. Der Schmerz in meinem linken Oberarm war zu einem dumpfen Pochen geworden. Ich lief langsam, aber es schien, als würden die Menschen schnell ausweichen müssen. Als ich wieder im Dunklen der Nacht verschwand, fühlte ich mich sicher. Jemand rempelte mich an, dass passierte in der Dunkelheit mit betrunkenen Leuten schon mal, also ignorierte ich es und ging weiter. Als ich im Augenwinkel eine Person sah, die mich versuchte zu schlagen, duckte ich mich weg und setzte meinen Weg fort. Sie konnten mir nichts, was sollte schon passieren? Sie konnten versuchen mich zu töten, aber da hätten sie nichts von. Sie konnten mir wehtun, aber körperliche Schmerzen waren mir egal. Ich überquerte die Wiese vom Abenteuerspielplatz, weiter in Richtung, wo ich die Lichtzeichen gesehen hatte. Nun war ich komplett im Dunkeln. Noch ein Schuss, nochmal Schmerz. Ich reagierte immer noch nicht darauf. Schmerzen zu zeigen war nur hilfreich, wenn du Aufmerksamkeit oder Hilfe möchtest. Ich konnte grade auf beides verzichten. Die Leere und der Fakt, dass mir grade alles egal war half mich zu konzentrieren auf das, was ich machen musste.
Ich war nun dort, wo ich die Lichtzeichen gesehen hatte. Ein Pfiff machte mich auf Jenna aufmerksam. Sie stand neben einem Baum und war fast unsichtbar. Mit einem Handzeichen fragte ich: „Was ist? Warum hast du mich gerufen?“ Sie winkte mich her und ich kam der Aufforderung nach. „Jade sagte, es ist Zeit.“, meinte sie leise. Ich nickte. Unsere Feinde hatten gefunden, was sie finden sollten. Der Lageplan der Bande. Ich machte mich auf den Weg zum nächsten Versteck.
Der Schauplatz änderte sich. Es passierte manchmal. Ich muss es zulassen oder sterben. Ich ließ es zu und befand mich nun im Wald. Man sah kaum die Hand vor Augen. Jemand griff mich von Hinten an. Er hielt mir ein Messer an die Kehle und flüsterte: „Kein Wort oder du bist tot.“ Ich bewegte mich nicht und gab keinen Laut von mir. Ich schloss die Augen und ließ mich nach vorne fallen. Das Messer drang im Fall in meinen Hals ein, ich spürte den Schmerz, doch dann trat das Gefühllose wieder ein und ich lag am Boden. Der Angreifer wich zurück in dem Glauben mich getötet zu haben. Ich hörte wie er sich rennend entfernte. Ein Kribbeln durchflutete meinen Körper und heilte mich.
Ich kontrollierte den Ortswechsel wieder nicht und ließ es einfach zu. Ich machte mir nicht die Mühe mich umzusehen und zu schauen, wer oder was mich als nächstes anfallen würde. Ich blieb einfach stehen und akzeptierte meine Rolle als gefundenes Fressen für alle. Als Köder und Ablenkung. Krallen fuhren mir über den Rücken, ich spürte, wie mein T-Shirt zerriss und mir das Blut über den Rücken lief. Es biss mir in die Schulter und verendete mit einem kläglichen Schrei als es mein giftiges Blut trank.
Ich war giftig und es tötete in Sekunden. Meine Waffe war die Heilung und gleichzeitig das Gift.
Ich konnte mich nicht heilen bevor ich den nächsten Ort erreichte. Jemand schoss auf mich. Er traf meinen Kopf, ich blieb einfach stehen und mein Blut lief meinen Körper hinab. Ich blickte meinen Angreifer nur an. Meine Verletzung verheilte. Wunden, die mich töten würden verheilten immer am schnellsten. Doch sie verheilten nie komplett und frisch verheilt rissen sie am leichtesten wieder auf.
Wieder ein Ortswechsel. Ich befand mich auf einer offenen Ebene. Hinter mir hörte ich Schritte. Ich reagierte nicht und wartete auf den Schmerz. Doch es passierte nichts dergleichen. Der Jemand ging um mich herum und sah mich an. Er sah mich an, mit Tränen in den Augen. Er konnte nicht glauben, was sie mir antaten.
Er wollte mich schützen, doch er konnte nicht. Er kam weiter auf mich zu und umarmte mich. Es fühlte sich gut an. Er heilte mich innerlich. Er berührte mein verletztes Herz.
Plötzlich wurde ich von ihm weg gerissen. Ein Ortswechsel. Tränen rannen über mein ansonsten emotionsloses Gesicht. Ein Mann stach auf mich ein. Ich reagierte nicht. Ich musste reagieren, wenn ich ihn tot sehen wollte, doch ich ließ es einfach geschehen. Ich starrte einfach nur zu Boden. Dann war er plötzlich weg.
"Hey..“, ich kannte die Stimme und sah auf. Ein Licht, eine nie gekannte Wärme und Vertrautheit, kam auf mich zu.
Ein letztes Mal veränderte sich die Umgebung. Jemand rannte auf mich zu und umarmte mich. Er heilte mich. Die Maske aus Gleichgültigkeit fiel. Es tat so weh, jede einzeln Wunde war mit höllischen Schmerzen verbunden, doch der Heilprozess tat nur halb so sehr weh, wie die Wunden an sich. Ich stützte mich voll auf meinen Helfer, da ich nicht mehr aus eigener Kraft stehen konnte. Er setzte mich auf den Boden und heilte mich weiter. Er hielt die Gegner fern und schütze mich. Es dauerte lange bis all meine Wunden zu Narben verheilt waren. Man würde für immer sehen, was mit mir geschehen war - all die Messerstiche, Schusswunden und Krallen-Abdrücken. Doch nun war es vorbei. Keiner tat mir mehr weh. Ich war weit weg von dem Ort, den ich früher meine Heimat nannte. Weit weg – an einem Ort, wo nie zuvor jemand war.
Irgendwas ganz fern klingelte. Es war ein nerviger Ton. Ich wachte auf, schreckte hoch aus diesem Traum. Ich spürte Tränenspuren auf meinem Gesicht und sah an mir herunter. Mir schien es gut zu gehen. Nichts von all dem schrecklichen schien wahr zu sein. Aufrecht saß ich in meinem Bett. Viele Fragen sausten durch meinen Kopf. Ich versuchte meinen Kopf zu sortieren und mich auf die Schule vorzubereiten.
Zwanzig Minuten später rannte ich zur Bushaltestelle, ich war wieder spät dran. "Na schau mal einer an, wer da kommt. Die dumme Jade.", der Junge lachte und zeigte auf mich. Ich ignorierte ihn und ließ mir nichts anmerken. "Hey, hat wer die Deutschhausaufgaben?", brüllte ein Sechstklässler durch den Bus. "Komm her, Paul.", reif ein Anderer zurück. Das Gebrüll zog sich noch die ganze Busfahrt über. "He, Jade. Auch wieder da. Haben dir die Schnecken gestern geschmeckt?", ich musste nicht aufschauen, um zu wissen, dass Justin mich blöd angrinste. "Hey Leute, schaut euch die an. Sie hat Schnecken gefressen." Jetzt hatte er die Aufmerksamkeit des ganzen Buses erweckt und alle lachten mich aus. "Lasst mich doch. Was hab ich euch den getan?", versuchte ich der Situation zu entkommen. "Oh, sie kann ja sprechen.", wieder lachten alle über Justins Aussage. Ich fing an den Traum zu verstehen.