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Wuffa Buffa
Sie wachte auf. Wie jedes mal, viel zu früh. Kopfschmerzen, immer Kopfschmerzen. Das Zimmer grau, blass, schön. Kahle, schmutzige Wände. Sie blieb liegen. Das Fenster war offen geblieben als sie eingeschlafen war, und im Zimmer war es viel zu kalt für irgendwas.
Während die Novembersonne die Wände langsam in ein graugelb färbte, das aussah wie eine Eierspeise mit Zement, genoss sie sich entspannt streichelnd die letzten Minuten der Wärme ehe sie mit einer eher unkoordiniertem Bewegung aus dem Bett zuckte.
Vom Krächzen ihres Knieknorpels begleitet torkelte sie ins Badezimmer, wo sie sich kaltes Wasser ins Gesicht drosch. Daraufhin fixierte sie ihr Spiegelbild, und gefiel sich wie immer mit nassem Gesicht ausnehmend gut. Im Halbdunkel des Plattenbaubadezimmers studierte sie aufmerksam ihr Gesicht, ihren Oberkörper und ihren Bauch.
Plötzlich bemerkte sie, dass ihr ein dickes, schwarzes Haar aus dem Nabel wuchs. Sie schnitt es ab. Aha. Am nächsten Tag sah sie dass sie in der Gegend des Unterbauchs verstärkten Haarwuchs hatte. Aha. Rasieren. Am nächsten Tag wurde der Haarwuchs nur stärker. Aha. Nach einigen Tagen war ihr Bauch schon von einem dichten Fell bedeckt. Aha. Während Sie schön langsam durchdrehte, wucherten ihr immer mehr Haare.
Sie war mittlerweile total verstört und hatte sich drastisch zurückgezogen. Sie durchlebte den Winter isoliert und in Finsternis. Der dicke, glitschige Planet reiste weiter und so rollte auch der Frühling wie eine überblade, fehlgezüchtete Missgeburt über unsere Breiten.
Sie dachte sich, oh, na ok, wenn jetzt wieder die Sonne scheint, dann gehe ich wohl lieber mal aus dem Haus. Und sie tat es, sie ging aus dem Haus auf die Strasse und spazierte mal eine Runde, als sie überrascht feststellte dass die Welt gewachsen war. Ja. Und dann sah sie eine alte Freundin und rief ihr zu: „Hearst, Nadine! Du bohnenfressende Heumarkthure, wie geht es Dir?“. Aber Nadine hörte sie wohl nicht.
Sie rief noch lauter, aber sie blieb erfolglos. Während sie sich ein wenig über ihre Freundin wunderte, schüttelten ein paar ältere Leute den Kopf über den schwarzen Hund, der ohne Halsband herumlief und irgendwie verloren wirkte.