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World Trade Center

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16.01.2004
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World Trade Center

Er stand vor der Steinwüste, vor diesem Monument der Zerstörung. Einen Moment lang bereute er, hergekommen zu sein. War das nicht zu pathetisch? Und war es denn sicher, dass sie hier... Zerbröselter Staub, irgendwo dort in den Trümmern. Nein, wahrscheinlich schon längst weggeräumt. Was blieb denn von ihr? Was blieb ihm von ihr?

Keiner weinte laut. Die Überraschung ist bei diesem Anblick einfach zu groß, dass man das Weinen vergisst. Dann schaute er nach oben. In langsamer und stetiger Bewegung hob er seinen Kopf. Auf allen Seiten zogen die Kolosse nach oben, so dass er sich vorkam wie in einem Hohlraum, der rings von Wänden abgeschlossen wurde. Er in der Mitte, am Boden, mit dem Blick nach oben, zum Himmel. Der war größtenteils bewölkt, nur an einer Stelle schaute das Blau hindurch. Das berührte ihn seltsam, denn schon der Fürst Andreij hatte, als er schwerverletzt auf dem Schlachtfeld lag, dieses Stück Himmel gesehen, bevor er Napoleon begegnete. Da oben muss sie gewesen sein, muss sie das letzte Mal etwas gedacht haben - hat sie an ihn gedacht? Er wird es immer wieder träumen müssen, diese letzten Minuten. Doch jetzt stiegen ihm die Tränen in die Augen, das erste Mal und er wischte sie nicht weg, sondern ließ sie immer noch erhobenen Kopfes hinunterrinnen.

Der Schmerz! Das erste Mal ließ er ihn jetzt zu und er wütete heftig. Er musste länger den Atem angehalten haben, denn jetzt platzte es aus ihm heraus. Sein Schrei verschreckte die Leute, die unmittelbar neben ihm standen und verlor sich im Trümmerhaufen. Genau wusste er nun nicht mehr, was außen geschah. Wahrscheinlich heulte er wie niemals zuvor. Wahrscheinlich kümmerten sich ein paar Leute um ihn, hielten ihn fest, setzten ihn irgendwohin, gaben ihm was zu trinken, redeten auf ihn ein. Im Inneren empfand er vieles auf einmal. Soviel auf einmal, dass die Gefühle und Gedanken sich überschnitten, sich gegenseitig aufhoben und verstärkten. Ein wildes Meer im Sturm.

Er hatte glasklar ihr Lächeln vor sich. Seine Kehle ein Feuermeer. Das Gefühl, am Grunde des Brunnens zu sitzen. Die Erinnerung an den Fürsten Andreij. Sein plötzlicher Gedanke: Der Mensch braucht einen Platz zum Trauern.

 

Hi Franck,

auch hier noch ein kurzer Kommentar, da mich diese geschichte erst nach malaga führte..*smile*

auch diese geschichte mag ich, sie hat mir vor allem beim zweiten lesen gefallen.. vor dem hintergrund ihres schlusssatzes - dann war ales viel klarer und macht nachdenklich..

was dazu nach meinem geschmack nicht so gut passt: "sein plötzlicher Gedanke" - das würde ich einfach streichen, weil sich sonst so gut satz an satz fügt, du hier aber zur moral von der geschicht hinleitest.. das störte mich persönlich..

trotzdem gut..

viele grüße, streicher

 

streicher und maxy, vielen Dank fürs Lesen und die Tipps. "sein plötzlicher Gedanke" hab ich erstmal gelassen, vielleicht fällt mir (oder anderen) noch was Besseres ein, ganz weglassen wollte ich es auch nicht. Die Absätze mussten rein, ganz klar, ich bin eh ein Freund von Absätzen. Mit dem Titel hast Du Recht, maxy, wenn mir ein bessere einfällt, werde ich ihn ändern. Dann müsste es nur noch im Text rauskommen, oder auch nicht - warum überhaupt? Ich glaube fast, es ginge auch ohne Bezug zum WTC.

franck

 

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