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Woodstock am dritten Tag

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27.06.2024
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Woodstock am dritten Tag

Der Bass von Jack Casady buddelte sich durch den Boden in meine Hände. Mein Körper wummerte.
Sie taten gut, die Schallwellen von innen. Als würden Jefferson Airplane ihre Musik direkt durch meine Arme leiten und meinen Bauch als zusätzlichen Lautsprecher nutzen. Ein Werdegang, den ich mir durchaus vorstellen kann.
Die Sonnenstrahlen hatten sich den Tag über an meinen Beinen ausgetobt. Sie waren vom Schweiß benetzt und ich streckte sie von mir. Es störte mich allerdings nicht. Auch nicht die Grashalme an meinen Waden, die mit einem Jucken wohl sagen wollten: „Bleibst du noch lange … ?“
Selbst der strenge Geruch von Collin, meinem Kumpel, kam mir süßlich vor, als ich oben auf dem Hügel des Woodstocks neben ihm hockte. Festgewurzelt, wie Bäume es sind. Es war der dritte Tag. Ich roch also ähnlich gut. Feine Nasen werden was anderes behaupten, aber für mich waren wir zwei zerfließende Süßhölzer.

Durch das Loch, zwischen Zeh und Zehen, nahm ich Grace auf der Bühne in den Fokus. Es kam mir vor, als könnte ich sie durch mein Zehloskop besser erkennen. Ich kicherte. Collin schaute mich an und ohne zu wissen, was der Grund für die Kicherei war, stieg er mit ein.
„Schau mal“, sagte ich und streckte ihm den Fuß rüber. „Was siehst du?“
Collin beugte sich nach vorne. Wie ein Jäger auf der Pirsch blickte er durch das Loch. Sein Schnurrbart kitzelte mich am Fuß. Als Zielfernrohr hatte ich es nicht leicht, still zuhalten. Würde es den Gewehren von Jägern ähnlich ergehen, geht es mir durch den Kopf, gäbe es sicher weit weniger tote Rehe.

Ich spürte, wie er in seinem Ausguck umher schwenkte.
„Ich kann Marty Balin und Grace Slick erkennen“, antwortete Collin. „ ... und die anderen natürlich. Wie heißen die noch gleich?“
Meine Antwort blieb aus, da ich zu beschäftigt war, mich zusammenzureißen. Ich wollte wissen, was er noch entdeckte - aber sein Bart kitzelte wie blöde!
„Da seh' ich Zwei, die sich küssen. Und daneben liegt wer, alles von sich gestreckt und wird mit irgendwas gefüttert“, beschrieb Collin.
„Da ist noch'n Typ, schwingt seine Arme auf und ab, dreht sich wie ein Kreisel, während andere einen Kreis um ihn bilden … !“
„Ah!“, lachte ich. Das Kitzeln war zu stark geworden.
Collin bäumte sich auf und lachte ebenfalls.
„Mein Bart?“
Ich nickte, kratzte mir den Fuß und musste an ein Reh denken, das sich im Kreis dreht. Es blieb verschont! Wobei es vermutlich kein Jäger erwischt hätte. Tanzende Rehe zu schießen klang für mich furchtbar schwer.

Wir saßen bis in den späten Nachmittag auf dem Hügel, Jefferson Airplane lauschend. Das Trommeln des weißen Kaninchens entsprang den Lautsprechern und wummerte mit vibrierenden Wogen über das Woodstock. Die Sonne schlich sich bereits an den Horizont, was der Hitze jedoch keinen Abbruch tat.
Erst jetzt bemerkte ich meinen Durst. Die Schweißtropfen wanden sich um meine Beinhaare, um kurz danach auf die Grashalme zu tropfen.
Ich gieße sie, giggelte ich. Allerdings war ich unsicher, ob es zu ihrer Freude oder zu ihrem Ärger geschah.
Wie viel Körpersaft haben sie wohl schon von mir getrunken? Ging es ihnen gut? Erlöst sie in baldiger Zukunft mein Ausdörren? Also natürlich ... wenn ich tot bin!
Aber auch schon davor?
Ich betrachtete meine nassen Beine. Es fühlte sich an, als würde ich zerfließen. Tropfen für Tropfen. Es erinnerte mich an meine Veranda, wenn der Regen kurz am Dachblech haftete und danach mit seinem Sturz fortfuhr. Mich beeindruckte die Ausdünstung meines Körpers. Eine Wasserquelle! Sie kam aus meinen Poren. Die Schweißtropfen sausten wie Skifahrer durch meinen Wald haariger Tannen und stürzten den Vorsprung zu den Grashalmen hinab. Ich schaute eine Weile zu. Als würde ich zerfließen, dachte ich, bis mich die Angst packte. Ich zerfließe!

Ich schloss meine Augen. Ein mit Kraft bepackter Atemzug füllte meine Lunge. Wir sollten in den Schatten und etwas trinken. Der Sonnentag hatte uns nur leicht ausgetrocknet, alles halb so schlimm!
Der Gedanke spross durch mich hindurch und lotste mich aus der Panik. Ich musste nur noch Collin einweihen. Er musste auch Durst haben!
Ich öffnete die Augen und schaute zu ihm hoch.
„Collin, können wir in den Schatten? Mir ist nicht gut ... “
Er drehte den Kopf und schaute ins Leere, dann zu mir hinunter. Seine Brille umrahmte zwei apfelgroße Augen, und das Gestell, das von den Ohren gezogen wurde, schob sich die Nase hoch.
„Ich glaube auch … “ sagte er. „Ich glaub', du bist eine Pfütze geworden“.
„Oh … ok“, erwiderte ich. Nun bin ich wohl wirklich zerflossen. Mir war nicht bewusst, dass ich das kann. „Mein zweiter Tipp wäre, dass du ein Riese geworden bist“, fügte ich hinzu.
Collin grinste.
„Nö, war mir grad' nicht nach! Sag mal, … wie fühlst du dich, so als Pfütze?“
„Schwer zu sagen … „
Ich schaute umher und sah die Gräser wie Bäume emporwachsen. Boden und Wind streichelten mich. Der eine ruhig und vertraut, der eine flüchtig und erfrischend. Elemente, die einander gut taten. Die Erde, die Luft und … ich.
Auf mir ein Spiegel an Wolken, getragen von einem tiefblauem Himmel. Mit ihren Strahlen ergänzte die Sonne das Glitzern auf dem Bild.
Ich fand mich wunderschön!
Die Furcht hatte keine Lust tief zu tauchen. Wozu auch, ich bin eh ein Nichtschwimmerbecken!
Es war kühl und warm zugleich. Eine Erfrischung, die nie wieder zu schwinden schien.
Ein Finger unterbrach meine Ekstase.
„He!“, sagte ich.
Es war Collin.
„Du bist so glasig! Und wo ist eigentlich dein Gesicht?“
Das war eine gute Frage. Pfützen mit Gesichtern gab es keine und ich stellte wohl keine Ausnahme dar.
„Ich mal dir eins!“
Collins Finger glitt erneut durch das glasklare Wasser. Er stocherte drauf los. Zwei Punkte und ein Strich, der wie der Querschnitt einer Obstschale aussah, zierten nun den Boden.
„Fertig, dein neues Lächeln!“
Jetzt hatte ich endlich das passende Gesicht.
„Zum Glück bist du nicht schlammig und braun, wie die meisten Pfützen.“
„Es gibt auch n' paar, die nich' schmutzig sind“, warf ich ein. „Wenn es gerade erst geregnet hat zum Beispiel. Dann sind sie immer klar.“
„Das doch Quark. Im Schlamm nich'!“
„Aber für'n kurzen Moment? In dem Moment, als der Regentropfen den Lenden des Himmels entsprang? Da war er klar!“
„Das sind ja auch noch Regentropfen und keine Pfützen.“
„Aber sind sie das nicht auch schon, wenn sie herabfallen? Ihr Weg ist vorherbestimmt!“
„War mein Weg doch auch nich', als ich aus meiner Mutter … getropft bin!“
„Wenn doch, wissen wir, dass du bis zum Woodstock getropft bist. Derzeit wärst du allerdings sicherlich eine Schlammpfütze!“
Collin und sein Dreck im Gesicht blickten mich an.
„Wann ist es eigentlich 'ne Pfütze? Wie viele Tropfen braucht es dafür?“, fragte Collin.
„Weiß' nicht. Seh' ich aus wie 'ne Pfütze?“
Collin musste lachen und ich selber grinste unverändert.

Das Blau in meinem Wasserspiegel wurde mittlerweile vom Abendrot übertüncht. Die Sonne hatte mich mit ihren Strahlen zu sich gezogen, und der Boden saugte mal mehr, mal weniger an mir. Ich betrachtete Collin von oben und von unten. Sickerte tiefer und tiefer. Flog höher und höher. Mein Blick fing das ganze Festival ein!
„Willst du eigentlich immer noch in den Schatten“, fragte Collin, „weil ich weiß nich' wie wir dich dahin bekommen.“
„Jetzt geht’s. Der Durst is' auch weg!“ antwortete ich.
„Hast du eigentlich Durst, Collin?“
„Schon, aber die Musik und die Sonne drückt mich an den Rasen.“
„Nimm doch n' Schluck!“
Collin zog eine Augenbraue hoch.
„Ich bin keine Schlammpfütze, hast du selbst gesagt!“
„Aber was passiert dann mit dir?“, fragte Collin.
„Mit mir passiert alles.“, sagte ich „Alles was mit einer Pfütze halt passiert.“
Collin's Blick ragte in den Himmel und er strich über seinen Schnurrbart.
„Also kann ich auch in dich hineinspringen?“
„Das passiert auf jeden Fall mit Pfützen!“, jubelte ich.
Er beugte sich hinunter, stützte seine Hände auf den Boden und saugte mich ein. Schluck für Schluck. Der Boden, die Sonne, Collin, alles. Alles nahm mich auf. Spätestens bald. Ich sah Innen, ich sah Außen. Ich sah eine Pfütze und einen durstigen Collin, der mich trank. Den Durst anscheinend gestillt, stieß er einen zufriedenen Seufzer aus. Ich musste super schmecken! Mit einem Satz sprang er nach vorn. Ich wurde in alle Richtungen verteilt, bewässerte noch mehr Grashalme und verlor mein Grinsen und fast meine ganze Pfütze am Tanz von Collin. Doch es war mir gleich.
Ein Grinsen oder ein Lächeln, ein Weinen oder ein Brüllen, all die Gesichtsausdrücke konnten schon lange nicht mehr mein Gefühl ausdrücken.
„Go ask Alice!“, schallte es aus den Lautsprechern.
Ich sah Collin dabei zu wie er wie ein Kreisel tanzte, während Grace auf der Bühne vom weißen Kaninchen sang. Der dritte Tag war der beste Tag, wie ich fand!

 

Insgesamt ist die Erzählung eine poetische und eindringliche Darstellung eines Festivals, das im kollektiven Gedächtnis fest verankert ist, doch ihre Zugänglichkeit könnte durch eine klarere Struktur und weniger hermetische Bildsprache gesteigert werden.

 

Hallo @ZwischenZeit ,

danke für deine Resonanz auf meinen Text :)
Es freut mich, dass ich den poetischen Teil bei dir erfüllt habe. Das gehörte zum Konzept und zum Humor der Geschichte, weshalb manche Passagen absichtlich überspitzt poetisch sind, aber an anderen Stellen kindlich naiv.

Leider fällt es mir gerade schwer was du mit klarerer Struktur und hermetische Bildsprache meinst. Zugänglich sollte die Geschichte auf jeden Fall sein, aber wenn sie das für dich nicht ist, bist du vielleicht nicht alleine. Da würde ich dann gerne dran arbeiten. Hast du vielleicht eine genauere Erklärung für mich? :P


Ich bleib dran

Bis dann

 

Hallo Hirschkäfer,
hier schreibt ein Jefferson Airplay Fan, der alle Platten und alle Liveaufnahmen kennt bzw. besitzt. Natürlich auch die vom Woodstock-Festival. Mir gefällt Deine Sommergeschichte super. Auch wenn Du nichts politisches reinbringst wie z.B. den Vietnamkrieg. Man liegt glücklich im Gras und schaut in den Himmel. Um sich herum hunderttausende Gleichgesinnte, was gibt es besseres.
Grace Slick ist übrigens das weibliche Ideal von meinem besten Kumpel. Ich habe gerade eine Leseprobe mit den Erinnerungen des Organisators von Woodstock, einer von vieren, gelesen. Sie waren Juden, zwei die Geldgeber und zwei besorgten die Bands und das Areal, das merkwürdigerweise auch einem jüdischen Viehzüchter gehörte. Das wusste ich vorher gar nicht.
Ich finde, Dein Text bringt die Stimmung dort gut rüber.
Gruß Frieda

 
Zuletzt bearbeitet:

„Wir sind einfach im Schlamm, im Regen oder in der Hitze kollabiert, so wie alle anderen auch", beschreibt T.C.Boyle seine Woodstock-Erfahrungen …“*

Eine denkwürdige Zeit für einen, der als „Alt-68er“ seit mehr als einem halben Jahrhundert nix von Massenaufläufen hält und sie doch seinerzeit während der Freizeit zu Verkehrsblockaden und Rathausbesetzungen nutzte (natürlich mit einem studentischen Anführer und Aufrührer,

bester @Hirschkäfer -

…. und der als Lehrling den historischen Satz hörte: Wenn ich das gewusst hätte, der hätte nie einen Ausbildungsvertrag bekommen" durch den Ausbildungsleiter im Ausbildungsbetrieb – der Hüttenwerk Oberhausen AG, kurz HOAG, damals schon in der „Eingemeindung“ durch Thyssen-Krupp begriffen [als Übungsstätte, wie hernach im größeren Maßstab die DDR am besten und kostengünstigsten „eingemeindet“ werden konnte].
So les ich als älterer Mensch (bin kein "Herr") Deinen kleinen Beitrag ein wenig wehmütig, aber warum hier

Ein Werdegang, den ich mir durchaus vorstellen könnte.
Konjunktiv II, der ja im Gegensatz zum Konj. I nicht unbedingt von Wahrhaftigkeit ausgeht. -
Wäre ein „ein Werdegang, den ich mir durchaus vorstellen kann“ nicht ein-eindeutig glaubwürdiger?

Und welche Rolle spielt hier

--- wohl sagen wollten: „Bleibst du noch lange … ?“.
der verlorene Punkt hinterm ?“ ?
Weg mit ihm!

Feine Nasen würden was anderes behaupten, aber für mich waren wir zwei zerfließende Süßhölzer.
Warum im Konjunktiv, feine Nasen werden was anderes behaupten, sofern ihnen eine Anmerkung überhaupt der Anmerkung wert ist ...

Es kam mir vor, als könnte ich sie durch mein Zehloskop besser erkennen.
Schöne kleine spielerische Wortschöpfung, die natürlich bei Fußpilz oder anderen abweichenden Erscheinungen ihre Grenzen findet

Collin schaute mich an und ohne zu wissenKOMMA was der Grund für die Kicherei war, stieg er mit ein.

„ ... und die anderen natürlich. Wie hießen die noch[...]mal?“
es bleibt immer ein verkürztes "noch einmal"

Und daneben liegt wer, alles von sich gestreckt und wird mit Irgend[...]was gefüttert“, beschrieb Collin.
irgend...

„Da ist noch n' Typ, schwingt seine Arme auf ….
besser guter alter Tradition folgend „noch’n“

Ich nickte, kratze mir den Fuß und musste an ein Reh denken, dass sich im Kreis dreht.
kratzte + das

Ich schaute eine Weile zu. Als würde ich zerfließen, dachte ich, bis mich die Realität einholte. Ich zerfließe!
Ich zerfloss!

„Collin, können wir in den Schatten? Mir ist nicht gut ... “.
weg mit dem letzten Punkt!

„Ich glaube auch … “ sagte er. „Ich glaub'KOMMA du bist eine Pfütze geworden“.
...
„Schwer zu sagen … „
Ich schaute umher und sah die Gräser wie Schilf emporwachsen. Boden und Wind streichelten mich.
Schilf ist ein ein „Gras“, eben eins in Feuchtgebieten

„Es gibt auch n' paar, die nich' schmutzig sind.“, warf ich ein, [Punkt] „Wenn es …
Punkt weg!

„Willst du eigentlich immer noch in den Schatten“, fragte CollinKOMMA „weil ich weiß nich' wie wir dich dahin bekommenPunkt“

Ich wurde in alle Richtungen verteilt, goß noch mehr Grashalme und verlor mein Grinsen und fast meine ganze Pfütze am Tanz von Collin.
Puh - ausgerechnet bei einer sinnvollen Korrektur durch die Rechtschreibreform, gedehnte Silbe auf "ß" und kurze auf doppel s enden zu lassen,
goss + groß, Fuß und Fluss usw. usf.

Dat was het van

het windje

* https://www.welt.de/kultur/plus1877...ir-glaubten-wir-haetten-den-Sex-erfunden.html

 

Hallo Hirschkäfer,


mir hat die Geschichte richtig gut gefallen und sie ist kurzweilig zu lesen. Ich finde deine Bilder und deinen Sprachgebrauch hier originell, hat Spaß gemacht.

Durch das Loch, zwischen Zeh und Zehen, nahm ich Grace auf der Bühne in den Fokus. Es kam mir vor, als könnte ich sie durch mein Zehloskop besser erkennen. Ich kicherte. Collin schaute mich an und ohne zu wissen was der Grund für die Kicherei war, stieg er mit ein.
Das trifft eigentlich genau das, was ein Festival an Stimmung und Gesprächen hergibt. Es könnte genau so passiert sein, ist aber dennoch einzigartig.
Ich nickte, kratze mir den Fuß und musste an ein Reh denken, dass sich im Kreis dreht. Es war davongekommen! Wobei es vermutlich kein Jäger erwischt hätte. Tanzende Rehe zu schießen klang für mich furchtbar schwer.
Ich finde auch die Übergänge jeweils gut gelöst, das Ineinanderfließen von psychedelischer und realistischer Wahrnehmung.
Erst jetzt bemerkte ich meinen Durst. Die Schweißtropfen wanden sich um meine Beinhaare, um kurz danach auf die Grashalme zu tropfen. Ich gieße sie, giggelte ich. Allerdings war ich unsicher, ob es zu ihrer Freude oder zu ihrem Ärger geschah.
Wie viel Körpersaft haben sie wohl schon von mir getrunken? Ging es ihnen gut? Erlöst sie in baldiger Zukunft mein Ausdörren? Also natürlich ... wenn ich tot bin!
Das fühlt sich für mich als Leserin an, als würde ich durch eine gewölbte Lupe gucken. Keine Ahnung, wie du es geschafft hast, das Psychedelische in deiner Sprache einzufangen.
Sicherlich passiert, zumindest aus einer Perspektive zu Woodstock-Zeiten nichts Weltbewegendes, man wusste ja damals nicht, dass das noch Jahrzehntelang durch die Decke gehen würde, aber das genaue Einfangen von Jugendlichen in ihrer Freizeit und ihrer Albernheit haben hier einen Charme, der die Geschichte trägt. Ein bisschen ulkig, ein bisschen bekifft, ein bisschen albern und mit aller Zeit der Welt.
Mich beeindruckte die Ausdünstung meines Körpers. Eine Wasserquelle! Sie kam aus meinen Poren. Ein Schweißtropfen sauste wie ein Skifahrer durch meinen Wald haariger Tannen und stürzte den Vorsprung zu den Grashalmen hinab.
:lol:
Die Ausdünstungen des Körpers sind ja wirklich ein Riesen-Thema in der Geschichte, kann aber zur Authentizität beitragen!
Der Gedanke spross durch mich hindurch und lotste mich aus der Panik. Ich musste nur noch Collin einweihen. Er musste auch Durst haben!
Noch dein Beispiel, wie das Ringen des bekifft klingenden und der Ratio fließend ineinandergreifen.

Und das ausgewalzte Pfützenthema, das alle unfreiwilligen Zeugen nervt, nur die Beteiligten nicht. :schiel:

Dein Erzählen passt richtig gut zum Inhalt, sehr gern gelesen!

Viele Grüße,
Helen

 

Hallo @Frieda Kreuz ,

hier schreibt ein Jefferson Airplay Fan, der alle Platten und alle Liveaufnahmen kennt bzw. besitzt.
... das hat mich riesig gefreut, dass gerade du, als Fan, diese Geschichte gelesen hast. Jefferson Airplane ist nicht willkürlich gewählt. Natürlich passt es zum Setting, da sie ihren Auftritt erst am dritten Tag hatten, aber ich wollte sie einfach unbedingt als Hintergrundbegleitung. Außerdem war "White Rabbit" gleichzeitig einer der letzten Songs bei ihrem Auftritt. Ich mag ihre Musik sehr!

Auch wenn Du nichts politisches reinbringst wie z.B. den Vietnamkrieg.
Ich hatte es überlegt. Wusste aber nicht, wie ich das humoristisch einbauen sollte. Da hab ich's lieber gelassen :P

Das wusste ich vorher gar nicht.
Ich auch nicht, interessant :)

Danke für deine Anmerkungen!


Hallo @Friedrichard ,

sie doch seinerzeit während der Freizeit zu Verkehrsblockaden und Rathausbesetzungen nutzte
... das finde ich sympathisch. Generell finde ich zivilen Ungehorsam begrüßenswert!

die natürlich bei Fußpilz oder anderen abweichenden Erscheinungen ihre Grenzen findet
Ich überlasse es deiner Fantasie, wie der Fuß des Protagonisten nach mehreren Tagen auf dem Woodstock aussieht :D
Ich zerfloss!
Könnte ich theoretisch "Ich zerfließe" auch in einen inneren Dialog umwandeln? Ein vorheriger innerer Dialog geht voraus, was deutlich macht, dass der Zweite dann ebenfalls einer wäre.

Als würde ich zerfließen, dachte ich, bis mich die Realität einholte. Ich zerfließe!

Ich finde es hört sich besser an, wenn es die gleiche Wortwahl ist, um die Tatsache zu bestärken. Bin mir jetzt aber unsicher, ob das überhaupt geht. In meinem Kopf schon.
Aber mein Kopf ist halt mein Kopf. Ein teilweise grammatikfeindlicher Ort :drool:

Schilf ist ein ein „Gras“, eben eins in Feuchtgebieten
Das ist wahr. Ich finde ein anderen Vergleich.
Ich wollte das Bild der Miniatursicht erzeugen. Erst war es nur die Wiese, die unter ihm ist und als Pfütze ist es eher das Schilf, zu dem man meist aufsieht, wenn man selber im Wasser ist.
Dennoch ändere ich es, damit es nicht hakt.

Und wieder ein dickes Danke an dich, für das geduldige Aufkehren meiner Wörterscherben. Aber ich bin froh, dass es deutlich weniger Punkte waren, als bei der letzten Geschichte. Du hilfst mir sehr :)


Hallo @Helenesthe ,

deine Anmerkungen gingen runter wie Butter. Danke dafür!
Mich freut es, dass es bei dir das ausgelöst hat, was ich ebenfalls ungefähr im Sinn hatte. Der folgende Satz von dir hat es gut getroffen. Dieses Gefühl hatte ich beim Schreiben auch!

Ein bisschen ulkig, ein bisschen bekifft, ein bisschen albern und mit aller Zeit der Welt.
Ich fand generell interessant, dass du von Kiffern ausgegangen bist, obwohl mit keinem Wort irgendwelcher Konsum beschrieben wird. Verschiedene Interpretationen finde ich immer am spannendsten bei Kommentaren!
Denn ich gebe dir Recht, man könnte davon ausgehen, dass die beiden nicht ganz nüchtern sind - oder vielleicht doch nur zu viel Sonne? ;)
Wer weiß. Nur die beiden vermutlich.


Ich bleib dran

Bis dann

 

Ich noch ma’ zu Deiner Frage, @Hirschkäfer:

Könnte ich theoretisch "Ich zerfließe" auch in einen inneren Dialog umwandeln? Ein vorheriger innerer Dialog geht voraus, was deutlich macht, dass der [z]weite dann ebenfalls einer wäre.
Was soll Dich daran hindern, „ich zerfließe“ oder welchen Text auch immer als inneren Dialog zu gestalten - oder doch zumindest Teile davon?

Dabei solltestu bedenken, dass Gedanken auf ihrem Weg zur Verschriftlichung ohne Punkt und Komma buchstäblich „fließen“. Gelungen ist das, oder besser getraut – so weit ich weiß – hat sich das zuerst James Joyce in den zwanziger Jahren des 20. Jhdt., als er im Ullysses das letzte Kapitel als Gedankenstrom der Molly fließen lässt.

Aber eines wäre dazu ideal, wenn der Gedankenstrom frei fließen kann: Die leidige Zeichensetzung fiele weg …

Im Netz ist – wenn ich mich recht erinner – eine deutsche Übersetzung des Dubliners eingestellt und wenn nicht, dann ist es Finngens wake (dazu empfehle ich "The Dubliners" zu hören - sofern sie noch eingestellt sind (die erste Folkgruppe, die es anno tobacco in den "Beatclub" von Radio Bremen schaffte ...

Schönes Wochenende aus`m Pott!

Freatle

 

Ich nochmal, gute/r @Friedrichard .
Dann bin ich nun sehr zufrieden, mit dem Ausgang. Das Zerfließen ist schließlich Schlüsselmoment in meiner Geschichte. Ohne Zeichensetzung kommt mir ohnehin entgegen. Diese ganzen Zeichen, können meinetwegen weichen ... zumindest manchmal. Mit ein paar Regeln und Normen bin ich d'accord.
Für mich ist Literatur eine Art Kunst. Kunst ist unglaublich frei und darf meiner Meinung nach alles. Was ich bei der für mich neuen Kunst nur erst spät und auch immer noch nicht ganz vereinbaren kann, sind die Methoden. Schrift ist ganz anders als Farbe, Musik oder Theater.
Erst dachte ich, so viele Regeln, so viele Dinge, auf die ich achten muss ...
Ich habe es verglichen mit dem Pinselstrich auf der Leinwand. Zu sehr.
Aber ein Pinsel malt auch nicht mehr, wenn er sich nicht im Rahmen der Leinwand bewegt.

Jetzt merke ich, dass es irgendwie etwas mit dem zutun hat, was du meintest. Aber irgendwie auch nicht. Was ich aber weiß, dass ich so gerne deine Gedankengänge lese. Jetzt hast du auch einen von mir hehe.

Ich habe übrigens die Anmerkungen, die du genannt hast, teilweise übernommen. Mir ist aufgefallen, dass ich das gar nicht erwähnt habe.
Meine Methode, nach einer Überarbeitung, ist das laute Lesen. Es liest sich nun deutlich runder für mich!
Vielleicht lag es aber auch am hitzigen Setting, wo ich es gelesen bzw. vorgelesen habe :D

Ich bleib dran

Bis dann

 

Hi Hirschkäfer,

ich muss zugeben, dass ich bei deinem Titel Vorbehalte hatte und mit entsprechender Haltung die ersten Zeilen las. Woodstock, dachte ich, ist doch als Thema total abgegriffen und von Klischees und Romantisierungsgedönse durchsetzt. Ich hatte mich also schon bereit gemacht deinen Text scheiße zu finden. Aber du hast mich eines Besseren belehrt. Klar lässt du die Stimmung (Oder das was man sich heute darüber erzählt) in deine Geschichte einfließen. Was mir aber besonders gut gefällt ist, dass Woodstock nicht das hervortretende Thema ist, sondern als Setting einen gelungen Rahmen für deine eigentliche Geschichte darstellt. Zusammen mit dem musikalischen Hintergrund, der sich als roter Faden durch die Geschichte zieht erzeugst du ein super stimmiges Grundrauschen. Der Prozess des Zerfließens ist natürlich das Highlight der Geschichte und total berauschend erzählt. Ich würde sogar behaupten, dass weder die Sonne noch das Kiffen sondern vielleicht doch eher LSD den Erzähler in eine Pfütze hat verwandeln lassen @Helenesthe :D Man kann sich beim Lesen super in den Erzähler hineinversetzen. Man spürt förmlich wie man schrumpft und schließlich im Boden versinkt. Super gemacht!

Ein paar Stellen sind mir trotzdem aufgefallen, die ich ich gerne ansprechen möchte:

Würde es Gewehren auch so jucken wie mir gerade, gäbe es bestimmt weniger tote Rehe. Da war ich sicher!

Finde die Formulierung etwas holprig. Vielleicht:
"Wären Gewehre auch so kitzelig wie ich, gäbe es bestimmt weniger tote Rehe."
Dann hättest du aber in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen das Wort "Kitzel". Vielleicht fällt dir ja etwas ein :)
"Da war ich sicher" würde ich ganz streichen.

„Aber sind sie das nicht auch schon, wenn sie herabfallen? Ist ihr Weg nicht sicher, wo sie landen?
„War mein Weg doch auch nich', als ich aus meiner Mutter … getropft bin!“

Da bin ich mir noch nicht im Klaren ob ich den markierte Satz als störend oder in Anbetracht des geistigen Zustands der Beiden als passend empfinde.
"Ist ihr Weg nicht vorbestimmt? Nicht sicher wo sie landen werden?" Vielleicht wäre das aber auch zu klar formuliert.
Da würde mich deine Meinung interessieren.

Ein Grinsen oder ein Lächeln, ein Weinen oder ein Brüllen, all die Gesichtsausdrücke konnten schon lange nicht mehr mein Gefühl ausdrücken.
„Go ask Alice!“, schallte es aus den Lautsprechern.
Ich sah Collin dabei zu wie er wie ein Kreisel tanzte, während Grace auf der Bühne vom weißen Kaninchen sang. Der dritte Tag war der beste Tag, wie ich fand!

Den Schluss finde ich überragend! Vor meinen Augen tanzt Collin in Zeitlupe und ich höre die Musik. Genial!

Hat wirklich Spaß gemacht! Vielen Dank für deinen Text!

Liebe Grüße,

Coke

 

Hallo @Hirschkäfer!

Der Titel deiner Geschichte hat auch mich abgeschreckt. Nachdem ich jedoch @Coke ´s lobenden Kommentar gelesen habe, dachte ich mir, schau mal rein. Und was soll ich sagen? Die erste Hälfte begeisterte und motivierte mich eine Art Ganzkörperkritik zu verfassen, wie es @FlicFlac einmal treffend nannte. :D
Vielleicht is ja was dabei.
Die zweite Hälfte, die @Coke besonders feiert, is mir dann jedoch to much. Da bin ich raus, was jedoch nichts heißen muss. Im Ganzen finde ich deinen Text stimmig, nur ist das Surreale dann halt nicht mein Ding.

Gruß,
Sammis


Der Bass von Jack Casady buddelt sich durch den Boden, fährt mir in die Füße, vibriert hoch bis in die Haarspitzen. Mein Körper wummert! Als würden Jefferson Airplane ihre Musik direkt in meinen Körper pumpen, meinen Bauch als zusätzlichen Resonanzkörper nutzen.

Die Sonne hat sich den Tag über an meiner Haut vergangen. Meine Beine schweißnaß, weit von mir gestreckt. Irgendein Kraut juckt an meinen Waden, als wolle es fragen: „Bleibst du noch lange?“

Der strenge Geruch von Collin störte mich wenig, oben auf dem Hügel des Woodstock. Festgewurzelt wie Bäume hocken wir da, am dritten Tag. Ich riech sicher ähnlich gut – wen kümmerts?
Durch das Loch zwischen meinem dicken Zeh und den übrigen nehme ich Grace ins Visier. Mit meinem Zehloskop kann ich sie viel besser sehen!
Ich gackere und Collin steigt mit ein.

„Schau mal“, sage ich und streck ihm den Fuß rüber.
 Collin beugt sich her und schaut durch das Loch. Ich versuche still zu halten, aber sein Schnurrbart kitzelt. Würde es den Gewehren von Jägern ähnlich ergehen, geht es mir durch den Kopf, gäbe es sicher weit weniger tote Rehe.

„Ich seh Marty Balin und Grace Slick“, sagt Collin begeistert und ich kann spüren, wie er am Ausguck hin und her schwingt. „Die anderen auch“, sagte er, „wie heißen die noch gleich?“

Ich will wissen, was er noch sieht, muss mich zusammenreißen, aber sein Bart kitzelt wie blöde!

„Da küssen sich zwei“, sagt Colin, „und da liegt einer und wird gefüttert!“ Colin rückt noch näher und ich halte es nicht länger aus. Ich zieh den Fuß zurück, kratze mich und muss schon wieder an das Reh denken. Sehe es davonkommen und weiß, dass kein Jäger es je erwischen wird, weil tanzende Rehe furchtbar schwer zu treffen sind.

Spät nachmittags sitzen wir noch immer auf dem Hügel, lauschen Jefferson Airplane. Die Rhythmen des weißen Kaninchens trommeln in vibrierenden Wogen über das Woodstock. Die Sonne schleicht sich bereits an den Horizont, was der Hitze jedoch keinen Abbruch tut.
Erst jetzt bemerke ich den Durst. Endlos rinnt mir der Schweiß die Beinhaare runter, tropft ins Gras. „Ich gieße die Dinger“, sage ich zu Colin und bin mir nicht sicher, ob das gut ist. „Wie viel von mir die wohl schon getrunken haben?“

Ich schau mir meine Beine an, die aussehen als würden sie wegfließen. Tropfen für tropfen. Erinnert mich an meine Veranda. Wo der Regen kurz am Dachblech hängen bleibt, ehe die Tropfen absegeln.
Mein Körper ist eine Quelle! Jede Pore eine Quelle. Schweißtropfen sausen wie Skifahrer durch den haariger Wald meiner Beine, stürzten sich ins Gras.
Eine Weile schaue ich zu, bis mich die Angst packt. Ich zerfließe!

 

Hallo @Coke ,

LSD ist auch eine interessante Vermutung. Schwer zu bekommen war es dort wohl nicht. Eine Acid-Pfütze. Spätestens ab dem Smiley in der Pfütze, würde es passen :D

Wer weiß :Pfeif:

Deine Anmerkungen habe ich unter die Lupe genommen und ich gebe dir Recht, dass diese Stelle ein wenig Umformulierung gebraucht haben.

Finde die Formulierung etwas holprig. Vielleicht:
"Wären Gewehre auch so kitzelig wie ich, gäbe es bestimmt weniger tote Rehe."
Dann hättest du aber in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen das Wort "Kitzel". Vielleicht fällt dir ja etwas ein :)
"Da war ich sicher" würde ich ganz streichen.
Das liest sich flüssiger, wie ich finde, weshalb ich es versucht habe umzusetzen. Auch das Streichen vom Letzten Satz hat mir eher zugesagt. Es hebt die Aussage, die davor getroffen wird, viel besser hervor. Davor hatte es "ich erkläre den Witz" Charakter.
Gefällt mir nun selber deutlich besser, danke für den Tipp!

Da bin ich mir noch nicht im Klaren ob ich den markierte Satz als störend oder in Anbetracht des geistigen Zustands der Beiden als passend empfinde.
"Ist ihr Weg nicht vorbestimmt? Nicht sicher wo sie landen werden?" Vielleicht wäre das aber auch zu klar formuliert.
Da würde mich deine Meinung interessieren.
Mir ist zumindest bewusst, was du meinst. Der Satz hat sich am Ende seltsam angefühlt. Ich hab es allerdings anders umgesetzt, da mir wichtig war, dass der Satz das Wort "Weg" beinhaltet. Dadurch springt Collin direkt mit einer Gegenfrage ein, die auch "Weg" inne hat. Als würden sie sich die Kugel zuspielen. Ich hoffe das funktioniert. Zumindest liest es sich leichter als davor. Danke auch für den Hinweis :)

Mich freut es, dass dir meine Geschichte gefallen hat! Wenn sie dich trotz anfänglicher Skepsis zum weiterlesen verleitet hat, empfind ich das als großes Kompliment!
Deine generelle Analyse war stimmig und hat zu den Gedanken gepasst, die ich beim Schreiben hatte.
Außer beim LSD. Das bleibt im Verborgenen. Das weiß nur 1969 :D


Chapeau @Sammis ,

mit deinem eigenen Stil, hat die Einleitung einen anderen Flair. Der kommt flott daher, wie ich finde!
Die Einleitung ist an manchen Stellen unbeschwerter, was mir sehr gefallen hat!

Die Sonne hat sich den Tag über an meiner Haut vergangen
Auch diese Art von Formulierungen lesen sich gut und passen zur Ästhetik, die ich generell in der Geschichte versuche einzubauen.

„Ich gieße die Dinger“, sage ich zu Colin und bin mir nicht sicher, ob das gut ist.
Das hat mir gefallen. Diese Stelle in wörtliche Rede umzuformulieren, macht die Interaktion zwischen den Beiden noch ulkiger, da es aus dem Nichts kommt. Da musste ich schmunzeln :D

Ich deute das so, dass ich davon etwas rauspicken darf, was mir gefällt?
Denn da gibt es einiges!

Vielen Dank für Ganzkörperkritik ! Ich bin gerade sehr begeistert :)

Ich bleib dran

Bis dann

 

Ich nochmal, @Sammis ,

habe endlich die Zeit gefunden mir Einzelheiten aus deinem Text zu picken.
Ich möchte dir aufzeigen weswegen ich manche genommen bzw. nicht genommen habe. Da habe ich gerade Lust drauf und ist vielleicht ganz interessant für dich :)

„Schau mal“, sage ich und streck ihm den Fuß rüber.
Das hat dazu beigetragen die Interaktion zwischen Collin und dem namenlosen Protagonist nachvollziehbarer zumachen. Für Collin war es nun leichter durch das Zehloskop zu gucken und beugt sich nun nicht mehr komplett bis zum Fußende.
Das hat mir besser ins Bild gepasst!

Würde es den Gewehren von Jägern ähnlich ergehen, geht es mir durch den Kopf, gäbe es sicher weit weniger tote Rehe.
Das fand ich besser gelöst, da ich auch den vorausgehenden Satz wieder ändern konnte und somit das "kitzelte" wieder einbauen konnte, ohne eine Wiederholung zu haben.
Ich habe es als inneren Dialog geschrieben. Grund ist der Zwischensatz. Er hat sich dann leichter für mich gelesen.

„Die anderen auch“, sagte er, „wie heißen die noch gleich?“
Das fand ich einfach besser formuliert, weshalb ich es übernommen habe.

Ich will wissen, was er noch sieht, muss mich zusammenreißen, aber sein Bart kitzelt wie blöde!
Zwar leicht abgeändert, habe ich den Kern des Satzes übernommen. Da gefällt mir, dass das Dilemma des Protagonisten flotter aufgeführt wird. Leichte Ungeduld macht sich breit und da hat dein Satz gut geholfen. Weil er das gut hervorhebt.

Die Sonne schleicht sich bereits an den Horizont, was der Hitze jedoch keinen Abbruch tut.
Das fand ich einfach eleganter und hat an Inhalt nichts Wichtiges eingebüßt.

Tropfen für tropfen.
Das Zerfließen wird mit der Formulierung weiter vorangetrieben bzw. eingeleitet. Ein einfacher Satz, aber in dem Kontext aussagekräftig!

Schweißtropfen sausen wie Skifahrer durch den haariger Wald meiner Beine, stürzten sich ins Gras.
Mehrere Schweißtropfen und Skifahrer zu benennen hat auf jeden Fall besser gepasst. Das Bild von schwitzigen Beinen ist deutlicher. Davor hat sich der Satz zu sehr auf einen Tropfen konzentriert und hat das Zerfließen etwas gebremst. Mit der Mehrzahl wird der Höhepunkt besser eingeleitet, wie ich finde. Deshalb hab ich es übernommen!

bis mich die Angst packt.
Angst fand ich besser als Realität. Angst passt besser mit der Reaktion, die im darauffolgenden Absatz folgt, zusammen. Außerdem ist Realität so real :D
Realität ist zwar subjektiv, aber mir hat es besser gefallen, das Wort komplett aus dieser Geschichte zu werfen.

Außerdem wäre noch zu sagen, dass ich die wörtliche Rede mit dem "gießen", die der Protagonist plötzlich von sich gibt, doch nicht übernommen habe. Ich habe mir den Absatz nochmal durchgelesen und mir persönlich gefällt es besser, dass er eine Zeit lang eher in sich gekehrt ist und nicht spricht. Das alles dient dazu, den Gedankenstrudel voranzutreiben, indem sich der Protagonist verliert. Für mich harmoniert das besser, da er am Ende Angst bekommt, wie das halt manchmal passiert, wenn man zu sehr im Kopf ist.
Dass der erste Dialog wieder aufgenommen wird, als er schon längst eine Pfütze ist, lässt den Gedankenstrudel zu einem Portal dorthin werden.
Vielleicht ahnst du was ich meine :P

Dennoch hatte ich Freude daran, den Text erneut zu überarbeiten und er kommt mir durch deine Vorschläge runder und geschliffener vor.
Ich wiederhole mich zwar, dennoch danke! :)

Ich bleib dran

Bis dann

 

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