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Wonderwall

Verlorene Seele
Beitritt
23.02.2002
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Wonderwall

Aus den Boxen dröhnt laute Musik. Ich kenne das Lied nicht, aber ich glaube es müsste ’Pink’ sein, auf jeden Fall der Stimme nach zu urteilen. Ist aber auch egal. Ich nehme einen tiefen Schluck aus meinem Bierglas. Genauer gesagt ist es ein Plastikbecher mit Glitzeroberfläche. Wirklich schick. Das Bier ist kühl und tut in mitten dieser Hitze gut.
Gesprächsfetzen dringen an mein Ohr. Sie geben mir das Gefühl, dabei zu sein. Doch ich bleibe lieber stumm, ziehe an meiner Zigarette, trinke von meinem Bier und höre der Musik zu, wie sie den Raum durchzuckt. Die Menschen zucken auch. Neben mir stehen zwei Mädchen. Ich sehe wie sich ihre Lippen bewegen. Sie singen mit. Ich starre auf die riesigen Scheinwerfer und die überdimensionale Discokugel an der Decke. Mein Blick schweift durch den Raum und ich beobachte die Menschen, wie sie tanzen und Spaß haben. Ich freue mich für sie.
Ein Typ kommt an und fragt mich, ob er Fotos von mir machen dürfe. Ich will wissen, für was und für wen und erwähne, dass ich gestellte Fotos grundsätzlich hasse. „Mach sie wenn ich woanders hingucke und nicht damit rechne. Ok?“ Der Vorschlag gefällt ihm nicht: „Scheiß Idee. Ich brauche Gesichter, keine Profile!“ Er geht weiter und spricht schon den nächsten an.
Kurzes Gespräch. ‚Überflüssiges Gespräch’, schießt es mir durch den Kopf. Er macht nur seinen Job.
Ich werde von hinten geschubst. Als ich mich umdrehe, steht da ein Mädchen. Siebzehn, höchstens achtzehn. Sieht ganz nett aus, denke ich. Ich drehe mich wieder um und sehe den anderen weiter beim Tanzen zu. „Tschuldigung, ich wollte dich mal fragen...“, höre ich sie noch sagen. Den Rest verschluckt die Musik. Sollte ich mich noch mal umdrehen und zuhören? Nein, ich mag diesen Smalltalk nicht sonderlich. Bin auch nicht gut darin.
Das Lied hat gewechselt. „Today it’s gonna be the day... .” Ich kenne den Text und höre nicht weiter zu. Hab ich auch zu Hause. Das Bier in meiner Hand ist langsam warm geworden. Man schmeckt jetzt, dass es nicht das beste ist. Ich hole mir ein neues. „Drei Euro!“ höre ich die Theke schreien. Ich werfe fünf Euro auf die Bar und eine Hand reicht mir mein Wechselgeld. „Danke“, nuschle ich und stelle mich wieder an den Rand der Tanzfläche. Die Luft riecht nach Schweiß, Rauch und Alkohol. Bei jedem Schritt bleibt man in verschüttetem Bier und Kippenstummeln kleben.
„... you gonna be the one that saves me.“ Die letzten Klänge gehen schon in den Anfängen des nächsten Liedes unter. Elektrobeats dringen in meinen Kopf und ein Laser rast suchend durch den Raum. Es wird Zeit.
Zwei Arme umschlingen mich. Ich schließe die Augen und muss lächeln. Ich genieße den Augenblick. Ich drehe mich um und meine Freundin lacht mich an. Ich lache zurück. Wir küssen uns und die Welt dreht sich wieder. „Lass uns gehen. Ich hab Hunger.“

 

Hallo Sam!

Ähm... 'Live!' geschrieben?.. Na, nur 'ne Frage...

Die ganze Zeit habe ich mir die Frage gestellt, was der Protagonist in dem Club will- ich fing schon an, über Sinnn und Unsinn des Lebens an sich nachzudenken, Satre, Existentialphilosophie... Na, und dann kommt seine Freundin, auf die er gewartet hat, und sie gehen. Das finde ich irgendwie ziemlich philosophisch ;) - Nein, ist eigentlich ernstgemeint.

Kleinigkeiten:

Kommaseztung ist manchmal nicht ganz perfekt, zb

Als ich mich umdrehe (KOMMA) steht da ein Mädchen."

Was ich nicht verstanden habe: Wie können die beiden Mädchen am Anfang gleichzeitig "sich unterhalten" und "mitsingen"? Oder heisst das unterhalten- Spasse haben etc?

Noch 'was, ich bin so selten in Discos mit Laserlicht (...nie) - spielen die da wirklich "Wonderwall" - und die Leiber ZUCKEN? Überhaupt, Oasis = Tekkno..?

Sehr schön fand ich dass hier:

Ich kenne den Text und höre nicht weiter zu. Hab ich auch zu Hause. Das Bier in meiner Hand ist langsam warm geworden.
- Sehr Popliteratur, sehr nett. Na, Soloalbum, Oasis... Egal.

Schlussendlich: eine schöne, kurze Geschichte.
Grüße
All-Apologies

 

Hallo Gamdschie,

so hundertprozentig hat mich persönlich die geschichte nict überzeugt..die diskoszene ist gut beschrieben..gibt einen der vielen "beobachter" in einer disko gut wieder...und es vermittelt auch das gefühl..dass er nicht mittendrin ist.. sondern irgendwie allein..dass passt schon..

insofern war die pointe zwar überraschend - aber für mich nicht hundertprozentig stimmig... weil die frage bleibt: warum ist er überhaupt da?

fazit: das feeling fand ich gut vermittelt..die aussage war mir dann zu kurz..

liebe grüße, streicher..

 

Hi!
Gute Beschreibung der Disko und der Schluss auch gelungen.
Einzig unstimmiger Punkt, der mir aufgefallen ist: Am Schluss sagt seine Freundin, sie habe Hunger. Aber vorher hat er ja nichts verstanden, was die anderen sagten... Das stimmt für mich noch nicht ganz. Sonst gut.

Liebe Grüsse,
Marana

 

Hallo.
Erstmal danke an euch drei für die Kommentare und Anregungen.

@all-apologies
Nein, die Geschichte ist nicht live geschrieben. Das überlass ich lieber Leuten wie Buji. ;)
Die Sache mit den Mädchen habe ich geändert, du hattest recht, dass war etwas missverständlich. Zu der Sache mit dem "Zucken". Ich habe mir die Stelle noch mehrere Male durchgelesen und bin eigentlich auch immer mehr der Meinung, dass der Ausdruck etwas unpassend gewählt ist. Ich werd mir noch mal Gedanken drüber machen, wie ich das besser ausdrücken kann.
Zu der Stelle mit Oasis und Techno: Ich schreibe ja das die Klänge des letzten Liedes schon in die des neuen übergehen. Also wird jetzt andere Musik gespielt. Elektrobeats halt, muss ja nicht zwangsläufig Techno sein.
Das du die Geschichte als "philosophisch" bezeichnet hast, freut mich natürlich. Auch das du über gewisse Dinge nachdenken musstest. Nur die Bezeichnung Popliteratur möchte ich nicht annehmen. Aber ich verstehe, dass die Verbindung vielleicht zu erkennen ist, Oasis - Soloalbum - Popliteratur. Wenn du das meintest, ok, ansonsten mag ich den Ausdruck nicht so sehr. Klingt für mich so platt und Oberflächlich und das sollte die Geschichte nicht sein. ;)

@Streicher
Mich würde interessieren, welche Aussage du mitgenommen hast und warum sie dir zu kurz war?! Was hätte ausgebaut werden können? Wäre dir sehr dankbar, wenn du nochmal Stellung dazu nehmen würdest.

@Marana
Der Satz zum Ende hin wird von dem Protagonisten selbst gesagt, nicht von seiner Freundin. Aber ich denke, selbst wenn seine Freundin es gesagt hätte, würde es gehen. Denn man hört immer das was man hören will, oder nicht? ;)

Danke euch allen nochmal fürs Lesen und Kommentieren. Freut mich, dass die Geschichte wohl doch so weit ganz gut angekommen ist.

Saludo, Gam.

 

Gamdschie: Ich habe gerade noch einmal mein Faserland durchgeblättert- und da gibt es schon oft eine sehr ähnliche Grundstimmung wie in deiner Geschichte. Dieses... Ich bin hier, es ist nicht wirklich mein Fall, ein paar Sachen nerven und ich werde langsam ein bisschen zynisch, aber irgendwie bleibt man dann doch- der Faserland-Protagonist ist ständig auf irgendwelchen Party und haut viel zu spät ab. Wenn du findest, das Faserland platt und oberflächlich ist, ist es deine Geschichte aber auch, oder?
Und das sind beide mE nicht.

Gerade deine stilistisch besten Sätze finde ich sehr Pop: "...auf jeden Fall der Stimme nach zu urteilen. Ist aber auch egal."
"...wie sie den Raum durchzuckt. Die Menschen zucken auch."
"Sieht ganz nett aus, denke ich. Ich drehe mich wieder um und..."
Wirklich, wenn ich die Sätze hier nochmal lese, gefallen sie mir gleich viel besser- dieses lakonische, trockene.

Und, falls du nur dass meintest: "Soloalbum" war kein wirklicher Vergleich, mit unserm all-beloved Beni hat das hier eher weniger zu tun.

Wie gesagt, ich bin nie in Discos, ich dachte immer: zucken + Laserlicht = Tekkno.

So überarbeitet, gefällt mir deine Geschichte noch etwas besser. Nochn paar Kommakporrekturen:
"Sie geben mir das Gefühl(KOMMA) dabei zu sein. "

"'Überflüssiges Gespräch.' schießt es mir durch den Kopf. " - Interpunktion; "'Überflüssiges Gespräch', schießt es mir durch den Kopf."

hier auch:
" "Danke." nuschle ich"
" "Danke", nuschle ich"

Gut, das wärs dann. Nabend
All-Apologies

 

@all-apologies
Faserland kenne ich nicht, deswegen kann ich das nicht beurteilen. Ich wollte mit meinem Kommentar gerade nur sagen, dass Soloalbum halt kein Vergleich ist. Und gerade weil "Beni" als Popliterat bezeichnet wird, mochte ich den Vergleich nicht. Hab ich dich wohl aber falsch verstanden oder ich hatte eine andere Definition, dass haben mir deine zietierten Sätze (lakonisch, trockene) gezeigt. ;) Danke nochmal ganz herzlich. Die Fehler besser ich aus.

Saludo, Gam.

 

Hi gamdschie

versuche es mal zu erklären.. aussage, die ich mitgenommen habe: dein prot ist zwar in dieser disko..aber eigentlich gefällt es ihm dort nicht besonders..auch die leute um ihn herum sind ihm eher gesagt..sch...egal.. kein bock auf small talk - da habe ich mich gefragt, warum ist er da? nichts besseres zu tun?.. auf der suche nach einer frau? (obwohl er im inneren genau weiß, dass er dafür dort falsch ist)..kurz dachte ich wegen der musik.. dann aber die stelle:"Ich kenne den Text und höre nicht weiter zu. Hab ich auch zu Hause."..

insofern habe ich irgendwie auf die erklärung gewartet, warum er da ist.. wo der antrieb liegt, dort zu sein..

dass dann seine freundin kam..hat mich überrascht..aber meine fragen nicht beantwortet..*smile*.. aber jeder hat da ja so seine eigenen überlegungen..

wie gesagt: stimung kam richtig gut rüber - ich beobachte auch unheimlich gerne in einem club oder einer disko.. bin deshalb da, weil ich die atmosphäre dort manchmal brauche..das ist gut widergegeben..

nur, warum er da war, wurde mir nicht klar..

hoffe, du kannst mir irgendwie folgen..*smile*..

viele grüße, streicher

 

@streicher, aber auch an irgendwie jeden anderen

insofern habe ich irgendwie auf die erklärung gewartet, warum er da ist.. wo der antrieb liegt, dort zu sein..
Ich finde, gerade das ist ja das tolle an der Geschichte: Der Typ steht in dieser Disco. Es geht alles an ihm vorbei, er steht ziemlich unbeteiligt daneben. Niemand hat irgendwie Plan, was er da wirklich will. Er selbst findet es ein bisschen doof. Er selbst weiß nicht, warum er hierbleiben sollte.
Das ist eine wunderschöne Metapher, finde ich!
Was tun wir hier? Ich weiß nicht, ob du so etwas auch kennst, aber- so sit doch auch das Leben oft: Man steht einfach nur unbeteiligt irgendwo rum und weiß nicht recht, ob das irgendwie Sinn gibt. Ob es überhaupt einen Sinn gibt. Das Bier ist nicht besonders gut, die Mädchen ganz nett, die Lieder kennt man schon.

Warum nicht einfach gehen? Was soll der ganze Mist?

Na, und Gamdschie zeichnet dann eine mögliche Lösung. Plötzlich kommt der, der ihn (also- den Protagonisten; aber vielleicht auch irgendwie jeden einmal) retten kann. Umarmt ihn. Dann ist der Sinn da, und es wirkt alles wieder geschlossen... Man hat da nur ein bisschen gewartet.

Das kann man doch in Tausend Richtungen interpretieren, angefangen von der religiösen usw.

Ich hoffe, irgendjemand kann mir irgendwie vielleicht auch nur ein kleines bisschen folgen... Äh.

Ja. All-Apologies

 
Zuletzt bearbeitet:

@Streicher
Klar kann ich dir folgen. Aber all-apologies hat mir die Antwort eigentlich schon abgenommen. Also brauchst du nur sein Posting lesen, dass erklärt eigentlich das, was ich aussagen wollte sehr gut. ;)

 

Hallo Gam!

Ganz nette Geschichte, finde ich. Die Disco, Musik, Menschen und Laser, das alles hast Du sehr gut und treffend beschrieben, diese ganze Atmosphäre. Das schlechte Bier, das langsam warm wird, Gesprächsfetzen. Mir hat der Text so gefallen, vor allem die Auflösung zum Schluss. Trotz all der Bewegung und dem Leben nur Zuseher, und dann durch die Freundin raus aus dem Ganzen, zu etwas, das wirklich zählen könnte.
Hat mir gefallen, wenn auch nichts weltbewegendes.

Schöne Grüße
Anne

 

@Maus
Danke für deinen Kommentar. Freut mich, dass die Geschichte dir gefallen hat. ;)

Saludo, Gam.

 

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