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Wolkenmänner
Wolkenmänner II
„Wolkenmann sucht Windsbraut“ stand dort geschrieben. Chiffre sowieso.
Klang gut, zugegeben, wer würde darauf antworten, sich davon angesprochen fühlen?
Vielleicht eine mitt - Zwanzigerin oder eine jung gebliebene mitt - Dreissigerin?
Wer war der Wolkenmann wirklich?
Was verbarg sich hinter dieser Wolke?
Gold oder Blei?
Hatte er sich diesen Namen nur zugelegt, um geheimnisvoll aufzutrumpfen, ohne die Maske lüften zu müssen, oder war es eine getreuliche Charakterisierung seiner selbst?
Wolkenmann...
Klingt irgendwie unbeständig und leicht finde ich, dennoch... es hat was.
Er verspricht Spaß und Kurzweil, Schatten und vielleicht auch Regen oder gar Sturm.
Er schreibt nicht, was für eine Wolke er ist.
Welche Windsbraut traut sich die Berührung mit dieser Wolke zu?
Und vor allem: Wie stellt er sich seine Windsbraut vor?
Stürmisch und dann rasch abflauend wie der sanfte Abendhauch, leise säuselnd, ihn umschmeichelnd?
Wird sie Rückenwind sein, oder Gegenwind?
Oder wird sie ihn Orkangleich vor sich her treiben, ihn herumwirbeln, ihn zerzausend, zerpflückend, ihn rastlos jagend?
Und würden sie sich gemeinsam in neue Höhen erheben, weit hinaus über bislang erlebtes und erlittenes, könnten sie sich in der Luft halten, den Absturz hinauszögern wie den Moment höchster Lust?
Könnten tatsächlich sie den Himmel kosten ohne wie weiland Ikarus mit versengten Schwingen herab zu stürzen, zurück ins Alltagsgrau des Mittelmaßes um dort zu zerschellen?
Und würden sie liebevoll übereinander wachen und sich halten, wenn einer von ihnen abzustürzen droht?
Würden sie den Alltag meistern, zwischen stinkenden Socken, Abwasch, Vorabendserie und ungewaschenen Haaren?
Wenn es nur noch um die falsch ausgequetschte Zahnpastatube geht, um den Müll, der noch nicht herunter getragen ist, um den noch nicht erledigten Einkauf, oder die Beule im Kotflügel.
Wenn Nichtigkeiten groß und bestimmend werden wie die Kippe im Aschenbecher oder die Haare im Abfluß?
Hätten Träume und Visionen der Anfangszeit Bestand?
Würden sie sich weiter achten, auch nachdem sich ihre Grenzen verschmolzen haben als sie mit einander schliefen?
Wären sie bereit dafür, sich täglich neu zu finden in vollem Bewußtsein des ewigen Lernens der ewigen Veränderung und der Vergänglichkeit allen Seins?
Würden sie sich freilassen, anstatt sich in Liebeskäfige mit Gittern gefertigt aus gnadenlosen Ansprüchen, alten und neuen Ängsten oder Egomanischer Erwartungen zu sperren?
Hielten sie das alles aus, wahrlich, dann könnten sie miteinander fliegen.
Sie würden im Leben bestehen.
„Wolkenmann sucht Windsbraut“ lese ich dort, Chiffre sowieso, und wünsche den beiden viel Glück,