Hallo Schnittmenge,
und ein nachgereichtes Willkommen von mir.
Ich sag mal, was ich beim Erstlesen so mitgenommen habe. Ich habe gesehen, dass Wolf der Außenseiter ist, über den man sich im Dorf den Mund fusslig redet.
Ich habe auch wen gesehen, der sich ins Theater zurückzieht, was ich gut finde, weil Theater ja auch so eine Welt auf die Bühne stellt. Auch dort spielt das Leben "woanders", man ist halt Zuschauer, nicht Akteur. Ich habe aber diesen Wolf nicht dort sitzen sehen, sondern eine mir bis dahin unbekannt Person. Das finde ich eigentlich schade, dass mir das entgangen ist. Okay, vielleicht wäre es mir beim zweiten Lesen aufgegangen. Aber ich wollte ja meinen Ersteindruck schreiben. Dann wieder die Dorfsause, die immer gleich ablaufen und man eigentlich auch gut ohne sie auskommt. Das war's, was ich aus dem Text erst mal mitnehmen konnte. Eigentlich mag ich gern so arg verdichtetes Zeug, wenn es gut gemacht ist und mich zu führen weiß. Das Gefühl habe ich hier zeitweilig vermisst. Ich gehe mal durch Text und Deine Absichten und guck mal, wo was für mich nicht ersichtlich ist.
Ist doch ein guter Anfang, oder nicht?
Wozu ist dieser Satz? Kapiere ich nicht.
Auf der nächsten Dorfsfete werde Wolf nicht anwesend sein, sagt man.
Höchstens in Lumpen aufkreuzen, das sagt man auch. Im engen Zimmer erstarrt, fällt es ihm schwer über etwas nachzudenken. Keine Krankheit ist wirksamer als ein wohlüberlegtes Gerücht, die Medizin dafür ist noch nicht gefunden.
Du hast hier nen Erzählerwechsel mitten im Absatz und dass macht es echt schwer, Dir da folgen zu können. Klar, jetzt wo ich weiß, aber vorher, keine Chance. Weil Du zuvor es vergessen hast, mich als Leser auf solche Spielchen vorzubereiten, irgendwie. Dabei wäre es ganz einfach, Absatzwechsel bei Erzählerwechsel. Gib dem Text ne Struktur. Also, ich denke, man muss den Leser da schon auch an die Hand nehmen und nicht versuchen, ihn zusätzlich zu verwirren. Warum auch? Es wird doch nicht besser, wenn Leser nix kapiert?
Auf der nächsten Dorfsfete werde Wolf nicht anwesend sein, sagt man.
Höchstens in Lumpen aufkreuzen, das sagt man auch.
Im engen Zimmer erstarrt, fällt es ihm schwer über etwas nachzudenken. Keine Krankheit ist wirksamer als ein wohlüberlegtes Gerücht, die Medizin dafür ist noch nicht gefunden.
So wird klar, zwei Stimmen sprechen hier. Und dann bringe ich die Gerüchte über Wolf auch in Verbindung mit dem nächsten Satz. In deinem Text hatte ich echt keine Chance.
Dorfsfeten, denke ich. Feten. Sind das die Abende, an denen man das Essen als Ausrede erhascht, der Lückenfüller ohne den man sich sonst gar nichts zu berichten hätte? Flüchtige Blicke verdrängen sparsame Worte.
Das Licht ist aber schön. - Den DJ kenn ich, willst du auch was trinken? Danke, aber meine Blase salutiert. - Im Klo soll’s total stinken, hast du Arsch gerade gesehen? - Meine Füße explodieren.
Während ich zuvor einen Absatz vermisst habe, verstehe ich den hier gar nicht. Das sind doch noch alles seine Gedanken, oder nicht? Das gehört doch zusammen. Schon vorher auch, da, wo er über Gerüchte nachdenkt.
Und
Meine Füße explodieren., lässt mich ziemlich ratlos.
Aber alle Dorfsfeten haben eines gemeinsam:
ohne -s-, oder
(Sehe gerade du machst das konsequent. Also soll es wohl so. Klingt aber trotzdem nicht gut.)
Er sitzt in seinem Zimmer und grübelt...grübelt über sich und seine Mitmenschen. Besonders darüber, wie sie wohl zu ihm stehen. Er ist nicht so cool, wie die anderen. Ein Einzelgänger. Man weiß nicht viel über ihn, deshalb werden Gerüchte gestreut, sie verarschen ihn, er wird nicht ernst genommen.
Schreibst Du, dass soll ich bisher entnommen haben.
Besonders darüber, wie sie wohl zu ihm stehen.
Ich sehs nicht. Echt. Ich sehe in nur über diese Feste sinnieren und das Gerüchte weh tun können, okay. Aber vielleicht noch irgendwo einen Halbsatz, der mich als Leser etwas an die Hand nimmt?
Er ist nicht so cool, wie die anderen.
Lese ich nicht. Aber kann natürlich auch an mir liegen, da Sätze nicht in den richtigen Zusammenhang zu bringen.
Parallel zu seiner grüblerischen Einsamkeit findet irgendwo im Dorf eine Feier statt. So ganz typisch, ein Gemisch aus Zelt, Holzbank und einem bestellten, schlecht bezahlten DJ. Was ich aus der Feier mit einfließen lasse, sind die belanglosen Konversationen der Gäste.
Das habe ich gesehen. Das kauf ich.
Wolf gehört dort überhaupt nicht hin.
Ich weiß nix über den Typen, außer dem Gerücht, wenn er käme, dann in Lumpen. Aber das lässt doch auch andere Typenbestimmungen zu, als dass er ein Außenseiter ist. Der kann sich gehen lassen aus 1000 Gründen, der kann pleite sein, was weiß ich. Aber auf Außenseiter wäre ich nie gekommen. Falsche Fährte irgendwie, das mit den Lumpen.
Feten, denke ich. Die kann man nicht nachholen. Aber du verbringst deine Zeit lieber im Theater und bist noch nach Wochen mit Kritik zu Tode beschäftigt. Die Inszenierung ist misslungen. Die Inszenierung ist exquisit. Die Inszenierung ist nutzlos, du solltest zugegeben, dass du gar nichts verstanden hast. Eigentlich magst du Theater überhaupt nicht, aber du musst irgendwo hin. Einfach da sitzen, das ist praktisch, denke ich.
Der Vorhang fällt, Applaus.
Das mochte ich sehr. Das fand ich sehr klar alles. Hier hatte ich das Gefühl, geleitet zu werden und nicht vorsätzlich irre geführt.
Die Bowle knallt, sein Gesicht auch.
Verstehe deine Intention, aber echt, diese holta-polta-Erzählerwechsel, damit machst du dir echt keinen Gefallen.
Schließlich hält er die Einsamkeit doch nicht mehr aus, zieht sich an und geht auf die Feier. Wirft seine Ansprüche über Bord, vielleicht sogar ein Stück weit seine Verachtung gegenüber dem Geistlosen. Er sagt sich: "Denen geb ich's jetzt!" Er will es sich und den anderen beweisen. Dass er vielleicht doch nicht so uncool ist.
Ja, ich sehe ihn auf der Dorffeier, aber ich lese nicht, dass er das uncoole Bild verändern will. Er gibt sich für mich eher Mühe, das auszuhalten. Aber das ist auch schon alles, was ich lesen kann.
Der Wolf in Lumpen, so denkt man über Wolf. Kein gutes Bild, so viel ist sicher. Aber wessen Unglück ist das eigentlich?
Hä?
Das Gerücht wird zur Wahrheit, weil Wolf am Ende der Nahrungskette steht. Er ist der Chefkoch der Kantine, aber heute gibt’s kein Menü, heut gibt’s ne Lasche Linsensuppe.
Raffe ich überhaupt nicht. Ende der Glücksnahrungskette - okay. Und auf einmal steht er als Chefkoch am Anfang und schenkt es ja praktisch aus. Da passt was für mich überhaupt nicht ineinander.
„Hey, dich kenn ich. Da willst du wirklich rein? Ich hatte Karten fürs Dschungelbuch, bin stattdessen zur Omasause.
sagst Du:
Die Person ärgert sich, dass sie da war. Und wo ausgerechnet wollte sie lieber sein? Im Theater.
Das ist so was, wo ich denke, da kann man doch echt liebevoller. Ich mein Dschungelbuch - wer denkt da an Theater? Das ist, in meinen Augen, unglücklich gewählt. Warum nicht ein klassisches Theaterstück, wo ich auch an Theater denke und nicht Kino. Dann ist doch klarer und ich kann auch folgen. Und dann macht auch alles Sinn. Er fühlt sich als Außenseiter und erkennt am Ende, die anderen führen genau so ein Leben. Die wollen auch den ganzen Schmuh nicht und gehen da nur wegen der Erwartunghaltung der Dörfler hin.
Das waren meine letzten 10 Euro.“
? Keinen Plan von wem das jetzt kommt und wofür das stehen soll.
Also, ich denke, hier steckt schon echt was drin, aber das ist für mich nicht sauber genug gearbeitet, damit ich folgen kann. Vielleicht willst du die Verwirrung ja, aber dann muss man auch damit klarkommen, das die Leser in erster Linie verwirrt sind. War ja das Ziel, insofern - dann erreicht.
Ich hätte es echt gut leiden können, wenn ... ja, wenn . Aber kann natürlich auch an meiner Nicht-Kompetenz liegen. Will ich nicht ausschließen.
Beste Grüße Fliege