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Wohin?
Das Meer tobt und die Wellen brechen weit draußen, rollen mächtig an, verlieren ihre Kraft durch Weg und Zeit, und ümspülen nur langsam die stehenden Füße. Sie stehen nebeneinander, die Seiten berühren sich, ihre Arme umschlingen des anderen Taille und sie sehen die Wellen kommen. Dahinter Himmel, weiß bis grau, über ihnen und zu allen Seiten. Die Welt ist weit und in jeder Richtung ist ein Horizont. Grün trifft sich auf der einen, Blau auf der anderen Seite mit dem weißen Grau. Dazwischen, zwischen blau und grün, ein sachter Streifen Beige, der zu ihnen Beiden breiter und ausladender wird, um danach wieder zu schwinden. Sie stehen neben einander für sich wacklig, aber sich festhalten, zusammen wankend das Meer betrachtend. Während der starke Wind salziges Wasser trägt und in ihre Gesichter peitscht, saugt jedes sachte anrollen des Meeres ihre Füße ein Stück weiter in den Sand, bis sie fest umwunden vom Grund gehalten stehen. Sie löst ihre Hand, um ihre wehenden Haare aus dem Gesicht zu streichen, auch sein Arm gleitet von ihrer Taille ab und kurz berühren sie sich nicht. Schnell suchen die Hände das Vertraute wieder, den Blick starr aufs Meer gerichtet, er von rechts, sie von links, beide verzweifelt. Und schließlich treffen sich die Arme. Die Hände berühren sich dann und halten sich dann, vertraut und fest und sicher. Aber nicht mehr die Seiten. Der feste eingesogene Stand hat sich entfernt, sodass sich nur noch die Hände treffen können. Immer noch trägt der Wind Salz in ihre Gesichter und irgendwann schmerzt es stehenzubleiben. Die Augen brennen, auch die Lippen. Wieder und wieder brechen die Wellen laut und tosend, aber nur sachte umspülen sie ihre Beine und bei einer Stärkeren halten sie sich nur fester an den Händen. Der Wind wird kräftiger. An den Füßen merkt er es nicht, diese sind tief eingesogen worden und fest, auch die Beine wanken nicht, aber der Kopf spürt es und wird gedrückt, wieder und wieder, bis er den Halt verliert, das Gleichgewicht, aber er kann sich mit seinen Füßen nicht auffangen. Er versucht es mit den Händen, rudert, aber lässt dafür ihre los und balanciert seinen Körper mit rudernden Bewegungen wieder zur Ruhe. Wieder berühren sie sich nicht und suchen wieder nach der Berührung, aber sie sind zu weit entfernt. Die Füße sind fest in den Sand gesogen und sie können sich nicht einander nähern. Die Hände rudern wild suchend in der Mitte zwischen ihnen umher, aber können sich nicht treffen. Sie sind zu weit entfernt. Sie wenden ihre Köpfe ab vom Meer und blicken sich gegenseitig an. Tief und sicher, wie sich ihre Hände hielten und wie sich ihre Körper berührten, einst. Aber was soll der Blick binden und gegen welche Welle kann ein Blick standhalten. Wasser und Salz wird weiter in ihre Gesichter getragen und Tropfen rollen herab, während das weiße Grau zu grauem Schwarz wird. Überall kein Licht und die Blicke wenden sich wieder vor. Auf das Meer und auf das, was da kommt. Sie stehen da mit festen Füßen, die sie halten gegen das Anrollende, die aber nicht mal sich, den Körper selbst halten können, und mit freien Armen, die nun handeln können, aber die Augen sind geblendet und die Hände fühlen nur Sand, Salz und Sturm.