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Copywrite Wohin die Zikaden fliegen

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19.05.2015
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Wohin die Zikaden fliegen

Etwas Zeit bleibt ihr. Margaux dreht am Hahn, das Wasser so heiß, wie sie es gerade ertragen kann, reibt die Seife über den Handballen, zwischen den Fingern, verschränkt sie, als wollte sie beten, verteilt Creme, wartet, bis sie eingezogen ist. Es riecht nach Lavendel. Wenn doch der Sommer bald käme. Drei Minuten. Die Gummihandschuhe liegen eng an, eine zweite Haut. Margaux öffnet die Haustür, besprüht die Klinke außen, innen, reißt ein Stück von der Papierrolle ab. Dann schließt sie alle Türen, die vom Flur abgehen, steckt das Kabel des Luftreinigers in die Steckdose und stellt das Gerät auf höchste Stufe. Auf der Kommode steht das gerahmte Bild von Bruno. Vor ihrem inneren Auge sieht sie sich selbst dabei zu, wie sie über das borstige Fell streichelt, wie er sich ihr entgegenstreckt, sie mit Terrierblick anschaut, auf das Leckerli wartet, das sie ihm auf den Boden legen wird, wenn er den Trick zeigt, sich auf den Rücken legt und auf dem Boden wälzt. Wenn es nicht so kompliziert wäre, zum Tierheim zu gehen.

Als das Sirenensignal der Klingel ertönt, nimmt sie den Hörer: „Vierter Stock. Maske nicht vergessen!“ Schwere Schritte hallen durch das Treppenhaus, verklingen, nachdem sie ihr Ziel erreicht haben. Ein junger Mann steht vor ihr, dunkle Hautfarbe, Bartansatz, einer, der schlecht
Deutsch spricht, Augen, die vorsichtig in die Wohnung blicken, über ihren Körper hinweg wandern. Margaux spürt die Hitze. Er trägt Jeans mit Knöpfen vorne. Sie starrt direkt darauf, aber er wendet den Blick ab. „Ihre Lieferung. Bitte prüfen Sie, ob alles da ist. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und hoffe, Sie sind zufrieden mit dem Service.“ Nach Weihrauch duftet er. Margaux wirft einen flüchtigen Blick in die Tüten, hält den Fünfer zwischen Daumen und Zeigefinger und reicht ihn dem Mann. Wie weit er wohl gereist ist, um nach Deutschland zu kommen? Er bedankt sich und geht. Seine Jacke ist viel zu groß. Auf dem Rücken erkennt sie einen weißen Fleck, als ob er an einer Mauer entlang geschrammt wäre. Die Schritte klingen langsamer.

Nachdem sie die Einkäufe ins Bad gebracht, das Verpackungsmaterial entfernt hat, desinfiziert sie den Eingangsbereich, sprüht und wischt. Die Mülltüte trägt sie zum Container. Draußen regnet es, aber so sanft, als hätten sich die Wolken bald ausgegossen. Zurück in der Wohnung trinkt sie ein Glas Wasser, danach Riesling. Säure füllt den Gaumen, kitzelt auf der Zunge, als wär’s ein Kuss. Im alten Rom soll Wein billiger als Wasser gewesen sein. Sie schmeckt Sommerfrüchte. Dieser Winter dauert schon sehr lange. Während sie Nudeln isst, schaut sie Nachrichten, sieht die besorgten Gesichter der PolitikerInnen, hört Appelle an die Bevölkerung. Ihr Fernseher ist mit Mikrofonen und Kameras ausgestattet und beobachtet Margaux. Irgendwo da draußen sitzen welche in einem saalartigen Raum, genießen den Rundumblick auf die Wohnzimmer des Landes und spitzen Ohren und Augen, warten auf die Show, die Worte, die man an sie richtet. Sie stellt sich vor, mit dem Hintern zu wackeln und einen Vortrag zu halten:
„Ich bin’s, Margaux. Ich wohne in Frankfurt, Nähe Berger Straße. Wisst ihr bestimmt. Ich muss euch was erzählen. Auf dem Friedhof habe ich eine Judensaufigur gefunden. So eine, die einen Juden zeigt, der in den Arsch eines Schweins kriecht. Hat einer heimlich aufgestellt, neben dem Eingang, am Tor. Hakenkreuzgeile Sauerei. Aber das interessiert euch nicht, ihr Deppen. Ihr glotzt den Mädels lieber unter die Röcke. In die Luft gejagt gehört ihr, mm? Ich baue ein hübsches, kleines Bömbchen für euch. Die Anleitung habe ich mir gerade runtergeladen. Ist ganz einfach. Bin ja gespannt, ob ihr Penner die Stichworte rausfiltert und euch bei mir meldet.“
Sie fühlt sich besser danach.

Margaux wartet, bis die Dämmerung anbricht, ein rosa Lichtstreifen zwischen den Wolken erscheint. Im Treppenhaus ist es dunkel. Zum Glück. Sie zieht feste Schuhe an, wenn sie die Gesellschaft von Wesen sucht, die sich auf dem Friedhof angesiedelt haben. Unter den Sohlen schmatzt das Laub, herabgefallene Äste knacken, als sie den Weg abkürzt und durch das vergessene, hinter einem Busch versteckte Tor, den Friedhof betritt. Im Schimmer der letzten Lichtstrahlen geht sie den Weg entlang, an den Gräbern vorbei zu dem Bänkchen, das von einer Platane vor Nässe geschützt ist, breitet das Polster auf ihrem Lieblingsplatz aus. Es ist wichtig anzukommen, Gemeinschaft zu suchen, wenn die Menschen sich aus dem Weg gehen müssen. Wer jetzt alleine ist, wird’s lange bleiben, fällt ihr ein. Nein, sie hat sich kein Haus gebaut, nirgendwo. Margaux wandert auf ihren Alleen, vertraut der Einsamkeit.

Ihr Weg führt am Grab des Professors vorbei. Anfangs war es hübsch hergerichtet, eine Engelsstatue blitzte im Sonnenschein, frische Rosen standen in einer Vase, rot und weiß. Seit die Zeiten sich geändert haben, fehlen die Blumen, der Engel setzt Moos an. Die Gedanken an den Mann, den sie hätte lieben können, verlieren sich. Er starb, bevor er den Zenit seines Schaffens erreicht, sein Buchwissen sich so weit verdichtete hatte, dass er die Ernte einfahren konnte, Relevanz, Berühmtheit. Jetzt lag er da und vermoderte einsam, ohne Bücher, ohne Familie. Was musste er auch bremsen, als der Kater über die Straße lief, der danach in den Büschen verschwand, ohne sich um das Wrack des Wagens zu kümmern, das qualmend, zerquetscht, neben der Eiche zum Stehen kam, der Eiche, die vieles erlebt hatte, dreihundert Jahre, viele Menschenleben.

„Da bist du ja“ hört sie ihn rufen. „Margaux, lass uns reden, ein paar Worte nur. Ich fürchte mich vor Geistern.“
„Ich komme später bei dir vorbei.“

Unter den Bäumen haben die Schwingungen der Smartphones keine Macht, die in den Straßen, Wohnungen, den Gedanken der Menschen hausen, die sich im Rhythmus der Wellen bewegen, als wären sie fremdgesteuert. Seit sie das Gerät auseinandergenommen, die Festplatte mit dem Hammer bearbeitet hat, an der Eingangstür, an den Fenstern Goldfolie angebracht hat, um fernzuhalten, was das Hirn verklebt, Einheitsmeinungsbrei erschafft, seither atmet Margaux freier.
Winzige Regentröpfchen streicheln Kleidung und Haut. Leise rauschen die Äste. Sie lehnt sich an, setzt die Kapuze auf, schließt die Augen. Um die Stimmen zu hören, muss man filtern, was man wahrnimmt, den Straßenlärm verbannen, die Geräusche der fallenden Blätter, die Bewegungen von Mäusen, Kaninchen und Eichhörnchen, die über die Wege rennen.
Stimmen schweben in der Luft, Geister versammeln sich, erzählen ihre Geschichten, sprechen von Sehnsucht, zärtlich und wütend, je nachdem. Manche hört Margaux jedes Mal, wenn sie herkommt, andere dringen durch, ein kaum verständliches Flüstern aus fernen Vergangenheiten. Was einzelne zu sagen haben, Dialoge, die überdauert haben, Streit, Zärtlichkeiten, das, was sie bei sich tragen, ungelöste Rätsel des Daseins, die sich in den Herzen angesammelt haben, Ungesagtes, nie Verziehenes, stets Verschwiegenes. Wer unglücklich stirbt, nimmt das Leid mit ins Grab, keiner findet Frieden im Tod. Sie hört den Carmens zu, den Heikes, ihren Männern, ihren Liebhabern, den Frauen, die sich lösen, um ein eigenes Leben zu führen, arme Opfer der misogynen Gesellschaft, der Margaux zum Glück nie angehört hat. Sie hört die Wütenden, die Verzweifelten, diejenigen, deren Glück groß war, die niemals Glück kannten, Stimmen, die vom täglichen Leben, von besonderen Momenten erzählen, alles durcheinander, ohne Zusammenhang.

Alles in allem habe ich ein gutes Leben gehabt. Alles in allem war ich dumm. Wenn ich nur zu den Bergen schauen, einmal noch die Gipfel sehen könnte. Ach, den Blick in den Grand Canyon, den behalte ich für immer bei mir. Er hat mich geschlagen und ich habe mich geschämt, weil ich fett und hässlich geworden bin. Ich musste, ich musste, ich musste. Sie hat mich wahnsinnig gemacht. Sterben war leicht, eine Erlösung. Und doch: ein paar Tage noch, ein paar Stunden, einige Momente. Warum ist ein Ende ein Ende, warum ist die Zeit begrenzt? Ich möchte die Augen meiner Kinder, die Enkel wachsen sehen. Ich verlange es, will Gerechtigkeit, fordere sie. Ach, welcher Gott hat den einen Glück, den anderen Unglück gebracht. Ich habe die Sicherheit geliebt, das gefüllte Bankkonto, das eigene Haus, ich habe den Becher bis zum Rand gefüllt, doch warum hat mich der Hauch des Moders getroffen? Eine Unverschämtheit, ja, jemand wie ich wird gebraucht. Ich hätte mehr lesen, mehr Musik hören, öfter den Schmetterlingen zuschauen sollen. Aber ach, wie sollen die Zeitenläufte weitergehen ohne mich. Ich werde gutes tun, mich zu ändern, zurückgeben, ja, das werde ich, in Zukunft ein guter Mensch sein, einer, auf den man stolz ist. Ich bin erstickt, die Luft wurde mir genommen, noch bevor ich etwas sagen konnte. Ich schreie und schreie und schreie und keiner bemerkt mich, niemand sieht mich, der Schleier wird dichter, so dicht, dass ich darin verschwinde. Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn in der Engel Ordnungen. Götter, Engel, wo seid ihr?

Als Margaux sich umdreht, flüstern diejenigen, die frisch dazugekommen sind, die Erstickten, dahingerafft von einem Gegner, der sich für Seelen nicht interessiert, greift, was er bekommt, ganz so wie es mancher Mensch hält, der sich nimmt, was er braucht oder haben will, Geld, Macht, Dinge. Margaux nimmt Alptraumbilder wahr, herabstürzende Berge, Explosionen, Wassermassen, erdrückend, allumfassende Zerstörung. Sie wendet sich ab.

Der Regen lässt nach, aber die Feuchtigkeit hat die Poren der Blätter geöffnet, der Duft nach Chlorophyll, frischer Minze, einem Bad mit Fichtenextrakt liegt in der Luft. Margaux beugt den Oberkörper, stützt den Kopf ab, nimmt die Pose des Rodin'schen Denkers ein. Bis sie aufsteht, dringt nichts mehr zu ihr. Sie biegt in die Gräberreihe ab, links, rechts, links. Das Grab befindet sich an der Mauer, ein guter Platz. Die Pflanzen sind bis zur Unkenntlichkeit entstellt, Halme, schlaff, kraftlos wie Hungernde.

„Wie schön, dass du gekommen bist, Margaux.“
„Warum?“
„Weil ich mich freue.“
„Ich muss dich was fragen.“
„Was denn?“
„Ich will, dass du ein Rätsel löst.“
„Wenn ich es kann.“
„Bist doch Professor.“
„War ich, Margaux, jetzt nicht mehr.“
„Folgendes: Du weißt, was Zikaden sind?“
„Sie überleben in der Erde, graben sich nach Jahren ans Licht, verpuppen sich und fliegen davon, wenn sie nicht gefressen werden.“
„Gut. Dann überleg dir, wohin die Zikaden fliegen.“
„Das ist dein Rätsel?“
„Ja. Lass dir Zeit für die Antwort, eine Ewigkeit oder einen Tag. Wenn du es bis morgen nicht löst, sehen wir uns nie wieder.“
„Ohne Recherche?“
„Du hast genug Bücher gelesen. Adieu, Professor.“
„Du gehst?“
„Lös das Rätsel, Professor.“

Zu Hause angekommen, wirft sie alles ab, die Maske, den Schutz, die Kleidung. Der Barometer auf der Terrasse zeigt 12 Grad. Sie fröstelt nur von außen.
Irgendwann sieht sie den Schatten, der über die Dächer schleicht. Der Kater nähert sich, ein großes Tier, glühende Augen, getigertes Fell, braun, schwarz, weiß. Er streicht an Margaux entlang und springt auf den Stuhl, den sie für ihn bereitgestellt hat.

„Bei 18 Grad schlüpfen die Zikaden.“
„Mm.“
„Und dann fliege ich bis zu den Sternen.“

 

Novemberregen
Die Vorlage von @Maedy heißt: Novemberregen. Ein paar Einsprengsel anderer Maedy-Geschichten finden sich im Text, deshalb die Quellenangabe.
Im Grunde hätte ich noch ein paar Tage gebraucht. Ein paar Stellen muss ich noch überdenken, vielleicht was streichen.
Ich verreise bis Montag und werde auch kaum vor Dienstag antworten können, falls der eine oder andere Kommentar eintrudelt.

 

Hallo @Isegrims ,
ich verstehe deinen Ärger und hatte mir sowieso vorgenommen, mit dem Kommentar zu warten, bis du den Text überarbeitet hast. Der gilt dann für mich als der eigentliche Beitrag zum Copywrite 20 21.
Fußball schaue ich auch:xmas:
Herzliche Grüße
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Isegrims,
bei mir flogen die Zikaden in die Träume eines nordkoreanischen Sportlers. :shy:

Margaux ist speziell – im Alltag, mit Mitmenschen, selbst im Umgang mit Geistern. Hat mir Spaß gemacht, sie einen Tag lang zu begleiten. Im Anschluss las ich die Originale - vom Friedhof und der unerwiderten Liebe, die den Großteil von Novemberregen ausmacht und von Carmen.
Ich glaube nicht, dass ich deine Geschichte in allen Einzelheiten verstanden habe. Die nächsten Kommentare und deine Antworten werde ich genau verfolgen, bevor mich das ungelöste Rätsel in den Wahnsinn oder auf den Friedhof treibt.

Gedanken zu einzelnen Textstellen:

Wohin die Zikaden fliegen
Fängt ja gut an.:) Ich mag den Titel total.
Wenn es nicht so kompliziert wäre, zum Tierheim zu gehen.
Was? Sie hat ihren Hund abgegeben? Oder ist das Veterinäramt tätig geworden?
einer, der schlecht deutsch spricht,
Deutsch, groß.
Bitte prüfen sie, ob alles da ist. Ich wünsche ihnen einen schönen Tag und hoffe, sie sind zufrieden mit dem Service.“
Sie, groß.
Auf dem Rücken erkennt sie einen weißen Fleck, als ob er an einer Mauer entlang geschrammt wäre.
Warum ist diese Beobachtung erwähnenswert?
Nachdem sie die Einkäufe ins Bad gebracht, das Verpackungsmaterial entfernt hat, desinfiziert sie den Eingangsbereich, sprüht und wischt.
Margaux desinfiziert anschließend bestimmt noch die Desinfektionsflasche.
Irgendwo da draußen sitzen welche in einem saalartigen Raum, genießen den Rundumblick auf die Wohnzimmer des Landes und spitzen Ohren und Augen, warten auf die Show, die Worte, die man an sie richtet.
Oha, die da oben. ;)

Sie denkt darüber nach, mit dem Hintern zu wackeln und einen Vortrag zu halten:

Bin ja gespannt, ob ihr Penner die Stichworte rausfiltert und euch bei mir meldet.“
Sie fühlt sich besser danach.
Sie überlegt nur, einen Vortrag zu halten, fühlt sich anschließend besser. Nur durch die Vorstellung oder hat sie den Vortrag gehalten?

Sie zieht feste Schuhe an, wenn sie die Gesellschaft von Wesen sucht, die sich auf dem Friedhof angesiedelt haben.
Oh, das gefällt mir. :)
wenn sie die Gesellschaft von Wesen sucht, die sich auf dem Friedhof angesiedelt haben. Das Treppenhaus liegt im Dunkeln. Zum Glück. Unter den Sohlen schmatzt das Laub,
Hier bin ich allerdings schon auf dem Friedhof, dann schwenkst du zurück zum Treppenhaus, erzählst aber vom schmatzenden Laub. Vielleicht könntest du das etwas umsortieren.
Im Schimmer des letzten Lichtstrahlen geht sie den Weg entlang, an den Gräbern vorbei, zu dem Bänkchen, das unter einer Platane vor Nässe schützt.
Der Bezug ist schief. Es klingt, als schütze das Bänkchen vor Nässe, anstelle der Platane. Vlt. "zu dem Bänkchen, das von einer Platane vor Nässe geschützt ist" oder "zu einem Bänkchen, das unter einer Platane vor Nässe geschützt ist".
Es ist wichtig anzukommen, Gemeinschaft zu suchen, wenn die Menschen sich aus dem Weg gehen müssen. Wer jetzt alleine ist, wird’s lange bleiben, fällt ihr ein. Nein, sie hat sich kein Haus gebaut, nirgendwo. Margaux wandert auf den Alleen ihres Herzens, vertraut der Einsamkeit.
Hört sich schön an, aber auch widersprüchlich.
eit die Zeiten sich geändert haben, fehlen die Blumen, der Engel setzt Moss an.
Moos
neben der Eiche zum stehen kam,
zum Stehen(groß)?
„Du hast die anderen.“
„Ich fürchte mich vor Geistern.“
Obwohl er selber einer von ihnen ist? :lol:
„Ich komme später bei dir vorbei“
Ich komm später bei dir vorbei (Punkt)
die sich im Rhythmus derr Wellen bewegen
die sich im Rhythmus der Wellen
Seit sie das Gerät auseinandergenommen, die Festplatte mit dem Hammer bearbeitet hat, an der Eingangstür, an den Fenstern Goldfolie angebracht hat, um fernzuhalten, was das Hirn verklebt, Einheitsmeinungsbrei erschafft, seither atmet Margaux freier.
Sie hat das Wachs in den Schlüssellöchern vergessen! :sconf:
Um die Stimmen zu hören, muss man filtern, was man wahrnimmt, den Straßenlärm verbannen, die Geräusche der fallenden Blätter, die Bewegungen von Mäusen, Kaninchen oder Eichhörnchen, die über die Wege rennen.
Schön. Autogenes Stimmenhören. Gefällt mir.
"Das riecht gut.«
verschiedene WR-Zeichen

Stimmen schweben in der Luft, Geister versammeln sich, erzählen ihre Geschichten, sprechen von Sehnsucht, zärtlich und wütend, je nachdem. Manche hört Margaux jedes Mal, wenn sie herkommt, andere dringen aus fernen Vergangenheiten durch, ein Flüstern, das kaum zu verstehen ist.

Sie hört den Carmens zu, den Heikes, ihren Männern, ihren Liebhabern, den Frauen, die sich lösten, um ein eigenes Leben zu führen, arme Opfer der misogynen Gesellschaft, der Margaux zum Glück nie angehörte.
Warum hört sie ihnen zu? Sie grenzt sich doch extra von den anderen ab, feiert ihr Alleinsein. Geister sind immerhin keimfrei.
»Nein. Ich meine, er ist schön, aber – normal.«
»Dann denkt er auch nicht an Helene Fischer. Du, die Nina ist da. Ich lege auf.«
Den Einschub, der wie ein Telefonat endet verstehe ich nicht. Es reden mehrere Geister, die Heikes, die Carmens, usw. durcheinander, aber nicht mit deiner Prota, richtig?
Margaux hört Alptraumbilder, herabstürzende Berge, Explosionen, Wassermassen, erdrückend, allumfassende Zerstörung. Sie wendet sich ab.
Vllt. "hört von Albtraumbildern, ...", um dem Missverständnis siehe Kom von @Rob F vorzubeugen?
Ansonsten, starke Passage.
Das Grab befindet sich an der Mauer, ein guter Platz. Die Pflanzen sind bis zur Unkenntlichkeit entstellt, Halme, schlaff, kraftlos wie Hungernde.
Schlaffe, kraftlose Halme nach einem ergiebigen Lebenspendenden Regen und diesen wundervollen Gerüchen, das passt für mich nicht richtig.
Zu Hause angekommen, wirft sie alles ab, die Masken
Masken, Plural?
Der Barometer auf der Terrasse
Vom Gefühl her: das Barometer. Doch der Duden bescheinigt: österreichisch, schweizerisch auch: der Barometer
Sie fröstelt nur von außen
Meinst du, das Frösteln macht ihr (innerlich) nichts aus?
Der Kater nähert sich
Die Katze ist in ihrer Einbildung der Professor, richtig? Aber der Hund musste weg. Hehe.
Ich erkenne nicht, wer welche Dialogzeile spricht. Fliegt Margaux zu den Sternen? Was bedeutet das? Begeht sie Suizid, um bei den anderen Geistern zu sein?

Interessante Geschichte. Aber hey, wo sind eigentlich die Isegrimswortkreationen? ;)
Viele Grüße
wegen

 

Vielen Dank für die Kommentare. Die Fehler und Flusen habe ich beseitigt. Jetzt warte ich noch auf weitere Rückmeldungen, vor allem von @Maedy.
Ich habe ein paar Versatzstücke verarbeitet, die ich evtl streichen oder komplett verändern würde, wär's allein "meine" Geschichte. (insbesondere den Dialog, den ich zitiere, aber auch das mit dem Hund und die Anspielung auf die Stimmen aus anderen Texten Maedys.

Die Zitiererei gestaltet sich auch schwierig, keine Ahnung wie das Tableau unten zustande gekommen ist.

Hallo @Rob F

danke dir für das aufmerksame Lesen, die meisten deiner Änderungsideen habe ich übernommen.

Eine melancholisch erzählte Geschichte, durch die Erzählart nimmst du die Leser gut mit in die Gedanken- und Gefühlswelt von Margaux.
ja, das war die Herausforderung: die seltsame Gedankenwelt Margaux zu zeigen.
Die Einsamkeit, gerade den Teil auf dem Friedhof finde ich gut gelungen.
:Pfeif:
Er starb, bevor er den Zenit seines Schaffens erreicht, sein Buchwissen sich so weit verdichtete hatte, dass er die Ernte einfahren konnte, Relevanz, Berühmtheit.
Ich bin hierfür kein Experte, würde aber die Zeiten mal prüfen ...
mm, für mich klingt es richtig, weil ja vom Verstorbenen gesprochen wird
Warum/wodurch ist es zerquetscht?
na ja, das Auto bremst wegen eines Katers, knallt gegen den Baum und wird zerquetscht.
rauschen verbinde ich als Geräusch nicht mit Ästen
mm, der Wind rauscht durch die Äste und Blätter hindurch
hört/Bilder ?
erdrückende , oder war es so Absicht?
habe ich geändert
Ich kann mir irgendwie nicht bildlich vorstellen, was sie hier genau macht ... ;
Wortwiederholung
Margaux beugt den Oberkörper, stützt den Kopf ab, nimmt die Pose des Rodin'schen Denkers ein.
Danke dir, hat dem Text geholfen!

Liebe Grüße
Isegrims

Hallo @wieselmaus

hatte mir sowieso vorgenommen, mit dem Kommentar zu warten, bis du den Text überarbeitet hast. Der gilt dann für mich als der eigentliche Beitrag zum Copywrite 20 21.
siehe oben, für größere Veränderungen warte ich noch ein paar Tage.

Hi @wegen,

schön, dass du vorbeischaust.

bei mir flogen die Zikaden in die Träume eines nordkoreanischen Sportlers.
ein nordkoreanischer, echt jetzt, oder war's ein deutscher Fußballfan?
Margaux ist speziell – im Alltag, mit Mitmenschen, selbst im Umgang mit Geistern. Hat mir Spaß gemacht, sie einen Tag lang zu begleiten. Im Anschluss las ich die Originale - vom Friedhof und der unerwiderten Liebe, die den Großteil von Novemberregen ausmacht und von Carmen.
Ich glaube nicht, dass ich deine Geschichte in allen Einzelheiten verstanden habe. Die nächsten Kommentare und deine Antworten werde ich genau verfolgen, bevor mich das ungelöste Rätsel in den Wahnsinn oder auf den Friedhof treibt.
Friedhöfe habe ja was, lohnt sich immer, einen zu besuchen.
Fängt ja gut an.:) Ich mag den Titel total.
:Pfeif: ich mag den Titel auch sehr
Was? Sie hat ihren Hund abgegeben? Oder ist das Veterinäramt tätig geworden?
na ja, das ist ein Verweis auf die Ursprungsgeschichte, da wird ein Hund erwähnt
Warum ist diese Beobachtung erwähnenswert?
Auf dem Rücken erkennt sie einen weißen Fleck, als ob er an einer Mauer entlang geschrammt wäre.
vielleicht zu versteckt der Hinweis, schließlich ist er ein Farbiger, da macht der weiße Fleck einen Unterschied.
Oha, die da oben.
;)
stimmt: als ich am Montag von einer Reise zurückkam, habe ich auch gleich eine Willkommens-SMS der Bundesregierung erhalten.
Sie überlegt nur, einen Vortrag zu halten, fühlt sich anschließend besser. Nur durch die Vorstellung oder hat sie den Vortrag gehalten?
habe ich geändert, ist eine Vorstellung
Warum hört sie ihnen zu? Sie grenzt sich doch extra von den anderen ab, feiert ihr Alleinsein. Geister sind immerhin keimfrei.
Sie hat die Illusion allein zu sein, braucht aber doch Gesellschaft, die einen lesen Bücher, die anderen gehen eben auf den Friedhof und hören den Stimmen zu.
Den Einschub, der wie ein Telefonat endet verstehe ich nicht. Es reden mehrere Geister, die Heikes, die Carmens, usw. durcheinander, aber nicht mit deiner Prota, richtig?
ja, das ist ein Zitat aus Maedys Text
Meinst du, das Frösteln macht ihr (innerlich) nichts aus?
wer fröstelt, spürt sich selbst
Die Katze ist in ihrer Einbildung der Professor, richtig? Aber der Hund musste weg. Hehe.
Ich erkenne nicht, wer welche Dialogzeile spricht. Fliegt Margaux zu den Sternen? Was bedeutet das? Begeht sie Suizid, um bei den anderen Geistern zu sein?
keine Hinweise, du bist der Leser, nimmt dir, was du brauchst, um die Geschichte abzurunden. Ich hab's als sehr zarten Hinweis auf den Kater aus Bulgakovs "Meister und Margarita" gelesen, aber Kater haben ohnehin eine Symbolik und Margaux fliegt eben wie eine Zikade, vielleicht zu sich selbst, ob sie sich deswegen töten muss?
Interessante Geschichte. Aber hey, wo sind eigentlich die Isegrimswortkreationen?
Ach je, das wäre nichts geworden in dieser Geschichte, hätte die Stimmung verändert, LeserInnen allzusehr aufgehalten, manchmal passt es, manchmal nicht.

Dir eine Friedhofsstimmenregennacht voller Sonnengedanken
Isegrims

 

„Gut. Dann überleg dir, wohin die Zikaden fliegen.“
„Das ist dein Rätsel?“
„Ja. Lass dir Zeit für die Antwort, eine Ewigkeit oder einen Tag. Wenn du es bis morgen nicht löst, sehen wir uns nie wieder.“
„Ohne Recherche?“

»Selig bist du, liebe Kleine,
Die du auf der Bäume Zweigen,
Von geringem Trank begeistert,
Singend, wie ein König lebest!
Dir gehöret eigen alles,
Was du auf den Feldern siehest,
...«​

dichtet Goethe in Anlehnung an Anakreon »An die Zikade«, und ist es nicht verwunderlich, dass ein Schädling wie die Base des Heuschreck` besungen wird und im Muttertext Carmen auf einen Eroberer wie dem Alexander hereinfällt, der hier zu Bruno, dem „Braunen“ gerinnt und sich gefahrlos das Fell kraulen lässt.
Auf der Kommode steht das gerahmte Bild von Bruno.
Begraben wir den Bären, der sich nimmt, wonach ihm ist. und irgendwie, also noch unbestimmt, meine ich in Nachfolge der Tragödie des Gretchens (Margarete, nix anderes als eine Margot, Margaux, die „Perle“) – nur, dass der Professor jetzt sehr erdverbunden begraben liegt und Rätsel lösen soll … weshalb ich mit Sicherheit noch mal auf Besuch komm ...

Rest-Flusen-Lese

Margaux dreht am Hahn, das Wasser so heiß wie sie es gerade ertragen kann, reibt die Seife über den Handballen, …
Ein kleistwürdiger Satz, der leider m. E. nach noch einem Komma schreit zwischen „heiß“ und „wie“, denn die Konjunktion beginnt jenseits des Vergleichs einen vollständigen Satz ...

Und unser Lieblingsthema

… zwischen den Fingern, verschränkt sie, als wolle sie beten, verteilt Creme, wartet bis sie eingezogen ist.
über als-ob-Situationen, die natürlich mit dem "ob" leichter zu erkennen ist. Aber da hier keine Verwechselung mit dem Prät. möglich ist, erspare ich uns Gedanken an eine würde-Konstruktion, und empfehle "als wollte sie beten"

Margaux wartetKOMMA bis die Dämmerung anbricht, ein rosa Lichtstreifen zwischen den Wolken erscheint.

Hier muss dagegen eines weg
..., das qualmend, zerquetscht, neben der Eiche zum Stehen kam, der Eiche, die vieles erlebt hatte, dreihundert Jahre, Kriege, Not, Wildschweine[...] und Menschen, die unter ihrem Schattendach picknickten.
Denn Mensch und Wildschein würden trotz verbindendem „und“ unnötig getrennt

Sie hört den Carmens zu, den Heikes, ihren Männern, ihren Liebhabern, den Frauen, die sich lösten, um ein eigenes Leben zu führen, arme Opfer der misogynen Gesellschaft, der Margaux zum Glück nie angehört hatte.
Warum der Gezeitenwechsel?

»Geh fernsehen«
!

Der Regen lässt nach, aber die Feuchtigkeit hat die Poren der Blätter geöffnet, der Duft nach Chlorophyll, Eisen, frischer Minze, einem Bad mit Fichtenextrakt liegt in der Luft.
Hm, Eisen „riecht“ eigentlich nicht, behauptet der Chemielaborant. Was man gelegentlich riechen könnte mit dem Riecher über Fe, wäre sogar der eigene Geruch – extrem bei Schweiß … Gut, seit Januar 1981 war ich in keinem Labor mehr (sehn wir mal ab vom Jupp-Hotel, wenn ich in Angelegenheiten der Mitarbeitervertretung das Krankenhauslabor „heimsuchte“. Aber es wird das Eisen nicht viel anders sein als damals ...)

Gern gelesen, gerne noch ein weiteres Mal, wenn ich auf den Hund komm und des Pudels Kern gefunden hab, meint der

Friedel

 

Hallo @Isegrims :-)

Wie immer - kleine Anmerkungen und Assoziationen :-) Keine Wertung - reine Auffälligkeiten.

Deine Texte, vielleicht bin ich vorbelastet, versuchen oft das Große im Kleinen einzufangen: Die großen Themen von Gesellschaft und Kultur zum Zeitpunkt X im janz normalen Standardalltag. Ich finde die Gestaltung des Texts sehr geschickt, da mir (sooo subjektiv) die Motive für Margaux' Handeln vor dem Hintergrund einer psychiatrischen Denk-Verzerrung (Mikrofone im Fernseher) unklar bleiben. So führt im ersten Absatz Margaux eine umfangreiche Hand- und Flächendesinfektion durch: Aus Angst vor dem Virus, aus einer psychotische Weltsicht, aus beidem? Vielleicht schreckt das den einen oder anderen ab, da Unklarheiten bleiben und der Text auch bei wiederholtem Lesen neu und neu und neu wirkt. Ich mag das, weiß jedoch, dass das eine sehr subjektive Geschmackspräferenz abbildet.

In der ersten Szene hast du den zeitlichen Rahmen eng gesteckt. Der Lieferant klingelt, Margaux desinfiziert Hand und Fläche.

Margaux öffnet die Haustür, besprüht die Klinke außen, innen, reißt ein Stück von der Papierrolle ab, um sie sauber zu reiben.
Das könnte man meiner Ansicht nach streichen - die ersten Sätze des Absatzes stellen eine reine Handlungsfolge da und benötigen keiner Erklärung. Auf mich wirkt ihr Handeln sehr routiniert, automatisch. Das könnte auch ihr Abdriften "vor dem inneren Auge" erklären.
Als das Sirenensignal der Klingel ertönt,
Hm, Sirene ... das klingt nach Alarm, Gefahr, Evakuierung, Katastrophe, Angriff. Könnte passen, wenn im ersten Absatz ihre emotionale Lage deutlich wird. Hat sie Angst? Wobei - warum bestellt sie dann?
„Ihre Lieferung. Bitte prüfen Sie, ob alles da ist. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und hoffe, Sie sind zufrieden mit dem Service.“ Auswendig gelernte Sätze.
Übrigens finde ich die Margaux echt unhöflich, "Vierter Stock - Maske nicht vergessen!", na klasse, wahrscheinlich Altbau ohne Fahrstuhl und Treppenstufen in Pyramidenlage. Zum Fettmarkierten: Die Formulierung liest man ja recht häufig, meist, um eine sehr routinierte, langweilige und öde Tätigkeit zu beschreiben. Ich finde, diese kleine Aussage wertet, wirkt zu "göttlich", mit "göttlich" meine ich: Hier greift der Autor ein wie die Hand des Modelleisenbahners nach Unfall in Märklin-Adorf. Vielleicht ist die Tätigkeit für ihn gar nicht so öde? Hat er wirklich die Ansage, diesen Satz auswendig zu lernen und folgt er dieser? Ist ja ein typisches us-amerikanischen Arbeitstraining: Der Mitarbeiter muss ganz bestimmte Sätze ganz bestimmt zum Ausdruck bringen, weil Marketing-Psychologen anhand einer Normstichprobe ... ich drifte ab @Isegrims, pardon. Ich hoffe, du verstehst meinen Punkt.
Nach Weihrauch duftet er.
Arabien! Ein heiliger König! Einer der drei!
Die Mülltüte trägt sie zum Container. Draußen regnet es, aber so sanft, als hätten sich die Wolken bald ausgegossen. Zurück in der Wohnung trinkt sie ein Glas Wasser, danach Riesling.
Vielleicht ist es sinnvoll, die Szene auf den Innenraum zu verdichten. Die Desinfektion grenzt ja das Außen von Innen ab. Muss Margaux nach dem Gang zum Mülleimer alles nochmal desinfizieren?
Ihr Fernseher ist mit Mikrofonen und Kameras ausgestattet und beobachtet Margaux.
Hier begann ich zum ersten Mal an eine psychiatrische Diagnose zu denken. Spannend, da ich den Text auf einer weit entfernten Ebene an die uralte Frage der Trennung von Krankheit und Gesundheit las, sprich, was ist psychiatrisch behandlungsdürftig und was nicht.
Ich baue ein hübsches, kleines Bömbchen für euch. Die Anleitung habe ich mir gerade runtergeladen. Ist ganz einfach. Bin ja gespannt, ob ihr Penner die Stichworte rausfiltert und euch bei mir meldet.“
Sie fühlt sich besser danach.
Oh, ich mochte den Absatz. Da las ich die zweite Dimension des Textes: Tausende wichtige, empirisch validierte Regeln zum Verhalten in einer Pandemie, vielleicht sogar zur berühmt-berüchtigten political correctness, hier der Ausbruch aus pubertären Trotz. Arme verschränken, Sau rauslassen: Idiotisch sein, hart gegen die Normen dieser Zeit.
Margaux wandert auf den Alleen ihres Herzens, vertraut der Einsamkeit.
Hm, hm, hm ... den Satz könnte man ändern, ich finde, er bricht aus deinem Textgefüge heraus, da zu "kitschig".
Unter den Sohlen schmatzt das Laub, herabgefallene Äste knacken, als sie den Weg abkürzt und durch das vergessene, hinter einem Busch versteckte Tor, den Friedhof betritt. Im Schimmer der letzten Lichtstrahlen geht sie den Weg entlang, an den Gräbern vorbei zu dem Bänkchen, das von einer Platane vor Nässe geschützt ist, breitet das Polster auf ihrem Lieblingsplatz aus. Es ist wichtig anzukommen, Gemeinschaft zu suchen, wenn die Menschen sich aus dem Weg gehen müssen. Wer jetzt alleine ist, wird’s lange bleiben, fällt ihr ein.
Textstück zurück: Jetzt, wo der Text definitiv ins Paranormale gleitet, gewinnen meiner Ansicht nach die Verben die Rolle des Vermittlers zwischen Margaux' Denken und dem Leser. Das Laub schmatzt -> lebendig wirkt es. Oft interpretiert als magischer Realismus, hier wirkt der psychiatrische Moment. Spannend, wie sie auf "Sprichwörter" zurückgreift. Leider bin ich da vorgeschädigt, aber solche allgemeine, abgedroschenen Weisheiten sind ein recht nützliches Instrument im Umgang mit Menschen unter Demenz.
Seit die Zeiten sich geändert haben, fehlen die Blumen, der Engel setzt Moos an.
Hier könnte der Text konkreter sein, denke ich. Das Vage, das Uneindeutige bleibt bei Margaux, das Geschehen in der Umwelt könnte klarer strukturiert sein. Seit Corona? Seit Lockdown?
Was musste er auch bremsen, als der Kater über die Straße lief, der danach in den Büschen verschwand, ohne sich um das Wrack des Wagens zu kümmern, das qualmend, zerquetscht, neben der Eiche zum Stehen kam, der Eiche, die vieles erlebt hatte, dreihundert Jahre, Kriege, Not, Wildschweine, und Menschen, die unter ihrem Schattendach picknickten.
Schöner Absatz, aber qualmend und zerquetscht könnte man streichen. Ich finde, der Text kann ruhig sehr unmittelbar sein. Man könnte die Rolle der Eiche auch konkreter gestalten. Klar, sie hat 300 Jahre in Deutschland erlebt, aber Kriege, Not, okay, das kann man sich aus dem kollektiven Gedächtnis heraus denken. Die Eiche scheint ja die Bedeutung des Professors für Margaux zu steigern: Eiche erlebte zwei Weltkriege, und Hungersnöte und fiesen Qualmstaub neuer Industrien und Willkür durch Gutsbesitzer und Napoleon und ... eben den Professors, der vor einer Katze auswich. Eiche 1, Professor 0.
„Da bist du ja“ hört sie ihn rufen. „Margaux, lass uns reden, ein paar Worte nur. Ich fürchte mich vor Geistern.“
„Ich komme später bei dir vorbei.“
Hm, wie wichtig ist ihr der Professor? Sie kommt später vorbei ... mir erschien das nicht logisch. Sie scheint sie ja wegen des Professors zum Friedhof zu begeben, er macht sich Sorgen, er hat ein Anliegen und sie antwortet schroff und kühl: Ich komme später vorbei.
Als Margaux sich umdreht, flüstern diejenigen, die frisch dazugekommen sind, die Erstickten, dahingerafft von einem Gegner, der sich für Seelen nicht interessiert, greift, was er bekommt, ganz so wie es mancher Mensch hält, der sich nimmt, was er braucht oder haben will, Geld, Macht, Dinge. Margaux nimmt Alptraumbilder wahr, herabstürzende Berge, Explosionen, Wassermassen, erdrückend, allumfassende Zerstörung. Sie wendet sich ab.
Ich empfinde deinen Text zum Ende hin als flüssiger und in sich passender, vielleicht "intern konsistenter", um einen psychologische Begriff zu nutzen, hast du die letzten Absätze schneller und in einem Rutsch geschrieben?
„Folgendes: Du weißt, was Zikaden sind?“
„Sie überleben in der Erde, graben sich nach Jahren ans Licht, verpuppen sich und fliegen davon, wenn sie nicht gefressen werden.“
Hier gefällt mir sehr gut, dass er nicht irgendwelche wissenschaftliche Sprache nutzt, sondern eine recht normale Sprache. Andererseits - der Professor spricht ja in Margaux' Denken. Uff, jetzt wird's komplex!

Lieber @Isegrims, waren das überhaupt sinnvolle Hinweise? Eher gewann ich den Eindruck, eigene Eindrücke zusammengefasst zu haben. Ich schätze solche Texte, auch wenn sich deiner einer klaren Kategorisierung entwindet. Man kann ihn lesen und lesen und lesen und findet eine neue Interpretation, eine neue Sicht. Reflektiert vielleicht mehr das Eigene denn das, was du beschreiben willst, die eigenen betretenen Pfade und mentalen Kategorisierungen, mit denen man ja die Welt zu betrachten glaubt.

Ich kann mir vorstellen, dass dein Text etwas Struktur in Margaux' Denken gebrauchen kann. Vielleicht ein Muster, wie sie denkt. So etwas wie: 1. Wahrnehmung aufnehmen. 2. Wahrnehmung interpretieren 3. In Sprichwort fassen. Klingt nach Kommunikationstraining, aber möglicherweise kann das dem Leser Orientierung leisten. Das nur als Idee, mehr nicht.

Liebe Grüße in den Taunus (war's doch, oder?)
kiroly

 

Nachdem ich lange überlegt habe, was ich mit einem von Maedys Texten anstellen kann, überhaupt, welchen ich kopieren soll, hat es mir Spaß gemacht (ich wollte wie immer bei Challenges oder Cpoywrites ein wenig experimentieren, schauen, wie, was bei LeserInnen ankommt), einige Ebenen einzubauen, ein paar versteckte dabei, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind. Das mal vorab.
Den Text habe ich an einigen Stellen geringfügig verändert.

Lieber @Friedrichard

»Selig bist du, liebe Kleine,
Die du auf der Bäume Zweigen,
Von geringem Trank begeistert,
Singend, wie ein König lebest!
Dir gehöret eigen alles,
Was du auf den Feldern siehest,
die Goethe-Spur passt schon, die wollte ich auch legen, allerdings ging's mir um folgende Zeilen:
Dich ergreifet nie das Alter,
Weise, Zarte, Dichterfreundin,
Ohne Fleisch und Blut Geborne,
Leidenlose Erdentochter,
Fast den Göttern zu vergleichen.

und im Muttertext Carmen auf einen Eroberer wie dem Alexander hereinfällt, der hier zu Bruno, dem „Braunen“ gerinnt und sich gefahrlos das Fell kraulen lässt.
warum sollte man auch nicht den Eroberer bewundern?
des Gretchens (Margarete, nix anderes als eine Margot, Margaux, die „Perle“) – nur, dass der Professor jetzt sehr erdverbunden begraben liegt und Rätsel lösen soll … weshalb ich mit Sicherheit noch mal auf Besuch komm ...
Margaux ist einfach ein schöner Name, aber klar, wegen Gretchen habe ich ihn gewählt, auch das eine literarische Spur
Hm, Eisen „riecht“ eigentlich nicht, behauptet der Chemielaborant. Was man gelegentlich riechen könnte mit dem Riecher über Fe, wäre sogar der eigene Geruch – extrem bei Schweiß … Gut, seit Januar 1981 war ich in keinem Labor mehr (sehn wir mal ab vom Jupp-Hotel, wenn ich in Angelegenheiten der Mitarbeitervertretung das Krankenhauslabor „heimsuchte“. Aber es wird das Eisen nicht viel anders sein als damals ...)
stimmt, habe ich gestrichen, weil ich deine Laborerfahrungen nicht auf dem Friedhof brauchen kann

Danke für die Flusenlese und alles andere

viele Grüße aus dem Zikadengarten
Isegrims

Lieber @kiroly
gehaltvoller Kommentar, vielen Dank. Spannend, aus welche Blickwinkel der Text ermöglicht.

Ich finde die Gestaltung des Texts sehr geschickt, da mir (sooo subjektiv) die Motive für Margaux' Handeln vor dem Hintergrund einer psychiatrischen Denk-Verzerrung (Mikrofone im Fernseher) unklar bleiben. So führt im ersten Absatz Margaux eine umfangreiche Hand- und Flächendesinfektion durch: Aus Angst vor dem Virus, aus einer psychotische Weltsicht, aus beidem? Vielleicht schreckt das den einen oder anderen ab, da Unklarheiten bleiben und der Text auch bei wiederholtem Lesen neu und neu und neu wirkt. Ich mag das, weiß jedoch, dass das eine sehr subjektive Geschmackspräferenz abbildet.
Ich lese den Text vor dem Hintergrund von Einsamkeit, Verwirrung, Angst. Ich kenne eine Frau im Frankfurter Nordend, die verlässt ihre Wohnung seit Beginn der Seuche kaum noch. Aber Figuren entstehen und erklären sich auch sich selbst heraus.
Hm, Sirene ... das klingt nach Alarm, Gefahr, Evakuierung, Katastrophe, Angriff. Könnte passen, wenn im ersten Absatz ihre emotionale Lage deutlich wird. Hat sie Angst? Wobei - warum bestellt sie dann?
natürlich subjektiv, beschreibt, wie sie den Ton empfindet
Übrigens finde ich die Margaux echt unhöflich, "Vierter Stock - Maske nicht vergessen!", na klasse, wahrscheinlich Altbau ohne Fahrstuhl und Treppenstufen in Pyramidenlage.
YES!
Vielleicht ist die Tätigkeit für ihn gar nicht so öde? Hat er wirklich die Ansage, diesen Satz auswendig zu lernen und folgt er dieser? Ist ja ein typisches us-amerikanischen Arbeitstraining: Der Mitarbeiter muss ganz bestimmte Sätze ganz bestimmt zum Ausdruck bringen, weil Marketing-Psychologen anhand einer Normstichprobe ...
habe ich gestrichen, zu viel Autor, stimmt
da ich den Text auf einer weit entfernten Ebene an die uralte Frage der Trennung von Krankheit und Gesundheit las, sprich, was ist psychiatrisch behandlungsdürftig und was nicht.
mm, ich habe gar nicht an krankhaftes Verhalten gedacht, eher an tiefe Verunsicherung, nahe den Empfindungen, die viel derzeit haben, bzw hatten
Oh, ich mochte den Absatz. Da las ich die zweite Dimension des Textes: Tausende wichtige, empirisch validierte Regeln zum Verhalten in einer Pandemie, vielleicht sogar zur berühmt-berüchtigten political correctness, hier der Ausbruch aus pubertären Trotz. Arme verschränken, Sau rauslassen: Idiotisch sein, hart gegen die Normen dieser Zeit.
die Stelle mag ich auch, obwohl ich nicht wusste, wie sie empfunden wird
Spannend, wie sie auf "Sprichwörter" zurückgreift. Leider bin ich da vorgeschädigt, aber solche allgemeine, abgedroschenen Weisheiten sind ein recht nützliches Instrument im Umgang mit Menschen unter Demenz.
ne, das sind keine Sprichwörter, das sind literarische Versatzstücke, Halbzitate, hier in diesem Fall Rilke, schließlich war Margaux Bibliothekarin.
Klar, sie hat 300 Jahre in Deutschland erlebt, aber Kriege, Not, okay, das kann man sich aus dem kollektiven Gedächtnis heraus denken. Die Eiche scheint ja die Bedeutung des Professors für Margaux zu steigern: Eiche erlebte zwei Weltkriege, und Hungersnöte und fiesen Qualmstaub neuer Industrien und Willkür durch Gutsbesitzer und Napoleon und ... eben den Professors, der vor einer Katze auswich. Eiche 1, Professor 0.
habe ich weggekürzt, klasse Hinweis
Hm, wie wichtig ist ihr der Professor? Sie kommt später vorbei ... mir erschien das nicht logisch. Sie scheint sie ja wegen des Professors zum Friedhof zu begeben, er macht sich Sorgen, er hat ein Anliegen und sie antwortet schroff und kühl: Ich komme später vorbei.
sie ist hin und hergerissen, auch darin zeigt sich ihre Einsamkeit. Auf der Parkbank denkt sie dann nach und fällt eine Entscheidung
Ich empfinde deinen Text zum Ende hin als flüssiger und in sich passender, vielleicht "intern konsistenter", um einen psychologische Begriff zu nutzen, hast du die letzten Absätze schneller und in einem Rutsch geschrieben?
mm, also ehrlich: ich wollte die Abgabefrist einhalten, was ja nicht jedem gelungen ist :D:eek:, also habe ich den Schluss in einer Nachtsitzung geschrieben.
Ich schätze solche Texte, auch wenn sich deiner einer klaren Kategorisierung entwindet. Man kann ihn lesen und lesen und lesen und findet eine neue Interpretation, eine neue Sicht. Reflektiert vielleicht mehr das Eigene denn das, was du beschreiben willst, die eigenen betretenen Pfade und mentalen Kategorisierungen, mit denen man ja die Welt zu betrachten glaubt.
Ich mag solche Texte auch und deshalb schreibe ich auf die Art. Muss jetzt auch noch zurückkommen auf das, was du eingangs geschrieben hast: Ja, ich schreibe über das, was mich bewegt, was sich in einem gesellschaftlichen Rahmen bewegt, was ich für relevant halte, das will ich greifen.
Ich kann mir vorstellen, dass dein Text etwas Struktur in Margaux' Denken gebrauchen kann. Vielleicht ein Muster, wie sie denkt. So etwas wie: 1. Wahrnehmung aufnehmen. 2. Wahrnehmung interpretieren 3. In Sprichwort fassen.
darüber muss ich nachdenken, erscheint mir aber auf den ersten Blick als zu durchsichtig.

viele Grüße, während England schon ein Tor geschossen hat und ich die Grillreste wegräumen muss und den Taunusrestabend genießen will
Isegrims

 

Lieber @Isegrims

während @Maedy eine Geschichte von unerfüllter Liebe über den Tod hinaus erzählt, in ganz feinen, zarten Farben, ist deine Kopie für mich eher ein Rätsel um die Beziehung zwischen Margaux und dem Professor, was ich bis zum Ende nicht so recht aufdröseln kann. Aber ich geh mal Schritt für Schritt.

Die Gummihandschuhe liegen eng an, eine zweite Haut. Margaux öffnet die Haustür, besprüht die Klinke außen, innen, reißt ein Stück von der Papierrolle ab. Dann schließt sie alle Türen, die vom Flur abgehen, steckt das Kabel des Luftreinigers in die Steckdose und stellt das Gerät auf höchste Stufe.
Okay. Armes Häschen.

Ein junger Mann steht vor ihr, ... über ihren Körper wandern.
Echt jetzt? Nach der Begrüßung und ne alte Frau mit Gummihandschuhen? Krasser Typ :D

Er trägt Jeans mit Knöpfen vorne. Sie starrt direkt darauf, aber er wendet den Blick ab.
Was haben die beiden denn da am Laufen, ey?

Seine Jacke ist viel zu groß. Auf dem Rücken erkennt sie einen weißen Fleck, als ob er an einer Mauer entlang geschrammt wäre.
Mag ich.

Während sie Nudeln isst, schaut sie Nachrichten, sieht die besorgten Gesichter der PolitikerInnen, hört Appelle an die Bevölkerung.
Ja, bis hier habe ich ein ziemlich gutes Bild von ihr. Ich glaub wirklich, dass Corona so einige Leute aus der Bahn geworfen hat, ihr Leben den Ängsten unterwarfen. Angst ist echt ne Scheiß Sache.

„Ich bin’s, Margaux. Ich wohne in Frankfurt, Nähe Berger Straße. Wisst ihr bestimmt. Ich muss euch was erzählen. Auf dem Friedhof habe ich eine Judensaufigur gefunden. So eine, die einen Juden zeigt, der in den Arsch eines Schweins kriecht. Hat einer heimlich aufgestellt, neben dem Eingang, am Tor. Hakenkreuzgeile Sauerei. Aber das interessiert euch nicht, ihr Deppen. Ihr glotzt den Mädels lieber unter die Röcke. In die Luft gejagt gehört ihr, mm? Ich baue ein hübsches, kleines Bömbchen für euch. Die Anleitung habe ich mir gerade runtergeladen. Ist ganz einfach. Bin ja gespannt, ob ihr Penner die Stichworte rausfiltert und euch bei mir meldet.“
Hier musste ich echt lachen. Das habe ich ihr gar nicht zugetraut, aber ja, feiner Bruch, gefällt mir sehr gut.

Sie zieht feste Schuhe an, wenn sie die Gesellschaft von Wesen sucht, die sich auf dem Friedhof angesiedelt haben.
Ah, ja. Irgendwas ist ja immer mit denen :). Feste Schuhe können jedenfalls nicht schaden.

Es ist wichtig anzukommen, Gemeinschaft zu suchen, wenn die Menschen sich aus dem Weg gehen müssen.
Das ist an Ironie ja kaum zu überbieten. Krass. Aber gut. Sehr gut. Gefällt.

Die Gedanken an den Mann, den sie hätte lieben können, verlieren sich. ... Jetzt lag er da und vermoderte einsam, ohne Bücher, ohne Familie. Was musste er auch bremsen, als der Kater über die Straße lief, ...
Aber nicht geliebt hat? Und trotzdem ist sie wütend auf den Kater, die Eiche? Jedenfalls schwingt für mich da so ein Ton mit. Klingt nach einer spannenden Bieziehung zwischen den beiden. So was halb-halbes.

„Da bist du ja“ hört sie ihn rufen. „Margaux, lass uns reden, ein paar Worte nur. Ich fürchte mich vor Geistern.“
hehe

„Ich komme später bei dir vorbei.“
Ja, hätte lieben können - scheint nicht so, als ob.

Seit sie das Gerät auseinandergenommen, die Festplatte mit dem Hammer bearbeitet hat, an der Eingangstür, an den Fenstern Goldfolie angebracht hat, um fernzuhalten, was das Hirn verklebt, Einheitsmeinungsbrei erschafft, seither atmet Margaux freier.
Ach, nö! So eine soll sie nicht sein. Das schwächt die Figur ungemein. Nein, nein, nein. Ich will das nicht! Mach das weg, jetzt kann ich sie gar nicht mehr ernst nehmen. Vorher war sie ja bisschen schräg schon, aber auf eine angenehme Weise, jetzt ist sie nur noch bekloppt. Ich bin fertig mit ihr.

Stimmen schweben in der Luft, Geister versammeln sich, erzählen ihre Geschichten, sprechen von Sehnsucht, zärtlich und wütend, je nachdem. Manche hört Margaux jedes Mal, wenn sie herkommt, andere dringen durch, ein kaum verständliches Flüstern aus fernen Vergangenheiten.
Das reicht doch auch völlig. Und das passt auch zu ihrer Einsamkeit, ihrem Hygienekäfig. Das kaufe ich ihr ab.

Sie hört den Carmens zu, den Heikes, ihren Männern, ihren Liebhabern, den Frauen, die sich lösen, um ein eigenes Leben zu führen, ...
Das mochte ich sehr. Ist bisschen so, als malte sie sich all die Leben aus, die sie nie geführt hat, aber vielleicht hätte führen wollen. Weiß ich nicht. Aber mir gefällt das. Die anschließenden Dialoge könnten von mir aus fast noch bisschen schräger sein. Aber die sind schon fein, in ihrer Alltäglichkeit. Fürchte nur, Margaux ist etwas schräger drauf. Also hört sie auch schrägere Dinge. Meine Meinung.

Margaux nimmt Alptraumbilder wahr, herabstürzende Berge, Explosionen, Wassermassen, erdrückend, allumfassende Zerstörung. Sie wendet sich ab.
Hmm. Okay. Das ist mir auch fast zu ... weiß nicht. Ich fände gut, wenn das keine Toten durch Katastrophen wären, die sich ihrer hier nähern wollen, sondern ebenso einsame Seelen wie sie, die sie aber gar nicht mag, weil die sie zu sehr an ihre Situation erinnern, und der Friedhof ist in gewisser Hinsicht ja ihr Fluchtpunkt aus ihrem Leben. Der Gedanke ist natürlich meiner lesart geschuldet und vielleicht willst Du mit dem Text ja ganz woanders hin, wo ich falsch abgebogen bin, dann vergiss das.

„Ich will, dass du ein Rätsel löst.“
„Wenn ich es kann.“
„Bist doch Professor.“
„War ich, Margaux, jetzt nicht mehr.“
So richtig nett ist sie zu ihm nicht. Erst lässt er sie warten

„Sie überleben in der Erde, graben sich nach Jahren ans Licht, verpuppen sich und fliegen davon, wenn sie nicht gefressen werden.“
Ich bin ja immer noch auf der Suche nach der Antwort, was die beiden da nun für eine Beziehung im Leben hatten. Der Herr Professor könnte viel gemeinsam mit der Zikarde haben, wenn ich es recht bedenke. Aber das kann auch sehr drüber von mir gedacht sein.

„Bei 18 Grad schlüpfen die Zikaden.“
„Mm.“
„Und dann fliege ich bis zu den Sternen.“
Für mich kein befriedigendes Ende irgendwie.

Ich mochte sehr viel an dem Text, wirklich, von mir aus auch, dass er (für mich) so Ecken hat, wo er rund sein könnte, was mir auch irgendwie gefällt, und auch paar Leerstellen, nur halt das Ende, da wünschte ich mir tatsächlich bisschen mehr Butter bei die Fische. Das wiegt so sacht wie so ein Zweiglein im Windhauch, irgendwie komisch, so anders als der Rest des Textes. Ohne die letzten Zeilen wäre der Text für mich auch kein anderer, die tun nix für mich.
Aber wie gesagt, meine Lesart muss gar nicht deine Absicht wiederspiegeln.

Crazy Type auf jeden Fall deine Prot. Ich mag die ja voll gern. Bis auf das Aluzeug, aber das sagte ich ja schon alles :D

Liebe Grüße!
Fliege

 

Gude @Isegrims,
ich habe erst deine Geschichte gelesen und mir dann den Novemberregen angeschaut. Die Idee für das Copywrite gefällt mir, es gibt die Verbindungen über Professor und Friedhof, aber der Name und vieles weitere ist anders. Wie im Original zeichnest du vor allem eine Figur, die ich sehr interessant finde. Zum einen ist da die Verschwörungstheorie mit der Ablehnung weiter Teile der modernen Technik, gleichzeitig aber auch der Wunsch nach Anerkennung bzw. Aufmerksamkeit. Da musste ich kurz an Sara Goldfarb aus Requiem for a Dream denken, die sich in den so sehr gewünschten Fernsehauftritt hineinsteigert. Zum anderen ist da die Mystik rund um den Friedhof und seine Geister verbunden mit der Frage, die ich mir als Leser stelle, was davon in der Erzählung wirklich passiert.
Zu einzelnen Stellen:

"Das riecht gut.«
Stil des Anführungszeichen verhoppst.

»Ist euer Sex heiß und zügellos?«
»Nein. Ich meine, er ist schön, aber – normal.«
»Dann denkt er auch nicht an Helene Fischer.
:lol:

„Ja. Lass dir Zeit für die Antwort, eine Ewigkeit oder einen Tag. Wenn du es bis morgen nicht löst, sehen wir uns nie wieder.“
Kein Druck, pädagogisch kann sie :lol:

„Bei 18 Grad schlüpfen die Zikaden.“
„Mm.“
„Und dann fliege ich bis zu den Sternen.“
Am Schluss bin ich etwas ratlos. Der Verbindung des Professors zum Kater kann ich folgen, aber warum die Verbindung ("Und dann") des Geistes zu den Zikaden? So lese ich die Stelle, die nach einem schönen Ende klingt, mich auf der Erde zurücklässt. Vielleicht gibt aus noch aus den weiteren Bezügen, die du bei Maedy genommen hast, Hinweise auf diesen Schluss, aber nach Original + Copywrite kann ich persönlich leider noch nicht folgen. Das betrifft ein Stück weit auch die Zikaden an sich, aber hier bin ich ggf. auch nicht ausreichend bewandert.

Es war spannend, dieser wirklich schrulligen Figur zu folgen, weswegen ich mir nach ihrer umfangreichen Darstellung jetzt noch etwas mehr direkte Konfrontation wünschen würde - aber es gehört wohl auch zu ihrem Charakter, dass sie neben Geistern eben andere Menschen zu meiden scheint (obgleich gewisse Wünsche vorhanden sind).

Liebe Grüße
Vulkangestein

 
Zuletzt bearbeitet:

»Dich ergreifet nie das Alter,
Weise, Zarte, Dichterfreundin,
Ohne Fleisch und Blut Geborne,
Leidenlose Erdentochter,
Fast den Göttern zu vergleichen.«​
aus: Goethe „An die Zikade“
(da hätt' ich auch alle Verse verarbeiten sollen!)
Im Deutschen gibt es ein Adverb, dass weder nur Vergangenheit noch Zukunft ist und deshalb dem Zyklus der Zikaden, denen die alten Griechen den Status der Unsterblichkeit zumuteten, obwohl sie auch als Leckerbissen galten, am nächsten kommt: „Einst“ –
einst war xy und einst wird yx (so weit oder doch fern die Zukunft die Vergangenheit widerspiegelt, was auch immer. Einst leben wir, sofern man's Leben nennen kann, aber sicherlich werden wir dem Gewürm Nahrung spenden und verfaulend den Boden ein preiswerter Dünger (aus: Geschichten aus Beerde) sein und eine kleine Ewigkeit Zahn und Knochen übrigbleiben, sofern wir nicht den übertriebenen Frieden der Urne vorziehen. Hygiene kann Hyäne Zeit(lichkeit) verzögern, nicht verhindern.

Des Rätsels (mittelfristige) Lösung wäre somit „einst“ als Mittelpunkt des Zeitstrahls ...

Aber doch noch ’ne kleine Korrektur,

lieber Ise:

Margaux dreht am Hahn, das Wasser so heiß, wie sie es gerade ertragen kann, reibt die Seife über den Handballen, zwischen den Fingern, verschränkt sie, als wollte sie beten, verteilt Creme, wartetKOMMA bis sie eingezogen ist.
(denn es ist ja ein Hauptsatz
Margaux dreht am Hahn, … , reibt die Seife über den Handballen, ..., verteilt Creme, [ersatzweise „und“] wartetKOMMA bis sie eingezogen ist.

So viel oder wenig vorm Mittag vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @Isegrims ,

du schickst mich wieder einmal auf Spurensuche, literarische, versteht sich, als da sind Goethe, Bulganin und Thomas Mann. Der Meister als Verfasser eines Romans, aber auch Adrian Leverkühn als Meister der Tonkunst. Selbstverständlich gibt es den Teufel in Gestalt eines Pudels und des Katers, der am Ende bei Margaux (alias Gretchen, alias Margarete) Platz nimmt, mit Heimrecht.
Glaube ja nicht, ich hätte das alles ohne Mühe herausgefunden. Du selbst hast zum Glück in deinen Kommentaren Erläuterungen gegeben. Wenn ich nicht aus früheren Geschichten wüsste, dass die drei großen Namen der Literaturgeschichte zu deinen Lieblingen gehören, wäre es nicht möglich gewesen. Dass du den Namen Margaux gewählt hast, fiel mir gleich auf.
Und nun komme ich wieder auf den Anfang zurück. Es gilt ja auch, die Spuren zu deiner Textvorlage aufzuzeigen.
Das Folgende sind einfach Anmerkungen in der Reihenfolge, wie ich den Text gelesen habe.

Auf der Kommode steht das gerahmte Bild von Bruno. Vor ihrem inneren Auge sieht sie sich selbst dabei zu, wie sie über das borstige Fell streichelt, wie er sich ihr entgegenstreckt, sie mit Terrierblick anschaut, auf das Leckerli wartet, das sie ihm auf den Boden legen wird, wenn er den Trick zeigt, sich auf den Rücken legt und auf dem Boden wälzt.
Das ist kein Trick. Welpen kennen auch ohne Leckerli das Wohlgefühl, wenn sie am Bauch gestreichelt werden. Aber Leckerli nehmen sie natürlich immer gerne.
. Ein junger Mann steht vor ihr, dunkle Hautfarbe, Bartansatz, einer, der schlecht
Deutsch spricht,
„Ihre Lieferung. Bitte prüfen Sie, ob alles da ist. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und hoffe, Sie sind zufrieden mit dem Service.“
Hier finde ich nicht, dass der Bote schlechtes Deutsch spricht, aber möglich, dass er einen sehr ausgeprägten Akzent hat.
Irgendwo da draußen sitzen welche in einem saalartigen Raum, genießen den Rundumblick auf die Wohnzimmer des Landes und spitzen Ohren und Augen, warten auf die Show, die Worte, die man an sie richtet. Sie stellt sich vor, mit dem Hintern zu wackeln und einen Vortrag zu halten:
„Ich bin’s, Margaux. Ich wohne in Frankfurt, Nähe Berger Straße. Wisst ihr bestimmt. Ich muss euch was erzählen. Auf dem Friedhof habe ich eine Judensaufigur gefunden. So eine, die einen Juden zeigt, der in den Arsch eines Schweins kriecht. Hat einer heimlich aufgestellt, neben dem Eingang, am Tor. Hakenkreuzgeile Sauerei. Aber das interessiert euch nicht, ihr Deppen. Ihr glotzt den Mädels lieber unter die Röcke. In die Luft gejagt gehört ihr, mm? Ich baue ein hübsches, kleines Bömbchen für euch. Die Anleitung habe ich mir gerade runtergeladen. Ist ganz einfach. Bin ja gespannt, ob ihr Penner die Stichworte rausfiltert und euch bei mir meldet.“
Merkwürdige Szene, mit der realen Welt in Beziehung zu treten. Hat für mich Merkmale einer satirischen Abrechnung mit derzeitigen Erscheinungen in den Medien. Eine Art Gesellschaftskritik.
Es ist wichtig anzukommen, Gemeinschaft zu suchen, wenn die Menschen sich aus dem Weg gehen müssen. Wer jetzt alleine ist, wird’s lange bleiben, fällt ihr ein. Nein, sie hat sich kein Haus gebaut, nirgendwo.
Ein schöne Formulierung, wo sich zwei Aussagen im Grunde widersprechen. Und noch ein bisschen Rilke dazu. Ja, du erwartest etwas von den Leser*innen:google:
Die Gedanken an den Mann, den sie hätte lieben können, verlieren sich. Er starb, bevor er den Zenit seines Schaffens erreicht, sein Buchwissen sich so weit verdichtete hatte, dass er die Ernte einfahren konnte, Relevanz, Berühmtheit. Jetzt lag er da und vermoderte einsam, ohne Bücher, ohne Familie.
Dabei hätte er es doch besser haben können. Jedenfalls ist im Original von einer unerwiderten Liebe die Rede.
Diese Margaux ist wirklich sehr merkwürdig im wörtlichen Sinn. Wenn sie in Moskau leben würde, wäre sie glatt in der psychiatrischen Klinik des Dr. Strawinski willkommen. Sie träfe dort auf ein illustres Publikum.
Gut. Dann überleg dir, wohin die Zikaden fliegen.“
„Das ist dein Rätsel?“
„Ja. Lass dir Zeit für die Antwort, eine Ewigkeit oder einen Tag. Wenn du es bis morgen nicht löst, sehen wir uns nie wieder.“
„Ohne Recherche?“
„Du hast genug Bücher gelesen. Adieu, Professor.“
„Du gehst?“
„Lös das Rätsel, Professor.“
Keine Ahnung. Ist vielleicht einer der Scherze , die Bulganin in seinem Roman eingestreut hat und zu dem großen Erfolg geführt haben.

Insgesamt fand ich den Text angenehm zu lesen, auch spannend, aber immer noch recht verschlüsselt. Lieber Isegrims, gibt es noch Auflösungen?

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Vorneweg: für mich ergibt sich die Lösung des Rätsels, auch die Folgerichtigkeit des Endes aus den letzten Versen des Goethe-Gedichts, die @Friedrichard noch einmal zitiert. Margaux ist ein Dicherfreundin, daher die (versteckten) Zitate, sie ist einsam, lebt zikadengleich. Den Kater sehe ich als Vehikel, als Verbindung auch zwischen ihr und dem Professor, auf gewisse Weise auch dem Leben, aber auch eine metabolische Verbindung zu einigen anderen Katern, die in der Literatur als Wesen mit besonderen Eigenschaften gezeigt werden.

Liebe @Fliege

deine Kopie für mich eher ein Rätsel um die Beziehung zwischen Margaux und dem Professor, was ich bis zum Ende nicht so recht aufdröseln kann.
Ich finde übrigens, dass Margaux komplex genug ist, insofern darf auch das Rätsel komplex sein, auch die Beziehung zum Professor
Echt jetzt? Nach der Begrüßung und ne alte Frau mit Gummihandschuhen? Krasser Typ
ich habe den Satz leicht verändert: er schaut über sie hinweg
Ja, bis hier habe ich ein ziemlich gutes Bild von ihr. Ich glaub wirklich, dass Corona so einige Leute aus der Bahn geworfen hat, ihr Leben den Ängsten unterwarfen. Angst ist echt ne Scheiß Sache.
hat mit sehr vielen Menschen was gemacht, selbst wenn's irgendwann vorbei ist, ist es nicht vorbei
Aber nicht geliebt hat? Und trotzdem ist sie wütend auf den Kater, die Eiche? Jedenfalls schwingt für mich da so ein Ton mit. Klingt nach einer spannenden Bieziehung zwischen den beiden. So was halb-halbes.
sie ist nicht wütend auf den Kater, eher auf das Schicksal, das ihr kein anderes Leben ermöglicht hat
Ach, nö! So eine soll sie nicht sein. Das schwächt die Figur ungemein. Nein, nein, nein. Ich will das nicht! Mach das weg, jetzt kann ich sie gar nicht mehr ernst nehmen. Vorher war sie ja bisschen schräg schon, aber auf eine angenehme Weise, jetzt ist sie nur noch bekloppt. Ich bin fertig mit ihr.
mm, ich war schon auf der delete-Taste, wollte ich rausmachen, echt, aber dann habe ich mir gesagt, wart noch mal, den Aspekt mögen zwar einige nicht, aber der runder doch ab. Aber man sehen, vielleicht radiere ich das weg.
Das mochte ich sehr. Ist bisschen so, als malte sie sich all die Leben aus, die sie nie geführt hat, aber vielleicht hätte führen wollen. Weiß ich nicht. Aber mir gefällt das. Die anschließenden Dialoge könnten von mir aus fast noch bisschen schräger sein. Aber die sind schon fein, in ihrer Alltäglichkeit. Fürchte nur, Margaux ist etwas schräger drauf. Also hört sie auch schrägere Dinge. Meine Meinung.
macht das nicht jeder manchmal: sich Alternativleben vorstellen, was wäre, wenn? Ja, die eingefügten Mandy-Dialoge, die könnten krasser sein, vielleicht mache ich da noch was dran - wahrscheinlich sogar
Ich fände gut, wenn das keine Toten durch Katastrophen wären, die sich ihrer hier nähern wollen, sondern ebenso einsame Seelen wie sie, die sie aber gar nicht mag, weil die sie zu sehr an ihre Situation erinnern, und der Friedhof ist in gewisser Hinsicht ja ihr Fluchtpunkt aus ihrem Leben.
mm, ich wollte eigentlich auf die Seuchentoten hinaus, aber stimmt, muss ich auch drüber nachdenken
Ich bin ja immer noch auf der Suche nach der Antwort, was die beiden da nun für eine Beziehung im Leben hatten. Der Herr Professor könnte viel gemeinsam mit der Zikarde haben, wenn ich es recht bedenke. Aber das kann auch sehr drüber von mir gedacht sein.
im Leben? Eine Möglichkeit, eine Variante, ein alternatives Schicksal, das beide hätte zusammenführen können, was sie sich womöglich gewünscht hat.
Ich mochte sehr viel an dem Text, wirklich, von mir aus auch, dass er (für mich) so Ecken hat, wo er rund sein könnte, was mir auch irgendwie gefällt, und auch paar Leerstellen, nur halt das Ende, da wünschte ich mir tatsächlich bisschen mehr Butter bei die Fische.
verstehe ich, aber ob ich ein kräftigeres Ende will, ob das passt, weiß ich (noch) nicht
Crazy Type auf jeden Fall deine Prot. Ich mag die ja voll gern. Bis auf das Aluzeug, aber das sagte ich ja schon alles
Dankeschön

viele Grüße aus der Regenpause
Isegrims

Gude @Vulkangestein

Wie im Original zeichnest du vor allem eine Figur, die ich sehr interessant finde. Zum einen ist da die Verschwörungstheorie mit der Ablehnung weiter Teile der modernen Technik, gleichzeitig aber auch der
Wunsch nach Anerkennung bzw. Aufmerksamkeit. Da musste ich kurz an Sara Goldfarb aus Requiem for a Dream denken, die sich in den so sehr gewünschten Fernsehauftritt hineinsteigert.
Ich glaube einfach, dass einsame Menschen in Paralellwelten leben, dass die Einsamkeit durch all das, was im letzten Jahr passiert ist, verstärkt wurde, dass viele zwischen Wahn und Wirklichkeit leben
Zum anderen ist da die Mystik rund um den Friedhof und seine Geister verbunden mit der Frage, die ich mir als Leser stelle, was davon in der Erzählung wirklich passiert.
tja, was ist wahr, was ist Fiktion?
So lese ich die Stelle, die nach einem schönen Ende klingt, mich auf der Erde zurücklässt. Vielleicht gibt aus noch aus den weiteren Bezügen, die du bei Maedy genommen hast, Hinweise auf diesen Schluss, aber nach Original + Copywrite kann ich persönlich leider noch nicht folgen. Das betrifft ein Stück weit auch die Zikaden an sich, aber hier bin ich ggf. auch nicht ausreichend bewandert.
Zikadenzyklen dauern viele Jahre, bis dahin leben sie reduziert in der Erde, wie Margaux eben auch.
Es war spannend, dieser wirklich schrulligen Figur zu folgen, weswegen ich mir nach ihrer umfangreichen Darstellung jetzt noch etwas mehr direkte Konfrontation wünschen würde - aber es gehört wohl auch zu ihrem Charakter, dass sie neben Geistern eben andere Menschen zu meiden scheint (obgleich gewisse Wünsche vorhanden sind).
Ich glaube, direkte Konfrontation wäre einfach zu viel von ihr verlangt, so ist Margaux nicht.

Das wars für erste, wenn das Fußballspiel es erlaubt, beantworte ich später die beiden anderen Kommentare.

Eckhausjubeläpplergrüße
Isegrims

 

Respektable Idee, lieber @Friedrichard

Ich glaube, Margaux lebt in einer Zwischenwelt, in der einst und jetzt, Vergangenes und Gegenwärtiges zu einer Art metaphorischer Suppe verkocht sind. Die "leidenlose Erdenmutter", die nie das "Alter ergreift", eine "Dichterfreundin", auch eine Freundin des Professors.

Im Deutschen gibt es ein Adverb, dass weder nur Vergangenheit noch Zukunft ist und deshalb dem Zyklus der Zikaden, denen die alten Griechen den Status der Unsterblichkeit zumuteten, obwohl sie auch als Leckerbissen galten, am nächsten kommt: „Einst“ –
einst war xy und einst wird yx (so weit oder doch fern die Zukunft die Vergangenheit widerspiegelt, was auch immer. Einst leben wir, sofern man's Leben nennen kann, aber sicherlich werden wir dem Gewürm Nahrung spenden und verfaulend den Boden ein preiswerter Dünger (
ja, Zikaden sind auf gewisse Weise unsterblich

viele Grüße und Solis Invictus
Isegrims

Liebe @wieselmaus

wie gesagt: mir hat's großes Vergnügen bereitet und ich habe erreicht, was ich mir vorgenommen habe: eine simple Geschichte mit dem Rätselhaften der Literatur anzureichern.

du schickst mich wieder einmal auf Spurensuche, literarische, versteht sich, als da sind Goethe, Bulganin und Thomas Mann. Der Meister als Verfasser eines Romans, aber auch Adrian Leverkühn als Meister der Tonkunst. Selbstverständlich gibt es den Teufel in Gestalt eines Pudels und des Katers, der am Ende bei Margaux (alias Gretchen, alias Margarete) Platz nimmt, mit Heimrecht.
mm, den Zauberer finde ich in dem Text nur am Rande, den Kater sehr wohl.
Das ist kein Trick. Welpen kennen auch ohne Leckerli das Wohlgefühl, wenn sie am Bauch gestreichelt werden. Aber Leckerli nehmen sie natürlich immer gerne.
na ja, unser frecher Terrier (Robby) der kennt nicht gerade viele Tricks und keinen ohne Leckerli :D
Hier finde ich nicht, dass der Bote schlechtes Deutsch spricht, aber möglich, dass er einen sehr ausgeprägten Akzent hat.
guter Einwand, muss ich wahrscheinlich präziser ausdrücken, gemeint ist ja nicht die Grammatik.
Merkwürdige Szene, mit der realen Welt in Beziehung zu treten. Hat für mich Merkmale einer satirischen Abrechnung mit derzeitigen Erscheinungen in den Medien. Eine Art Gesellschaftskritik.
musste sein, passt auch zu Margaux, meine ich.
Ein schöne Formulierung, wo sich zwei Aussagen im Grunde widersprechen. Und noch ein bisschen Rilke dazu. Ja, du erwartest etwas von den Leser*innen:google:
Rilke gefunden, jawohl :Pfeif: anfangs wollte ich aus Ernst Jünger: "Aus den Marmorklippen" zitieren, eine Formulierung, die zeigt, wie der Schrecken in das Idyll einbricht. Aber wer kennt schon noch Ernst Jünger, außer er hat süddeutsche Wurzeln und eine Idee von sprachlicher Ästhetik
Diese Margaux ist wirklich sehr merkwürdig im wörtlichen Sinn. Wenn sie in Moskau leben würde, wäre sie glatt in der psychiatrischen Klinik des Dr. Strawinski willkommen.
der Grat zwischen Wahn und Gesundheit ist schmal genug, dass auch vermeintlich gesunde Dr- Strawinski brauchen
Keine Ahnung. Ist vielleicht einer der Scherze , die Bulganin in seinem Roman eingestreut hat und zu dem großen Erfolg geführt haben.
Bulgakov kann ich nur jedem empfehlen: "Der Meister und Margarita", eines der größten Werke des vergangenen Jahrhunderts
Insgesamt fand ich den Text angenehm zu lesen, auch spannend, aber immer noch recht verschlüsselt. Lieber Isegrims, gibt es noch Auflösungen?
Auflösungen? Ist es denn wirklich so wichtig, zu wissen, was aus Margaux wird, wie lange die Seuche dauert, ob eine Zikade von einem Vogel gefressen wird, zu den Sternen aufsteigt oder zu nah an die Sonnenglut gerät?

viele Grüße aus dem Zikadentaunus
Isegrims

 

Hallo @Isegrims ,

so endlich schaffe ich es, einen Kommentar zu schreiben. Wir hatten ja schon einmal kurz beim Stammtisch geschnackt. Ja, grundsätzlich finde ich es nicht ganz verkehrt, was Du aus Valentine gemacht hast. Ich muss ja sagen, dass Du mir eigentlich etwas leid tatest, als das Los fiel und Du Dich durch meinen Vampir-, Scie-Fie- und feministischen Kram wühlen musstest. Ich denke, dass wir thematisch und von unserer Zielrichtung ziemlich weit weg voneinander schreiben. Was ja nicht schlimm ist. Es hat mich daher überrascht, dass Du eine der ältesten Geschichten rausgewühlt hast, die ich schon fast verdrängt habe.

Die Gummihandschuhe liegen eng an, eine zweite Haut
Hast Du schon einmal versucht nach dem Händewaschen diese Einmalschuhe anzuziehen? Da liegt nichts geschmeidig an. Das ist ein Kampf auf Leben und Tod. Die Hände müssen schon eine ganze Zeit lang gut getrocknet sein, dass man die Handschuhe gut überziehen kann.

Du hast aus Margaux so ziemlich das Gegenteil von Valentine gemacht. Ich hatte bei Valentine ja eine ganz unordentliche, verstreute Person im Kopf, die auf nichts mehr Wert liegt. Ich finde aber, dass der verschrobene Charakter auch so funktioniert. Irritiert hat mich aber dann das:

Vor ihrem inneren Auge sieht sie sich selbst dabei zu, wie sie über das borstige Fell streichelt, wie er sich ihr entgegenstreckt, sie mit Terrierblick anschaut, auf das Leckerli wartet, das sie ihm auf den Boden legen wird, wenn er den Trick zeigt, sich auf den Rücken legt und auf dem Boden wälzt.
Ein Hund im Haushalt bringt auch immer ein Defizit an Hygiene. Ich kenne einige Hygienefanatiker, die genau deshalb nie ein Haustier hätten. Aber vielleicht ist dieser Hygienefimmel später entstanden? Jedenfalls war das für mich ein Bruch.
Margaux wirft einen flüchtigen Blick in die Tüten, hält den Fünfer zwischen Daumen und Zeigefinger und reicht ihn dem Mann.
Auch das wundert mich. Da seit Corona bei mir auch der Lieferdienst wie bei vielen meiner Freunde/Freundinnen in München auch kommt, kann ich Dir sagen, dass man das Trinkgeld in ein Körbchen/Schälchen/Tellerchen legt, das man dem Lieferanten reicht.
Draußen regnet es, aber so sanft, als hätten sich die Wolken bald ausgegossen.
Toller Satz.
Während sie Nudeln isst, schaut sie Nachrichten, sieht die besorgten Gesichter der PolitikerInnen, hört Appelle an die Bevölkerung.
Also ”PolitkerInnen” würde ich in einem literarischen Text nicht schreiben, außer Du meinst es hier satirisch, was für mich so nicht rüberkommt. Ansonsten würde ich doch bei Politiker und Politikerinnen bleiben, was aber vielleicht auch Geschmacksache ist.
Glück. Sie zieht feste Schuhe an, wenn sie die Gesellschaft von Wesen sucht, die sich auf dem Friedhof angesiedelt haben. Unter den Sohlen schmatzt das Laub, herabgefallene Äste knacken, als sie den Weg abkürzt und durch das vergessene, hinter einem Busch versteckte Tor, den Friedhof betritt.
Und hier noch etwas. Diese Schuhe irritieren mich. Ich würde erwarten, dass sie die auf Folie oder so stehen hat, gesäubert oder eben nur mit Handschuhen anzieht.
Denn im Herbst auf den Friedhof ohne Stollen an den Schuhen, ist kaum möglich. Ich habe bei mir im Büro sogar einen Kehrblech stehen, damit ich meine wegfegen kann. Diesen Friedhof gibt es nämlich wirklich, wie ich bei einem Stammtisch erzählte, und ich verbringe da oft meine Mittagspause. An einem Herbsttag ist mir dann die Idee zu “Novemberregen” gekommen.
Seit sie das Gerät auseinandergenommen, die Festplatte mit dem Hammer bearbeitet hat, an der Eingangstür, an den Fenstern Goldfolie angebracht hat, um fernzuhalten, was das Hirn verklebt, Einheitsmeinungsbrei erschafft, seither atmet Margaux freier.
Winzige Regentröpfchen streicheln Kleidung und Haut.
Die Stelle ist jetzt wirklich witzig. Ich finde das mit der Goldfolie übrigens nicht drüber. Irgendwie passt das zu Deiner Margaux. Witzig ist, dass eben auf diesem Friedhof mich ein Mann auf mein Smartphone ansprach und sich furchtbar über 5G und so weiter aufregte. Vielleicht sollte ich ihn mit Margaux bekannt machen.
Das riecht gut.«
»Eintopf.«
»Heute ist ein besonderer Tag. Ich habe etwas mitgebracht.«
„Pralinen, wie lieb!“
»Komm her!«
»Was ist das?«
»Die Krüger war heute hier. Irgendetwas stimmt mit ihrer Toilette nicht. Als sie ging, roch es nach Zigaretten. Habe das Fenster aufgemacht.«
»Die Krüger raucht in unserem Bad?«
»Vielleicht ist sie ja deshalb gekommen. Damit ihr Mann nichts riecht. Ich lasse sie nicht mehr rein.«
»Geh fernsehen!«


»Hans ist bei Helene Fischer.«
»Und jetzt glaubst du, dass er beim Sex an Helene denkt?«
»Nun, ist ja nicht ausgeschlossen …«
»Ist euer Sex heiß und zügellos?«
»Nein. Ich meine, er ist schön, aber – normal.«
»Dann denkt er auch nicht an Helene Fischer. Du, die Nina ist da. Ich lege auf.«
Die Stellen finde ich ungeschickt eingebunden. Hatte ich ja auch beim Stammtisch schon erwähnt. Sie stehen etwas verloren im Text. Wenn man nicht weiß, dass sie aus Heike und Carmen sind, dann wird man kaum etwas damit anfangen können. Du solltest etwas zur Umgebung schreiben, beispielsweise: Sie kam an dem recht neuen Grabstein der jungen Nachbarin vorbei. Dreimal versuchte sie ihren Mann zu verlassen, am Ende reichte nur dieses Grab zur Flucht“ oder so etwas in der Art. Damit man versteht, dass das die Stimme eines Geistes ist. Ich glaube, Du hast auch “Heike” bei den Quellenangaben vergessen, liegt aber vielleicht auch an meinem Tablet.
„Bei 18 Grad schlüpfen die Zikaden.“
„Mm.“
„Und dann fliege ich bis zu den Sternen.“
Das Ende mag ich irgendwie. Es fällt ein bisschen aus der Story, aber es klingt für mich so schön verwirrt und das macht wenig Hoffnung, dass ich in Margaux‘ Leben etwas ändern wird.

Also grundsätzlich mag ich die Geschichte. Gestolpert bin ich vor allem auf das Eingliedern der Textausschnitte aus Carmen und Heike. Vielleicht braucht es die auch gar nicht. Wenn Du mit Ihnen mehr zum Ausdruck bringen wolltest, als ein Plus an Copywrite zu schaffen, dann solltest Du dem Leser/der Leserin jedenfalls noch etwas unter die Arme zu greifen. Wenn sie nur Einzug gefunden haben, weil es eben ein Copywrite sein sollte, kannst du sie auch getrost streichen.


Liebe Grüße
Mae

 

Ursprünglich hatte ich den Plan, mich mit anderen Copywrites zu beschäftigen, dazwischen gekommen ist ein beruflicher Abgabetermin, der mich etwas limitiert.
Ab dem Wochenende habe ich mehr Zeit, kann auch an der Zikaden-Geschichte arbeiten.
Deshalb nur kurz zu deinem Kommentar, @Maedy


grundsätzlich finde ich es nicht ganz verkehrt, was Du aus Valentine gemacht hast. Ich muss ja sagen, dass Du mir eigentlich etwas leid tatest, als das Los fiel und Du Dich durch meinen Vampir-, Scie-Fie- und feministischen Kram wühlen musstest. Ich denke, dass wir thematisch und von unserer Zielrichtung ziemlich weit weg voneinander schreiben.
ach das Wühlen war nicht so schlimm, die einsame Frauenfigur fand ich spannend. Die findet sich auch in anderen Texten von dir, inspiriert hat mich aber eben der.
Du hast aus Margaux so ziemlich das Gegenteil von Valentine gemacht. Ich hatte bei Valentine ja eine ganz unordentliche, verstreute Person im Kopf, die auf nichts mehr Wert liegt. Ich finde aber, dass der verschrobene Charakter auch so funktioniert.
für mich stand eher das Eigentümliche der Figur im Vordergrund. Margaux jedenfalls braucht Struktur. Mann kann's auch Ordnung nennen.
Also grundsätzlich mag ich die Geschichte. Gestolpert bin ich vor allem auf das Eingliedern der Textausschnitte aus Carmen und Heike. Vielleicht braucht es die auch gar nicht. Wenn Du mit Ihnen mehr zum Ausdruck bringen wolltest, als ein Plus an Copywrite zu schaffen, dann solltest Du dem Leser/der Leserin jedenfalls noch etwas unter die Arme zu greifen.
Mit den Dialogfetzen habe ich noch was vor. Die streiche ich nicht, ersetze sie aber, sobald ich Zeit habe, durch andere, nicht deinen Texte entnommene, Gespräche.

Das war's vorerst, näheres zu deinem Kommentar nach der Überarbeitung

liebe Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Nun, auf Emigranten aus Hagen wartend, klimpere ich ein wenig im Netz herum und weiß nun die wenig literarische Antwort,

bester Isegrim' weit und breit,

und am deutlichsten erforscht und erfahren will mir die Zikadenplage in Amerika erscheinen und zwar zuerst in Tennessee im 17. Jh., wo 1634 das erste Mal die Plage nachgewiesen ist (und wenn ich es richtig im Kopf habe - momentan hat noch das Steuerrecht Vorrang), hat @Morphin in seiner amerikanischen Geschichte davon erzählt.

Erwiesenermaßen wiederholt sich die Plage alle 17 Jahre. »… Die Plage beginnt jeweils damit, dass die Böden von Plantagen oder Wäldern über Nacht durchsiebt werden: Aus kleinen, nahe beieinander liegenden Löchern – man zählt bis zu 40 000 Löcher um einen Baum – kriechen die Larven aus dem Boden; die darauf folgende Verwandlung in zirpende Insekten, die Paarung, dann Eiablage und Tod dauern nur wenige Wochen … Danach schlüpfen aus den Eiern Larven, die sich im Boden vergraben und von Wurzelsaft ernähren, bis wieder 17 Jahre verstrichen sind. ...« Einschränkend muss gesagt werden, dass es auch einen 13-jährigen Zyklus gibt vgl. u. a. Milliarden Zikaden überrollen die USA: Forscher warnen! Insektenplage Brood X im Anmarsch
daraus folgt für mich auf die titelgebende Frage:

Das Leben der Zikade währet 17 oder 13 Jahre, gegen deren Ende sie zur Hochzeit fliegen und halten, um den Auftrag der Schöpfung zu erfüllen „seid fruchtbar (oder – wie der Zeigefinger gerade versuchte – furchtbar) und mehret euch!“ Und hier https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/102016132 find ich (oder ein sonstig Interessierte) die biblische Erklärung in „Erwachet“.

Wie dem auch sei/wird, schönes Wochenende aus'm Pott vonnet gerade ma' unpoetische

Dante FRiedchen

 

Hallo @Maedy

Endlich habe ich Zeit gefunden den Text anzufassen, habe eine längere Passage eingefügt und nun kommt's mir runder vor.

Auf ein paar deiner Anmerkungen möchte ich eingehen:

Hast Du schon einmal versucht nach dem Händewaschen diese Einmalschuhe anzuziehen? Da liegt nichts geschmeidig an. Das ist ein Kampf auf Leben und Tod. Die Hände müssen schon eine ganze Zeit lang gut getrocknet sein, dass man die Handschuhe gut überziehen kann.
Ja, klar ist es fitzelig die Dinger anzuziehen, dann fühlt es sich aber meinem Empfinden nach geschmeidig an.
Ein Hund im Haushalt bringt auch immer ein Defizit an Hygiene. Ich kenne einige Hygienefanatiker, die genau deshalb nie ein Haustier hätten. Aber vielleicht ist dieser Hygienefimmel später entstanden?
das war zunächst eine Reminiszenz an der Ursprungstext, zeigt aber auch, wie sehr sich Margaux nach sozialem Umgang sehnt.
Auch das wundert mich. Da seit Corona bei mir auch der Lieferdienst wie bei vielen meiner Freunde/Freundinnen in München auch kommt, kann ich Dir sagen, dass man das Trinkgeld in ein Körbchen/Schälchen/Tellerchen legt, das man dem Lieferanten reicht.
äh, künstlerische Freiheit? Nein! Margaux fände Körbchen noch viel unhygienischer.
Also ”PolitkerInnen” würde ich in einem literarischen Text nicht schreiben, außer Du meinst es hier satirisch, was für mich so nicht rüberkommt. Ansonsten würde ich doch bei Politiker und Politikerinnen bleiben, was aber vielleicht auch Geschmacksache ist.
Doch, ich gendere an manchen Stellen, und zwar aus Überzeugung.
Und hier noch etwas. Diese Schuhe irritieren mich. Ich würde erwarten, dass sie die auf Folie oder so stehen hat, gesäubert oder eben nur mit Handschuhen anzieht.
Denn im Herbst auf den Friedhof ohne Stollen an den Schuhen, ist kaum möglich. Ich habe bei mir im Büro sogar einen Kehrblech stehen, damit ich meine wegfegen kann.
Ich erwähne nur nicht, wo sie die Schuhe stehen hat. Sie zieht sie jedenfalls an.
Diesen Friedhof gibt es nämlich wirklich, wie ich bei einem Stammtisch erzählte, und ich verbringe da oft meine Mittagspause. An einem Herbsttag ist mir dann die Idee zu “Novemberregen” gekommen.
ich mag Friedhöfe, se viel steht fest.
Witzig ist, dass eben auf diesem Friedhof mich ein Mann auf mein Smartphone ansprach und sich furchtbar über 5G und so weiter aufregte. Vielleicht sollte ich ihn mit Margaux bekannt machen.
mm, siehste mal :D
Die Stellen finde ich ungeschickt eingebunden. Hatte ich ja auch beim Stammtisch schon erwähnt. Sie stehen etwas verloren im Text. Wenn man nicht weiß, dass sie aus Heike und Carmen sind, dann wird man kaum etwas damit anfangen können.
Ich habe die Stellen gestrichen, fiktive Aussagen eingefügt, gefällt mir viel besser!
Du solltest etwas zur Umgebung schreiben, beispielsweise: Sie kam an dem recht neuen Grabstein der jungen Nachbarin vorbei. Dreimal versuchte sie ihren Mann zu verlassen, am Ende reichte nur dieses Grab zur Flucht“ oder so etwas in der Art. Damit man versteht, dass das die Stimme eines Geistes ist. Ich glaube, Du hast auch “Heike” bei den Quellenangaben vergessen, liegt aber vielleicht auch an meinem Tablet.
Ja, könnte man so machen, ich glaube aber, das stärkt den Text nicht, stattdessen habe ich jetzt die Aussagen der Toten eingefügt - ziemlich viele sogar. Deshalb fehlt nun auch die Quellenangabe,
Wenn sie nur Einzug gefunden haben, weil es eben ein Copywrite sein sollte, kannst du sie auch getrost streichen.
nein, ich dachte mir, die eingefügten Zitate könnten was bewirken, gar nicht so sehr wegen des Copywrite, aber die stehen eben isoliert, deshalb raus und durch was organischeres ersetzt.

Liebe Grüße und einen guten Start in die Woche
Isegrims

also, so was, Friedel, das Unwetter und die Seuche verwandeln uns zu Zikadenexperten, was lehrreich für uns sein mag und uns der Rätsel Lösung näherbringen. schätze ich. Denn das Rätsel besteht ja darin, herauszufinden, warum die Zikaden so lange ruhen und alle zusammen zum Leben erwachen.

Erwiesenermaßen wiederholt sich die Plage alle 17 Jahre. »… Die Plage beginnt jeweils damit, dass die Böden von Plantagen oder Wäldern über Nacht durchsiebt werden: Aus kleinen, nahe beieinander liegenden Löchern – man zählt bis zu 40 000 Löcher um einen Baum – kriechen die Larven aus dem Boden; die darauf folgende Verwandlung in zirpende Insekten, die Paarung, dann Eiablage und Tod dauern nur wenige Wochen … Danach schlüpfen aus den Eiern Larven, die sich im Boden vergraben und von Wurzelsaft ernähren, bis wieder 17 Jahre verstrichen sind. ...«
13 und 17, Primzahlen, auch das noch
Das Leben der Zikade währet 17 oder 13 Jahre, gegen deren Ende sie zur Hochzeit fliegen und halten, um den Auftrag der Schöpfung zu erfüllen „seid fruchtbar
zur Hochzeit fliegen, also diese Antwort würde Margaux gefallen, wahrscheinlich könnte sie die auch akzeptieren, obwohl sie wahrscheinlich trotzdem losfliegen würde.

Liebe Grüße mit Blick auf den Weinpott in den Unwetterpott
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Wer jetzt alleine ist, wird’s lange bleiben, ...

Ich musste, ich musste, ich musste.

Margaux ist das emanzipierte Gretchen einer Gesellschaft der Singularitäten*, das/die sich beobachtet fühlt und keineswegs wie das Goethesche Vorbild Kindsmörderin werden kann
Ihr Fernseher ist mit Mikrofonen und Kameras ausgestattet und beobachtet Margaux. Irgendwo da draußen sitzen welche …
aber welchen Unterschied macht es, ob Alexa oder das mobile einen überwacht oder welches Medium auch immer und vor allem: wer auch immer?, dabei wäre doch am Friedhof ein wichtigeres Objekt zu beobachten
Auf dem Friedhof habe ich eine Judensaufigur gefunden. So eine, die einen Juden zeigt, der in den Arsch eines Schweins kriecht. Hat einer heimlich aufgestellt, neben dem Eingang, am Tor. Hakenkreuzgeile Sauerei. Aber das interessiert euch nicht, ihr Deppen.

Auch der Prof. ist für sie – wie zur Bestätigung der „Singularitäterättätä“ – ein Idiot
Jetzt lag er da und vermoderte einsam, ohne Bücher, ohne Familie. Was musste er auch bremsen, als der Kater über die Straße lief, der danach in den Büschen verschwand, ohne sich um das Wrack des Wagens zu kümmern, das qualmend, zerquetscht, neben der Eiche zum Stehen kam, der Eiche, die vieles erlebt hatte, dreihundert Jahre, viele Menschenleben.
wobei des"Katers Kern" erst gegen Ende der Erzählung sich offenbart.

Schwierig zu sagen in Corona-Zeiten ob die „emanzipierte, weltoffene“ Frau im Reinlichkeitswahn lebt oder „nur“ ein normales Maß an Hygiene betreibt – mit

… Wasser so heiß, wie sie es gerade ertragen kann, …
ein wenig geißelt und andere Desinfektionsmitteln. Hypochonder wird sie aber nicht sein. Der Winter ist ihr zu lang - als wäre der ewige Winter im feuchten Boden nicht wesentlich länger ...
Wenn doch der Sommer bald käme.
(nebenbei: klingt nach mehr als einer bloßen Aussage …!)

und doch sehnt sie sich nach Gesellschaft – und wenn’s des Menschen bester Freund ist

Wenn es nicht so kompliziert wäre, zum Tierheim zu gehen.
Und obwohl sie das schlechte Deutsch des Boten bemängelt, ist der fremdländische Bote für einen Augenblick Objekt der Begierde
Ein junger Mann steht vor ihr, dunkle Hautfarbe, Bartansatz, einer, der schlecht Deutsch spricht, … Er trägt Jeans mit Knöpfen vorne. Sie starrt direkt darauf, … Nach Weihrauch duftet er.

Und beim Weihrauch kommen wir zu „ihrem“ verschwiegenen Glauben und Religionsersatz, dem
... Flüstern aus fernen Vergangenheiten. ..., Ungesagtes, nie Verziehenes, stets Verschwiegenes. Wer unglücklich stirbt, nimmt das Leid mit ins Grab, keiner findet Frieden im Tod.

Ja – und da ist wieder der Kater ... den man/frau findet im Überdruss des Lebens,

dem wir hoffentlich nicht erliegen werden,

bester @Isegrims weit und breit ...

# # #

* was nicht so sehr „Individualität“ als Vereinzelung heißt mit dem Singledasein (ökonomisch wahrscheinlich sogar gewollt, denn ein Individualhaushalt ist ökonomisch „wertvoller“ als ein Vier-Personen-Haushalt, weil „teurer“


Friedel

 

Muss mal bisschen aufräumen, lieber @Friedrichard und deinen so klugen Kommentar beantworten, den ich mir, bewusst/unbewusst für lichte Sonntagnachmittage wie diesen aufgehoben habe.

Margaux ist das emanzipierte Gretchen einer Gesellschaft der Singularitäten*, das/die sich beobachtet fühlt und keineswegs wie das Goethesche Vorbild Kindsmörderin werden kann
Zugegeben, Margaux hat damit geliebäugelt sich mit dem Professor einzulassen, aber nein, zur Kindsmörderin wäre sie nicht geworden und eine reine Seele hat sie auch nicht
aber welchen Unterschied macht es, ob Alexa oder das mobile einen überwacht oder welches Medium auch immer und vor allem: wer auch immer?, dabei wäre doch am Friedhof ein wichtigeres Objekt zu beobachten
sollte man darüber nachdenken, muss mal recherchieren, ob die Chinesen so was schon machen und die Friedhofsgeister überwachen.
Auch der Prof. ist für sie – wie zur Bestätigung der „Singularitäterättätä“ – ein Idiot
ein entlarvter Idiot, wie übrigens Faust auch
Schwierig zu sagen in Corona-Zeiten ob die „emanzipierte, weltoffene“ Frau im Reinlichkeitswahn lebt oder „nur“ ein normales Maß an Hygiene betreibt – mit
das weiß heutigentags keiner mehr
und doch sehnt sie sich nach Gesellschaft – und wenn’s des Menschen bester Freund ist
darin besteht ja die Schwierigkeit, ganz ohne Gesellschaft kommen ganz wenige aus
Und obwohl sie das schlechte Deutsch des Boten bemängelt, ist der fremdländische Bote für einen Augenblick Objekt der Begierde
Begierde (jedenfalls in den Gedanken) endet nie
im Überdruss des Lebens, dem wir hoffentlich nicht erliegen werden,
oh nein, das Leben bietet Fülle genug!

Deshalb genieß es!
viele Grüße
Isegrims

 

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