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Wo ist Null?

Seniors
Beitritt
03.07.2004
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Wo ist Null?

Am Dienstag beim Abwaschen hänselten Null und Acht ein wenig die Eins:
"Nun hüpf hier nicht immer so rum, gleich fällt dir noch ein Teller runter, wenn du so hektisch bist."
"Du solltest mehr essen, sonst bist du bald nur noch ein Strich in der Landschaft und niemand beachtet dich mehr."
Eins fühlte sich an diesem Tag schon ganz schlapp, weil sie an vielen Orten verlangt worden war und viel hin und her gerannt war. Deshalb erwiderte sie gar nichts, sondern warf das Küchentuch in eine Ecke, rannte aus der Küche, verkroch sich im Schlafzimmer und weinte dort in ihr Kissen.
Zwei und Drei hatten sie laufen sehen und schauten nach, ob etwas geschehen war. Als sie Eins weinen hörten, nahmen sie sie in den Arm und trösteten sie. Anschließend suchten sie Null und Acht, trafen aber nur Null, die auf der Wiese lag und ihr Mittagsschläfchen hielt.
„So ist das richtig. Erst die arme Eins runterputzen und dann in aller Seelenruhe hier schlafen.“, schimpfte Drei.
„Du bist mir vielleicht so eine Null. Die arme Eins hat schon so viel zu tun, dass sie bald noch dünner ist und du bringst sie noch zum Weinen.“, fuhr Zwei fort.
„Du solltest dich schämen, so auf die Kleinen loszugehen. Arbeite erst mal so viel wie Eins, du fette faule Null.“
Null war so verdattert, dass sie erst einmal kein Wort herausbrachte. Als sie sich dann eine Antwort überlegt hatte, waren die beiden Zahlen bereits verschwunden und niemand hörte ihr zu. Diese kleine Auseinandersetzung war Null so auf den Magen geschlagen, dass sie sich den ganzen Abend unwohl fühlte. Sie wollte sich bei Eins entschuldigen, aber Eins hörte ihr gar nicht zu, sondern ging beim Abendessen demonstrativ an einen anderen Platz, weit weg von Null.

Am nächsten Morgen hatten die Zahlen ihren Streit schon vergessen. Nach dem Frühstück wurde es Zeit, in die Schule zu gehen und so stellten sie sich wie jeden Morgen in einer Reihe auf. Erst da bemerkten sie, dass Null fehlte.
„Wo ist Null?“, fragten sie alle.
„Acht muss das doch wissen, ihr seid doch gute Freunde.“
Aber Acht zuckte nur die Schultern: „Ich habe Null heute morgen noch nicht gesehen.“
„Die hat bestimmt verschlafen.“, meinte Vier, die immer ein wenig spitz war.
Alle Zahlen liefen in das Schlafzimmer von Null, fanden aber niemanden. Sie suchten überall, aber Null blieb verschwunden.
„Ach was,“ meinte Sieben, die auch ganz schön scharf sein konnte, „Wir brauchen Null doch gar nicht.“
„Genau.“, murmelten die anderen Zahlen und Eins übernahm das Kommando: „Stellt euch wieder der Reihe nach auf und dann lasst uns abzählen.“
Die Zahlen stellten sich nebeneinander und Eins begann: „Eins.“
„Zwei“
„Drei“
Und während die anderen Zahlen weiterzählten, ging Eins an das Ende der Reihe und stellte sich neben Neun. Dort stand immer Null und Eins hakte sich dann bei Null unter.
„Acht“
„Neun“
Schweigen. „Was ist los,“, fragte Vier, „jetzt kommt Zehn.“
„Aber Null ist nicht da und ich kann mich doch nicht mit einer anderen Zahl zusammentun.“, entgegnete Eins, die bisher schweigend am Ende der Reihe gestanden hatte.
Jetzt merkten die anderen Zahlen, dass sie die Null eben doch brauchten. Nach Zehn gab es ja auch noch mehr Zahlen, für die Null unbedingt erforderlich war.
„Was machen wir denn nun?“ Ratlos sahen sich die Zahlen an. "Wo sollen wir Null bloß suchen?"
Und sie hätten Null vielleicht gar nicht wieder gefunden, wenn nicht inzwischen etwas Seltsames geschehen wäre.

Die Klasse Drei A schrieb ein Diktat zu Ostern und schon der erste Satz sah sehr eigenartig aus:
„Ich bin zu Besuch bei OOma und OOpa. Wir gehen in den Garten und suchen OOstereier.“
Die Kinder sahen sich verdutzt an. Hatte sich das große O verdoppelt, weil Ostern war? Aber die Lösung war viel einfacher:
Null hatte sich am frühen Morgen aus dem Zahlenhaus geschlichen und war traurig durch den Wald gewandert. Wenn die anderen meinten, sie sei zu dick, wollte sie nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Null hatte noch gar nicht überlegt, wohin sie gehen sollte, als sie zum Buchstabenhaus kam. Dort sah sie, wie das ganze ABC gerade zum Morgenlauf aus dem Haus kam. Vorneweg liefen l und i und dann kamen alle anderen Buchstaben bis schließlich am Ende D und O und o schnaufend versuchten, nicht zu sehr zurückzubleiben.
Null freute sich, gleich drei Buchstaben zu finden, die ihr ähnlich sahen und lief ihnen nach. Sie blies sich ein wenig auf und sah dann aus wie das O. Da sich die drei Buchstaben an ihrem neuen Begleiter nicht störten, sondern sich sogar darüber freuten, dass sie nun zu viert waren, blieb Null auch nach dem Morgenlauf bei ihnen.
Als die Buchstaben nun zum Diktat gingen, wusste Null gar nicht, was sie machen sollte. Also hängte sie sich einfach an O und machte ihm alles nach.
Das ging natürlich nicht und O bat Null, doch wieder zu den Zahlen zurückzukehren, aber Null wollte nicht zu den zahlen zurückkehren. Nachdem die Zahlen erfahren hatten, wo Null geblieben war, kamen sie alle und versicherten Null, dass sie dringend gebraucht würde und dass alle sie lieb hätten und sich ganz oft bei ihr unterhaken würden. Und Zwei entschuldigte sich und betonte, dass Null gar nicht zu fett sei, sondern eine richtig schöne runde Null. Da wurde Null wieder fröhlich und verabschiedete sich von O und o und D verabschiedet und kehrte zu den Zahlen zurück.

 

Eine wunderbare Geschichte für Kinder, wie ich finde...

Man hätte vielleicht noch mehr auf die Wichtigkeit der Null eingehen können (hundert, wo zwei Nullen wichtig sind, und höhere Zahlen) aber die Aussage ist gelungen!

gerne gelesen
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo jobär,

fein - nach den vielen Buchstaben kommen jetzt also die Zahlen.
Die Idee gefällt mir, nach dem ersten flinken Lesen schon mal sehr. An manchen Stellen bin ich gestolpert - ich glaube manches könntest Du etwas weniger umständlich formulieren.
Ein bisschen vermisse ich Spannung. Das Fehlen der Null sollte - für mein Gefühl - zu dramatischeren Problemen und zu mehr Unruhe bei den (Buchstaben) Zahlen!!! führen. Das ist einfach so ein Gefühl von mir. Ich denke noch ausführlich darüber nach und melde mich noch einmal, wenn ich etwas mehr Zeit habe.

Lieben Gruß
al-dente

 

Hallo Jobär,

auch mir hat deine Zahlengeschichte gut gefallen. Allerdings bin ich wie Al-Dente der Meinung, dass der Geschichte momentan noch etwas Spannung fehlt. Gerade das Verschwinden der 0 würde hier noch sehr viel "Konfliktstoff" bieten.
Was mir etwas schwer gefallen ist - die vielen Zahlen. ;) Da du alle verwendet hast und mal sagt diese, mal jene etwas, konnte man sich im Prinzip auf keine einzige richtig konzentrieren. Ungefähr so, wie wenn man eine Geschichte mit 10 Protagonisten liest, die man im Kopf alle durcheinanderwirbelt. Ich hätte die Geschichte, bis auf das Abzählen, vielleicht nur auf zwei oder drei Buchstaben beschränkt.

LG
Bella

 

Hallo ihr drei!

Erst mal vielen Dank für eure positiven Worte. Ich hatte auch eine längere Fassung der Geschichte konzipiert, in der ich noch darstelle, wie sich Null bei den Buchstaben einschleicht und eben zu einem 'Buchstaben' wird.
Andererseits wollte ich eine Geschichte für kleinere Kinder schreiben, die den Zahlenraum bis zehn lernen. Und da schien es mir interessant, fast alle Ziffern zu nennen (so dass die Kinder die fehlenden Ziffern schnell erkennen und nennen können). Ausserdem sollte die Geschichte nicht zu lang sein - und ich denke, wer sich hinter den komischen OO verbirgt, können Kinder schnell erkennen. Da würden längere Erläuterungen vielleicht nur langweilig sein.

Das waren meine Überlegungen bisher, aber ich kann die Geschichte auch ausbauen.

Liebe Grüße

Jo

 

Hallo jobär,

eine tolle Zahlengeschichte, die du noch ein bisschen spannender gestalten könntest.
Ein kleiner Vorschlag: Vielleicht könnte eine Weile die Acht für die Null einspringen, indem sie ihren mittleren Knoten löst. Das wird ihr aber auf die Dauer zu stressig und man sucht dann doch die Null.

@ Bella und al-dente
Ihr Beiden seit noch so mit den Buchstaben-Geschichten beschäftigt, dass ihr bei eurer Kritik statt über Zahlen, über Buchstaben redet.

Zitat von al-dente
Das Fehlen der Null sollte - für mein Gefühl - zu dramatischeren Problemen und zu mehr Unruhe bei den Buchstaben führen.

Zitat von Bella
Ich hätte die Geschichte, bis auf das Abzählen, vielleicht nur auf zwei oder drei Buchstaben beschränkt.

Es muss doch hier in beiden Fällen statt Buchstaben Zahlen heißen, oder ? *smile*

Mir kamen auch etwas zu viel Zahlen in der Geschichte vor. Aber du wolltest ja, wie du in deiner Antwort oben schreibst, dass die Kinder gleich mit allen Ziffern vertraut werden. An manchen Stellen musste ich auch noch mal nachlesen, wer jetzt eigentlich gesprochen hat. Ist wohl auch für Kinder ein bisschen verwirrend.
Das Ende finde ich ausreichend, ohne nähere Erklärungen.

Zusammenfassend eine nette Geschichte, angelehnt an die Buchstabengeschichten.

Viele Grüße
bambu

 

Hi jobär,
Auf mich wirkt die Geschichte etwas unausgegoren. Wie eine gute Idee, aus der noch nichts gemacht wurde. Die Geschichte zerfällt für mich in drei Teile, die für sich stimmig sind, aber nur recht lose zusammenhängen.
Zuerst der Streit zwischen 0.8 und 1. Er geht eigentlich recht ereignislos vorbei. Da hab ich nicht die Fetzen fliegen gesehen und wenn ich ehrlich bin, wirkte das gar nicht wie ein Streit. Da gehört mehr Pfeffer hinein.
Dann das große Abzählen und das Fehlen der Null. AUch hier könntest du merh dramatisieren.
Das Ende ist dann eigentlich eine wunderschöne Idee, aber wieder nur kurz nagerissen.

Aber als ihr eine Antwort eingefallen war, waren die vier Zahlen bereits verschwunden und niemand wollte ihr zuhören.
unglückliche Konstrucktien mit 2 x war

L.G.
Bernhard

 

@bambu
Da sehe ich doch tatsächlich nur noch Buchstaben statt Ziffern! Unglaublich! Ich bin betriebsblind! :D
Vielen Dank für den Hinweis!
Ich korrigiere mal schnell meinen Beitrag! :D :D

Danke, bambu!
Lieben Gruß
al-dente

 

So ich habe jetzt die Geschichte ein wenig erweitert. Allerdings nicht weiter dramatisiert, denn es soll eine eher ruhige Geschichte sein.

 

Hallo jobär,

Oh, wie nett. :) Mir gefällt Deine Geschichte insgesamt gut.
Zwei Anmerkungen:

„Ach was,“ meinte Sieben, die auch ganz schön scharf sein konnte, „Wir brauchen Null doch gar nicht.“
„Genau.“, murmelten die anderen Zahlen und Eins übernahm das Kommando: „Stellt euch alle mal der Reihe nach auf und dann lasst uns abzählen.“
(...)
Schweigen. „Was ist los,“, fragte Vier, „jetzt kommt Zehn.“
„Aber Null ist nicht da und ich kann mich doch nicht mit einer anderen Zahl zusammentun.“, entgegnete Eins, die bisher schweigend am Ende der Reihe gestanden hatte.
Jetzt merkten die anderen Zahlen, dass sie die Null eben doch brauchten.
Die Stelle finde ich etwas fad. Welche Motivation haben die Zahlen denn, durchzuzählen? Allein um zu demonstrieren, dass man die Null nicht braucht? Die Schlüsselstelle (alle sind wichtig) hättest Du mE auch an einem lebendigeren Beispiel demonstrieren können
Null hatte sich am frühen Morgen aus dem Zahlenhaus geschlichen und war zum Buchstabenhaus gegangen. Dort versteckte sie sich hinter einem Busch, bis die Buchstaben zu ihrem Morgenlauf aus dem Haus kamen. Vorneweg liefen l und i und dann kamen die anderen Buchstaben bis schließlich am Ende D und O und o schnaufend versuchten, nicht zu sehr zurückzubleiben. Null hängte sich an die drei an, blies sich ein wenig auf und sah dann aus wie O. Da sich die drei Buchstaben an ihrem neuen Begleiter nicht störten, sondern sich sogar darüber freuten, dass sie nun zu viert waren, blieb Null bei ihnen.
auch hier ist mir das zu unmotiviert. Warum ist die Null dahin geschlichen? Mein heimlicher Gedanke ist, dass sie sich zu Herzen nimmt, was 3 und 2 gesagt haben, dass 1 die Entschuldigung nciht akzeptiert - dass 0 traurig ist deswegen oder nachdenken möchte und deswegen wegschleicht. Und bei den Buchstaben sieht sie welche, die ausgucken wie sie, die sie vielleicht verstehen? Oder so ...

liebe Grüße
Anne

 

Hallo Maus!

Vielen Dank für deine Kritik. Ich habe versucht, deine Anregungen einzubauen. Ich denke, jetzt ist der Ablauf deutlicher.

Liebe Grüße

Jo

 

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