...wo es keine Hoffnung mehr gibt.
Sie sitzt am Fenster und starrt hinaus. Sie wartet, jeden Tag. Sie wartet, denn sie hat die Hoffnung nicht verloren. Die Hoffnung genau da, wo es nichts mehr zu hoffen gibt.
Der Briefträger schenkt ihr im Vorrübergehen ein Lächeln. Er kennt ihre Hoffnung. Er weiß worauf sie wartet und er wartet mit ihr, leidet mit ihr, jeden Tag. Sein Herz zerbricht jedes Mal wieder, wenn er sie sieht, doch er kann nichts tun. Sie wartet ja nicht auf ihn, wartet auf den Brief, der niemals kommt.
Sie bleibt am Fenster sitzen. Sie wartet auf Morgen. Sie betet! Sie hofft! Und sie fürchtet den Tag, an dem sie die letzte Hoffnung verliert, genau da, wo es nichts mehr zu hoffen gibt.
Sie schließt die Augen und lässt sich fallen, mitten hinein in die Vergangenheit. Dort weiß sie sich geborgen, in den Armen des Mannes, den sie liebte und noch heute liebt. Die Einsamkeit, die sie heute drückt, ist verschwunden, wenn er sie in ihren Erinnerungen küsst. Und sie sieht es vor sich, das Lächeln in seinem Gesicht, und sie schwört sich, dass sie ihn niemals vergisst.
Sie steht auf und bewegt sich im Rhythmus einer stummen Melodie, die noch heute in ihren Ohren klingt. Sie hebt die Arme und lässt sich führen von einem Mann, den sie tief im Herzen vermisst. Sie wird nie wieder tanzen, nie wieder tanzen, mit ihm. Sie weiß es genau und will es doch nicht glauben. Sie hofft genau da, wo es keine Hoffnung mehr gibt und sie wartet noch heute auf den Brief, der ihr sagt, dass ihre Gebete nicht ungehört geblieben waren.
DL 2001