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Wisch Welt, als wäre Geld in deinem Schlüpper

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29.04.2013
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Wisch Welt, als wäre Geld in deinem Schlüpper

Wisch Welt, als wäre Geld in deinem Schlüpper

Die Tür geht auf, der Platz besetzt, smartes Phone in elegantem Abendkleid wird gezogen. Zieh und Spiel mir das Lied vom Android. Wiedersehensfreude in Ihrem Ursprung. Die Welt rückt in den Schatten, den der Zyklon akkusparend wirft. „Lange ist es her Arald, dass dein Lischt hat geprickelt in meine Gesischt.“ Ein freudiges Glänzen, ein Aufleuchten, kaum wahrnehmbar, versteckt hinter mimischer Starre. Die Augen verraten Pure Lust. Nimm mich smarte Eleganz, nimm mich du Ergebnis menschlicher Kommunikationskunst. Du wunderschöne Arie in Sinatrakostüm. Wetter in New York, New York oder Tod der 602. Arbeiterameise des Ameisenhaufens im Warmbronner Wald, das Gegenüber ist bereit. Die erste Hürde Tastensperre: Wisch und Weg auf ins Vergnügen. Die Fahrt in den Apfel kann beginnen, der erste Bissen ist getan. Wisch wisch, hinfort "Taschenrechner" her mit dem "Gesichtsbuch", her mit dem "What's App"! Mal sehen wie sich die Welt seit unserem letzten Treffen auf dem Bahnsteig verändert hat. Statusmeldung: „Frank sitzt auf dem Klo und hat Verstopfung“. Sie weiß was zu tun ist: Wikipedia du weises Licht, du Quelle des Wissens und Standbein des „Populus Studentus“, kläre mich auf und Frank aus.
Sie kommentiert: „Ananassaft“. Gefällt mir, ihm und Ihnen. Frank ist erleichtert, wisch und ...; sein Mitbewohner ist schockiert und saftlos. Wisch und weg auf zum Nächsten. Wo bist du versteckt süße Frucht, nächste Form der Ablenkung, meine Flucht aus der Realität? Ein zu Tango tanzender Kleinwüchsigen mit einer Richterperrücke, einen Bungeesprung im Bananenkostüm, der ominöse Löffelmörder oder die schreiende Ziege Valerie. Es steht in Ihrer Macht. Ich sehe, wie es hinter Ihren Augen zu brennen beginnt, die ganze virtuelle Welt liegt ihr zu Füßen. Sie kocht ihren Informationsfix in einer Suppenkelle. 50 Millionen Bit Speedball.

"Ist der Platz neben Ihnen frei?", fragt ein älterer Herr eindringlich. Sie zuckt zusammen. Oh grässliche Realität. Das sehnliche Lächeln schwindet wie die Sonne an einem windigen Apriltag.
Bloß nicht. „OMG“. Wie bekomme ich seinen Facebooknamen ohne zu... halt wie hieß das Wort noch gleich? Achja "sprechen". Heinrich Böttcher steht auf seinem Siemenskoffer. Wisch und Google, ah der Mann ist Fassbauer bei Siemens "lol". Keine gemeinsamen Freunde. Es wird widerwillig und wortlos gerutscht. Sie hat den Faden verloren, Musik überspielt ihr ADS. "Don't you worry, don't you worry child...". Das sehnliche Lächeln kehrt zurück, sie sinkt in Watte. Vier Minuten Remix-Realitäts-Ruhe feat. Abwesenheit. Der Platzt neben ihr wird wieder frei. Zeit vergeht. Lieder kommen und gehen, wie flüchtige Bekanntschaften in einem langen Leben. Die Tür geht auf. Der Weg wird freigewischt, schnellen Schrittes wird sich auf den Platz „getouched“. Die zwei scheinen sich zu kennen, merken es jedoch erst nach zehn Minuten. Eine überschwängliche und freudige Begrüßung, wenn man die Echtheit der Freude mit Plastikblumen vergleicht. Schweigen. Der Zyklon wird fixiert, wer hypnotisiert hier wen frage ich mich? Ein kurzes auflachen:“Ich habe gewusst, dass du das postest!“ Spitzes kichern das ein penetrierendes Abdominaltrauma verursachen könnte. Schweigendes „touchen“. Ab und an zwingt ein eindringliches vibrieren zu weltbewegender Kommunikation. Selbst ein Hurrikan, ein Meteorit oder eine aufgebrachte Pavianhorde die einem läufigen Weibchen mit dem rotesten Hinterteil hinterherjagt, hätten nicht vom Wischen und Tastenpicken abgelenkt. Der Navigationsapp sagt aussteigen, essen, trinken, schlafen, Lust empfinden, das Leben verlassen. Widerwillig wird der smarte Zyklon sicher in der Tasche verstaut. Dünne Arme reichen in die Ohren der Gesteuerten und flüstern schreiend die weltfremden Klänge medienbestimmter Charts. Die Mimik zu emotionslosem Eis erstarrt, bleiche eingefallene Abgeschlagenheit hinter der Dicken Schminke. Der Zyklon hat sein Auge geschlossen. Ich sehe ihre Freundinnen draußen wie sie wartend wischen als wäre Geld in ihren Schlüpfern.

 

Hallo, das ist ein sehr einseitiger Text, der den Ekel und Überdruss an einer bestimmten art zu leben deutlich macht.
Ich finde solche Texte stärker, wenn sie dem etwas entgegensetzen, wenn sie nicht nur gegen was sind, sondern auch für was anderes.
Das ist in der Konzeption sonst immer kurz gesprungen.

Formal: Der erste Teil, wenn diese Wortspiele gemacht werden, und in jeden Halbsatz irgendewas verballhornt wird - ich kann das auf den Tod nicht ab. Das ist ein reines Geschmacksurteil, aber ich find das furchtbar, so bemüht, so eine Äußerlichkeit da - ich muss da an Karneval denken und bemühten Frohsinn - ich kann damit überhaupt nichts anfangen, später wird es weniger, aber wie gesagt: Es bleibt dann auf dieser einen Note hängen: Ekel und Überdruss.
Da hat man als Autor schon eine arrogante Position gegenüber seinem Erzählgegenstand - wäre gut, wenn man da irgendwie gegensteuern könnte.
Das ist so eine Erzählhaltung. Da schaut jemand auf drei Mädchen in der S-Bahn und ist richtig angewidert von denen. Würde man sich gern neben den Menschen setzen und fragen, was in ihm vorgeht? Irgendwie liegt das doch auf der Hand, oder? Vielleicht da eine andere Ebene - dass man sagt: Man findet das eklig, aber wäre gern Teile davon, wäre Teil so einer sozialen Gruppe, aber anders, oder nicht, oder kann sich das entwickeln, was ist das mit dem Wischen, was steckt da hinter, kann man irgendwelche Parallelen ziehen, die nicht schon x Leute vor einem gezogen haben.
Für den Betrachter hier. Vor 30 Jahren hätte der Frauen in der Zigarettenpause dabei zugehört, wie sie unheimlich schnell und unheimlich schrill über irgendeine Musikgruppe gesprochen hätten, ohne einander zuzuhören. Da hatten sie halt kein Handy, aber wäre er nicht da auch ausgeschlossen gewesen (und hätte das gut gefunden) und hätte das mit einem gewissen Ekel angeschaut?
Und wenn man ins viktorianische England zurückgeht, da haben sich wahrscheinlich schon Gelehrte beklagt, dass so viele Menschen nur oberflächlichen Scheiß bequatschen und einander nicht zuhören.
Ob die jetzt dabei in ein Handy gucken? Alter Wein in neuen Schläuchen.

Gruß
Quinn

 

Hallo und Willkommen Max Power!

Mir geht es ganz ähnlich wie Quinn, ich kann der Geschichte leider nix abgewinnen.
Der Text steht in Humor, also gehe ich davon aus, dass ich es witzig finden soll, wie der Erzähler über diese Mädchen und ihre Smartphonenutzungsgewohnheiten herzieht. Ich soll diese Verachtung teilen und mich zusammen mit dem Erzähler überlegen fühlen. Aber stattdessen frage ich mich die ganze Zeit, was das denn für ein armer Wicht ist, dass der diese Arroganz nötig hat. Und die ganzen Sprachspielereien sind mir zu bemüht.
Aber gut, Humor ist eine schwierige Kiste, und man trifft nie jedermanns Geschmack. Vielleicht findet sich noch der eine oder andere Leser, der sich dabei amüsieren kann.

Eins ist hier aber objektiv zu kritisieren: Wenn man sich schon über die mangelnden Sprachfähigkeiten anderer Leute lustig macht, die angeblich überlegen müssen, um auf das Wort "sprechen" zu kommen, dann sollte der eigene Text sprachlich doch wenigstens eine höhere Qualität aufweisen als die durchschnittliche SMS. Und du hast hier noch eine ganze Menge vermeidbarer Schnitzer drin, Tippfehler und viele Verwechslungen von Groß- und Kleinschreibung.

Nämlich:

Zieh und Spiel mir das Lied vom Android.
spiel klein

Wiedersehensfreude in Ihrem Ursprung.
ihrem klein

Die Augen verraten Pure Lust.
pure klein

Ein zu Tango tanzender Kleinwüchsigen mit einer Richterperrücke
Kleinwüchsiger

Es steht in Ihrer Macht. Ich sehe, wie es hinter Ihren Augen zu brennen beginnt,
ihrer, ihren klein

Achja "sprechen".
Ach ja (zwei Wörter) KOMMA "sprechen".

Der Platzt neben ihr wird wieder frei.
Platz

Ein kurzes auflachen:“Ich habe gewusst, dass du das postest!“
Auflachen groß; Leerzeichen nach dem Doppelpunkt

Spitzes kichern das ein penetrierendes Abdominaltrauma verursachen könnte.
Kichern groß KOMMA das

Ab und an zwingt ein eindringliches vibrieren zu weltbewegender Kommunikation.
Vibrieren groß

Die Mimik zu emotionslosem Eis erstarrt, bleiche eingefallene Abgeschlagenheit hinter der Dicken Schminke.
dicken klein

Ich hoffe die negative Kritik zu deinem Debüttext ist nicht zu frustrierend und wünsche dir trotzdem viel Spaß auf kg.de. Nimm dir die Zeit, auch andere Texte zu lesen und zu kommentieren!

Grüße von Perdita

 

Hallo Perdita und Hallo Quinn,

ich hoffe, ich darf die Antworten zusammenfassen.

ersteinmal vielen vielen Dank für diese ausführliche Kritik. Ich muss zugeben, dass die subjektive Wahrnehmung trügerisch ist. Frustration ist wahrscheinlich normal. Aber sei es drum, so lerne ich mit Sicherheit mehr. Positiv überrascht war ich, als ich gesehen habe, wie viel ihr mir dazu geantwortet habt. Nun ärgere ich mich, dass Perdita dann doch so viele Schreibfehler gefunden hat, welche mir peinlich sind. Bei ein paar Punken habe ich das Gefühl, da ist noch Platz für Diskussion. Überrascht und ärgerlich war ich ein wenig, dass es mir überhaupt nicht aufgefallen ist, wie sehr man sich mit dieser Art über ein Thema zu schreiben überhebt. Das wollte ich eigentlich nicht so erreichen. Klar, wenn man einen solchen Umstand derart extrem beschreibt, impliziert man, dass man es besser weiß, bzw. besser macht. Auch würde ich sagen, dass ich mein Thema zu undeutlich oder sogar falsch rübergebracht habe. Mir geht es eher um die allgegenwärtige Benutzung der Smartphones vom aufstehen, bis zum Toilettengang, bis in die Bahn eben. Und nicht um die Sprache in SMS. Klar meine Rechtschreibung war dieses mal wohl eher ein Flop und etwas woran ich mit Sicherheit arbeiten muss. Aber wenn ich ehrlich bin, ist für mich wirklich Ekel dabei, der wohl ziemlich krass und auch arrogant rübergebracht wurde. Aber ich persönlich finde es schon schade, dass sogar in der Bahn nebeneinander gechattet wird, anstatt den Mund zu gebrauchen. Das finde ich eben sehr künstlich und in der Großstadt sieht man es fast täglich. Ich fühle mich jedes mal so, als ob wir Menschen dann damit einen Schritt zurückgehen. Außerdem stört es mich wenn ich mich mit jemandem unterhalte und nebenher 50 andere virtuelle Konversationen geführt werden. Das finde ich schlicht und ergreifend unhöflich. Mir geht es um die ständige und fast schon abhängige Benutzung dieser Smartphones, bei der man den Bezug zur Realität und gewisse Werte meiner Meinung nach verliert. Für mich ist das ein Problem meiner Generation. Nunja so wollte ich es eigentlich darstellen. Ich muss aufpassen, dass ich eure Kritik nicht zu persönlich nehme. Was mich jedoch wie gesagt sehr überrascht und auch frustriert, ist, dass ich die Arroganz und Künstlichkeit die ich selbst angeekelt wahrnehme, eigentlich selbst arrogant darstelle.
Ihr habt Recht, diese Wortspielereien mache ich gerne und gebe mir auch viel Mühe dabei nur habe ich es hier wohl nach eurem Geschmack übertrieben. Ich hoffe auch, dass sich noch jemand findet, der diesem bemühten Karneval-Frohsinn etwas abgewinnen kann.
Ich sollte eure Kritik wohl nicht verallgemeinern. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht zu schreiben und gerne nehme ich eure Kritik an.
Ich war mir auch sehr unsicher, wo ich meinen Text posten soll. Ich habe die Eingansmeldungen der Administratoren für die Rubriken Satire und Humor gelesen und habe mich dann letztendlich hierfür entschieden. Vielleicht eine falsche Entscheidung.

Grüße
Max

 

Hallo Max,

herzlich willkommen!

Die zwei scheinen sich zu kennen, merken es jedoch erst nach zehn Minuten.

Eine amüsante Situation. Erzählte man genau diese Begebenheit, ergäbe es bestimmt eine humorige Geschichte.

So, wie du das Thema aufbereitest, den Text als Tummelplatz für Wortspiele, Spott und Ironie und darüber die einfachsten Merkmale einer Geschichte außer Acht lässt, kann ich mich nicht dafür erwärmen.

So als Meinungsbild in Form einer Kolumne/Glosse find ich ihn gar nicht schlecht, für ein Erstlingswerk. Es fehlt jedoch am Schluss die geistreiche Pointe. Auch eine Glosse trudelt nicht einfach so aus, mit einer letzten bissigen Bemerkung.

Versuch doch, dem Text einen Rahmen zu geben, der irgendeine Veränderung, eine Entwicklung im Denken oder Handeln eines Protagonisten anzeigt.

Gruß

Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Max Power,

eine Geschichte ist da ja nicht wirklich zu erkennen. Ich habe deine Antwort auf Quinns und Perditas Kommentare gelesen, und - sorry - die ist interessanter und ansprechender als deine "Story".

Damit wären wir schon beim Thema. Verärgerung über irgendwelche Umstände ist zunächst mal ein schlechter Ratgeber, um daraus einen guten Text zu machen. Ich schreibe bewusst nicht mal Kurzgeschichte, weil das schon die nächste Stufe wäre. Eine GESCHICHTE!

Du häufst dagegen Wortspiele an, aus denen einem Frust und Verbissenheit anschauen. Das liest wahrscheinlich nicht mal jemand gern, der grundsätzlich deine Meinung und deine Verärgerung teilt.

Dein eigentliches Ziel, das du dir vermutlich gesteckt hast, die Kritik an dem Kommunikationsverhalten der heutigen Generation locker, leicht und amüsant zu formulieren, das ganz mal so richtig auf die Schippe zu nehmen, hat nicht wirklich funktioniert.

Zum einen denke ich, dass sich dieses Thema einfach nicht dafür eignet. Zeitgeist zu kritisieren ist immer uncool. Ob man das will, oder nicht. Und über Themen zu schreiben, die einen ärgern, und das auch noch unterhaltsam und witzig, dazu muss man die Grundlagen von Humor, Zynismus, Ironie und die Kunst des präzisen Schreibens beherrschen.

Mein Tipp: In deinem Profil steht, dass du über deine Begeisterung, Briefe zu schreiben, überhaupt Lust auf das Schreiben bekommen hast. Warum schreibst du nicht über etwas, was du leidenschaftlich magst? Das wäre ein guter Anfang. Sich über Dinge auszunölen, die man nicht mag, kann man später machen. Viele große Autoren haben mit Liebesgedichten begonnen, bevor sie kritisch und tiefgründig wurden.

Na ja, das ging mir grad mal so durch den Kopf. Willkommen auf kg.de und viel Spaß weiterhin!

Rick

 

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