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Wirtschaftswunder
"Endlich wieder Exportweltmeister", titelt die einzig verbliebene deutsche Tageszeitung im Dezember 2010.
"Die Jahre des Darbens, in denen eine multikulturelle Mittelstandsgesellschaft sich dreist aus den Töpfen der Reichen bediente, sind vorbei. Der Löwenanteil von 90 Prozent des Nettoeinkommens ist wieder fest in der Hand der fünf Prozent, die sich zur Elite zählen dürfen: Menschen wie Hans-Otto, der mutig den archaischen Kämpfer und den High-Tech-Krieger forderte, und damit den Weg zu unserem neuen Wirtschaftswunder ebnete.
Während der große Gerd, die Aufhebung des Waffenembargos gegen China durchsetzte, kämpften die Mitglieder der Partei, zu der sich damals aus taktischen Gründen noch kaum einer bekennen konnte, für eine grundlegende Reform der Bundeswehr. Diese Männer und Frauen, in den finsteren Zeiten der Demokratie noch als Menschenrechtsverletzer verunglimpft, gaben ihr Bestes, um die Folter, die, wie jedes Kind heute weiß, die Grundlage unseres Wohlstandes bildet, wieder salonfähig zu machen.
Es kam zu Straßenschlachten zwischen parasitären Pazifisten und progressiven Polizisten. Irregeleitete Idealisten wollten das Volk glauben machen, dass auch Gefangene einen Anspruch auf Menschenwürde haben.
Derweil rauchten in den Kommandozentralen die Köpfe. Denn die so dringend benötigte Foltererfahrung ließ sich nur schwer an den eigenen Rekruten erwerben, da dies eine unnötige Verschwendung kostbarer Ressourcen bedeutete.
Superminister Wolfgang fand einen Ausweg aus dem Dilemma und stellte fünf Millionen lebende Dummies zur Verfügung. Auch Ulla leistete ihren Beitrag und lieferte altes und krankes Material für Anfänger.
Nach nur einem Jahr konnte der damalige Verteidigungsminister vermelden, dass es sich bei den der Gewaltlosigkeit beschuldigten Ausbildern um eine verschwindend kleine Minderheit handelte.
Die Soldaten in den Sonderkommandos wurden nicht nur auf ihre körperliche Eignung, sondern auch psychologisch untersucht. Sobald Zweifel an der moralischen Hemmungslosigkeit auftraten, wurden die Betroffenen in die Gefangeneneinheit versetzt.
Inzwischen kommen unsere gründlich geschulten Fachkräfte weltweit zum Einsatz. Als Exportartikel Nummer 1 haben die Meister ihres Metiers Deutschland zu einer neuen Blüte verholfen. Wir danken Euch!"
Copyright © 2004 Susanne Henke