- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 12
Wir waren Morgen. Heute sind wir Gestern.
Leslie schlich einen nach Moder riechenden Flur entlang. Vor jeder Tür blieb er stehen. Die meisten ruhten mit zersplittertem Schloss in einem gebrochenen Rahmen. Dahinter nur Leere und fahles Abendlicht. Schien doch eine heil, horchte er mit angehaltenem Atem ins Innere. Er trug einen dicken, grauen Parka. Die mit Fell besetzte Kapuze hatte er tief bis hinein in die Stirn gezogen. Es war kalt. Auf den Wänden und den daran hängenden Bildern lag frierender Raureif, den die feuchte Luft, welche durch die zerbrochenen Fenster ins Haus drängte, nährte. Hinter einer dieser Türen hörte er vorsichtige Schritte und leise Stimmen. Er schnupperte wie ein Hund und roch den Rauch, den er schon zuvor im Treppenhaus wahrgenommen hatte. Er klopfte. Das Geräusch seiner Fingerknöchel auf dünnem Holz hallte zwischen den Wänden wieder.
"Hallo?" Seine Stimme war zaghaft. Leslies rechte Hand unterdessen ruhte auf dem mit Holz durchzogenen Griff eines Revolvers, den er im hinteren Hosenbund trug. Eine Kugel befand sich im Lauf. Vier in der Kammer.
Keine Antwort. Er versuchte es noch einmal. "Ist jemand da? Ich brauche Hilfe."
Alle Muskeln in seinem Körper waren zum Zerreißen gespannt. Bereit zu kämpfen. Bereit zu fliehen.
Die Stimmen waren verstummt und auch Schritte waren keine mehr zu hören.
"Hören Sie. Bitte. Meine Frau ist schwanger. Sie ist unten. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich brauche Hilfe. Sie braucht Hilfe." Das Zaghafte war verschwunden. Zerbrechlichkeit durchflutete nun seine Stimme. Und nun hörte er wieder etwas. Eine Frau sprach. So leise, dass der schneidende Wind, der pfeifend durch die Gänge fuhr, die Wörter fast komplett verschluckte. Er wartete; die Augen hielt er auf den Spion gerichtet, der ihm prüfend und scheinbar blind entgegenblickte. Irgendwann war ein Klicken zu hören und die Tür öffnete sich einen Spalt. Das Gesicht eines alten Mannes erschien, eingerahmt von langen, weißen Haaren.
"Bitte. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll."
"Sie haben Sie alleine gelassen?"
"Nein. Ihre Schwester ist bei ihr."
"Und die weiß auch nicht was zu tun ist?"
Leslie schüttelte mit niedergeschlagenem Blick den Kopf.
"Wir brauchen einfach nur ein paar frische Decken und heißes Wasser. Haben Sie heißes Wasser? Wir wollen kein Feuer machen."
"Lass ihn rein." Ein zweites Gesicht, feist und faltig, tauchte im Türspalt auf. Es war eine alte Frau. Die Haare dünn und löchrig. Sie trug ein dickes, geblümtes Kleid.
Der Mann trat von der Tür zurück und der Spalt wurde langsam größer. Leslie blickte ins Innere der Wohnung. Er sah alte Möbel. Der Stoff war abgewetzt, aber sauber. An den Wänden hingen Fotografien aus anderen Tagen. Spielende Kinder. Ein Hochzeitsfoto. Ein Urlaub am Meer. Auf allen Bildern wurde gelächelt. Etwas, das Leslie verlernt hatte.
"Bitte. Kommen Sie rein." Die Frau im Kleid machte eine einladende und weitausholende Geste.
"Vielen Dank. Ich werde Sie nicht lange belästigen."
"Ich mache etwas Wasser heiß und gebe es Ihnen in einer Kanne mit. Ein paar saubere Tücher gebe ich Ihnen auch. Dann gehen Sie bitte wieder."
Leslie nickte leicht, während er zu dem Alten hinüber schielte, der krampfhaft einen Gehstock umklammert hielt, sich aber nicht darauf stützte.
"Ich werde sofort wieder gehen", bestätigte Leslie noch einmal sein Nicken und sah sich weiter um. Das Wohnzimmer war offen gehalten, so dass er direkt in die Küche sehen konnte. Auf der Anrichte standen Töpfe und Pfannen, wovon die meisten anscheinend schon lange nicht mehr benutzt worden waren. In der Spüle brannte ein kleines Feuer. Der dunkle Rauch zog nach oben, sammelte sich unter der stuckbesetzten Decke des Altbaus und zog durch einen Riss neben der schon lange erloschenen Lampe ab.
"Haben Sie keine Angst, dass man den Rauch riecht?", fragte er ehrlich.
Die alte Frau, die gerade etwas Wasser aus einem Kanister in einen der Töpfe goss, schüttelte den Kopf.
"Der Rauch zieht durch das gesamte Haus. Er verteilt sich und wir halten das Feuer klein. "
„Das ist gut. Das ist gut.“
Leslies Blick glitt weiter durch die Küche und traf auf eine offen stehende Schranktüre. Er sah einige Konserven. Manche verdellt, doch die Etiketten strahlten noch in satten Farben.
"Kann ich vielleicht davon etwas haben?"
"Wovon?"
Der Alte kam heran. Den Stock hatte er nun ein Stück erhoben, so dass seine Spitze auf Leslies Knie zielte.
"Von den Konserven."
Die Frau setzte den Kanister ab und rückte den Topf zur Seite.
"Sie gehen jetzt besser."
"Ich wollte doch nur..."
Der Stock des Mannes traf auf Leslies Oberschenkel. Leicht nur, doch deutlich in der Absicht.
"Nein. Sie wollen gar nichts. Gehen Sie bitte."
Leslie blieb stehen. Er hörte das Knistern des Feuers und das Knirschen des rostig roten Metalls der Spüle, welches sich unter der Hitze immerfort verformte. Dann griff er zur Waffe und hielt die Mündung direkt vor das Gesicht des Alten.
"Ich wollte doch nur ein wenig Hilfe." Die Worte klangen verbraucht.
"Hilfe?"
Ein Nicken.
"Gehen Sie. Wenn Sie uns diese Sachen nehmen haben wir nichts mehr."
Wieder ein Nicken.
"Wir werden sterben."
Die Frau stellte sich neben ihren Mann. Beide sahen sie schweigend zu, wie Leslie ein Laken vom Sofa nahm, es in der Küche ausbreitete und die Konserven in dessen Mitte legte. Ihre Gesichter waren ausdruckslos und fahl. Als der Schrank leer war, nahm er die Enden des Lakens und verknotete sie. Den Wasserkanister schob er mit den Füßen vor sich her, so dass er den Revolver in der Hand behalten konnte.
Er nickte den beiden Alten zu und verschwand im Hausflur.
Es schneite. Weiß und rein lag der Schnee auf den Straßen und den Laternen die sie säumten. Leslie blieb im Hauseingang stehen und lauschte. Der rissige Putz rieselte von der Wand, als er sich daran lehnte. Es war still. Dann warf er einen vorsichtigen Blick um die Ecke. Sein Atem bildete dichte Wolken. Niemand war zu sehen. Langsam und gebückt schlich er auf die Straße. Er pendelte wie ein Betrunkener hin und her, beschrieb Kurven und Kreise und verwandelte so die glatte Schneedecke in ein Mosaik aus menschlichen Fußabdrücken. Auf seinem Weg die Straße hinauf, vorbei an eingeworfenen Schaufenstern mit ihren nackten Puppen und leeren Auslagen, trat er etwas Schnee in die angrenzenden Hauseingänge und die dahinterliegenden Flure. Schließlich ging er wieder ein Stück zurück, wobei er seine vorherigen Abdrücke so exakt wie möglich zu treffen versuchte, bis er schließlich vor einem großen Haus mit der Nummer 156 stand. Damals hatten zehn Parteien darin gelebt. Heute war es nur noch eine. Er ging hinein. Nässe hatte den Teppichboden durchtränkt. Die Decken und Wände waren teils grün und schwarz überzogen. Moder und Verfall krochen aus den Ecken wie hungrige Insekten. Vier Stockwerke lief er hinauf, bis er zu einer aufgebrochenen Tür kam. Sie hing nur noch teilweise in ihren Angeln. Die angelaufene Messingtürklinke war herausgerissen und lag nutzlos an der gegenüberliegenden Wand, direkt unter einer kleinen Lampe, deren einstmals weißer Schirm nun grau und verschimmelt wie ein kranker Mond unter der schwarzen Decke hing. Er betrat ein kleines Vorzimmer. Auf dem Boden lag ein zerrissener Vorhang, vollgesogen mit Schmutz und Feuchtigkeit. In einer Ecke stand eine kleine Kommode. Angerußt, als hätte jemand einmal versucht ein Feuer an ihr zu entzünden. In das Holz der geschlossenen Zwischentüre war ein Messer gerammt, dessen Klinge ein Stück vergilbtes Papier festpinnte. In gezackten und scheinbar eilig hingekritzelten Buchstaben stand das Wort 'Krank' darauf geschrieben. Wer würde ein solches Zimmer betreten? Leslie klopfte. Dreimal. Dann rief er den Namen seiner Frau. Einige Sekunden später wurde die Tür geöffnete und Carolin sah ihn von unten herauf an. Ihr Blick wirkte müde. Eine Hand lag auf ihrem Babybauch, der immer größer wurde. Leslie ging an ihr vorbei, ließ den geschulterten Sack geräuschlos zu Boden gleiten, stellte den Kanister in eine Ecke und schloss die Tür. Den kleinen Schrank, der seitlich von ihm stand, schob er schließlich davor. Dann lauschte er regungslos. Sein Atem war flach. Und erst, als die Stille blieb und nichts sie von Draußen zu durchbrechen dachte, gab er seiner Frau einen Kuss auf die Wange und lächelte sie an. Es war ein bemühtes Lächeln. Er tippte mit der Fußspitze gegen den Sack und den Kanister.
"Wo hast du das her. Ich dachte es gibt nichts mehr?"
"Gefunden in einem der Läden. Die Sachen lagen unter einem umgeworfenen Regal."
"Ein Glückfall?"
"Ein Glücksfall, ja."
Sie schwieg für einen Augenblick. Ihre Stirn war gerunzelt, die Augenbrauen heraufgezogen, dann setzte auch sie ein Lächeln auf. Ebenso angestrengt wie seins.
"Toll", sagte sie.
Er nickte.
Die Nacht war lang und kalt. Immer wieder wachte er im Dunkeln auf und horchte auf den flachen Atem seiner Frau. Ihre Schwester schlief mit ihnen im selben Zimmer. Ihr Atem rasselte. Erst als er sicher war, dass beide fest schliefen, schloss Leslie wieder die Augen und versank mühsam in einen unsteten Schlaf. Wieder und wieder. Jede Nacht war gleich. Die wachen Episoden wurden begleitet von Bildern der Vergangenheit, die in seinen Träumen keinen Platz mehr hatten. Doch so sehr er auch versuchte das Vergangene wieder aufleben zu lassen, so sehr legte sich auch der pfeifende Wind und die Angst um Carolin erstickend darüber. Nicht nur die nächtlichen Träume boten keinen Raum mehr für das Gestern, auch seine Fantasie wurde mehr und mehr von der Gegenwart begraben.
Als die matte Sonne sich langsam in das Innere der Wohnung schob, waren sie bereits wach. Die Decken hatten sie eng um die Schultern gezogen. An der Nase der Schwester hing Rotz. Ihre Haare waren strähnig und an den Seiten verklebt. Carolins Gesicht erinnerte ihn immer mehr an das einer alten Frau. Eingefallen. Runzlig.
"Ich mach eine der Konserven auf."
"Mach das."
"Gut."
Sie redeten nur noch wenig miteinander, so als stehle jeder neue Tag die Wörter, die ihnen noch blieben. Wie lange würde es noch dauern, bis es nichts mehr zu sagen gab?
Iris, die Schwester, schlich zitternd ins Wohnzimmer. Die Decke, welche sie um sich geschlungen hatte war grau, ebenso wie die Hose darunter, deren zerschlissene Beinenden über den Boden schleiften. Alles Ton in Ton. Auch Augen und Haut reihten sich nahtlos ein. Vorsichtig, als ginge sie über Glas, setzte sie einen Schritt vor den anderen und spähte aus dem Fenster.
"Es schneit nicht mehr. Man sieht immer noch, wo du langgelaufen bist."
"Ich bin überall langgelaufen."
"Ich sehe es."
Er wandte sich an seine Frau.
"Bleib noch liegen. Ich schau mal, wie viel Gas noch im Campingkocher ist, dann machen wir uns die Konserve warm. Ich finde es ist der richtige Morgen für ein warmes Frühstück. Und nach dem Essen müssen wir uns alle nochmal unterhalten. Wir müssen gehen. Wir müssen hier fort."
Leslie holte tief Luft. Es schien als hätten ihn die vielen Worte erschöpft.
"Wir können nicht weg. Er kommt wieder." Iris hatte sich zu ihnen gedreht.
"Er kommt nicht wieder." Wie oft hatte er diesen Satz schon gesagt?
"Hör auf, Schatz. Wir warten noch eine Weile“, warf Carolin dazwischen.
"Eine Weile? Das Kind kommt in einer Weile. Diese Stadt gibt nichts mehr her. Sie nimmt nur noch. Wir müssen aufs Land."
"Iris wird nicht mitkommen. Das weißt du. Sie wird hier auf ihren Mann warten, genauso wie ich auf dich warten würde."
"Er ist vor mehr als vier Wochen losgegangen um etwas zu Essen zu suchen."
"Du warst auch schon mal fast eine ganze weg."
Leslie schüttelte den Kopf. Eine kraftlose Geste, die für niemanden mehr eine Bedeutung hatte.
"Ich gehe nicht ohne meine Schwester. Ich lasse sie hier nicht allein!"
Es gab eine gedachte Grenze im Raum. Ein Punkt, von dem aus man die Straße beobachten konnte, ohne von unten selbst gesehen zu werden. Diese Grenze überschritt Iris in diesem Augenblick.
"Weg vom Fenster, Iris!"
Ungehört. Sie ging weiter.
"Iris!"
Leslie lief los, umfing ihre Taille mit einem Arm und riss sie zu Boden. Die ehemals weißen Vorhänge flatterten auf und verteilten ihren Staub, der schwach im faden Sonnenlicht glitzerte.
"Bist du wahnsinnig?"
"Da ist er! Er ist es. Er ist es!" Ihre Stimme schwoll zu einem hysterischen Schreien an.
"Sei still! Um unser Willen. Sei verdammt nochmal still!"
Sie zappelte. Ihre Hände schlugen nach seinem Gesicht und ihre Füße traten aus. Sie traf einen kleinen Tisch. Die leere Vase darauf schlingerte, fiel um und rollte über den Rand. Klirrend verteilten sich ihren dicken Scherben auf dem alten Holzfußboden.
Angst übermannte ihn. Leslie drückte mit aller Kraft sein Knie auf die Brust der Schwester. Gleichzeitig presste er eine Hand auf ihren Mund. Ihr Gesicht färbte sich rot, während Schmerz in ihren zitternden Augen schimmerte.
"Du tust ihr weh!", schrie Carolin. Die Aufregung drängte ihre Stimme.
Leslie lies von ihr ab und robbte näher ans Fenster. Iris wimmerte. Tränen liefen, fielen herab und vermischten sich mit dem Staub auf dem Boden. Vorsichtig blickte er hinaus. Alles lag im Zwielicht des frühen und verhangenen Morgens. Er sah einen nackten Mann, der mühsam über die Straße stolperte. Seine Haut war übersät mit Schmutz und blauen Flecken. An manchen Stellen zierten rote Striemen seine Haut, die sich faulig ins Fleisch gefressen hatte.
"Er ist wieder da. Er ist wieder da", schwammen Iris tränenersticken Rufe zu ihm herüber.
"Niemand ist wieder da."
"Doch."
"Nein. Und jetzt weg. Geht weg vom Fenster. Hoffentlich haben sie uns nicht gesehen."
"Sie?" Carolin drückte sich gebückt an die hintere Wand. Sie zitterte. Ihre Stirn lag angestrengt in Falten.
"Wir sollen ihm helfen. Irgendwer soll ihm helfen. Sie locken uns raus."
"Es gibt kein sie. Du bist paranoid. Total durchgeknallt." Iris funkelte ihn mit hochrotem Gesicht an. "Es ist Manuel. Und er ist wieder da."
"Sieht der Kerl wie Manuel aus? Dein Mann war ein Riese. Ein verdammter Fleischberg." Leslie hatte Mühe seine Stimme zu zügeln.
"Er war lange weg. Er hat Gewicht verloren." Sie suchte nach Argumenten, an denen sie sich festhalten konnte. Manchmal war die Hoffnung wie ein weinendes Kind am Rock der Mutter.
"Ja. Abgenommen hat er mittlerweile. Bis auf die Knochen." Schon bevor das letzte Wort über seine Lippen gegangen war, bereute er das Gesagte.
"Du mieses Arschloch!", keifte sie.
"Ruhig. Seid bitte ruhig. Bitte." Carolin weinte. Ungehemmt flossen die Tränen über ihre Wangen. Leslie blickte sie erstaunt an, schien es ihm doch, als hätte sie ihre letzte Träne schon vor langem vergossen gehabt. Er kroch zu ihr herüber und nahm sie in den Arm.
"Er wird weitergehen", flüsterte er. "Niemand hat uns gesehen oder gehört. Niemand." So saßen sie eine Weile da, ineinander verschlungen wie zwei antike Skulpturen; Abbilder einer vergangen Zeit. Erst als Leslie sich langsam von ihr löste und noch einmal versuchte ihr ein Lächeln zu schenken, sah er die offene Tür. Hastig blickte er sich um. Sein Herz hämmerte als ob es ihm die Brust zu zerreißen gedachte. Iris war fort. Hinaus.
"Nein. Nein."
"Hol sie. Hol sie zurück."
Leslie stand einfach nur da und sah sie an, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.
"Geh."
"Nein."
"Geh."
Er nickte und ging.
Es war kälter geworden. Frost schlug ihm hart ins Gesicht, als er das Treppenhaus hinunterrannte. "Iris?", rief er halb flüsternd und lauschte seiner eigenen Stimme, die zwischen den Wänden des Treppenhauses wiederhallte.
Auf der letzten Stufe angelangt sah er sie über den Bürgersteig hinweg auf die Straße und dem nackten Mann entgegenrennen. Kurz bevor sie ihn erreichte, blieb sie plötzlich stehen. Der kalte Wind bauschte ihr Haar. Sie ließ die Schultern hängen und machte einen kleinen Schritt zurück. Leslie wusste was passiert war und damit verflog die Wut in ihm. Sie wich einem betäubendem Mitgefühl. Er lief zu ihr und nahm vorsichtig ihre Hand, wobei er die Straße in beide Richtungen genau beobachtete.
"Iris?" Der auffrischende Wind nahm Schnee und Kälte mit sich und trieb sie in ihre Gesichter. Leslie blinzelte und zog die Schwester seiner Frau langsam zurück. Ohne Widerstand folgte sie ihm.
"Wir müssen von der Straße runter."
Der nackte Mann sah die beiden an. Teile seiner Finger und Zehen, die sich knöchern in den Schnee krallten, waren schwarz. Dann nickte er kaum zu erkennen in die entgegengesetzte Richtung. "Hinter den Autos", brachte er mühsam und brüchig hervor und ging dann weiter seinen Weg, ohne jemals irgendwo anzukommen.
"Wir können nicht zurück in die Wohnung. Hörst du? Wir müssen uns woanders verstecken. Wir können sie nicht zu uns führen."
Leslie sah sich um, bis sein Blick an dem eingeworfenen Schaufenster einer Bäckerei hängen blieb.
"Dort." Er legte Iris eine Hand in den Rücken und schob sie leicht vorwärts. Auch diesmal folgte sie ihm. Sie stiegen über die letzten im Schaufensterrahmen verbliebenen Glassplitter hinweg und betraten den Verkaufsraum. Leslie zog die Luft mit einer letzten Hoffnung auf den Geruch von frisch Gebackenem tief in seinen Lungen. Doch da war nur der bittere Gestank von Rost und Urin.
Er kletterte über die Verkaufstheke mit all ihren leeren Wannen und Körben hinweg und zog die Schwester hinter sich her.
"Ich war hier früher schon einmal. Wir können hinten raus. Da ist ein Ausgang, der führt in einen Innenhof. Von da aus können wir durch eine Hintertür in ein altes Fahrradgeschäft. Die haben einen Lagerraum, der mit Kisten und Müll zugestellt ist."
Sie rannten durch den Vorbereitungsraum. Riesige Öfen standen an den Wänden und gähnten offen stehend leer in den Raum hinein. Die Schränke waren aufgerissen. Ebenfalls leer. Auf dem Boden lagen übergroße Schaber, ihre metallenen Spitzen mit grünem Span überzogen und auf den Anrichten standen Töpfe und Schüsseln, deren Ränder und Böden von Staub grau gepflockt waren.
"Weiter!", trieb Leslie die Schwester an und stieß die hintere Tür auf. Sie durchquerten einen engen Innenhof, in dessen Ecken sich alte Mülltüten türmten. Den Inhalt mancher aufgerissener Säcke konnte man nur erahnen, hatte doch der Schnee, der unter ihren Füßen knirschte, alles unter sich begraben.
"Dort drüben." Er zeigte auf ein halb offenstehendes Rolltor, dessen metallene Verstrebungen oxydiert waren. Hinter ihnen schlug die Bäckereitür wieder in ihr Schloss zurück.
Leslie blickte sich gehetzt um. Nur ganz kurz traute er sich der Schwester ins Gesicht zu blicken. Iris Augen waren niedergeschlagen; die Wangen eingefallen, als hätte sie innerhalb weniger Minuten Jahrzehnte durchlebt.
"Komm mit." Er zerrte sie weiter. Hand in Hand liefen sie im Innenhof umher, blieben vor den zwei anderen Türen stehen und liefen wieder zurück. Eine der beiden Türen trat Leslie mit einem gewaltigen Tritt auf. Holz splitterte und das Schloss barst krachend. Mit der Fußspitze beförderte ein wenig Schnee in den dahinterliegenden Flur und lief mit Iris zurück zum Tor unter dem sie sich hindurch bückten. Die abgestandene Luft war geschwängert vom Geruch alten Öls, der sich fast fassbar und dickflüssig auf die Kisten und Regale in dem überfüllten Raum legte. Nur ein schmaler Lichtstreifen, der zäh unter dem Tor hindurchzufließen schien, beleuchtete den Innenraum.
"Zieh die Schuhe aus."
Kein ungewisser Blick. Keine Frage. Iris tat es einfach. Sie funktionierte nur noch. Auch Leslie zog seine Stiefel aus und wickelte sie zusammen mit Iris Schuhen in eine dreckverschmierte Decke, die er in einen der Kartons mit alten Fahrradteilen stopfte. Auf Socken schritten sie ans andere Ende des Raumes und kauerten sich hinter einer noch in Folie eingeschweißten Palette zusammen. Die darauf liegende Plastikplane zog Leslies zu ihnen herab. Ganz langsam und darauf bedacht, dass der auf ihr ruhende Staub an Ort und Stelle blieb. So warteten sie; aneinandergeschmiegt wie ein Paar, wobei sie eigentlich füreinander nicht fremder sein könnten. Sie zitterte. Er spürte das stetige Auf und Ab ihres Körpers und das unstete Klopfen ihres Herzens. Dann hörte er, wie die zur Bäckerei hinführende Tür aufgestoßen wurde. Schnee knirschte. Schwere Schritte näherten sich. Es waren mehrere Männer. Vielleicht drei. Sie sprachen leise miteinander, doch verstehen was sie sagten, konnte Leslie nicht.
Stille. Dann wieder Schritte. Dumpfe Stimmen. Diskussionen. Leslie hatte die Augen geschlossen und so wirkte ihr enges Versteck in der Dunkelheit hinter seinen Lidern wie die Unendlichkeit, mit der auch die Sekunden dahinzufließen schienen. Sein Atem war flach. Ihrer stoßweise. Immer wieder rieb er ihren Arm. Er versuchte sie zu beruhigen, ihr ein wenig Halt zu geben an dieser Klippe, an der ihre seelische Verfassung stand.
Als einer der Männer gegen das Tor stieß, winselte das alte, verrostete Metall quälend auf. Leslie zuckte zusammen. Iris regte sich nicht. Die Außenwelt schien für sie nicht länger existent.
"Hier?"
"Guck mal rein."
"Alles dunkel."
"Dann geh rein."
Sie hörten, wie sich jemand schnaufend unter dem Tor durchdrückte.
"Hier ist nichts."
"Nichts?"
"Keiner hier."
Sie hatten keine Spuren hinterlassen. Keine nassen Abdrücke.
"Die werden hier rein sein." Nur die aufgestoßene Tür im Innenhof.
"Dann gehen wir da rein."
Der Mann entfernte sich wieder und auch die Schritte im Schnee waren nicht mehr sehr lange zu hören.
"Wir bleiben noch eine Weile", flüsterte Leslie der Schwester zu, obwohl er wusste, dass die Worte einfach an ihr vorübergingen. Hätte man ihn später gefragt, wie lange sie wohl so dort unter der Plane gehockt hatten, wäre ihm wahrscheinlich nur ein einziger Satz über die Lippen gekommen.
„Bis zum Schuss“.
Dieser eine Knall drang ihm so tief in Fleisch und Verstand, dass sein ganzes Leben, das vergangene, als auch das noch vor ihm liegende, sich immer wieder um diesen einen Moment drehte.
Leslie sprang auf. Die Angst, die ihn durchflutete riss alles in ihm fort. Alle Bedenken, alle Vorsicht. Nichts als Schatten ehemals getroffener Entscheidungen. Iris ließ er zurück, ohne einen Gedanken an sie zu verschwenden. Das Tor knirschte in seiner Aufhängung und rutschte ein Stück herab, als er nur halbgebückt darunter herlief und dagegen stieß. Der Schmerz, der beißend seinen Rücken entlanglief, verschwand fast augenblicklich wieder in der Begrenztheit seines Empfindens. Jeder Gedanke war bei seiner Frau. Und so verschwand auch das Gefühl der Zeit, die sich wandelte zu einzelnen Eindrücken; einzelne Bilder, die wie ein zu langsamer Film an Leslie vorbeiliefen. Der Innenhof mit seinen Müllsäcken. Die metallene Tür zur Bäckerei, ins Schloss gefallen und von außen verschlossen. Seine Fäuste, die dagegen hämmerten. Zwecklos. Er lief zurück und durch die Tür, die er zuvor zur Ablenkung eingetreten hatte. Im Durchgangsbereich und Treppenhaus; kaum Licht. Der Boden schmierig. Der Haupteingang war mit Brettern vernagelt. Wieder lief er ein Stück zurück in eine der unteren Wohnungen; eine die einladend offen stand. Ratten stoben auseinander und krochen zurück in ihre im aufgerissenen Teppichboden eingerichteten Nester. Die Luft stank stechend nach ihrem Urin. Die Zeit floss nun gnadenlos über ihn hinweg. Er hörte ihr Tosen in seinen Ohren. Sand, der durch ein viel zu großes Loch in der Mitte einer Uhr strömte. Leslie nahm sich einen Stuhl. Die Ratte, die darauf saß, bemerkte er nicht. Sie fauchte und krallte sich mit ihren Füßen an der Lehne fest, als er den Stuhl durch eines der Fenster schmiss. Glas zersplitterte. Eine der Scherben schlitzte das Tier seitlich auf, dessen warmes Blut sich nun draußen in den Schnee fraß. Leslie sprang hinaus und eilte durch die ersten Flocken, die wieder fielen, zurück zu ihrer Wohnung. Seine Lungen wurden in Eis getaucht und brannten sich tief bis in die tiefer liegenden Eingeweide hinab. Sein ganzer Körper war ein einziger, kalter Schmerz, der trotz seiner Heftigkeit nur einer entfernten Erinnerung glich; unwichtig für den Moment. Als er jedoch die leere Straße überquerte und das eigene Treppenhaus betrat, war es, als würde sich die Zeit wieder verlangsamen und ihn mit aller Macht gefangen nehmen. Die Beine wurden ihm schwer und so verwandelte sich das enge Treppenhaus in einen dunklen und mühsamen Aufstieg ins Ungewisse, an dessen Ende die zerbrechliche Hoffnung wartete. Doch da war auch noch mehr. Eine trügerische Gewissheit, die nur darauf wartete jegliche verbliebene Zuversicht zu zerschmettern.
Und der Schlag kam hart. Sie lag mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden. Beine und Arme von sich gestreckt. Blut floss aus einem Loch in der Stirnmitte. Der Raum roch nach Pulverdampf. Leslie stürzte vor ihr nieder und nahm ihren Kopf vorsichtig in seine Hände. Hinter ihr lag das leere Bettlaken, das einmal die Konserven beinhaltet hatte.
"Carolin? Carolin?" Er strich ihr durchs Haar, so als würde er ein weinendes Kind beruhigen wollen. Ihr Blut an seinen Händen formte rostige, nasse Strähnen.
"Carolin?" Ihr Name donnerte in seinen Ohren. Betäubte ihn. Leslie lies ihren Kopf langsam wieder zu Boden sinken, stand auf und ging einen Schritt zurück. Und dann kam immer wieder das gleiche Wort über seine Lippen.
"Nein", sagte er. "Nein. Nein." Ein Mantra aus Schmerz, Verzweiflung und Unglauben. Und als es verklungen war, blieb nur noch das stetige Pfeifen des Windes, durchbrochen von dem fernen Schrei einer Krähe.
Minuten verstrichen, in denen die Gedanken taub blieben und nur das Bild seiner toten Frau Leslies gesamte Welt ausmachten. Irgendwann, als es schon wieder dunkel wurde, stand die Schwester neben ihm. Schweigend. Ihre Hände hielt sie vor der Brust gefaltet, als falle ihr das Atmen schwer. Ein kurzes Nicken; dann ging sie an ihm vorbei in die Küche. Ebenfalls wortlos. Sie öffnete eine der Schubladen und zog den kleinen Revolver heraus, der einst ihrer Mutter gehört hatte.
"Ich werde fortgehen."
Leslie blickte Iris an. "Fort?", presste er mühsam hervor. Sein Hals kratzte, seine Lippen waren spröde und aufgerissen.
"Ich gehe."
"Jetzt gehst du?"
"Ja."
"Gut."
"Nicht sehr weit."
"Gut." Er blickte auf die Waffe.
"Da sind nur noch zwei Kugeln drin. Wir haben keine weiteren für die kleine Pistole."
Sie zuckte mit den Schultern. "Ich brauche nur eine."
Ein weiteres Mal ging sie an ihm vorbei. Hinaus. Sie drehte sich nicht mehr um. Er auch nicht.
Im zischenden Licht einer Gaslampe packte Leslie ein paar Sachen in eine alte Segeltasche, die er sich anschließend über die Schulter warf. Den schweren Revolver seines Vaters steckte er wieder in den hinteren Hosenbund. So verließ auch Leslie die Wohnung und auch diesmal drehte er sich nicht um. Carolin ließ er liegen, war die Erde doch bereits satt gefressen an all den anderen Toten. Eine tote Frau in einer toten Welt. Ein Platz war so gut wie jeder andere.
Die Lampe vor sich haltend lief er über die Straßenmitte, den Spuren folgend und auf Heimlichkeit verzichtend. Sollten sie ihn doch alle sehen. Sollten sie ihn doch alle ganz deutlich sehen. Die unter Dunkelheit und Schnee begrabenen Häuser und rostdurchfressenden Autos wandelten sich im Zwielicht des flackerndes Lichts zu abstrakten Skulpturen eines Künstlers über eine Zukunft, die nur in seiner Fantasie hätte existieren dürfen. Alte Zeitungsständer und Begrenzungspfähle warfen ihre wandernden Schatten auf die Häuserfronten. Und mit jedem Schritt den Leslie tat, zogen sie dort ihren Weg und verschwanden hinter ihm langsam in der Nacht. Nach einer Weile blieb er stehen und streckte die Lampe weit von sich fort. Die Straße war fast komplett vom Schnee geräumt. An ihren Seiten türmte er sich zu hohen Bergen und in ihren Tälern war nur spurloser Asphalt zu finden. Er trat auf das nasse, hier und dort von Schneeresten durchzogene Schwarz hinaus und blickte sich weiter um, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt, nach irgendetwas, das ihm sagte, wo sie waren. Auf einer zu einem Altbau führenden kleinen Treppe schimmerte etwas. Es war ein Kochtopf; der Henkel abgebrochen, der Boden von Ruß bedeckt. Leslie stutzte für einen Augenblick. Für Menschen, die ein gesamtes Straßenstück vom Schnee befreiten, um ihre Spuren zu verwischen, war ein verlorener Kochtopf vielmehr als nur ein Versehen. Er zuckte mit den Schultern, rückte die Riemen des Seesacks zurecht und zog den Revolver. Leslie betrat das Haus durch die offen stehende Türe. Der Hausflur war vertäfelt. Ehemals weißes Holz. Jetzt nur noch Dreck und Fäulnis. Nichts regte sich. Nicht einmal der Wind erfüllte das alte Gemäuer mit seinem Klagen. Stille, so dicht und drückend, dass jeder Atemzug für die ganze Welt hörbar schien. Auf den Stufen der Treppe, welche nach oben führte, fanden sich kleine Pfützen, die im Licht der Lampe glitzerten. Die abwärtsführende jedoch war sauber und schien unbenutzt. Zu sauber. Leslie spannte den Hahn der Waffe und stieg hinab in den Keller. Eine Metalltür führte von dort aus weiter in einen niedrigen und schmalen Gang. Zu seinen Seiten lagen dunkle Räume, deren Türen offen standen oder aus den Angeln gerissen waren. Rost klebte wie altes Blut an ihren Rahmen. Nur eine einzige war verschlossen. Leslie trat dicht vor sie, stellte seine Tasche ab, brachte den Revolver in Anschlag und drückte die Klinke nach unten.
Die Luft war stickig und verbraucht und die zwei Kerzen, deren winzige Flammen rußend züngelten, verzehrten auch noch den letzten Sauerstoff. In einer Ecke, unter Decken begraben, lagen zwei Kinder und eine Frau. Ein Stück weit davon entfernt, mit dem Rücken an die feuchte Wand gelehnt, saß ein Mann. In seinem Schoß lag ein Gewehr.
"Das ist leer." Er deutete auf die Waffe und sah auf. Keinerlei Überraschung war in seinem Gesicht zu lesen, als hätte er Leslies Ankunft schon erahnt.
"Die hier nicht." Leslie ließ den Revolver kurz in der Luft kreisen.
Neben dem Haufen aus Decken und Leibern lag eine aufgeschlagene Tasche. Auf ihrer Seite konnte Leslie das Logo einer Sportmarke erkennen, die keinerlei Bedeutung mehr hatte. Darin die Konserven.
"Die drei schlafen. Sie schlafen fast nur noch. Nicht einmal ein Erdbeben könnte sie wecken." Der Mann versuchte zu lachen, was in einem keuchenden Hustenanfall endete. "Alle ziehen weiter. Aber meine Kinder sind krank. Wir müssen noch warten, bis sie wieder gesund sind."
Er trug einen dichten Bart und langes Haar. Seine Augen waren trüb. Vielleicht reichte das Licht der Lampe nicht aus, um ihre Farbe zu zeigen; vielleicht hatten sie sie aber einfach auch nur verloren.
"Wir hatten mal Pläne. Große Pläne, wenn man so will. Oder auch kleine. Je nach Sichtweise. Wir waren richtige Spießer. Wir wollten ein kleines Haus im Grünen, mit Zaun und Gartenzwerg. Ein Hund wäre auch schön gewesen. Für die Kinder. Alles was wir taten und dachten, war auf den nächsten Tag ausgerichtet. Und auf den nächsten und auf den nächsten. Wir waren Morgen. Heute sind wir Gestern." Jetzt blickte er zu den Konserven und dann direkt in Leslies Augen. "Wie weit würden Sie gehen? Wie weit?"
Leslie aber sagte kein Wort. Er stand einfach nur da, die Waffe vor sich haltend.
"Es ist, als würde man höchstpersönlich den Rubikon überschreiten, nicht? Irgendwann kann man nicht mehr zurück.“ Er machte eine Pause. Die gesamte Situation erschien unwirklich. Sie redeten miteinander, als würden sie sich schon Ewigkeiten kennen. „Kann ich kurz das Radio anmachen? Ich mache das immer. Ein paar Mal am Tag. Ich hoffe immer darauf, etwas zu hören. Irgendeine Nachricht. Andere. Vielleicht jemand, der uns das Morgen zurückgibt."
Leslie nickte. Der Mann krabbelte auf allen vieren durch den Raum hin zur gegenüberliegenden Seite. Die Mündung des Revolvers folgte ihm. Als er den kleinen Schalter am alten Transistorradio umlegte, erfüllte statisches Rauschen den Raum. Er drehte am Sender und das Rauschen wurde mal lauter und mal leiser. Mal stärker und mal schwächer. Dann schaltete er es wieder aus und kroch zurück. Die Frau und die beiden Kinder schliefen immer noch. Tief und fest, wie der Mann es beschrieben hatte. Schlafende Tote.
"Nicht mehr viel weiter", gab er nun die verspätete Antwort und spannte den Hahn seiner Waffe. Eine Kugel im Lauf. Vier in der Kammer.