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Wir sind Diebe

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06.09.2016
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Wir sind Diebe

Artjom verließ das Haus im Morgengrauen. Er hasste die Frühschicht, war müde und schlecht gelaunt. Zwar benötigte man als Fließbandarbeiter nicht oft sein Hirn, schon gar nicht, wenn man Kleberollen in Kartons verpackt, aber er hatte morgens das Gefühl, überhaupt nicht klar denken zu können.
Artjom versicherte sich noch einmal, dass er seinen Schlüssel für das Haus dabei hatte, und machte sich auf den Weg sein Fahrrad aus dem Schuppen zu holen. Auf einmal spürte er, dass ihn jemand beobachtete.
Er sah sich um, niemand war zu sehen, doch dann erblickte er etwas an seiner Hausmauer.
Direkt neben der Haustür waren mit Kreide kyrillische Buchstaben, sowie ein Fadenkreuz gemalt. Artjom wurde schlecht, er begann zu schwitzen, er wusste, was dies zu bedeuten hatte. Er starrte die Kreidezeichnung an: преда́тель
Er blickte sich erneut um … niemand.
Verdammt! Sie haben mich gefunden.
Artjoms Hirn begann auf hochtouren zu arbeiten, als hätte es die Uhrzeit vergessen. Das russische Wort für Verräter und die Zielscheibe waren eindeutig. Seine alten Freunde hatten ihn nach Zwölf Jahren ausfindig gemacht. In einer Kleinstadt, im Norden Deutschlands, wo er eine kleine Doppelhaushälfte bezog und als Fließbandarbeiter ein unauffälliges, zurückgezogenes Leben führte. Er hatte seinen Namen geändert und sich die Haare lang wachsen lassen, aber Menschen mit denen man 20 Jahre seines Lebens verbrachte, finden einen, wenn sie wollen - erst Recht, diese Menschen, dachte Artjom. Er ging wieder ins Haus. Heute musste die Arbeit ausfallen. Artjom benötigte Zeit, um heraus zu finden, was zu tun war. Er wählte die Nummer seines Chefes.
«Niedermeyer.»
«Moin, Chef. Ich weiß, dass ist sehr kurzfristig … aber ich kann heute nicht kommen. Ich habe, glaube ich, was falsches gegessen. Hänge schon seit einer Stunde auf Toilette. Es tut mir sehr leid.»
«Oh man! Okay. Da lässt sich wohl nichts machen, ich versuche jemanden zu finden, der Einspringen kann. Dann sehen Sie mal zu, dass Sie wieder auf die Beine kommen, Herr Dall.»
Artjom bedankte sich und legte auf. Ob sein Chef jemanden finden würde, interessierte ihn nicht. Sein Problem war die Zeichnung an der Mauer, beziehungsweise die Menschen, die sie gezeichnet hatten.

Er erinnerte sich zurück.
Früher hatte er das Fadenkreuz selbst an Wände gemalt. Sie waren eine Gruppe von fünf Dieben. Nicht irgendwelche dahergelaufenen Kleinkriminelle, sondern professionelle Diebe. Mitglieder einer Diebesgilde, die es in fast jedem Land gab - zumindest damals. Einbrecher, Räuber und Diebe, die nicht der Gilde angehörten, verschwanden schnell von der Bildfläche, wenn sie unerlaubt in das Geschäft einstiegen, denn jeder Dieb musste einen gewissen Kodex einhalten.
Natürlich sind Diebe keine ehrenhaften Männer; sie sind nichts weiter, als eine Plage für den Rest der Gesellschaft, jedoch versucht die Diebesgilde mit Hilfe des Kodexes, Regeln und Ordnung in die Kriminalität zu bringen. Früher hatten solche Dinge noch funktioniert, heutzutage klauen und rauben alle wie sie wollen, und auf den Kodex wird gespuckt, vorausgesetzt - er ist noch bekannt. Auch wenn das Ganze nach einer schlechten Verschwörungstheorie oder einem Hollywood-Blockbuster klingt, die Gilde existiert.
Damals musste er einen jahrhundertalten Schwur ablegen:
Nur im Notfall anderen Personen gegenüber Gewalt anzuwenden.
Wir sind Diebe, keine Mörder.
Nicht von Bettlern und Todkranken zu stehlen.
Wir sind Diebe, keine Mörder.
Auf Frau und Familie zu verzichten.
Die Gilde ist unsere Familie, Gehorsamkeit nur dem Kodex.
Es gab neben diesen ‹Regeln› noch viele weitere:
Diebe, die nicht in der Gilde waren, mussten gemeldet werden und nur der Tod gewährte einem den Austritt aus der Gilde. Mitgliedschaft bis ans Lebensende.
Jeder Verstoß gegen den Kodex, sowie Deserteure, wurden vom Tribunal bestraft, und die Strafe war nicht selten der Tod. Außerdem zahlten alle Mitglieder einen Betrag an die Gilde, eine Art Versicherung für denn Fall, dass die Polizeit jemanden erwischte; dann wurde mit Hilfe des Geldes versucht Polizisten zu schmieren oder wenn das nicht gelang, ein Anwalt bezahlt.

Mit Elf Jahren lief Artjom von zu Hause weg und verhungerte fast auf der Straße, doch Boris fand und nahm ihn unter seine Fittiche. Es versteht sich von selbst, dass niemand freiwillig kriminell wird. Die meisten Gildenmitglieder waren Waisenkinder, Männer die sich vor der Armee drückten oder wie Artjom selbst, Kinder, die vor einem gewalttätigen Alkoholiker namens Papa wegliefen.
Boris war Mitte Dreißig, sah jedoch viel älter aus, vermutlich auch wegen seines grauen Bartes. Die blauen Kanoniersaugen und sein messerscharfer Verstand waren berühmt-berüchtigt. Er hatte Artjom ausgebildet, ihm gezeigt wie man Geldbeutel unauffällig stahl, Armbanduhren schnell öffnete, Schlösser knackte und ihm diverse Ablenkungsmanöver beigebracht. Das ganze Einmaleins des Diebstahls. In jungen Jahren musste Artjom für Boris (der mehr und mehr die Vaterrolle einnahm) und seine Bande, Häuser beobachten und ihnen dann mitteilen, wann jemand zu Hause war und wann nicht. Er klapperte ganze Dörfer ab, um nach Häusern mit wertvollem Inhalt zu suchen; wenn er eins fand, markierte er es mit einem Fadenkreuz. Eines, wie es jetzt an seinem Haus zu sehen war. Nur kam dieses mal niemand und raubte ein Haus aus, sondern kamen sie dieses mal, um sich zu rächen, sie kamen um Artjom zu töten.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie herkommen. Spätestens bei Einbruch der Dunkelheit. Vermutlich beobachten die mich schon über Wochen … und ich Vollidiot habe nichts gemerkt. Sie wissen wo ich arbeite, wissen wo ich einkaufe und wissen in welcher Kneipe ich ab und an ein paar Bier trinke. Wieso habe ich es nicht eher gemerkt?
Plötzlich hatte Artjom wieder das Gefühl beobachtet zu werden, er hörte etwas (Als jahrelanger Einbrecher, entwickelt man ein empfindliches Gehör). Da ist jemand vor der Tür …
Es klingelte.
Artjom ging langsam in Richtung Tür, bereit jeden Moment zur Seite zu springen.
«Hallo?…»
«Moin! DHL. Könnten Sie ein Paket für den Nachbarn annehmen, Herr … Dall?»
«Nein tut mir Leid, ich verreise heute … besser, wenn jemand anderes das Paket entgegen nimmt», sagte er laut genug, sodass man es durch die Tür hindurch hören konnte.
Er blickte aus dem Fenster und wartete ab, bis der Mann verschwunden war, dann zog er alle Rollos runter. Verflucht nochmal, was soll ich tun …
Flucht kam nicht in Frage, denn er wohnte in keiner Großstadt, wo man schnell untertauchen konnte und außerdem wurde er beobachtet. Meine einzige Chance ist ein Kampf, aber ich habe keine Waffen …
Artjom hatte eine zeitlang Boxtraining genommen, aber das würde ihm kaum weiter helfen, wenn seine Vier Weggefährten oder wen auch immer sie geschickt haben kommen würden.
Dima, Anton, Andrej und Sergej, sein bester Freund von klein auf. Alle Vier plus die gesamte Gilde, sowie Boris, wollten ihn tot sehen. Komm schon! Denk nach! Irgendwie muss ich verschwinden …
Artjom war so in Gedanken verloren, dass er zu spät merkte, wie die Tür aufgebrochen wurde. Die gute alte Brechstange. Doch nicht wie zu erwarten, betraten seine Vier ehemaligen Kollegen sein Haus, sondern nur einer - Sergej.
Auch nach Zwölf Jahren erkannte er ihn. Sergej war fast Zwei Meter groß und wog 120 Kilogramm, weswegen er von allen Medved, der Bär, genannt wurde. Aufgrund seiner Masse, fuhr Sergej oft den Wagen und half nur beim Einladen, der ergatterten Beute. Leise und schnell konnte er sich nicht bewegen, was es umso absurder machte, dass er ein Dieb war. Sie starrten sich an.
«Nach all den Jahren, Artjom …»
«Schön dich zu sehen, Medved», sagte Artjom und konnte sein Lächeln nicht unterdrücken. Sergej war so etwas wie sein Bruder, sie sind zusammen aufgewachsen und hatten deswegen eine enge Bindung zueinander.
«Freust du dich wirklich, mich zu sehen, Bruder?» Sergej grinste fies. «Weil ich mich wirklich sehr freue, dich endlich gefunden zu haben. Wieso hast du keine Postkarte geschickt? Ein Anruf wäre auch nett gewesen. Macht man das nicht so … unter Brüdern?»
«Lassen wir das. Ich weiß, wieso du hier bist. Wo sind die Anderen?», fragte Artjom und lies seinen Blick durchs Haus wandern.
«Die Anderen? Ich kann dir sagen, wo sie sind. Vor Zwölf Jahren, an einem gewissen Abend, als ein gewisser Artrjom nicht am Treffpunkt erschien und wir ohne ihn ins Haus gingen, kam plötzlich die Polizei. Oh … dass brauche ich dir ja nicht zu erklären, wo du sie doch gerufen hast und da nach geflüchtet bist. Viel mehr geht es darum, was dann geschah. Die Bullen stürmten das Haus und erwischten Dima, Anton und Andrej auf frischer Tat. Ich wartete im Auto, so wie immer. Was dann passierte, kann ich nicht genau sagen, nur das Schüsse fielen und ich sofort weg fuhr, du weißt - so ist es abgesprochen. Naja … jedenfalls erhielt ich am Tag danach einen Anruf von Dima, er sitze im Knast, ich soll die Gilde informieren, damit sie helfen. Andrej und Anton seien tot. Sie haben probiert die Polizisten zu attackieren oder sowas. Weiß der Teufel was, ich habe eh nicht mehr zugehört, zu groß war die Wut. Ich machte mich dann auf den Weg zu Alexej, der sich um solche Dinge kümmert, wie dir bekannt ist. Ich erzählte ihm alles und er erklärte mir, dass er da nichts machen könne. Einbruch und Gewalt gegen die Staatsgewalt - mit schmieren kommt man da nicht weiter, ein Anwalt wäre nur Geldverschwendung.» Sergej erzählte die Geschichte trocken und ruhig, fast zu ruhig, dieser zynische Hund …
Anton war wütend und traurig. Er hatte gerade erfahren, dass Zwei seiner Freunde tot waren und einer im Gefängnis sitzt, das alles nur seinetwegen.
Für ein paar Minuten herrschte Stille.
«Sergej, mir tut es leid, aber ich habe eine Erklärung dafür.»
Der Blick des Bären verschärfte sich, er blickte Artjom tief in die Augen und nun war seine Stimme nicht mehr ruhig. «EINE ERKLÄRUNG? WEN WILLST DU HIER VERARSCHEN?» Seine Stimme klang, als würde die Luft reißen. « Ich konnte es damals nicht glauben. Artjom hat uns an die Polizei verraten? Mein eigener Bruder? Doch man muss kein bekacktes Genie sein, um eins und eins zusammen zu zählen. DU warst nicht am Treffpunkt! DU warst nicht beim Einbruch dabei. DU verdammter Hurensohn hast deine Bande an die Polizei verraten, hast die gesamte Gilde hintergangen, hast Zwei deiner Freunde auf dem Gewissen, ergreifst die Flucht und versteckst dich ZWÖLF VERDAMMTE JAHRE LANG.»
«Sergej … »
«HALT DIE FRESSE!»
«Lass es mich … »
«Boris war am Boden zerstört. Sein Sohn ein elender Verräter, vermutlich eine Ratte, die sich an die Polizei verkauft hat! Das Tribunal hat Boris wochenlang ausgequetscht, ob er von deinen Plänen wusste. Sie haben ihn gefoltert, ihn geschlagen, ihn gefragt, wo du bist, doch er sagte nichts. Sie haben ihm alles weggenommen und ihm verboten zu stehlen. Er ist nun irgendein obdachloser alter Mann, wenn er nicht schon gestorben ist. Jeder erhielt das Verbot zu ihm Kontakt aufzunehmen oder ihm zu helfen.»
«Oh Gott. Boris! Daran habe ich nie gedacht … »
«Ich frage mich, ob du überhaupt jemals nachgedacht hast, du dreckige Bullenratte. Wie viel haben sie dir dafür gegeben?»
«Ich bin keine Bullenr…»
«WEIßT DU, was das aller Schlimmste war? Dass ich nie verstehen konnte - Warum?» Sergej glühte vor Wut. Seine Hände verkrampften sich um das Brecheisen, welches er immer noch in beiden Händen hielt. Artjom wusste, dass alles seine Schuld war, aber er wollte - nein er musste, den Grund für den Verrat erklären. Auch wenn es keiner verstehen würde, irgendwer musste den Grund erfahren, zumindest Sergej soll wissen, weshalb ich sie alle verpfiffen habe und geflohen bin.
«Bitte Sergej, lass es mich eklären. Ich hatte nie die Absicht, dass Jemand stirbt oder das Boris Probleme bekommt. Du musst mir glauben, bitte hör mir zu!»
«Weswegen hast du es getan, verflucht?», Sergej wirkte etwas ruhiger, seine Hände entspannten sich ein wenig, doch sein Blick war immer noch voller Hass.«Erklär’ es mir!»
«Wegen einer Frau … », sagte Artjom mit kühler Stimme und sobald die Worte gesprochen waren, kamen sie ihm noch lächerlicher vor, als in seinen Gedanken. Er empfand nichts weiter, als Scham.
«Wegen einer FRAU?»
«Ja, ich hatte sie Wochen vor der besagten Nacht kennengelernt. Sie heißt Katharina.»
Artjom begann die Geschichte zu erzählen und Sergej hörte ihm zu, völlig fassungslos, wütend, doch er unterbrach ihn nicht.
Artjom hatte Katharina in einem Café kennen gelernt. Er frühstückte hin und wieder dort, wenn die letze Nacht ein Erfolg war. Er saß immer alleine an einem Tisch am Fenster und beobachtete die Menschen draußen auf den Straßen. Katharina setzte sich einfach zu ihm und sprach ihn an. Sie war Studentin, doch ihre Eltern sind vor kurzem verstorben und haben ihr ein Haus hinterlassen, welches ganz in der Nähe stand. In der Woche verbrachte sie die meiste Zeit im Haus und an den Wochenenden kellnerte sie in einer anderen Stadt, in der sie auch studierte.
«Geerbt habe ich ein Haus - und ein Haufen an Schulden», sagte sie und lächelte. Sie hatte dunkles, lockiges Haar, grüne Augen und war gar nicht oder kaum geschminkt. Ganz natürlich, was Artjom sehr gefiel.
«In dem Haus ist eine Menge Kram, den ich jetzt verkaufen werde, um wenigstens einen Teil der Schulden abzubezahlen. Was ich mit dem Haus mache, weiß ich noch nicht … Tut mir leid, dass ich dich so vollquatsche, aber ich kenne hier niemanden in der Stadt und ich habe dich hier schon ein paar Mal alleine gesehen. Ich dachte mir, der sieht nett aus, vielleicht kann ich ihn überreden, mir die Stadt einwenig zu zeigen, damit ich in dem Haus nicht völlig untergehe.»
«Tut mir leid, ich kann dir da nicht weiter helf…»
«Ach bitte, nur ein paar Mal etwas trinken oder essen gehen.»
Und aus irgendeinem Grund konnte er nicht standhaft bleiben und so kam es, dass sie sich verabredeten. Sie waren gemeinsam essen und tranken das Eine oder Andere Bier zusammen. Artjom wählte bewusst Orte, an denen er niemanden von seinen Freunden erwartete.
Eines Tages, nach einem gemeinsamen Mittagessen, fragte sie ihn, ob er sie nach Hause begleiten könne. «Du musst ja nicht mit rein, nur ein kleiner Spaziergang, damit ich nicht alleine gehen muss.»
Er geleitete sie nach Hause und desto näher sie ihrem Haus kamen, umso unwohler fühlte sich der getarnte Kriminelle. Er kannte die Gegend. Erst vor kurzem hatten er und seine Jungs diese Gegend abgeklappert. Bitte lass sie nicht in einem markierten Haus wohnen!
«Da ist es, ganz schön groß, nicht wahr? Hey, alles gut bei dir? Du bist so blass!»
Artjom sah das Fadenkreuz und konnte nicht aufhören darauf zu starren. Es erkannte das Haus, in das für die nächsten Tage ein Einbruch geplant war. Hausnr. 4, scheint leer zu stehen. Ab und an kommt ein Mädchen vorbei, aber an den Wochenenden scheint niemand da zu sein, erinnerte er die Worte Dimas.
«Was starrst du denn auf das Gekritzel da? Das waren wohl irgendwelche Kinder aus der Straße hier. Kann ich dir eventuell was zu trinken anbieten? Dann kannst du mal das Chaos sehen.»
«Nein … ah … Danke, aber ich muss wirklich dringend los.»
«Schade, na gut. Danke für den netten Tag, du bist mir wirklich eine große Hilfe, auch wenn ich dich immer noch nicht ganz einschätzen kann.» Sie ging verlegen auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Es war der erste Kuss, den Artjom von einer Frau bekommen hatte, die er nicht zuvor bezahlen musste. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er sich von Anfang an in das Mädchen verliebt hatte und das er und seine Freunde kurz davor standen ihr Leben noch weiter zu zerstören. Tote Eltern, ein Haufen Schulden und ein Einbruch, bei dem alles wertvolle mitgenommen wurde. Jackpot.
Er lief nach Hause und überlegte lange. Das erste Mal in seinem Leben, war es ihm nicht egal, welche Probleme die Menschen, die er ausraubte, hatten. Und er fasste einen Entschluss. Ich will dieses verdammte Leben nicht mehr!
Was danach folgte, veränderte sein Leben. Er kam nicht zum Raubzug und verständigte die Polizei, dann flüchtete er. Er sah Katharina nie wieder und hinterliess ihr auch keine Nachricht. Er nahm das Wichtigste mit und floh so schnell er konnte.
Nachdem er die Geschichte zu Ende erzählt hatte, blickte er Sergej an.
«Ich dachte, ich tue das Richtige, verstehst du? Ich wollte nich mehr dieses Leben führen!»
«Warum hast du mir nicht einfach erzählt, dass es um eine Frau geht. Wir hätten eine andere Lösung gefunden.»
«Was für eine andere Lösung? Du kennst den Kodex. Ich hätte doch nicht wissen können, dass Menschen sterben!»
«Du hast uns, deinen Vater Boris und mich, deinen Bruder wegen einer Frau, die du paar Mal getroffen hast, verraten!» Die Wut in Sergej stieg wieder an.
«Ich weiß, ich bin ein Verräter. Jetzt weißt du weswegen. Nun kannst du mich erledigen. Ich werde mich nicht wehren.»
«Zu gerne würde ich dich umbringen, du räudiger Bastard ,aber ich soll dich zum Tribunal bringen.»
«Was? Wieso?»
«Das sind die Regeln … und wenn du noch ein bisschen Anstand hast, kommst du mit und stellst klar, dass Boris nichts damit zu tun hatte!»
Artjom wurde bewusst, dass er das Boris schuldig war. Dieser Mann hatte ihn wie einen Sohn behandelt, ihn gelehrt, ernährt und sich wie ein richtiger Vater verhalten. Jetzt sitzt er irgendwo und bettelt nach Geld, um sich die nächste Flasche zu kaufen. Artjoms Schuldgefühle gegenüber seinen alten Gefährten wogen zu viel, als dass er sich zur Wehr setzen wollte. Er begleitete den Bären in seine Heimat, zum Tribunal.

Das Tribunal wurde in einer alten verlassenen Fabrik abgehalten. In der Halle tummelten sich die Zuschauer, welche sich im Kreis aufgestellt hatten, um den Prozess des elenden Verräters zu verfolgen. In der Mitte des Kreises standen drei ältere Herren, die Richter. Richter waren immer ältere Männer, zu alt für den Diebesalltag, sich jedoch weiter um die Gilde kümmerten. Sergej führte Artjom in die Halle. Als die Menge ihn kommen sah, begannen die Beleidigungen und Buh!-Rufe. Sie näherten sich dem Kreis, die Menge machte Platz - von den Seiten bekam Artjom ein paar Schläge und Tritte ab. Einer spuckte ihm direkt ins Gesicht. Er ging in die Mitte des Kreises, stellte sich den drei Richtern gegenüber und senkte seinen Blick auf den Boden. Bitte lass es schnell vorbei sein.
Es dauerte, bis die Meute sich beruhigte und einer der Richter begann zu sprechen:
«Wir haben uns heute zusammengefunden, um einen Verräter zu bestrafen.»
Wieder Schreie aus der Menge. «Hängt die verdammte RATTE!»
Der Richter fuhr fort, «Artjom Wladimirowitsch Gorodetzki, sie werden wegen Hochverra…»
Die letzten Worte konnte der Richter nicht zu Ende sprechen. In diesem Augenblick spürte Artjom, dass sich jemand von hinten an ihn herangeschlichen hatte und dann spürte er Wärme im Rücken, er drehte sich um, doch der Schmerz und der Schock waren zu stark. Er fiel zu Boden und sah den Mann, der ihn von hinten erstochen hatte. Es war ein dürrer Greis, mit einer Kapuze, über seinem langen Haar. Er nahm die Kapuze ab. Anton sah die Kanoniersaugen und den grauen Bart seines Ziehvaters - Boris!
Es wurde schwarz, Anton hörte nichts mehr um sich herum, nur ein lautes Piepen in seinen Ohren und seine eigenen letzen Worte: «Es tut mir leid, Vater … »
Er schmeckte nichts weiter als Blut. Die Dunkelheit umhüllte ihn nun gänzlich. Ein letzter Gedanke ertönte noch in seinem Kopf, bis die Stille eintrat …
Wir sind Diebe, wir sind Mörder.

 
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Hallo Hanshotfirst,

sprachlich sind mir bei deiner Geschichte leider noch viele Holpersteine aufgefallen. Ich nehme als Beispiel mal deinen ersten Absatz:

Artjom verließ das Haus sehr früh am Morgen. Er war kein Morgenmensch, war müde und schlecht gelaunt. Jedoch hatte er diese Woche Frühschicht. Zwar benötigt[e] man als Fließbandarbeiter nicht oft sein Hirn, schon gar [] nichtKOMMA wenn man Kleberollen in Kartons verpackt, aber er hatte morgens das Gefühl, überhaupt nicht klar denken zu können.
Artjom versicherte sich noch einmal, dass er seinen Schlüssel für das Haus dabei hatte[KOMMA] und machte sich auf den Weg sein Fahrrad aus dem Schuppen zu holen, als er sich beobachtet fühlte. Er sah sich um, niemand war zu sehen, doch dann sah er etwas an seiner Hausmauer.

Zum einen möchte ich dir mit den fettgedruckten Wörtern zeigen, wie oft sich da etwas doppelt. Das könnte man sicher vermeiden. Der Satz, der mit "... als er sich beobachtet fühlte" endet, baut leider keinerleit Spannung auf. Wenn er sich plötzlich beobachtet fühlt, dann muss das knapper sein und nicht an einem Satz hängen, der so vor sich hinplätschert. Z.B. so: Als er sein Fahrrad holte, fühlte er sich plötzlich beobachtet. Oder: Auf einmal spürte er, dass ihn jemand beobachtete.
Außerdem wechselst du im Laufe des Textes immer wieder vom Präteritum ins Präsenz, da müsstest du noch mal drüber bügeln.

Inhaltlich finde ich, dass du viel zu schnell alles verrätst. Warum lässt du den Leser nicht im Unklaren, weshalb da "Verräter" an der Mauer steht? Das könntest du zum Beispiel erst dann Stück für Stück aufklären, wenn Sergej bei ihm in der Wohnung steht. Im Gespräch zwischen den beiden könntest du dann die gemeinsame Vergangenheit und die Bedeutung der Drohung an der Wand aufklären, subtil zwischen den Zeilen. Den ganzen erklärenden Teil, in dem du gleich in der ersten Hälfte der Geschichte alle Karten auf den Tisch legst, würde ich streichen und in besagtem Gespräch verwursten. Ansonsten nimmst du der Geschichte gleich am Anfang jegliche Spannung. So ging es jedenfalls mir.

Auch verstehe ich manches Verhalten deiner Protagonisten nicht so ganz. Artjom hat Angst, weil er glaubt, jemand will sich an ihm rächen und dennoch macht er dem Postboten einfach so die Tür auf? Plausibler wäre für mich, wenn er einfach etwas nach draußen ruft, anstatt zu öffnen. Oder Sergej. Dieser riesige Bär, der auf Rache aus ist, bricht plötzlich in Tränen aus? Das fand ich leider ziemlich absurd.

Es tut mir leid, dass ich so viel meckere, aber vielleicht ist ja etwas dabei, das deiner Geschichte hilft.
Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,
vielen Dank fürs lesen und für die Korrekturen.
Es muss dir nicht leid tun. Das "Gemecker" ist ja auch berechtigt.
Deine Tipps sind hilfreich. Ich werde die Tage mal das Ganze überarbeiten, zumindest versuche ich es.

Gruß

 

Hallo Hanshotfirst,

wollte gerade mal nach deiner versprochenen Überarbeitung sehen, aber die konnte ich nicht erkennen. Immer noch die selben Rechtschreib- und Satzzeichenfehler. Da dein Text sehr lang ist, ist mir das ehrlich zu anstrengend. Ich möchte mir lieber auf die inhaltliche Seite konzentrieren. Da gäbe es allerhand zu sagen.

Gruß
wieselmaus

 

Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich habe das Ganze nun etwas überarbeitet und hoffe es sind nicht mehr so viele Fehler enthalten. Desweiteren habe ich versucht, die Geschichte etwas spannender aufzubauen.

Gruß
Hanshotfirst

 

Hallo Hanshotfirst,

zuerst ist mir aufgefallen, dass dein Text (wenn ich auf die Kommentare schaue, muss ich einfügen: immer noch) viele Fehler enthält. Groß-/Kleinschreibung, Kommasetzung, das/dass ... Sorry, dass ich das so in den Vordergrund stelle, aber das ist für mich ein ziemlich wichtiger erster Eindruck. Da musst du unbedingt noch mal ran. Denn Leser wie mich lenkt das enorm vom Inhalt der Geschichte ab, und folglich hat sie es weitaus schwerer, mich zu fesseln. Zusätzlich wechselt du manchmal die Zeitformen und fällst ins Präsens oder Perfekt, das bringt mich ebenso raus.

Und dann noch eine kleine sprachliche Kuriosität, bevor ich mit dem Oberflächlichen aufhöre:

Er erinnerte sich zurück.
Vorwärts geht ja auch schlecht ... es sei denn, man hätte
gerade den Film Arrival gesehen.

Okay, jetzt zum Inhalt:

Die Story ist eigentlich nach einem bewährten Rezept konstruiert: Ex-Krimineller flieht vor seiner Vergangenheit und wird schließlich doch von seinen Komplizen gefunden, finale Konfrontation folgt. Das hat schon hunderte von Krimis getragen. Trotzdem funktioniert das Ganze für mich nicht richtig.

Da ist zunächst die Sache mit der Gilde. Hätte es eine einfache Gang nicht auch getan? Und du erklärst sogar noch selbst, dass das wie eine Hollywood-Mär klingt. Jawoll, genau das tut es! Ich finde, das schadet der Glaubwürdigkeit.

Dann ist da der charakterliche Wandel von Artjom durch die Begegnung mit Katharina. Eigentlich ist eine Frau ja Grund genug, aber ich finde diese Passage ziemlich ungelenk erzählt, z.B.:

Sie hatte dunkles, lockiges Haar, grüne Augen und war gar nicht oder kaum geschminkt. Ganz natürlich, was Artjom sehr gefiel. (...) «(...) Ich dachte mir, der sieht nett aus, vielleicht kann ich ihn überreden, mir die Stadt einwenig zu zeigen, damit ich in dem Haus nicht völlig untergehe.» (...) Und aus irgendeinem Grund konnte er nicht standhaft bleiben und so kam es, dass sie sich verabredeten.
Welcher Grund könnte das bloß sein ...? Ja, verflixt, vielleicht die Tatsache, dass ihn da ein heißer Feger hemmungslos anbaggert?!
Sie ging verlegen auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Es war der erste Kuss, den Artjom von einer Frau bekommen hatte, die er nicht zuvor bezahlen musste. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er sich von Anfang an in das Mädchen verliebt hatte
So ein Schnellmerker aber auch ...

Und als drittes großes Problem sehe ich die Dialoge, die für mich ziemlich künstlich klingen. Ein Paradebeispiel ist dieser Monolog von Sergej:

«Die Anderen? Ich kann dir sagen, wo sie sind. Vor Zwölf Jahren, an einem gewissen Abend, als ein gewisser Artrjom nicht am Treffpunkt erschien und wir ohne ihn ins Haus gingen, kam plötzlich die Polizei. Oh … dass brauche ich dir ja nicht zu erklären, wo du sie doch gerufen hast und da nach geflüchtet bist. Viel mehr geht es darum, was dann geschah. Die Bullen stürmten das Haus und erwischten Dima, Anton und Andrej auf frischer Tat. Ich wartete im Auto, so wie immer. Was dann passierte, kann ich nicht genau sagen, nur das Schüsse fielen und ich sofort weg fuhr, du weißt - so ist es abgesprochen. Naja … jedenfalls erhielt ich am Tag danach einen Anruf von Dima, er sitze im Knast, ich soll die Gilde informieren, damit sie helfen. Andrej und Anton seien tot. Sie haben probiert die Polizisten zu attackieren oder sowas. Weiß der Teufel was, ich habe eh nicht mehr zugehört, zu groß war die Wut. Ich machte mich dann auf den Weg zu Alexej, der sich um solche Dinge kümmert, wie dir bekannt ist. Ich erzählte ihm alles und er erklärte mir, dass er da nichts machen könne. Einbruch und Gewalt gegen die Staatsgewalt - mit schmieren kommt man da nicht weiter, ein Anwalt wäre nur Geldverschwendung.»
Neben der Sprache als solcher stören besonders die Stellen, an denen er Dinge referiert, die er und Artjom beide wissen, die er also in einem echten Gespräch niemals erwähnen würde, die er aber für uns Leser einflechten muss - ich habe das mal markiert.

Ganz gut fand ich den Schluss bzw. auch die grundsätzliche Art und Weise, wie du darauf hingearbeitet hast. Ich konnte tatsächlich nicht absehen, wie es enden würde: mit einer Verurteilung, einer Begnadigung oder wie auch immer. Dein Schluss ist passend und trotzdem nicht selbstverständlich.

Tut mir leid, dass ich nicht mehr Gutes an deiner Geschichte finden konnte. Aber du bist ja noch recht neu hier und hast noch viel Raum, dich zu entwickeln.

Grüße vom Holg ...

 
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Hi Hanshotfirst,

der Plot schient mir nicht ganz uninteressant zu sein, aber irgendwie fand ich es nicht spannend. Das hat sich mir alles zu lange gezogen. In den Dialogen wird, finde ich, viel zu ausführlich diese und jene Vorgeschichte ausgebreitet. Das ist ja schon für mich als Leser zu ausführlich, dann dürfte das für die Beteiligten je erst recht gelten...


Zwar benötigte man als Fließbandarbeiter nicht oft sein Hirn,
"am Fließband" fänd ich ok, "als Fließbandarbeiter" klingt mir fast schon abwertend, auch wenn das nicht beabsichtigt ist.

Auf einmal spürte er, dass ihn jemand beobachtete.
Wie spürt man das denn? Ich weiß schon, man liest das häufiger, aber das heißt nicht, dass es auch sinnvoll ist...

Direkt neben der Haustür waren mit Kreide kyrillische Buchstaben, sowie ein Fadenkreuz gemalt.
Das ist beispielsweise sicher unnötig ausführlich, wenn du die kyrillischen Buchstaben nachher eh hinschreibst.

преда́тель
Da sind wohl ein paar zwanghafte Philologen in der Bande, dass die sogar das Betonungszeichen hinkritzeln :D

Er blickte sich erneut um …
Die akribische Beschreibung jede Handlungsschritts hält auf, finde ich.

Artjom benötigte Zeit, um heraus zu finden, was zu tun war.
Finde Ich so nicht schlüssig. Er braucht am Fließband sein Hirn nicht, da hat er genug Zeit nachzudenken. Anders wäre es, wenn du glaubhaft machst, dass er den Gang zur Arbeit jetzt für gefährlich hält oder keine Zeit verlieren darf, um seine Flucht vorzubereiten.

Er erinnerte sich zurück.
Kann sicher auch weg.

Einbrecher, Räuber und Diebe, die nicht der Gilde angehörten, verschwanden schnell von der Bildfläche, wenn sie unerlaubt in das Geschäft einstiegen, denn jeder Dieb musste einen gewissen Kodex einhalten.
Das mit der Gilde und dem Kodex wirkt auf mich zwar etwas betulich, aber irgendwo auch ganz nett. Aber wieder ist mir das alles viel zu ausführlich. Da bekomme ich viel Selbstverständliches erklärt. Dann der Kodex - geht mir auch zu lang, zu akribisch. Auch die folgende Erzählung, wie Artjom zu der Gilde findet - könnte eine eigene Geschihte sein und dann könnte es auch interessant sein. Hier klaut das die Spannung.

Wieso habe ich es nicht eher gemerkt?[/I]
Da fällt mir spontan eine Antwort ein: Weil erst jetzt die Warnung auf der Wand steht.

Flucht kam nicht in Frage, denn er wohnte in keiner Großstadt, wo man schnell untertauchen konnte
Warum flüchtet er nicht in die Großstadt?

und außerdem wurde er beobachtet.
Ja, das leuchtet ein. Deswegen kann er nicht fliehen. Andere Gründe musst du eigentlich nicht angeben.

Artjom hatte eine zeitlang Boxtraining genommen, aber das würde ihm kaum weiter helfen,
WEnn es keine Rolle spielt, könntest du es auch weglassen.

Alle Vier plus die gesamte Gilde, sowie Boris, wollten ihn tot sehen.
Die Formulierung erschient redundant: Alle wollen ihn tot sehn, außerdem noch ein paar mehr als alle... Oder gehören die vier und Boris nicht mehr zur Gilde?

Artjom war so in Gedanken verloren, dass er zu spät merkte, wie die Tür aufgebrochen wurde.
Wieso? Spielt der jetzt Schach :D ? Der hat doch gerade ziemlich Angst und achtet auf alles.

Doch nicht wie zu erwarten, betraten seine Vier ehemaligen Kollegen sein Haus, sondern nur einer - Sergej.
Das könntest du viel weniger umständlich schreiben. Z.B.: "Sergej stand vor ihm. Allein." (Oder so)

Leise und schnell konnte er sich nicht bewegen, was es umso absurder machte, dass er ein Dieb war.
Ich finde das nicht absurd, nachdem ich gerade erklärt bekommen habe, dass er meistens im Auto sitzen blieb.

Was Sergej dann erzählt ist mir wieder viel zu ausführlich.

Sergej erzählte die Geschichte trocken und ruhig, fast zu ruhig,
Nimm es mir nicht übel, aber das finde ich auch: Die Erzählung hat keinen Pepp...

Anton war wütend und traurig.
Anton??

Er hatte gerade erfahren, dass Zwei seiner Freunde tot waren und einer im Gefängnis sitzt, das alles nur seinetwegen.
Die Freunde, die ihn seit zwölf Jahren umbringen wollen; während der letzte vor ihm steht und ihn bedroht. Ich fürchte, ich hätte in der Situation nicht den Kopf, um über das Schicksal der Kumpels traurig zu sein.

Für ein paar Minuten herrschte Stille.
Wenn sich zwei Leute gegenüberstehen, sind ein paar Minuten ziemlich lang...

«Wegen einer Frau … »,
Fängt der wirklich so umständlich an? Das ist nicht gerade der unzweideutigste Ansatz. Warum spricht er nicht erst über das Haus? Das markierte Haus war doch das Problem, wäre das nicht gewesen, hätte auch die Frau nicht gestört. (Falls ich das richtig verstanden habe. Übrigens wieder mal: Diese ganze Geschichte drumherum - das ist mir zu lange und zu langatmig.)

Bitte lass sie nicht in einem markierten Haus wohnen!
Gutes Beispiel für einen Spannungskiller, finde ich. Ich sitze jetzt nicht da und denke mir: "Oh je, was ist denn, wenn sie wirklich in einem markierten Haus wohnt? Bitte nicht!" Sondern viel mehr denke ich: "Ok, alles klar, sie wird also in einem markierten haus wohnen." Wenn ich das dann tatsächlich erfahre, ist nur die Erwartung erfüllt, Raum für Überraschung bleibt da nicht mehr.

Er kam nicht zum Raubzug und verständigte die Polizei, dann flüchtete er.
Muss er die Polizei rufen? Ich habe den Eindruck, es hätte Wege gegeben, die für seien Freunde angenehmer gewesen wären. Er muss sie doch nicht ins Messer laufen lassen, oder?


«Warum hast du mir nicht einfach erzählt, dass es um eine Frau geht. Wir hätten eine andere Lösung gefunden.»
Den Verdacht habe ich auch.

«Was für eine andere Lösung? Du kennst den Kodex. Ich hätte doch nicht wissen können, dass Menschen sterben!»
Aber er hätte damit rechnen müssen. Jahrelanger Knast ist, davon abgesehen, auch keine Kleinigkeit.

«Du hast uns, deinen Vater Boris und mich, deinen Bruder wegen einer Frau, die du paar Mal getroffen hast, verraten!»
Ich habe das Gefühl, Sergej versteht etwas falsch. Es ging nicht um die Frau, sondern um die Erkenntnis, dass die Geschädigten echte Menschen sind. Die Frau hat dem Jungen nur die Augen geöffnet. Warum erklärt er das nicht?

nur ein lautes Piepen in seinen Ohren
Wo kommt denn das her?
und seine eigenen letzen Worte: «Es tut mir leid, Vater … »
Dieses Ende finde ich ziemlich schnulzig. Er wird gerade umgebracht und da fällt ihm nur das ein? Der reuige Sohn ergibt sich seinem Schicksal? Die Botschaft gefällt mir in der Form nicht. Vor allem berührt sie mich nicht.

Also kurz: die Handlung finde ich eigentlich ansprechend, die Umsetzung weniger. Da gibt es für mich zu viel Ballast drumherum, ich hätte das gerne zielstrebiger. Die Höhepunkte gehen aus meiner Sicht in den ganzen (langatmigen) Erzählungen unter.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Hanshotfirst,

kann es sein, dass Du „Hanshorstfirst“ schreiben wolltest, denn dass muss ich fürchten, wenn ich Deine Rechtschreibung in dieser Räuberpistole betrachte. "Han-shot-first", ginge vielleicht auch - aber Han war mal ein Staatengebilde im ostasiatischen Raum und ging später in China auf ...

Und dennoch ersteinmal ein herzliches Willkommen hierorts!

Warum Räuberpistole? Es fängt mit der Diskriminierung des Fließbandarbeiters an, der jedoch eine wichtige Funktion im technologischen Fortschritt einnimmt: Er liefert die Grundlagen durch seine immer gleiche, an sich unbedeutende Arbeit in der Wiederholung der immergleichen Handgriffe Arbeit zu zerlegen, auf dass sie automatisiert werden kann und die Arbeitsstelle wegfällt.

Artjom verließ das Haus im Morgengrauen. Er hasste die Frühschicht, war müde und schlecht gelaunt. Zwar benötigte man als Fließbandarbeiter nicht oft sein Hirn, schon gar nicht, wenn man Kleberollen in Kartons verpackt, aber er hatte morgens das Gefühl, überhaupt nicht klar denken zu können.

Und hier geht‘s dann los mit der RS

Was anfangs gelingt, muss es nicht auch am Ende, denn da erfordert die Infinitivgruppe „zu holen“ ein Komma, weil es von einem Substantiv (dem Fahrrad halt) abhängig ist.

Artjom versicherte sich noch einmal, dass er seinen Schlüssel für das Haus dabei hatte, und machte sich auf den Weg[,] sein Fahrrad aus dem Schuppen zu holen.

Das Komma kann übrigens sofort vorm „sowie“ entnommen werden
Direkt neben der Haustür waren mit Kreide kyrillische Buchstaben[...] sowie ein Fadenkreuz gemalt.
, ersetzt doch die Konjunktion doch recht gut das Komma.

Hier klappt's zum ersten Mal nicht mit Groß- und Kleinschreibung

Artjoms Hirn begann auf [H]hochtouren zu arbeiten, ...
... Freunde hatten ihn nach [z]wölf Jahren ausfindig gemacht.

Der Chef ist buchstäblich aus dem frz. übernommen worden, deshalb gehört das Genitiv-s direkt an den Wortstamm
Er wählte die Nummer seines Chef[...]s.

Früher hatten solche Dinge noch funktioniert, heutzutage klauen und rauben alle[,] wie sie wollen, und auf den Kodex wird gespuckt, vorausgesetzt - …
wie bei sowie

Damals musste er einen jahrhundertalten Schwur ablegen:
(Der Kodex feiert also sein 100. Jubiläum, sollte er länger als 100 Jahre bestehen (ich meine, ich hätt ihn schon bei Charles Dickens gesehen …), wäre es ein „jahrhundertealter/Jahrhunderte alter“ Schwur ...)

Übrigens Chares Dickens - der beschreibt einige Male das Training der Diebesbanden (in Hugos Glöckner von Notredame, fällt mir gerade ein, wird der Taschendiebstahl trainiert)

Zur RS-Schwäche gesellt sich nun Flüchtigkeit

, dass die Polizei[…] jemanden erwischte;

Und ab jetzt wächst es sich aus
dann wurde mit Hilfe des Geldes versucht[,] Polizisten zu schmieren[,] oder[,] wenn das nicht gelang, ein[en] Anwalt bezahlt.

Mit [e]lf Jahren lief Artjom …

Boris war Mitte [d]reißig, sah jedoch viel älter aus, vermutlich auch wegen seines grauen Bartes.
Er hatte Artjom ausgebildet, ihm gezeigt[,] wie man Geldbeutel unauffällig stahl, Armbanduhren schnell öffnete, Schlösser knackte und ihm diverse Ablenkungsmanöver beigebracht. Das ganze Einmaleins des Diebstahls. In jungen Jahren musste Artjom für Boris (der mehr und mehr die Vaterrolle einnahm) und seine Bande[...] Häuser beobachten und ihnen dann mitteilen, wann jemand zu Hause war und wann nicht. Er klapperte ganze Dörfer ab, um nach Häusern mit wertvollem Inhalt zu suchen; wenn er eins fand, markierte er es mit einem Fadenkreuz. Eines, wie es jetzt an seinem Haus zu sehen war. Nur kam dieses mal niemand und raubte ein Haus aus, sondern kamen sie dieses [M]mal, um sich zu rächen, sie kamen[,] um Artjom zu töten.
Jetzt, nach gerade einem Fünftel des Textes merk ich, dass sich bei mir im "[M]mal" Flüchtigkeit breitmacht - dass kleine m müsste von mir selbst weggeklickt werden, ich lass es aber so stehen als Beleg, warum ich hier schließe, nicht ohne die Vermutung auszusprechen, dass ich Dich für sehr jung halte. Da solltestu erst einmal die Rechtschreibung üben und - ganz nebenbei - Deinen Deutschlehrer verklagen. Wenn den Geheimdiensten schon wichtig ist, Bewerber abzuweisen, die in der Rechtschreibung schwach sind, wie soll das in anderen Sparten anders sein? Auch Kopfwerker brauchen Handwerkszeug - und das findet sich in der Grammatik.

Nix für ungut und einen schönen Restsonntag vom

Friedel

 

Hallo Hanshotfirst,

vielleicht verwundert es Dich nach längerer Kommentarpause noch einen weiteren zu bekommen, aber ich gehe alle Challengegeschichten durch und hinterlasse dann auch einen Kommentar, der bei Dir eher kurz ausfallen wird, da die vorherigen Kommentatoren wohl das Wichtigste schon gesagt haben.

Zunächst einmal gefällt mir der Plot, aber trotzdem lässt mich die Erzählung kalt. Warum kann ich leider nicht genau sagen. Vielleicht liegt es daran, dass Artjoms Gefühlswelt so weit weg ist und nicht greifbar wird. Außerdem scheint er fast depressiv zu sein, was ich einfach nicht mag. Ich mag keine depressiven Figuren. Und dann kämpft er mir zu wenig. Eigentlich ist er ein feiger Hund. Verrät seine Freunde und wofür? Dafür, dass er die Frau einfach "stehen und liegen" lässt und abhaut? So im Nachgang ist er ein feiger, depressive Waschlappen. Wahrscheinlich mag ich ihn deswegen nicht. Das klingt jetzt hart, aber ich kann mir vorstellen, dass die Geschichte stark gewinnen würde, wenn Artjom stärker wäre und wir mehr über seinen inneren Konflikt erfahren würden. Zum Beispiel gibt es die Gilde mit den Regeln, die er verinnerlicht hat und trotzdem bricht. Dieser Konflikt wäre spannend.

Dann ist mir noch aufgefallen, dass aus Artjom immer mal zu Anton wird, glaube ich, oder es steckt eine Botschaft dahinter, die ich nicht verstanden habe:

Anton war wütend und traurig. Er hatte gerade erfahren, dass Zwei seiner Freunde tot waren und einer im Gefängnis sitzt, das alles nur seinetwegen.

Anton sah die Kanoniersaugen und den grauen Bart seines Ziehvaters - Boris!
Es wurde schwarz, Anton hörte nichts mehr um sich herum, nur ein lautes Piepen in seinen Ohren und seine

Soviel von mir. Hoffentlich kannst Du damit etwas anfangen und nimmst mir nicht übel, dass ich Deinen Protagonisten nicht mag, diesen Trauerweide-Schattenparker.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo Hanshotfirst,

vor einiger Zeit habe ich einen Artikel über solche Diebesgilden gelesen. Darin stand auch, dass sie Häuser mit Zinken markieren, unauffällige Zeichen, die angeben, ob sich ein Einbruch lohnt. Als ich dann eines Tages nach Hause kam, fand ich ein kleines gespraytes Kreuz am Eingang und habe mir überlegt, ob das so ein Zeichen ist. Die nächsten Wochen habe ich die Türen doppelt abgeschlossen und die Rollläden heruntergelassen, Hat nichts geholfen, kein Dieb kam und irgendwann dachte ich mir, dass die Zeichen von Leuten stammten, die ihre Spraydosen ausprobieren wollten.

Zu deiner Geschichte fällt mir nicht viel ein. Die Idee ist gut und du verpasst trotz einer Menge Tipps die Chance, dran zu arbeiten, dir das Handwerkszeug zu erwerben, um gute spannende Texte zu schreiben. Ein Einfall ist nichts, wenn man nicht darum ringt. Außerdem sind da weiterhin eine Menge Fehler im Text.

Paar Stellen:

Seine alten Freunde hatten ihn nach Zwölf Jahren ausfindig gemacht.

Die blauen Kanoniersaugen
wie sehen denn solche Augen aus? Kann ich mir nichts drunter vorstellen.

Sie haben ihm alles weggenommen und ihm verboten zu stehlen.
der arme Kerl, nicht mal stehlen darf der mehr:Pfeif:

«Weswegen hast du es getan, verflucht?», Sergej wirkte etwas ruhiger, seine Hände entspannten sich ein wenig, doch sein Blick war immer noch voller Hass.«Erklär’ es mir!»
«Wegen einer Frau … »,
is klar, ne Frau ist schuld daran, dass die ganze schöne Männerkameradschaft am Arsch ist und das ganze Leben versaut. :hmm:

viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Hanshotfirst,


ich bin mit deiner Geschichte nicht so ganz zufrieden. Und zwar zum einen mit dem Plot, zum anderen mit der Umsetzung des Plots.

Ich finde, dass eine Geschichte einer inneren Logik folgen muss, sie muss schlüssig sein.
Du erzählst die Geschichte eines ehemaligen Diebes, der sich aus seinem Clan gelöst hat, aber du verschweigst die wichtigste Information, wieso er dies tut.

Er lebte scheinbar in einem festen Familien- bzw. Freundschaftsverbund. So etwas gibt man nicht so ohne Probleme auf, es bietet ja immerhin Schutz und auch eine gewisse Form der Zufriedenheit, wenn man weiß, wohin man gehört.

Artjom lernt also eine Frau kennen und liebt sie, er tut jedoch nichts, aus seiner Erzählung jedenfalls ergibt sich nichts, um die Beziehung zu dieser Frau zu behalten, zu retten. Was soll dieser Kamikazeschritt, seine Leute zu verpfeifen und dann komplett abzuhauen, also?

Wenn dein Protagonist so derartig lebensunerfahren ist, dass er diesen großen Fehler macht, seinen Clan zu verlassen, um dann noch nicht einmal in eine liebevolle Partnerschaft rüberzuwechseln, dann frage ich mich natürlich, wie der so psychisch gestrickt ist.
Davon erfahre ich nichts in der Geschichte.

Der Normalfall wäre, er versucht in seinem Zustand des Verliebtseins, seine Clanmitglieder davon zu überzeugen, dass sie diesen Einbruch nicht begehen sollen.
Er versucht es aber nicht einmal.

Statt dessen verpfeift er die Täter und ist von diesem Moment an ein Geächteter. Wozu dieser Schritt?
Das ist eine Form von seelischem Selbstmord, den er da begeht. Sowas gibt es durchaus. ABER:
Dazu hast du die Figur nicht gut genug erklärt und dargestellt. Er würde ja mit diesem speziellen Verhalten von der Norm eines normal Denkenden und Handelnden abweichen.

So wirkt also der Plot für mich hoch unausgegoren. Leider, denn ich bin mir sicher, dass man daraus was machen könnte. Nämlich den wirklich spannenden Konflikt, ob man wegen der Liebe, die man empfindet, seine sonstigen Wurzeln verlassen kann. Ob man ein glückliches Leben führen kann, obwohl man lebt, als hätte man keine Vergangenheit.
Was ist stärker? Herkunft? Oder die Liebe?
Genau das wären spannende Themen.

Dann finde ich den Teil, in welchem der Leser erfährt, was damals Artjom getan hat, sehr behäbig, weil du aus der Sicht des Erzählers berichtest.

Ich fände den Text lebendiger und direkter und fesselnder, wenn du Artjom direkt berichten ließest. Er erzählt dem Bären, was passiert ist, aber nicht in Form einer Geschichte, sondern immer wieder unterbrochen von den Wutausbrüchen und bohrenden Fragen des Bären und seinen Vorhaltungen.

Fazit: Ich bin mir sicher, wenn du dich mehr in die Rollen von Artjom und Sergej versetzen könntest, würde dir eine spannende, deutlich authentisch wirkendere Geschichte gelingen.


Zum Titel möchte ich, da die Juristin in mir durchbricht, anmerken, dass ein Diebstahl nur dann vorliegt, wenn etwas offen herumliegt, um es mal etwas vereinfacht darzustellen. Wenn ich erst ein Behältnis öffnen muss, also z.B. in ein Haus eindringen muss, ist das schon eine Ecke teurer bei der Bestrafung und nennt sich dann Einbruch(-Diebstahl).
Trotzdem finde ich, dass dein Titel etwas hat. Er gefällt mir, weil er dieses Bekenntnis enthält und damit mich zu der Frage bringt, wer denn der Dieb ist und was er stiehlt. Also ein durchaus interessanter Titel.

Das Challengethema ist auf jeden Fall getroffen.


Lieben Gruß

lakita

 

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