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Wir machen mit bei der WM!

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21.02.2005
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Wir machen mit bei der WM!

Lieber Herr Beckenbauer und auch Klinsmann,


Ich wollte Ihnen bloß sagen: Okay, ich mach mit! Bei Ihrer WM.
Ich bin sozusagen einer von Ihrem Volk. Von dem deutschen WM-Volk. Und ich weiß, wie viel da für Sie und die übrigen Chefs auf dem Spiel steht. Bei der WM. Schließlich ist das ein Mordsgeschäft. Und ich hab übrigens auch sonst nix Wichtiges zu tun, weil ich letzten Monat gefeuert worden bin. Okay, ich könnte Demonstrationen organisieren gegen die Arschpickel, die Deutschland kaputt machen, aber WM ist besser, - wenn man mit den anderen zu Tausenden mit Fahnen durch die Straßen zieht, wie früher bei Revolutionen, wenn's gegen Unterdrückung und so was ging. Nur dass das jetzt natürlich was anderes ist, jetzt ist das ja eher akzeptiert von oben, ja sozusagen erwünscht, rumzulaufen und rumzuschreien.

Aber zum Thema zurück, wie gesagt: Ich hab im Moment Zeit. Und ich weiß doch, wie scheiße das für Sie und diese Zombies vom DFB und auch für Deutschlands Ansehen in der Welt wär', wenn niemand mitmachte. Von uns, denen im Volk, wie ich einer bin. Im Stadion zum Beispiel. Da gibt's Übertragungen in alle Welt von den Spielen und gibt's Werbeeinnahmen aus Übertragungsrechten und es sind aller Augen auf Deutschland gerichtet und so weiter - und wie sollte das zum Beispiel gehen, wenn niemand in die Stadien käme? Vom Volk? Eine WM ohne Zuschauer - das geht doch nicht. Das wär' scheiße. Das würd' sich doch keiner anschauen wollen. Hier nicht und auch nicht im Ausland. Und auch für die Spieler wär's nix. Und die Fernsehzuschauer. Da würd' doch keiner die Glotze anschalten. Kein Mensch würd' das lange übertragen, wenn da niemand im Stadion ist. Überhaupt keine Stimmung wär' da. Im Stadion. Die Zuschauer sind in dem Fall ja sozusagen keine Zuschauer, sondern mit auf der Bühne, also ein entscheidender Teil der Inszenierung. Weil die Kulisse stimmen muss.

Also, sag ich: ich mach mit! Ich komm ins Stadion. Von mir aus auch öfter. Über den Stundenlohn können wir ja noch sprechen. Und ob's für Fahneschwenken und Bierflaschenwerfen eine Zulage gibt. Und wie lang ich nach dem Spiel noch rumlaufen soll und Kampflieder singen. Und positive Stimmung verbreiten. Schließlich ist das schwere körperliche Arbeit. Aber ich mach's. Weil ich doch weiß, wie wichtig das für Sie - und für ganz Deutschland - ist.

Olliver

 

Hi tintenfüller,

naja, die Schenkel habe ich mir nicht gerade geklopft bei deinem Werk. Ich finde die Botschaft "Die WM lenkt uns doch bloß von den wahren Problemen ab" etwas platt dargeboten. Oder nein ... harmlos ... zu harmlos für Satire. Liest sich wie ein etwas böserer Leserbrief im "Kicker".

Wie wär's mit ein-Euro-jobbenden Germanisten, die Podolski und Schweinsteiger kostengünstig die Abundanz der Fälle des Deutschen nahelegen (mehr als zwei)? Oder einer Wiedereinführung der Lederpille, unter Rücksichtnahme auf die immer bedeutenderen animal rights gefertigt aus Arbeitslosen?

Stil völlig o.k., so stay tuned ... :)

Liebe Grüße,

Jan-Christoph

 

Hallo tintenfüller,

den Anfang fand ich recht viel versprechend:

„wenn man mit den anderen zu Tausenden mit Fahnen durch die Straßen zieht, wie früher bei Revolutionen, wenn's gegen Unterdrückung und so was ging. Nur dass das jetzt natürlich was anderes ist, jetzt ist das ja eher akzeptiert von oben, ja sozusagen erwünscht, rumzulaufen und rumzuschreien.“


Interessant, wie sich der Blickwinkel gegenüber Volksmassen wandeln kann …
(Es gab auch schon das Problem, dass Demos abgesagt werden sollten, weil es vielleicht Gewalt gibt - bei Fußballspielen setzt man dann einfach mehr Polizisten ein).

Nun, der Rest ist nicht so gut, aber vielleicht fällt dir noch etwas besseres ein.

L G,

tschüß Woltochinon

 

Trotz allem eine interessante Sicht der Dinge. Fan-sein ist harte Arbeit, fordert auch körperlich ganz schön was. Da andere aber damit die Kohle machen: warum nicht Gehalt fordern?

FAZIT: Das Volk hätte die Macht, wüsste es davon, die Macht zu haben.

 

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