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Wir haben keine Fenster
Hallo, ich wollte nur mal eben sagen, dass dies mein erster versuch war eine geschichte zu schreiben, also bitte nicht so hart sein!
Wir haben keine Fenster
Die letzten Tage vergingen auf eine seltsame Art und Weise. Eine Art Wachkoma. Nein, wenn ich sage der letzte Tag verging auf eine seltsame Art und Weise, trifft es den Nagel eher auf den Kopf. Es gab keinen Übergang zwischen Nacht und Tag, den gibt es hier nämlich nie. Hier im Gefängnis von Greenville gibt es, anders als der melodisch und naturverbunden klingende Name dieser Stadt klingen mag, nur eine Tageszeit, die man am besten als "Twilight-zone" bezeichnen kann: Ein ständiges milchiges Licht, das auf die kargen, sterilen Fliesen an der Wand und den ausgeblichenen Boden aus Linoleum fällt, und Stille, die einen Umgibt, tragen maßgeblich dazu bei, dass man nach einiger Zeit jegliches Zeitgefühl verliert. Sie werden sich wahrscheinlich fragen, warum wir nicht einfach aus dem Fenster schauen um ungefähr einschätzen zu können ob es morgens oder abends ist. Nun um ehrlich zu sein: Wir haben keine Fenster... zumindest nicht im Block "E" dem Todesatrakt, in dem ich den nicht mehr allzu langen Rest meines Lebens verbringen werde. Die Hinrichtung ist für den 23. Oktober angesetzt, nur könnte heute jeder Tag im Jahr sein.. Heißt es nicht "Lebe jeden Tag als wäre es dein letzter"? Nun, ich lebe jeden Tag in einer Art Ungewissheit. Ob er nun mein letzter ist oder nicht, weiß ich nicht... Wie gesagt, wir haben keine Uhren, auf denen ich das Datum ablesen könnte, aber ich spüre, dass es auf den letzten Tag zu geht. Fragen sie nicht wieso, so etwas fühlt man instinktiv. Wenn man hier so alleine sitzt und versucht die Zeit totzuschlagen holen einen die Erinnerungen manchmal wieder ein. An einen Tag erinnere ich mich sehr oft, wenn auch mit gemischten Gefühlen. Ich weiß, es klingt seltsam aber: Dies war der schönste Tag meines Lebens, obgleich meine Zukunft seit diesem Tag feststeht. Nun, ich will von vorne beginnen:
Es fing alles an, nachdem ich meinen Job im Supermarkt verlor. Ich war oft beim Arbeitsamt, aber einen 19 jährigen Arbeitslosen ohne Schulabschluss oder Ausbildung sucht kein Arbeitgeber.
Ich fing an unter starken Depressionen zu leiden, deren einziges Gegenmittel Spaziergänge zu sein schienen.
Ich ging damals viel spazieren, weil ich so der hektischen Stadtwelt entkommen konnte. Ich suchte mir meistens eine Bank irgendwo in der Nähe von einigen Vögeln. Die Vögel waren zu dieser Zeit meine Freunde.. Ein Rotkehlchen interessiert sich nicht für deinen Schulabschluss, Raben mögen dich, auch wenn du deine Ausbildung abgebrochen hast. Es war einer dieser Tage, an denen ich mich ein wenig besser fühlte. Ich machte mich irgendwann am Vormittag auf den Weg in den Park um meine Freunde, die Vögel, zu besuchen. Als ich an der Bank ankam, auf der ich sonst eigentlich immer mein Lager aufschlug fiel mir auf, dass dort schon jemand saß.. Bei genauer Betrachtung erwies sich dieser jemand als ein weibliches Wesen. Nicht irgendein normales Mädchen, nein die Schönheit in Person saß dort. Sie hatte Schulterlange Blonde Haare, die im Frühlingswind wehten, wunderschöne blaue Augen, die etwas durchblicken ließen, was ich im nachhinein nur als wahre Leidenschaft bezeichnen kann... Als ich mich vom ersten Schock erholt hatte, fragte ich sie ob der Platz neben ihr noch frei wäre, worauf sie antwortet, dass...
CLICK. Die Tür wird aufgestoßen. Zwei Männer treten in den Raum. "Komm Mike... Es wird Zeit", Sagt einer der beiden in einem Ton, der Mitleid durchschimmern lässt. "Heute ist dein großer Tag..", fügt der zweite hinzu, während ihm eine kleine Träne die Wange hinunterläuft. Ich erhebe mich von meiner Pritsche und lasse mir Handschellen anlegen. Nach einer kleinen Routine-Püfung trete ich aus der Tür hinaus und blicke einen langen Gang entlang. Der Boden aus Linoleum, die Wände gepflastert mit kargen, weißen Fliesen. Ein Milchiges, leicht gelbliches Licht scheint auf den Boden. Ja... heute ist mein großer Tag.
mfg Charliexiv