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Wir haben dich lieb

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26.09.2015
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Wir haben dich lieb

Ich drehe leise den Schlüssel im Schloss um. Auf Zehenspitzen schleiche ich über den Gang und die Treppe hinauf. Gerade als ich die Tür aufmachen will und die Türklinke schon in der Hand habe, geht das Licht im Gang an.
„Hast du schon einmal auf die Uhr geschaut!“, spricht sie mich mit ernster Stimme an. „Wir haben um 23 Uhr ausgemacht! Kannst du dir vorstellen wie viel Sorgen ich mir gemacht habe!“, sagt sie mit einer lauteren und ernsteren Stimme. „Aber meine Freunde sind auch länger geblieben und außerdem bin ich doch jetzt da.“, versuche ich dagegen zu argumentieren. „Du hättest vor drei Stunden da sein sollen! Weißt du was ich mir für Sorgen gemacht habe. Dir hätte sonst was passiert sein können!“, schreit sie mich an. „Ich bin doch jetzt da und mir ist auch nichts passiert!“, motze ich sie an. „Jetzt nicht frech werden mein Fräulein! Ich habe die Verantwortung für dich, ich muss auf dich aufpassen, ich muss schauen, dass dir nichts passiert...“. „Du, du, du! Du musst nicht auf mich aufpassen! Ich bin groß genug selber auf mich aufzupassen, ich bin kein kleines Mädchen mehr!“, schreie ich zurück.
„Das ist ja jetzt der Höhepunkt! Du hast...“, die Tür vom Schlafzimmer geht auf und Dad steht an der Tür. „Was soll den das Geschrei so spät in der Nacht!“, spricht er genervt und schaut uns beiden mit verschlafenen Augen an. „Deine Tochter ist erst jetzt gerade nach Hause gekommen und meint jetzt noch frech zu werden.“, erklärt meine Mum und schaut abwartend auf die Reaktion von meinem Dad. „Na gut, dann gibt halt eine Woche Hausarrest!“, sagt mein Vater. „Das ist total gemein! Meine Freunde dürfen auch immer länger bleiben, nur ich nicht! Und nur weil ich ein paar Stunden später komme, bekomme ich jetzt eine Woche Hausarrest!“. „Jetzt sind es schon zwei!“, sagt meine Dad zu mir.
Ich laufe an meinen Eltern vorbei und schreie noch zu ihnen: „Ihr seid für mich gestorben!“. „Wenn du jetzt gehst...“, warnt mich meine Mutter und rennt mir hinterher. Ich reiße die Haustüre auf und laufe raus. Als ich gerade über die Straße wollte, ruft meine Mum: „Pass auf!“. Aber da war es schon passiert! Ein Schmerz an der Seite, ich fliege durch die Luft und pralle auf die Straße. Alles tut mir weh. Fremde Personen stehen über mir. Sind es zwei oder drei? Die Stimmen werden leiser, das Bild vor meinen Augen wird immer schwärzer bis alles verschwindet.
„Können sie mich hören! Können sie mich hören!“ Es wird immer lauter, meine Augen öffnen sich und sehe einen jungen Mann über mir. Meine Mum kniet neben mir. „Tun sie doch was! Meine Tochter darf nicht sterben!“, betet meine Mum ihn schluchzend an. Auch mein Vater kommt angerannt und nimmt meine Hand. Das erste Mal sehe ich ihn weinen. Erst jetzt fällt mir auf wie viel ich ihnen bedeute. Ich spüre wie die warmen Bluttropfen über mein Gesicht laufen. „Gehen sie bitte ein Stück zur Seite.“ Zwei Männer heben mich auf eine Trage. Ich schaue zur Seite und sehe meine Mum im Arm von meinem Dad. Diese Schmerzen! Überall auf meinem Körper brennt es! Mein Bild wird schon wieder schwärzer. Ich flüstere mit meiner letzten Kraft leise zu ihnen: „Ich hab euch lieb.“. Bevor mein Bild ganz verschwindet höre ich sie sagen: „Wir haben dich auch lieb.“.

 

Liebe MrsLunachen,
herzlich willkommen bei den Wortkriegern.
Ja, das ist eine schöne Geschichte. Es ist bei mir ja nun schon Jahrzehnte her, aber an ähnliche Situationen kann ich mich sehr gut erinnern. Und auch an die Hilflosigkeit und Wut der Eltern. Aber auch an meine trotzige Reaktion.
Und was dann folgerichtig daraus entstehen kann, auch das hast du gut beschrieben. Das haben wir uns doch alle in solchen Auseinandersetzungen gewünscht: dass die Eltern in eine Situation geraten, in denen ihnen klar wird, wie viel wir ihnen bedeuten, was sie eigentlich an uns haben bzw. gehabt haben. Ich hoffe doch, dass das Mädchen überleben wird.

Du schreibst flüssig und gut. Eine kleine sprachliche Sache ist mir aufgefallen:

Ich laufe an meinen Eltern vorbei und schreie noch zu ihnen ...
Dieses 'zu ihnen' oder ähnliche Formulierungen kannst du fast immer weglassen. Das ist sprachlich ncht schön und auch nicht nötig, weil aus dem Zusammenhang klar wird, an wen du dich richtest. Es gibt noch einige ähnliche Stellen.

Ein paar weitere Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:

„Aber meine Freunde sind auch länger geblieben und außerdem bin ich doch jetzt da(.)“, versuche ich dagegen zu argumentieren.
„Deine Tochter ist erst jetzt gerade nach Hause gekommen und meint jetzt noch frech zu werden(.)“, erklärt meine Mum

Kein Punkt am Ende der wörtlichen Rede.

Weißt du K was ich mir für Sorgen gemacht habe. (?)
Das ist eine Frage.

„Jetzt nicht frech werden K mein Fräulein!

Ich bin groß genug K selber auf mich aufzupassen,

Als ich gerade über die Straße wollte (will), ruft meine Mum ...

Aber da war (ist) es schon passiert!

…. das Bild vor meinen Augen wird immer schwärzer K bis alles verschwindet.

… betet meine Mum ihn schluchzend an.
Besser: fleht meine Mum …

Erst jetzt fällt mir auf K wie viel ich ihnen bedeute.

Ich flüstere mit meiner letzten Kraft leise zu ihnen:
Besser: Mit letzter Kraft flüstere ich …

Bevor mein Bild ganz verschwindet K höre ich sie sagen:

Du siehst, du musst dich ein wenig um deine Komma-Setzung kümmern. Und hier besonders um die Trennung von Haupt- und Nebensätzen.

Ich wünsche dir viel Spaß bei den Wortkriegern

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo Miss und willkommen bei den Wortkrieger,

mein Name ist nicht auszusprechen und ich werde heute Ihr nitpicker sein!

Ich drehe leise den Schlüssel im Schloss um.

Sie kann den Schlüssel langsam drehen, um leise zu sein - das hätte ich an dieser Stelle auch besser gefunden, weil show, dont tell.

"Ich drehe den Schlüssel langsam im Schloss um ..."

Da sie danach schleicht, kann sich der Leser denken, dass sie leise sein möchte.

Den Schlüssel leise im Schloss herumdrehen klingt für mich persönlich irgendwie nicht richtig.

Gerade als ich die Tür aufmachen will und die Türklinke schon in der Hand habe, geht das Licht im Gang an.

"Gerade als ich die Tür aufmachen will" kann imo weg. Wenn sie die Türklinke in der Hand hat, kann sich der Leser denken, was sie treibt - und ich gehe davon aus, dass die Wenigsten glauben, der Prot wäre ein wahnsinniger Irrer, der mit Türklinken in der Hand durch die Gegend rennt.

Vorschlag: "Ich habe die Türklinke zu meinem Zimmer bereits in der Hand, als das Licht im Gang angeht."

„Hast du schon einmal auf die Uhr geschaut!“, spricht sie mich mit ernster Stimme an. „Wir haben um 23 Uhr ausgemacht! Kannst du dir vorstellen wie viel Sorgen ich mir gemacht habe!“, sagt sie mit einer lauteren und ernsteren Stimme. „Aber meine Freunde sind auch länger geblieben und außerdem bin ich doch jetzt da.“,

1. Mach Absätze, sonst fällt es schwer, die sprechenden Akteure auseinanderzuhalten.
2. "Hast du schon einmal auf die Uhr geschaut!" ist eine Frage. Darüber hinaus ist sie missverständlich formuliert. Das könnte nämlich auch eine reine Interessensfrage sein, ob die Tochter schon einmal auf die Uhr geschaut hat. Hat sie irgendwann, da bin ich mir sicher.

Vorschlag: "Weißt du überhaupt, wie spät es ist?"

Des Weiteren setzt du viele Satzzeichen nicht richtig. Dadurch geht eine ganze Menge Emotion flöten. Bei so laut geführten Gesprächen solltest du auf ein Ausrufezeichen zurückgreifen, um den Sätzen den nötigen Wumms mitzugeben.

****

Und so geht es weiter, schaukelt sich zu einem Unfall hoch und endet augenscheinlich mit dem verfrühten Ableben der Protagonistin.

Ich hab mir am Ende so gedacht, "Tja, das hat sie jetzt davon" und das ist im Grunde nicht die Emotion, die so ein Text wecken sollte.

Mein Problem damit war Folgendes: Ich fand alle Figuren irgendwie ... unsympatisch.

Verständnis für die Situation aller kann ich natürlich aufbringen. Die Tochter ist in der Pubertät, die Mutter macht sich Sorgen und der Vater will in Ruhe pennen, aber irgendwie ... ich weiß nicht, es hat nicht klick gemacht. Mir fehlt da was. Wir bekommen einen kurzen Streit und dann knallts.

Da tun mir die Eltern noch am ehesten leid.

Vielleicht hätte es geholfen, wenn die Geschichte etwas eher begonnen hätte - am Ende des Ausflugs deiner Prot. Damit hätte man etwas Charakterentwicklung treiben können, derwegen ...

"Komm, Ursula, bleib noch ein bisschen."
"Nein, ich muss jetzt wirklich nach Hause. Ich bin schon zu lange geblieben. Das wird Ärger geben."
"Ach, eine Stunde noch!"
"Nee, das geht wirklich nicht!"

und schon fände ich die Prot sympatischer, weil sie einen Grund hat, warum sie so lange weggeblieben ist und sich Sorgen um ihren Arsch macht.

Aber das sind nur meine 2 cent.

 

Danke für deine Verbesserungsvorschläge. Ja, mit der Kommasetzung hab ich so meine Probleme. Ich werde daran arbeiten :).

 

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