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Wir erledigen alle Formalitäten

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15.04.2002
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Wir erledigen alle Formalitäten

Wenige Tage nach dem achten Hochzeitstag fand Friedlich neben dem bereiteten Frühstücksbrot die Morgenzeitung aufgeschlagen vor. Ganz unten auf der Seite war eine Anzeige abgedruckt, die sofort ins Auge sprang. Hatte Friedlichs ehrenwerte Ehefrau Lissabet die Zeitung absichtlich so hingelegt, bevor sie zum Einkaufsmarkt geeilt war?
»Wir erledigen alle Formalitäten«, versprach die Anzeige mit seriösen Buchstaben. Friedlich fand, das konnte kein Zufall sein – entweder war es göttliche Vorsehung, oder Lissabet hatte die Zeitung absichtlich genau so zurückgelassen. In beiden Fällen bedeutete es dasselbe, nämlich die bevorstehende geschlechtliche Vereinigung, und Friedlich wurde ganz flau im Magen. Seit dreiundreißig Jahren hatte er diesen Moment vor sich her geschoben, seinem starken Glauben sei Dank. Aber nun war es wohl unausweichlicher Wille Gottes.
Friedlich wickelte die Brote in die Zeitung und nahm sie mit in die Behörde, wo er eine ganze Straßenbahn früher ankam als sonst, und einen ganzen Aktenordner weniger Formulare bewältigte als an normalen Tagen.
Als Friedlich nach getaner Arbeit durch die nasskalten Straßen der Großstadt eilte, legte er den Weg zur Kirche am Heiligkreuzplatz schneller zurück als je zuvor. Während des Feierabend-Gottesdienstes suchte er mehr als sonst noch Zwiesprache mit Gott, unterrichtete ihn von seinen Plänen, und da er keinerlei Widerspruch vernahm, sollte es wohl so sein.
Daheim wartete Lissabet mit dem Abendbrot. Auf dem Tisch stand Omas alte Vase mit den lustigen Bienchen, und darin steckte eine einzelne Orchidee. Als Friedlich den Blick seiner Ehefrau suchte, sah die beschämt nach unten. Ihre offenen Haare fielen ihr vors hübsche Gesicht, und ihre schlanken Finger spielten mit den Eheringen.
Friedlich näherte sich ihr, soweit es der Anstand zuließ. »Ist gut, Lisschen«, flüsterte er, und fürchtete, seine Stimme würde brechen. »Lass es uns machen. Es ist Gottes Wunsch.«


Im Schaufenster des Begattungsinstituts standen zwei schlanke Vasen mit bunten Orchideen, der Blick ins Innere endete vor beigen Gardinen. Lissabet und Friedlich wechselten wortlos kurze Blicke, bis sich der Mann entschied, den Klingelknopf zu drücken. Minutenlang hoffte Friedlich, niemand würde öffnen, dann wurden sie aber doch hinein gebeten.
»In Gottes Namen«, sagte der Angestellte, der sie empfing. Eine ausdruckslose Kunststoffmaske verlieh dem Mann die nötige Anonymität. Er trug einen ordentlichen grauen Anzug, und an einem Haken neben der Tür entdeckte Friedlich den zugehörigen Hut. »Treten Sie doch näher, wir möchten Ihnen den Aufenthalt in unserem Institut so wenig unangenehm wie möglich machen. Darf ich, bitte?«
»Vielen herzlichen Dank«, brachte Friedlich hervor, während er dem Angestellten seinen Mantel reichte.
»Bitte nehmen Sie doch Platz«, sagte der Angestellte und wies auf zwei Stühle. Friedlich fiel auf, dass die angebotenen Sitzgelegenheiten einen anständigen Abstand aufwiesen, aber es schienen etwas weniger als die üblicherweise bei Ehepartnern als angemessen betrachteten 140 Zentimeter zu sein.
Lissabet setzte sich und schlug die Beine übereinander, Friedlich tat es ihr gleich.
»Ich nehme an, Sie haben die nötigen Formulare mitgebracht?«, fragte der Angestellte.
»Die ... ja, die habe ich. Warten Sie ...« Friedlich schob seine zitternden Finger in die mitgebrachte Aktentasche und holte die Papiere hervor. »Hier«, sagte er, während er die Unterlagen der Reihe nach auf dem Tisch ausbreitete. »Die kirchliche Frömmigkeitsbescheinigung, die gesundheitliche Unbedenklichkeitserklärung, der, äh ... Men ... Menstruationskalender der Dame und natürlich die Anmeldebestätigung für den Kloster-Kindergarten.«
»Ich sehe«, sagte der Angestellte, »dass Sie ein sehr gewissenhafter Mann sind. Wir werden keinerlei Schwierigkeiten haben.« Er holte aus einer Schublade in seinem Schreibtisch ein mehrseitiges Formular hervor und fing an, Eintragungen vorzunehmen, unterbrochen von sorgfältiger Lektüre der vorgelegten Papiere. Jeden Moment, so schien es Friedlich, würde er auf eine unrichtige Eintragung stoßen, und sie wieder nach Hause schicken. Zuhause, wo das gemütliche Sofa wartete, die Gesangsstunde im Fernsehen, und die stille Einsamkeit zu zweit. Friedlich hatte noch nie ein solches Heimweh empfunden wie jetzt.
»Alles in Ordnung«, holte der Angestellte Friedlich in die Wirklichkeit zurück. »Unterschreiben Sie hier, und die Dame bitte auf diesem Blatt.«
Mit feuchten Händen griff Friedlich nach dem dargebotenen Kugelschreiber, überflog das Formular, ohne es zu lesen. Unten prangte der Stempel des Begattungsinstituts »Intim und rein - seit '42AD«, daneben kritzelte Friedlich seinen Namen.
Er wagte nicht, aufzusehen, als der Angestellte Lissabet bat, durch die rechte Tür das Damen-Vorbereitungszimmer zu betreten. Erst, als sie hinaus war, hob Friedlich den Blick. »Der Herr, bitte die linke Tür. Mein Kollege erwartet sie dort zu Ihrer Vorbereitung. Ich wünsche Ihnen einen frommen und fruchtbaren Akt.«
Friedlich nickte, dann erhob er sich. Kurz fragte er sich, wie er vor lauter Nervosität ... aber schon stand er im Vorbereitungszimmer. Dort gab es einen einfachen Holzstuhl, eine weitere Tür gegenüber sowie einen hellbraunen Vorhang. Nachdem Friedlich die Eingangstür hinter sich geschlossen hatte und unschlüssig den leeren Stuhl anstarrte, sprach ihn eine männliche Stimme an, deren Besitzer sich hinter dem Vorhang befand.
»Mein Herr, bitte nehmen Sie Platz«, schnarrte die Stimme. »Öffnen Sie bitte Ihre Hose, so dass ich Sie vorbereiten kann. Ich muss Sie darauf hinweisen, dass es Ihnen untersagt ist, sich während des Vorgangs zu mir umzudrehen. Um Ihnen den Vorgang zu erleichtern, werde ich das Licht verdunkeln.«
»Gott vergelt's«, sagte Friedlich, aber das erschien ihm seltsam deplatziert, so dass er sich vornahm, alles weitere schweigend zu ertragen. Er setzte sich auf den Stuhl, öffnete Knopf und Reißverschluss und wartete. Ein fremdartiger, elektrischer Klang ertönte da unten, das Licht wurde gedämpft, und Friedlich hörte, wie sich Schritte von hinten näherten. Er hörte Atem hinter sich, dann war da ein weißer Handschuh und begann, ihn zu streicheln und zu massieren.
Friedlich schloss die Augen, um nicht sehen zu müssen, wie sein Unaussprechliches wuchs.
Als sein Unterleib wärmer wurde und gar furchtbar zu kribbeln anfing, entfuhr ihm ein Keuchen, und sofort presste er sich die Hand auf den Mund.
Der Handschuh ließ von ihm ab. »Ihre Vorbereitung ist beendet. Wenn Sie sich bitte erheben möchten und durch die Tür den eigentlichen Begattungsraum betreten wollen«, sagte der Mann hinter ihm. »Ich weise Sie darauf hin, dass Ihnen gemäß der gültigen Keuschheitsverordnung erstens das Sprechen nicht erlaubt ist, und zweitens das Ablassen des Samens spätestens nach zehn Stößen bei größtmöglicher Eindringtiefe zu erfolgen hat, andernfalls ist eine erneute Vorbereitungsphase notwendig, die wir Ihnen gesondert in Rechnung stellen. Außerdem halten Sie bitte Ihre Hose fest, da wir für Unfälle keine Haftung übernehmen.«
Die Tür neben Friedlich öffnete sich geräuschlos. Mit beiden Händen umklammerte er seinen Hosenbund und schlich über die Schwelle. Auf einem mit Samt gepolsterten Altar lag im Dämmerlicht, größtenteils verdeckt durch einen Vorhang mit aufgestickten kleinen Engelchen, Lissabeth, mit nach oben gespreizten Beinen, die in speziellen Strümpfen steckten, damit niemand ihre nackte Haut sehen oder gar versehentlich berühren konnte. Beiderseits brannten Duftkerzen, aus einem Lautsprecher ertönten Chöre und heilige Worte: »Und der Herr spricht: Seid fruchtbar und mehret euch.«
Der Begattungshelfer steuerte Friedlich mit sanftem Druck seiner Hand im Rücken Richtung Altar. Ein kleiner Seilzug hob den Engelchen-Vorhang ein Stück an, und Friedlich kniff sofort die Augen zu. Die bekannte Handschuhhand griff nach seinem Unaussprechlichen, und führte es mit einer einzigen Bewegung an die richtige Stelle. Friedlich vermutete, dass die Altarhöhe aufgrund der Angaben in den Formularen zuvor auf den Zentimeter genau justiert worden war.
»Fangen Sie an«, sagte plötzlich die Stimme, und zählte die Stöße mit.
Friedlichs Unaussprechliches zuckte bei Sieben, und wieder entfuhr ihm ein Keuchen. Bei Gott, wie peinlich das war!
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte der Angestellte. »Sie haben es beide überstanden. Wenn der Herr jetzt bitte seine Kleidung richten und den Empfang aufsuchen würde. Beim Verlassen dieses Zimmers wird Ihr Keuschheitsimplantat automatisch reaktiviert, was Ihnen akustisch signalisiert wird. Sie können Ihre Ehefrau in wenigen Minuten draußen in Empfang nehmen, außerdem möchten wir Sie zu einer kostenlosen Tasse Kaffee einladen.«
Friedlich nickte schwer atmend, schloss fahrig seine Hose und beeilte sich, den Altar nicht mehr ansehen zu müssen. Der elektronische Doppelpiepser von da unten ließ ihn erleichtert durchatmen.
Draußen wartete der maskierte Angestellte mit dem Kaffee und der kirchenbehördlichen Begattungsurkunde. Der Kaffee half gegen die heraufdämmernde Müdigkeit, die Urkunde gegen das sündige Gewissen, schließlich hatte Gott es nicht anders gewollt, das hatte Friedlich nun schwarz auf weiß.
Als die Tasse leer war, kam Lissabet durch die rechte Tür, die Wangen rot, den Blick gesenkt. Der Angestellte half ihr wortlos in den Mantel, und auch Friedlich machte sich bereit zum Aufbruch, ohne genau zu wissen, ob er jetzt wieder sprechen durfte.
»Auf Wiedersehen«, sagte der Mann im grauen Anzug, während er die Ausgangstür aufhielt. »Sie erhalten die Rechnung in wenigen Tagen in einem neutralen Umschlag. Vielen Dank für Ihren Besuch, und beehren Sie uns gerne einmal wieder, so Gott will.«

 
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Hallo Uwe

Eine routiniert geschriebene Geschichte. Sprachlich alles in Ordnung. Trotzdem hat sie nur leider bei mir überhaupt net gezündet. Einzig und allein der Wortwitz Begattungsinstitut fand ich amüsant – so dass ich selber kurzfristig am Überlegen war, wie es da drin wohl zugehen könnte.

Letztlich war mir dann das Gebotene aber viel zu brav. Die angedeutete Kirchenkritik und das überspitze Spießbürgertum waren zu lasch – zumal die katholische Kirche, 43 A.D. hin oder her, sich eher auf dem absteigenden Ast befindet. Eine Gesellschaft die vollkommen unter dem Duktus der christlichen Religion steht, war mir ein bisschen zu weit hergeholt.
Was mich jedoch wesentlich mehr störte war dieser konfliktfreie Plot mit den beiden Seelchen Friedlich und Lissabet. Bei der Stange gehalten hat mich nur meine Neugier, was genau Du aus Deinem Begattungsinstitut gezaubert hast.
Leider kam da nur „Erwartbares“ und wenig Überraschendes. Einzig die anonyme Kunststoffmaske des Dienstleisters fand ich interessant, im Sinne von: Weshalb mag in dieser Gesellschaft ein steriles „Kunststoffgesicht“ beruhigend wirken?
Logischer und vor allem auch kritischer/satirischer wäre es wohl gewesen, wenn der Gemeindepfarrer die Begattungsklientel vorbereitet hätte. Immerhin vertraut man dem Pfarrer bei der Beichte seine Sünden an, weshalb sollte man ihm da nicht auch sein „Unaussprechliches“ anvertrauen?

Eine Kleinigkeit noch: Der Name Lissabet klingt irgendwie seltsam und wurde erstmal von meinem unterbewussten Selektionsfilter in Lissbeth umgewandelt, bis ich am Ende der Geschichte meinen Fehler bemerkte. Vielleicht magst Du da noch einmal drüber nachdenken?

Viele Grüße.

Mothman

 

Hi Mothman,

danke für den Kommentar!

Ja, die Story ist ziemlich konfliktfrei, was im Grunde auch eine Aussage ist, wenngleich das nicht gerade die Spannung fördert, zugegeben ;)
Ich hoffe, dass die Leser aus Neugier bei der Stange bleiben, was wohl nicht funktioniert, wenn ich mir die Zahl der Kommentare ansehe :shy:

Der Angestellte des Begattungsunternehmens ist kein Geistlicher, genausowenig wie ein Geistlicher eine Leiche wäscht und ihr ihr letztes Hemd anzieht oder die Todesurkunde beim Standesamt einreicht.

Klar: Hätte ein Priester bei der Masturbation die Rolle gespielt und dabei "im Namen des Vaters, des Sohnes,..." etc gemurmelt - ja, das wäre die "bösere" Variante gewesen.

Ich wollte nur einen Ausschnitt aus einer fremden, möglichen Welt darstellen, ohne zu sehr zu überzeichnen, um Authentizität zu vermitteln. D.h. ich habe bewusst auf einige Mittel der Satire verzichtet. Vielleicht war das nicht die beste Idee. Mal sehen, was die anderen sagen.

Danke Dir jedenfalls für Deine aufschlussreiche Stellungnahme!

 
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Hallo Uwe Post!

»Wir erledigen alle Formalitäten«, versprach die Anzeige mit seriösen Buchstaben.
Können Buchstaben seriös sein? Formulierungen fände ich z.B. besser.

hatte er diesen Moment vor sich her geschoben
hergeschoben (würd ich zumindest schreiben, weiß nicht, ob's auch so geht)

wo er eine ganze Straßenbahn früher ankam als sonst
Könnte er auch eine halbe früher ankommen? Würd das 'ganze' rausnehmen, zumal es sich auch mit dem 'ganzen Aktenordner' kurz darauf doppelt.

und ihre schlanken Finger spielten mit den Eheringen.
Warum Plural?

Formal gesehen gut und routiniert geschrieben, keine Frage.
Die Story an sich finde ich ziemlich belanglos. Klar, das "Begattungsintitut" ist eine gute, skurrile Idee, doch in meinen Augen eignet sie sich eher für einen Witz und nicht für eine ganze Geschichte. Zumindest nicht in dieser Form. So wird ja einfach nur der Besuch dieses Etablissements beschrieben, nicht mehr, nicht weniger. Das ist zwar bizarr, doch ich hätte mir entweder mehr Satire oder mehr Hintergrund gewünscht (Wie ist es dazu gekommen, dass es diese Einrichtung(en) gibt? ...) Denn letztlich kann ich auf die Frage, was du mir mit dieser Geschichte sagen willst, nur die Schultern zucken.
So ist das alles in der Tat etwas blass.
Meine Meinung. ;)

Viele Grüße,
Maeuser

 

Hallo Uwe!

Wie sähe unsere Zukunft aus, wenn nach dem zweiten Weltkrieg nicht wieder Politiker dieses Land regierten, sondern Geistliche.
Deutschland als christlicher Gottesstaat. Nach dem Versagen weltlicher Staatsführung, eine gar nicht so abwegige Entwicklung. Ich mag SF-Geschichten, die nicht nur eine erdachte Zukunft zeigen, sondern zugleich auch auf einer fiktiven Vergangenheit basieren.
Deine Geschichte greift eine Episode aus einer zukünftigen (Parallel-) Welt heraus; das ist hier nicht spannend umgesetzt, aber dennoch interessant genug, um bei der Stange zu bleiben und ein wenig über das Textende hinaus zu sinnieren.

Lieben Gruß

Asterix

 

Lieber Uwe Post,

ja, du kannst sauber und ausdrucksstark schreiben, wenn dieses Kompliment in Anbetracht deines schriftstellerischen Erfolgs hoffentlich noch etwas zählt. ;)

Inhaltlich werde ich mit dieser Geschichte leider nicht warm. Wann spielt sie, 2042 oder 1942 - da diese Rubrik Science Fiction heißt, nehme ich ersteres an und verknüpfe damit auch entsprechende Erwartungen. Die Haltung von Asterix, dass Vergangenheitsfiktion auch als Science fiction zählt, teile ich nicht. Zumal '42 in der Realität mitten in den Kriegsjahren war und nicht danach, wegen dieser widersprüchlichen Überschneidung wäre gehörig mehr Text oder Subtext nötig gewesen, um mir das glaubhaft zu machen. Ich habe die Handlungszeit für mich also fälschlich auf 2042 gelegt und damit steht natürlich in Konflikt, dass eine Zeitung, wie von dir beschrieben, immer noch aus Papier ist. Und warum man dann nicht einfach in vitro befruchtet, wenn Sex schon so als Sünde verfemt ist, zu der man explizit eine kirchliche Erlaubnis einholen und sich von einem Pfaffen beim Akt ...begleiten lassen muss, stößt leider auch auf mein Unverständnis. Alles in allem wirkte der Text daher etwas weit hergeholt auf mich, unglaubwürdig und bemüht hingebogen.


-- floritiv.

 

Hi Uwe,

ich teile Mothmans Ansicht. Gemessen an deinem Können/deinen übrigen Geschichten hatte ich mehr erwartet und war beständig in der Spannung: Gleich kommt er, der große Gag, gleich muss die Satire voll zuschlagen. ;)

lg
Dave

 

Hallo Uwe,

Ich denke, du würdest das wahre Potential der idee entfesseln können, wenn du deine dir selbst auferlegte Schreibfessel (mögliche Zukunft, Ernsthaftigkeit ) ablegen würdest. Das mag ja ernst gemeint sein, aber es wirkt mehr nach Gag. Und der ist eben sehr blass weggekommen. Willst du wirklich Drama haben ;) muss einem das Schicksal irgendwie nahe gehen. Dafür ist aber alles zu grob umrissen und nicht nah genug an den Menschen dran. Mit überspitzung und Tempo würde dir die Vision ja nicht verloren gehen. Und sie würde mehr haften bleiben. In dieser Form ist es zu seh dahingehaucht und dadurch weniger ... Eindringlich.

Wäre lohnenswert das Teil zu pimpen, in meinen Augen.

Grüßlichst
Weltenläufer

 

@floritiv

Die Haltung von Asterix, dass Vergangenheitsfiktion auch als Science fiction zählt, teile ich nicht.
Ich meinte es anders. Die Geschichte spielt z.B 2042 und die Entwicklung hin zu den Ereignissen basiert auf einer erdachten Vergangenheit ab 1945, z.B durch die Übernahme der Regierungsgeschäfte durch die Kirche.
Dadurch ergibt sich die Zukunft (also SF) einer möglichen Parallelwelt.

Eine satirische Einfärbung wäre für solch eine Geschichte tödlich.

LG

Asterix

 

Danke für eure Meinungen!

Kurz zur zeitlichen Einordnung: Es gibt ein Element, das die Story zwingend in der Zukunft (oder einer in dieser Hinsicht fortschrittlichen Alternativwelt) ansiedelt: Das offenbar elektronische, fernsteuerbare Implantat im Unterleib des Helden.
Diese technologische Modernität ist in meinen Augen kein Widerspruch zur sonstigen Rückwärtsgewandtheit - wenngleich ich gerne zugebe, dass die erdachte Welt relativ unwahrscheinlich wirkt. Vielleicht hätte etwas mehr Surrealität der Sache gut getan, ich weiß nicht. Wie Asterix anmerkt, wäre eine satirische Überzeichnung nicht angemessen gewesen - mir war die Angepasstheit der Figuren an ihre Welt wichtig, Überzeichnung hätte dies unglaubwürdig werden lassen. Oder, na ja... noch unglaubwürdiger ... zu unglaubwürdig. ;)

 

Hallo Uwe,
Seine routiniert geschriebene Story, die bei mir nicht richtig zündete. Es lag wohl darann, dass es keinerlei ÜBerraschung gab und am Ende auch alles wieder nett und gut war.

LG
Bernhard

 

hallo uwe,

die Geschichte lässt sich flüssig lesen, nur muss ich zugeben, dass sie bei mir auch nicht zündet. Die Idee Geschlechtsverkehr auf ein Minimum zu reduzieren und ihn nur für die Fortpflanzung zu gestatten und das nur für ein paar Sekunden, finde ich zwar interessant. Aber an der Umsetzung hapert es. Ich finde es nicht glaubwürdig genug.

Seit dreiundreißig Jahren hatte er diesen Moment vor sich her geschoben, seinem starken Glauben sei Dank.

Sowas zum Beispiel hemmt den Lesefluss und er wirkt hölzern formuliert. Ich glaube die dreiunddreißig Jahre sind unerheblich und für mich ist im gesamten Text nicht genug herausgearbeitet, dass dieser Glaube eben so stark ist, dass man so keusch sein kann.

Friedlich näherte sich ihr, soweit es der Anstand zuließ. »Ist gut, Lisschen«, flüsterte er, und fürchtete, seine Stimme würde brechen. »Lass es uns machen. Es ist Gottes Wunsch.«

genauso das, wirkt hölzern und sehr platt.

Insgesamt krankt die Geschichte an der Glaubwürdigkeit. Ansonsten war sie interessant.

mfg mantox

 

Die Idee ist super, würde aber wohl besser wirken, wenn sie in ein größeres Werk eingebettet wäre. So verliert sie sich irgendwie etwas und hängt dezent in der Luft. Außerdem fehlt mir die Perspektive der Frau. So wirkt die Geschichte viel zu stark in der Vergangenheit angesiedelt, keusch leben bedeutet ja nicht gleichzeitig, dass man in alte Rollenmuster verfällt. Die Frau sollte also durchaus eine Stimme haben (über die Initiative mit der Zeitung hinaus). Vielleicht würde sich sogar schon viel gewinnen lassen, wenn du die Perspektive viel stärker zur Frau verlagern würdest, die Vorbereitung des Mannes also nur Randnotiz wäre.

wir möchten Ihnen den Aufenthalt in unserem Institut so wenig unangenehm wie möglich machen
Großartig!

Seit dreiundreißig Jahren hatte er diesen Moment vor sich her geschoben, seinem starken Glauben sei Dank.
Dem Implantat sei Dank, oder? Der Satz ist für mich ein starker Logikfehler. Wird ein Implantat benötigt, ist die Enthaltsamkeit Zwang, nicht Glaube. Oder soll das nur verhindern, dass einem die Suppe zu den Ohren rausläuft? :D

 

Hi Uwe;
grusellige Geschichte die du hier zeichnest, mit ein paar echt dicken Fischen, ... also Begattungshelfer ... *lach*
Trotzdem plätschert das ganze leider nur, aber das haben ja schon andere angemerkt.

Was ich mich Frage, wenn du ein klein wenig mehr Hintergrundwissen liefern würdest, z.B. könntest du eine Reportage im Fernsehen/Rundfunk laufen lassen oder einige Zeitungsartikel am Anfang und Ende der Geschichte liefern, welche diese Entwicklung zu diesen Sozialen Gegebenheiten begründen/näher beleuchten, wie die Geschichte dann wohl wirken würde?

Danke für die Unterhaltung
Les' Dich
Nice

 

Hallo Uwe

Ein Besuch im Begattungsinstitut, mit Gottes gefälliger Gnade, welch köstlich abstrus-futuristische Idee. Ein Dankesschreiben des päpstlichen Nuntius an den Autoren im Anhang, hätte dem Ganzen die gebührende Abrundung gegeben, obwohl es sich klar abschliessend liest.

Das zweimal erschreckte Keuchen von Friedlich bei der Samenbereitstellung und der Auslieferung war unüberhörbar. Was ich aber eindeutig vermisste, war der Jungfernschrei von Lissabet, als Gebet an Maria, nächstes Mal ihre Begattungsregel vollziehen zu dürfen.

Ein Ulk, der bei mir ein ironisches Grinsen verursachte. :D Leider löste es sich so schnell wieder auf wie der Akt selbst.

Eine Geschichte von kurzweiligem Unterhaltungswert, nur kurz verweilend, aber dennoch gern gelesen.

Gruss

Anakreon

 

Hallo Uwe
Mein Gott (ähem), was wäre das für eine Zeit, in der die schönste Nebensache der Welt auf sieben Stösse in einem Begattungsunternehmen reduziert würde.

Klar kann man dem Text gewisse Mängel an Logik, (weshalb keine in-vitro-Fertilisation, trotz Keuschheitsdingens kennt Friedlich den Koitus, usw.) sowie das Fehlen gesellschaftlicher Hintergründe (Totalitärer Gottesstaat oder "nur" eine abgeschottete Gemeindesekte) zuschreiben, - muss man aber nicht.

Als Schlaglicht auf ein der Natur zuwiderlaufendes Dogma, fand ich die kurze Geschichte deshalb sehr unterhaltsam.

Außerdem halten Sie bitte Ihre Hose fest, da wir für Unfälle keine Haftung übernehmen.
außerdem möchten wir Sie zu einer kostenlosen Tasse Kaffee einladen.
Die beiden Nebensätze find ich richtig klasse, das gibt dem ganzen diesen perfiden Geschäftston.

Gruss dot.

 

Also ich muß ehrlich gestehen, mich hat die Geschichte sowohl gut unterhalten, als auch ehrlich amüsiert, das Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Aber Humor ist ja auch eine sehr persönliche Geschichte und jeder hat einen anderen Humorlevel. Mir hat es jedenfalls gut gefallen! Danke!

 

Hi Uwe,

wie gehabt: huebsche Idee, aber die Story "haengt" fuer meinen Geschmack. Da fehlt der Rahmen. Ein fehlender Konflikt stoert mich nicht, aber so wirkt das irgendwie zombiehaft.
Aber selbstverstaendlich angenehm zu lesen.

Proxi

 

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