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Wir dachten es sei Urlaub

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16.05.2018
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Wir dachten es sei Urlaub

Der dunkelrote Wein floss langsam ihre Kehle hinab, während sie auf die nächste Seite ihres Thrillers blätterte.
Irgendwo hier, an einem der unzähligen Seen im Süden Schwedens, nahe der kleinen Stadt Hyltebruk.
Gemeinsam mit ihrem Freund Chris, lag Chloe auf dem Boden der kleinen Hütte. Vor ihnen knisterte das brennende Holz im Kamin und verströmte diesen typischen Geruch, nach Wärme, Liebe, Natur und Freiheit.
Unter ihren Rücken die Decken, unter ihren Köpfen die Kissen aus dem Schlafzimmer. Auf dem Holztisch standen noch die Überbleibsel des Abendessen.
Zwei Wochen Auszeit hatten sie sich gegönnt. Waren mit dem kleinen, aber bis oben vollgepackten Renault von Hamburg nach Travemünde geheizt, um gerade noch rechtzeitig die Fähre nach Trelleborg zu bekommen. Schliefen auf dem Weg in der winzigen Kabine, nachdem Chris alle Notausgänge abgegangen und geprüft hatte. Der Stress und die Anstrengungen der letzten Tage gepaart mit dem sanften Schaukeln der Fähre hatte schnell dazu geführt, dass sie einschliefen. Dicht an Dicht, nebeneinander gekuschelt. Sich festhaltend.
Tatsächlich war es ihr erster gemeinsamer Urlaub, nachdem sie für fast ein Jahr ein Paar waren. Sie waren beide definitiv nicht die Pauschalurlauber und All-Inclusive Touristen.
Von Trelleborg waren sie in den frühen Morgenstunden noch knapp drei Stunden mit dem Auto gefahren. Vorbei an der Küste, an unzähligen Seen, über Straßen, deren Seiten von Bäumen begleitet wurden. FREIHEIT. Schon hier, auf den langgezogenen, fast leeren Straßen spürten sie die Ruhe und Entschleunigung, während die Sonne auf die Windschutzscheibe knallte.
Schon auf dem Weg zum Ferienhaus hatten sie unzählige Male angehalten, um Fotos zu machen. Hatten wartend gehofft einen Elch zu erblicken. Machten mit Hilfe des Stativ Bilder von sich vor angehäuften Baumstämmen. Stoppten für ein kleines Picknick bestehend aus selbstgebackenem Bot, Dips, Käse und Weintrauben. Über ihnen zwitscherten die Vögel. Die Luft war so klar, dass Chris und Chloe einfach da standen, den Duft durch ihre Nasenlöcher einzogen und ihre Lungen füllten.
Schließlich entdeckten sie die Auffahrt zu ihrem Gästehaus für die nächsten Tage und fuhren langsam den Pfad herunter. Neben dem blau / weiß gestrichenen Holz des Hauses, stand ein kleiner Schuppen. Das kleine Ruderboot, welches sie im Internet bereits auf Bildern gesehen hatten, schaukelte auf den Wellen des Sees hin und her.
Chris konnte es nicht fassen, als er am Nachbarhaus ein Auto mit deutschem Kennzeichen entdeckte. Hatte er sich doch so sehr nach Abgeschiedenheit, fernab von Menschen und Zivilisation gesehnt. Die Bilder auf der Webseite ließen nicht vermuten, dass so dicht bei noch ein anderes Ferienhaus sein würde. Solange das keine Partyclique war, oder eine Familie mit Kindern, die den ganzen Tag laut sein würden, wäre alles in Ordnung.
Abgesehen davon schienen die nächsten Nachbarn sehr weit entfernt. Zumindest hatten sie auf ihrer Fahrt hier her keine weiteren entdeckt. Na immerhin das.
Mittlerweile war es ihr dritter Tag hier. Regen. Anders als geplant. Doch das störte sie nicht. Waren sie doch gekommen, um abzuschalten. Sich noch besser kennenzulernen. Um zu kochen und zu lesen. Zu wandern, Fotos zu machen und im besten Fall ein paar Geocaches zu heben. Das hatten sie die letzten Tage ausgiebig getan. Hatten die Gegend erkundet. Waren durch die nahegelegenen Wälder gegangen. Durchgenässt „zuhause“ angekommen.
Wärmten sich mit heißem Tee. Mit leckeren Mahlzeiten. Unterhielten sich vor dem Kamin über ihre Vergangenheit. Ihre Wünsche. Ihre Ängste. Ihre Ziele. Ihre Leidenschaft. Hatten Sex. Viel davon. Lasen sich gegenseitig Märchen vor. Phantasierten über ihre gemeinsame Zukunft.
Die Dunkelheit hatte die Region umhüllt. Nur Spiegelbilder, wenn man von innen den Blick zu den Fenstern warf, wo die Flammen der Kerzen reflektiert wurden.
Chris verspürte den Drang eine zu rauchen. Er rappelte sich hoch, gab seiner Freundin einen Kuss, kramte in der Tasche nach seinen Zigaretten und trat vor die Tür. Fast schon gruselig erschien diese Stille. Diese tiefe Finsternis. Leise konnte man die kleinen Wellen hören, wie sie gegen die Steine klatschten. Konnte die Tropfen hören, wie sie auf die Baumkronen und den Boden darunter trafen. Keine Chance das gegenüberliegende Ufer zu sehen. Zu bewölkt für einen grandiosen Sternenhimmel. Auch, wenn ihm eigentlich bewusst war, dass sie hier zu südlich waren, hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben, die Aurora Borealis zu sehen.
Nur vom Nachbarhaus kam ein wenig Helligkeit durch deren kleines Küchenfenster. Verwundert zog Chris an seiner Zigarette, denn er bemerkte, dass deren Auto nicht mehr dort stand. Abgreist? Nur einen Ausflug zu einem Restaurant und das Licht angelassen? Sollte er hinüber gehen? Mal prüfen, wie das Haus so war?
Energieverschwender, dachte er sich. Schnippte seine Zigarette in die Dunkelheit.
In seiner Jackentasche kramte er eine kleine Taschenlampe hervor und schlich zu dem Haus. Er wusste, dass er nicht leise sein musste. Schließlich war keiner
mehr dort. Und dennoch bewegte er sich vorsichtig, als wäre er auf geheimer Mission.
Er ging näher an das Haus. Betrat deren Terrasse. Das Holt knarrte unter seinen Füßen. Obwohl es aufgeweicht war durch den Regen. Geduckt kam er dichter. Streckte seinen Kopf und blickte mit den Augen durch eines der Fenster. Und erkannte...nichts. Der Lichtschein warf etwas Helligkeit in jeden Raum. Doch alles was Chris erkennen konnte, schien als wären die Nachbarn abgereist. Keine Taschen. Kein Müll. Kein Geschirr bei der Spüle. Er ging zur südlichen Seite des Hauses und schaute auch hier durch das Fenster. Das Bett abgezogen. Keine Reisetaschen. Keine Koffer.
Chris kam an einer der Türen. Wenn diese Hütte ähnlich aufgebaut war, wie die ihre, wäre dies die Hintertür durch die man zum Schlafzimmer und der Küche der kommen würde. Er legte seine Hand um den Knauf und drehte ihn. Ohne das sich etwas tat. Was ging denn bitte in ihm vor? War er komplett übergeschnappt?
Seine Finger verließen den Knauf und er machte ein paar Schritte zurück. Was, wenn einfach nur einer der Personen dort einkaufen gefahren wäre. Die anderen würden sich jetzt sicher fürchten.
Er stapfte die paar Meter zurück.. Weg von der Veranda. Weg von dem Licht. Ging zurück in die kleine Hütte, die sie gebucht hatten.
Er zog seine Schuhe im Vorflur aus, hängte seine Jacke an den Haken und kam in das kleine Wohnzimmer. Der Kamin strahlte soviel Hitze aus, dass es ihm vorkam, als würde er in eine Wand laufen. Chloe lag auf der Seite, hatte die Decke bis weit unter das Kinn gezogen. Die Augen geschlossen. Das Buch aufgeschlagen neben sich liegend.

Leise legte sich Chris zu ihr auf den Boden. Das Holz im Kamin glühte nur noch. Er versuchte noch ein paar Seiten über die Nimrod Expedition zu lesen,
allerdings fielen auch ihm immer öfter die Augen zu. Also legte auch er sein Buch zur Seite, drehte sich zu diesem unheimlich hübschen Wesen neben ihm und drückte sich fest an sie.
Es dauerte eine Weile bis er erkannte, wovon er wach wurde. Und mit ihm seine Freundin. Sein Kopf dröhnte von der Hitze im Raum. Vielleicht auch von der Flasche Rotwein. Sein Mund war trocken. Jeder Versuch zu schlucken schmerzte.
Erst jetzt realisierte er das Klopfen am Fenster. Wieder und wieder. Heftig. Fordernd. Unverständliche Laute dazu.
Schlagartig schoss sein Puls in die Höhe. Er war hellwach. Chloe rappelte sich hoch. Starrte zum Fenster. Erkannte ein männliches Gesicht. Drehte ihren Kopf schnell zu Chris. Besorgt. Griff seinen Unterarm. "Mach nicht auf!"
Christ rappelte sich auf und ging in Richtung Fenster, um die Gestalt besser sehen zu können.
Er sah ein Blutverschmiertes Gesicht. Ängstlich. Umhüllt von einer Kapuze, oder einem Schal. So genau konnte er das nicht erkennen. Die Augen schienen wässerig.
"HELFEN SIE MIR!" Panik in der Stimme.
Chris drehte sich zu Chloe. Sie schüttelte mit dem Kopf.
Erneut die Stimme von draußen: "WIR HATTEN EINEN UNFALL. MEINE FRAU... SIE... HELFEN SIE MIR!" Chris war sich unsicher. Die Finsternis da draußen, die Einsamkeit, der Blick seiner Freundin...alles machte ihm Angst. Er hatte zu viele Horrorfilme
gesehen. Zu viele Thriller gelesen. Er musste vorsichtig sein.
"Was ist passiert?" rief er der Person auf der anderen Seite der Scheibe entgegen.
"HELFEN SIE MIR! Mir ist kalt. Meine Frau... sie... sie braucht Hilfe. Lassen sie mich rein!"
Seine Stimme wurde leiser. Schien erschöpfter. Seine Hände stützten sich auf dem Fenstersims ab. Sein Blick in Richtung Boden gewandt. Seine Lunge außer Atem. Die Finger dreckig.
"Das kann ich nicht tun!" erwiderte Chris. Und setzte weiter an. "Warum haben sie nicht die Polizei gerufen?"
"Mein Handy ist bei dem Unfall scheinbar kaputt gegangen. BITTE. HELFEN SIE MIR! ICH BIN KEIN VERBRECHER. ICH BRAUCH HILFE. MEINE FRAU... sie ... sie stirbt. Sie ist eingeklemmt in dem Auto. BITTE!!!"
Chris war mulmig. Alles schien wie in einem Film. Chloe saß mittlerweile auf der Couch. Verängstigt schaute sie ihn an und schüttelte immer wieder mit dem Kopf. Hielt ihr Handy in der Hand.
"Baby. Ruf die Polizei. Sag denen wo wir sind. Und was passiert ist!"
"Wie ist denn hier die Nummer für die Polizei?"
"Kein Plan" antwortete Chris gereizt und drehte sich zu ihr. "Google das!"
"Darling, lass ihn nicht rein. Ich hab Angst!"
Chris bewegte sich vom Fenster weg, kniete sich vor sie. Seine Hände umfassten ihr Gesicht. Er schaute ihr tief in die Augen.
"Baby. alles ist gut. Wir müssen ihm helfen. Stell dir vor, dir passiert so etwas hier in der Region. Es regnet. Es ist kalt. Hör bitte auf, was schlimmes zu denken. Das ist kein Thriller."
"Du gehst da nicht raus, hörst Du? Ich trau der Sache nicht."
"Ruf den Notruf!" befahl er und drehte sich um.
Doch das Gesicht war verschwunden vor der Scheibe.
Lukas Herz schlug ihm bis zu den Mandeln. Alle seine Muskeln und Sinne waren angespannt. Das musste doch ein schlechter Scherz sein. Hatte es hier echt jemand auf sie abgesehen? So ein Quatsch. Niemals. Er musste sich zusammen reißen. Das war hier kein Film. Kein Buch. Hier brauchte jemand Hilfe. Er presste sein Gesicht an das Fenster. Sah nichts. Schaute auf den Boden. Sah nichts. Er hörte wie Chloe mit jemandem auf englisch sprach, bevor ihre Stimme stockte. Tränen ihre Augen verließen, während sie in den Gang zur Küche blickte.
Kalte strömte um seine Füße.
FUCK. DIE HINTERTÜR.
Chris machte einen Satz zu seiner Freundin. Stellte sich vor sie. Sah eine
Person am Ende der Küche. Vor dem Eingang zum Schlafzimmer. Blut tropfte auf den Holzboden. Der Wind wirbelte die Regentropfen in die kleine Hütte. Dann brach die Person vor ihnen zusammen.
Entschlossen machte Chris einen Schritt in die Küche. Griff eines der großen Messer aus dem Messerblock, drückte es Chloe in die Hand. Hielt ihre Handgelenke fest und schaute sie an. Er flüsterte ihr ins Ohr.
"Im Flur ist meine Jacke. Da drin ist der Autoschlüssel. Nimm ihn. Fahr los nach Hyltebruk." Sie schüttelte den Kopf.
"Ich lass dich hier nicht allein!" Ihre Worte waren kaum zu verstehen, weil sie so sehr weinte.
"FAHR! Hol die Polizei!"
Er riss sie von der Couch und drehte sie in Richtung Ausgang. Drückte sie sanft mit seiner Hand in ihrem Rücken in Richtung Tür. Begleitete sie, bis sie schließlich im Auto saß. In Trance startete sie den Motor. Er küsste sie ernst auf die Stirn. Dann auf den Mund. Griff den Erste Hilfe Kasten, der unter dem Fahrersitz lag.
"Fahr! Alles wird gut!"
Dann warf er die Fahrertür zu. Ohne zu warten, ohne ihr nachzusehen, ging er zurück in das Haus. Vernahm, wie sich der Wagen von der Auffahrt bewegte, den kleinen Berg herauf fuhr und die Lichter langsam in der Dunkelheit untergingen. Zitternd tippten ihre Finger auf dem Bildschirm ihres Handy herum, um sich den Weg in die Stadt anzeigen zu lassen.
Lachend lag diese Sichel des aufgehenden Mondes dort am Himmel. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte 3:33 Uhr. Sie musste sich zusammenreißen, nicht zu schnell auf diesen Waldwegen und leeren Straßen zu fahren. Aber die Angst saß in ihren Knochen. Die Panik ließ sie schluchzen. Immer wieder tropften Tränen auf ihre Jogginghose. Der Handrücken verwischte das Mascara an ihren Augen, wie ein Scheibenwischer. Sorgte dafür, dass sie aussah wie ein Pandabär, aber immerhin besser sehen konnte.

Chris betrat die Hütte. Seine Schritte bedacht. Seine Sinne geschärft. Immer noch dröhnte sein Kopf. Griff in seine Hosentasche, führte das Spray zu seinem Mund, inhalierte tief den Wirkstoff, der seine Bronchien weiten würde. Verdammtes Asthma.
In dem Gang zum Flur lag noch immer die Person. Schon vom Wohnzimmer aus erkannte er, dass sich der Brustkorb hob und senkte. Ein gutes Zeichen. Bewusstlos, aber kein Kreislaufstillstand. Er wühlte in seinem Kopf zusammen, was er damals im Erste Hilfe Kurs gelernt hatte, bei der DLRG. Langsam näherte er sich dem Körper.

Chloe fegte über die Straßen. Zu schnell. Die Stämme und Wipfel fegten im Millisekundentakt vorbei. Die Wischblätter versuchten ihr Bestes, um für freie Sicht zu sorgen. Dann erkannte sie Blaulicht in der Ferne. Es kam dichter und dichter. Immer näher auf sie zu. Sie zog den Lichthebel links von ihr an sich heran. Die Fahrbahn vor ihr wurde durch das Aufflackern des Fernlichtes erhellt. Sie tippte auf den Knopf der Warnleuchte und reduzierte ihre Geschwindigkeit, bis der Wagen zum Stehen kam.

Der auf sie zukommende Wagen wurde ebenfalls langsamer und gab sich als Polizeiwagen zu erkennen. Er hielt neben ihr. Die Seitenscheibe fuhr
automatisch herunter. Chloe versuchte schnell auf englisch zu erklären, was passiert war.
"WHERE IS YOUR GUESTHOUSE?" schrie er sie an. Chloe zitterte, weinte. schluchzte und stotterte die Adresse heraus.
"STAY HERE. DO NOT MOVE AWAY!" wies der junge Polizist an und raste davon.
Nur er wusste bereits, dass ein PKW mit deutschem Kennzeichen unweit der Gegend gefunden wurde. Die Beifahrerseite eingedrückt durch einen Baum. Auf dem Sitz eine Frau. Tot. Ohne viel Blut im Innenraum. Umgekommen. Nicht durch den Unfall. Der Polizist vor Ort hatte die Zeichen an ihrem Hals erkannt. Strangulation. Vor dem Unfall. Die Tote auf dem Beifahrersitz wurde erwürgt. Ermordet. Vor dem Unfall hier auf einer der weiten, langen, einsamen Landstraßen.
Und der Fahrer war auf der Flucht. Irgendwo hier in der Gegend.

 

Hallo Hey Coach!

Willkommen bei den Wortkriegern.

Da du kein Anfänger bist, wie du in deinem Profil schreibst, komme ich gleich zur Sache, okay?

Mit deinem ersten Satz habe ich gleich Probleme. Du schreibst "Der dunkelrote Wein floss langsam ihre Kehle hinab". Du wählst hier ein visuelles Adjektiv, was zur Folge hat, dass ich "sehe". Ins Innere der Kehle, wie da der Wein runterfließt.
Muss nicht sein, oder? Warum wählst du nicht ein Adjektiv, das den Geschmack anspricht? "Der herbwürzige Wein" oder so? Das würde viel besser passen.

Apropos Adjektive: Ich habe allgemein nichts gegen sie, aber so schwache/nichtsagende wie "klein" solltest du entweder streichen oder durch stärkere ersetzen.

Zweiter Satz: "Irgendwo hier, an einem der unzähligen Seen im Süden Schwedens, nahe der kleinen Stadt Hyltebruk." => Kein Verb? Was ist/passiert denn "hier"?

Allgemein werde ich mit deinem Textanfang nicht warm. Die fahren also nach Schweden, sind in 'ner Hütte ...
=> Das ist doch zum Gähnen, kein Spannungsaufbau. Es passiert nichts und passiert nichts. Bis zur ersten Leerzeile kannst du praktisch alles streichen.

Von Großbuchstaben rate ich dir ab. Sehr plumpes Stilmittel. Findet man daher auch selten in literarischen Texten. (Terry Pratchetts Tod ist ein Sonderfall.)
Und bitte keine multiplen Ausrufezeichen!

"Meine Frau... sie... sie braucht Hilfe. Lassen sie mich rein!"
=> Vor den drei Auslassungspünktchen gehört ein Leerzeichen, wenn das Wort davor vollständig ist, und das Anrede-Sie schreibt man groß.

Dein Text kommt nicht wirklich voran. Da steht einer draußen, bittet um Hilfe, deine Prots wollen ihn nicht reinlassen. Das breitest du sehr weit aus, ohne dass da was Neues passiert.

Warum sich deine Prots dermaßen in eine Panik hineinsteigern, kann ich nicht nachvollziehen. Sind die auf Drogen?

Ich habe auch eine Frage zum Schreiberischen: Hast du dir Gedanken gemacht, aus wessen Perspektive du erzählst? Scheint nicht so. Du wechselst immer wieder. Mal Erzähler, mal Chris, mal Chloe, dann noch der Polizist. Ich bin kein Perspektivenfetischist, aber ich denke, dein Text wäre stärker, wenn du dich für eine Perspektive entscheidest und dann all ihre Vorzüge nutzt.

Dann noch das Ende deines Textes: Die Pointe ist, dass da tatsächlich ein Verbrecher unterwegs ist? Also genau das, was Chris und Chloe die ganze Zeit gedacht haben?
Recht enttäuschend, wenn du mich fragst.

Ich konnte dem Text leider nicht viel abgewinnen. Der Plot ist ja auch nicht neu und du bringst in den bekannten Plot auch sonst nicht Neues, Erfrischendes rein.

Tja, so viel von mir.

Grüße,
Chris

 

Hi Hey Coach,

Ich werde mal nicht auf Details deiner Geschichte eingehen, sondern einfach meinen Gesamteindruck kundtun.

Doch das Gesicht war verschwunden vor der Scheibe.
Lukas Herz schlug ihm bis zu den Mandeln. Alle seine Muskeln und Sinne waren angespannt. Das musste doch ein schlechter Scherz sein. Hatte es hier echt jemand auf sie abgesehen? So ein Quatsch. Niemals. Er musste sich zusammen reißen. Das war hier kein Film. Kein Buch. Hier brauchte jemand Hilfe. Er presste sein Gesicht an das Fenster. Sah nichts. Schaute auf den Boden. Sah nichts. Er hörte wie Chloe mit jemandem auf englisch sprach, bevor ihre Stimme stockte. Tränen ihre Augen verließen, während sie in den Gang zur Küche blickte.
Kalte strömte um seine Füße.
FUCK. DIE HINTERTÜR.
Chris machte einen Satz zu seiner Freundin. Stellte sich vor sie. Sah eine
Person am Ende der Küche. Vor dem Eingang zum Schlafzimmer. Blut tropfte auf den Holzboden. Der Wind wirbelte die Regentropfen in die kleine Hütte. Dann brach die Person vor ihnen zusammen.

Hier geht mir alles viel, viel zu schnell. Was passiert denn überhaupt? Hab den Absatz mehrmals gelesen und verstehe einfach nicht, was hier passiert. Wer zur Hölle ist Lukas? Also ist der Mann von draußen um das Haus gegangen, durch die Hintertür rein und dann zusammen gebrochen? Hab ich das richtig verstanden? Wenn ja, dann musst du das unbedingt überarbeiten, das checkt man beim ersten Mal lesen nicht. Wenn nein, naja, noch mehr Grund zur Überarbeitung.

Zudem finde ich es nicht glaubwürdig, dass das Paar sofort Angst bekommt. Ich behaupte einfach mal, dass Menschen hier der Person aus Reflex helfen würden, zumal der Mann doch keine Anzeichen macht, dass irgendwas an seiner Geschichte nicht stimmen könnte.

So, jetzt zu meinem wichtigsten Punkt. Was war denn überhaupt der Plan des Mörders? Er erwürgt eine Frau, packt sie in ein Auto, fährt die Karre gegen einen Baum (Das muss man erst mal hinbekommen, dass man genau seitlich die Beifahrertüre erwischt...) und dann läuft er zum nächsten Haus und ruft um Hilfe? Wo ist der Sinn? Will er seinen Mord durch einen Unfall vertuschen? Jeder weiß doch, dass die Polizei sowieso die eigentliche Todesursache herausfindet. Und außerdem, wenn das der Plan ist, dann besteht für Chris (oder Lukas?) ja gar keine Gefahr, wenn er den Typen wiederbelebt. Ich verstehe das einfach überhaupt nicht. Lange Rede, kurzer Sinn: Was ist die Motivation des Mörders?

Was mir auch nicht klar ist, warum Chris zu diesem Nachbarhaus schleichen muss? Abgesehen davon, dass das kein normaler Mensch tun würde, nur weil das Auto nicht dasteht, warum ist das wichtig für die Geschichte?

Gut hat mir gefallen, wie du die Stimmung vor dem ganzen Tamtam aufgebaut hast. Urlaub mit der Liebsten, irgendwo im nichts, Auszeit, super. Brauch ich auch mal wieder, hab ich mir gedacht. Auch so hast du wenige orthographische und grammatikalische Fehler gemacht, sieht man nicht oft bei einem Erstling.

Unterm Strich muss ich aber einfach sagen, dass ich deine Geschichte teilweise nicht verstanden hab, und das was ich verstanden hab, passt nicht zusammen. Vor allem, was der Mördern will und warum er noch gefährlich sein könnte. Das musst du mir noch erklären.

So viel von mir,
Viele Grüße, Salomon

 

Hey … äh … Hey Coach (cooler Nick)

Und willkommen bei den Wortkriegern. Chris Stone hat mich darauf gebracht, Dein Profil zu checken. Ich hatte eigentlich schon die Samthandschuhe angezogen, aber ich ziehe sie wieder aus und komme direkt zur Sache.

Du hast ein in meinen Augen sehr klassiches Setting gewählt. Muss nicht schlecht sein, erhöht die Erwartungen und die Gefahr, dass ich denke: Was für ein Klischee! Also: Du legst Dir selbst die Latte ganz schön hoch.

Erstmal Formales. Kommakönigin is in da house. :chaosqueen: Du verwechselst Wörter und verhaust die Grammatik:

Durchgenässt „zuhause“ angekommen.
Chris kam an einer der Türen.
Ohne das sich etwas tat.
Also legte auch er sein Buch zur Seite, drehte sich zu diesem unheimlich hübschen Wesen neben ihm und drückte sich fest an sie.
Kalte strömte um seine Füße.

Machst Zeilenumbrüche mitten im Satz:

Schließlich war keiner
mehr dort.
Er versuchte noch ein paar Seiten über die Nimrod Expedition zu lesen,
allerdings fielen auch ihm immer öfter die Augen zu.

Und die Zeichensetzung ist einfach ein riesiges Durcheinander. Normalerweise finde ich in den Zeichensetzungsfehlern der Leute irgendein System. Hier ist keins, weshalb ich vermute, dass Du darin einfach echte Schwächen hast. Bitte setz Dich damit sorgfältig auseinander. Wenn man viel schreibt, lohnt sich das sicher. Ich lese auf den Seiten von vielen Verlagen, dass Einsendungen mit vielen Fehlern schneller abgelehnt werden. Und selbst wenn Du es alleine nicht hinbekommst, würde ich Dir raten, Deinen Text auch vor dem Hochladen hier einem/einer Korrekturleser/in in die Hände zu drücken. Ich mache das immer, dann können wir direkt über Inhalte sprechen.

Ein paar Beispiele:

Doch alles was Chris erkennen konnte, schien als wären die Nachbarn abgereist.

Komma vor „was“ und Komma vor „als“.

Wenn diese Hütte ähnlich aufgebaut war, wie die ihre, wäre dies die Hintertür durch die man zum Schlafzimmer und der Küche der kommen würde.

Komma weg vor „wie“, Komma vor „durch“.

Aber zu der Zeichensetzung an der wörtlichen Rede sage ich noch was, denn die Regeln sind wirklich schnell erklärt und sehr, sehr regelmäßig.

"Was ist passiert?" rief er der Person auf der anderen Seite der Scheibe entgegen.
"Das kann ich nicht tun!" erwiderte Chris.
"Kein Plan" antwortete Chris gereizt und drehte sich zu ihr.

Wenn der Redebegleitsatz nachgestellt wird, kommt zwischen die wörtliche Rede und den Redebegleitsatz ein Komma.

"Was ist passiert?," rief er der Person auf der anderen Seite der Scheibe entgegen.
"Das kann ich nicht tun!", erwiderte Chris.
"Kein Plan", antwortete Chris gereizt und drehte sich zu ihr.

Also, von der Form her ist das ein riesiges Durcheinander. Ich weiß, ich bin diesbezüglich wirklich sehr pingelig, aber ich konnte das kaum lesen. Die Großbuchstaben und Rudel von Ausrufezeichen wurden schon angesprochen. So schreibt man auf Facebook. Wir streben hier doch schon ein etwas höheres Niveau an.

Alle rausgesuchten Stellen sind beispielhaft. Es gibt noch viel mehr davon. Also bitte korrigiere den Text sorgfältig durch.

Kommen wir zu anderen Sachen. Den Anfang fand ich auch schwach. Sehr viel Tell, wenig Show. Ich markiere mal alles, was an den ersten drei Absätzen Show ist:

Der dunkelrote Wein floss langsam ihre Kehle hinab, während sie auf die nächste Seite ihres Thrillers blätterte.
Irgendwo hier, an einem der unzähligen Seen im Süden Schwedens, nahe der kleinen Stadt Hyltebruk.
Gemeinsam mit ihrem Freund Chris[] lag Chloe auf dem Boden der kleinen Hütte. Vor ihnen knisterte das brennende Holz im Kamin und verströmte diesen typischen Geruch[ ]nach Wärme, Liebe, Natur und Freiheit.
Unter ihren Rücken die Decken, unter ihren Köpfen die Kissen aus dem Schlafzimmer. Auf dem Holztisch standen noch die Überbleibsel des Abendessen.
Zwei Wochen Auszeit hatten sie sich gegönnt. Waren mit dem kleinen, aber bis oben vollgepackten Renault von Hamburg nach Travemünde geheizt, um gerade noch rechtzeitig die Fähre nach Trelleborg zu bekommen. Schliefen auf dem Weg in der winzigen Kabine, nachdem Chris alle Notausgänge abgegangen und geprüft hatte. Der Stress und die Anstrengungen der letzten Tage gepaart mit dem sanften Schaukeln der Fähre hatte[n] schnell dazu geführt, dass sie einschliefen. Dicht an Dicht, nebeneinander gekuschelt. Sich festhaltend.
Tatsächlich war es ihr erster gemeinsamer Urlaub, nachdem sie für fast ein Jahr ein Paar waren. Sie waren beide definitiv nicht die Pauschalurlauber und All-Inclusive Touristen.

(Bitte beachte die korrigierten Stellen in den eckigen Klammern.) Das ist nicht viel. Tatsächlich fand ich es super, dass Chris alle Notausgänge prüft. Das kam mir wie ein sehr gut platziertes Foreshadowing vor. Stellt sich aber heraus, dass das für die Geschichte völlig unwichtig ist. Hm. So zeigt man Dinge gut, daraus hättest Du einiges entwickeln können. Der Rest ist so einleitungsmäßig: „Liebe Leser/innen, in der folgenden Geschichte geht es um Chris und Chloe, ein frisch verliebtes Paar. Sie fahren gemeinsam in den Urlaub.“ Lass das weg. Zeig uns mehr, erzähle weniger.

Alles schien wie in einem Film.

Ich finde es schwach, wenn man in einer Geschichte darauf hinweist, dass das wie in vielen anderen 0815-Geschichten ist. „Sorry, Leser/innen, ich weiß, das ist irgendwie abgelutscht, so abgelutscht, dass sogar meine Figuren darauf kommen.“ Selbst wenn Du das denkst, sag das doch nicht. Und wenn Du das denkst, dann ändere das.

Dass die Reaktionen Deiner Protas komplett unglaubwürdig sind, wurde schon angesprochen. Warum setzt Chris Chloe ins Auto, statt der Person zu helfen, die im Hausflur zusammengebrochen ist? Warum nimmt er ein Messer in die Hand? Ich weiß nicht, in welcher Welt Du lebst, aber wenn bei mir im Haus eine verletzte Person zusammenbrechen würde, würde ich natürlich jemandem befehlen, die Rettungskräfte (nicht die Polizei) zu alarmieren, und gleichzeitig versuchen, irgendwie zu helfen. Das, was Deine Protas da machen, ist einfach … seltsam.

Die ständigen Perspektivenwechsel finde ich auch irritierend. Erstens sind sie praktisch nicht notwendig. Bleib doch einfach bei Chris. Und zweitens wird man davor gewarnt und zwar aus Gründen: Es wirft mich als Leserin raus und raus und wieder raus. Wieso bleibst Du nicht einfach bei Chris?

Ein paar Textstellen, die bei mir Schnappatmung ausgelöst haben (auch zu Deiner Belustigung, stellt Dir Mariechen mit Schnappatmung vor):

Auch[ ]wenn ihm eigentlich bewusst war, dass sie hier zu [weit] südlich waren, hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben, die Aurora Borealis zu sehen.

(Wieder eckige Klammern mit Korrekturen.) Das ist wirklich totaler Quatsch. Jemand, der auch noch den Fachbegriff verwendet (was für ein Arschloch), könnte wissen, dass man für ein Nordlicht nicht nur Norden braucht, sondern auch einen äußerst klaren Himmel (es regnet gerade, ne?) und Winter! Ist es Winter? Die Protas haben keinen Regen erwartet, also wenn es Winter in Südschweden wäre … Ich würde mit Regen rechnen.

Ich war übrigens diesen Winter in Umeå, deutlich weiter nördlich. Leider auch noch ein bisschen zu weit im Süden, um zuverlässig Nordlichter zu sehen. Wir standen eine Nacht auf dem See und haben uns die Hälse verrenkt. Aber eine Woche nach meiner Abreise hat eine Freundin dort tatsächlich noch welche gesehen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Völlig beknackt, die Stelle.

"Baby. Ruf die Polizei. Sag denen wo wir sind. Und was passiert ist!"
"Wie ist denn hier die Nummer für die Polizei?"
"Kein Plan" antwortete Chris gereizt und drehte sich zu ihr. "Google das!"
"Darling, lass ihn nicht rein. Ich hab Angst!"

Sie nennen sich gegenseitig „Baby“ und „Darling“? Srsly, Coach, ich bin jünger als Du, ich nehme an, Deine Protas sind mehr in meinem Alter. Aber niemand sagt das. Niemand. „Schatz“ ist schon unterste Schublade, aber hier greifst Du unter den Schrank. Die meisten Leute, die ich kenne, verabscheuen Kosenamen. Mein Freund und ich sind anders. Wir nennen uns „Tuffie“ und „Mäuschen“. Das ist süß. Du könntest die Kosenamen verwenden, um etwas über Deine Protas zu erzählen. Hier erzählst Du, dass sie Fantasieleute aus einer RTL-Show sind. Oder totale Asis. Kann sein. Ich kenne nicht viele Asis. Also vielleicht sind Deine Figuren Asis, und weil ich kaum welche kenne, kommt mir das so komisch vor. Und als ich vierzehn war, haben die Pärchen sich so genannt. Aber Deine Protas sind wohl eher älter. Just not happening.

Der Handrücken verwischte das Mascara an ihren Augen, wie ein Scheibenwischer. Sorgte dafür, dass sie aussah wie ein Pandabär, aber immerhin besser sehen konnte.

Die Bitch schläft mit Mascara? Sie trägt Mascara im Schwedenurlaub? Damn, und sie behauptet von sich, sie wäre mehr so die Trekkingperson. Wannabe! Wahrscheinlich sind die beiden wirklich totale Asis, wa?

Über diese Aufreger meinerseits darfst Du ruhig lachen. Aber dann überlege Dir, wie Deine Protas dadurch wirken und ob Du das so willst. Wenn nicht: You better make it work!

Hab viel Spaß im Forum und einen schönen Abend.

Bitchige Grüße,
Maria

 

Üblicherweise umgehe ich Horror weiträumig - aber hier beginnt für mich der Horror schon im Titel, der eigentlich der SuperGaU und klassische Fehlstart der schreibenden Zunft ist und weder der neueren noch der älteren Rechtschreibung entspricht

Wir dachten[,] es sei Urlaub
, da schützt auch kein cooler Deckname vor. Gleichwohl

herzlich willkommen hierorts, Hey Coach!

Friedel

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Moin Maria,

vielen Dank für Deine Zeit und deine sehr ausführliche Antwort. Die genannten Fehler und Anmerkungen nehme ich mir zu Herzen und werde das künftig korrigieren. Samthandschuhe brauch ich nicht und bringt auch keinen weiter. Von daher nochmals Danke. Häufig schreibe ich bei Kurzgeschichten wirklich direkt drauf los, weil ich etwas im Kopf habe und bin dann zu faul was die Korrektur angeht. Da muss ich in jedem Fall ran.

Kannst Du mir den Tell & Show Teil etwas genauer erklären. Vielleicht passt das nicht für eine Kurzgeschichte, aber in meinen Augen ist Ausschmücken der Szene doch angebracht, als stupide Inhalt zu vermitteln. Oder habe ich etwas falsch verstanden, mit deiner Anmerkung?

Kosenamen ist natürlich immer so ein Thema.

Hab eine feine Restwoche und nochmals Danke


Moin Chris,

Danke für Deine Zeit und Deine Anmerkungen.

Denen nehme ich mich bei den nächsten Sachen an. Danke für die Tipps.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Coach (Ich kann die Anrede weglassen, ohne dass es unhöflich klingt, wie cool ist das denn?)

Kannst Du mir den Tell & Show Teil etwas genauer erklären. Vielleicht passt das nicht für eine Kurzgeschichte, aber in meinen Augen ist Ausschmücken der Szene doch angebracht, als stupide Inhalt zu vermitteln. Oder habe ich etwas falsch verstanden, mit deiner Anmerkung?

Da bin ich mir nicht sicher, ob Du das richtig verstanden hast. "Show" ist das genaue Gegenteil vom Vermitteln stupider Inhalte.

Tell: Sie hatten viel Stress vor der Abreise.

Show: Am Tag der Abreise klingelte der Wecker nicht. Als Chris auf die Uhr sah, machte seinen Herz einen Satz. Er auch. Er sprang aus dem Bett und rüttelte Chloe wach. »Chloe, steh auf! Wir sind zu spät dran!« Sie frühstücken nicht und duschten auch nicht – dafür war keine Zeit –, zogen sich nur rasch an. Chloe hatte ihren Koffer noch nicht fertig gepackt. Chris stand mit seinem Koffer neben der Tür, drehte den Autoschlüssel zwischen seinen Fingern und wippte mit dem Fuß.

Sobald Du etwas feststellst wie z.B.: Chris fürchtete sich. Dann läufst Du in Gefahr zu erzählen. Zeigen ist besser: Eine kalte Schweißperle rann Chris' Nacken herunter. Mit bebenden Händen umfasste er den Türknauf. Was ihn wohl auf der anderen Seite erwarten würde?

Verstehst Du das jetzt besser? Show, don't tell, das ist die Essenz von gutem Schreiben. Das brauchst Du überall, auch in Kurzgeschichten. Und gerade Horror lebt davon, dass man mitfühlt. Du siehst, dass Show häufig länger dauert. Aber dafür ist es anschaulich. Ich habe auch ewig gebraucht, um zu verstehen, was das alles bedeutet. Frage Dich einfach immer: Kann man sehen, was ich geschrieben habe? Wenn Deine Leserin es nicht vor ihrem inneren Auge sehen oder fühlen (Chris' Herz flatterte und setzte einen Schlag aus.) kann, dann schreib es anders.

Viele Leute neigen dazu, zu Anfang nur zu erzählen. So eine Art Überblicksblock am Anfang. Besser ist, Du ziehst Dein Publikum direkt in die Geschichte rein. Und reinziehen, das machst Du nur mit Show.

Also: Make it work!

Zeigende Grüße,
Maria

 

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