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Wintermärchen

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19.02.2005
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Wintermärchen

Wintermärchen

Klirrend kalter Winter. Eine von einer glitzernden Schneedecke verhüllte Gegend mitten auf dem Lande. Zwischen Feldern steht abgelegen ein kleines Bauernhaus. Die Natur ringsum schweigt. Stille liegt über allem.
Doch plötzlich vernimmt man helles Lachen. Zwei Kinder sind aus jenem Haus gestürmt, stürzen sich begeistert in den Schnee. In ihrem kleinen Eimerchen tragen sie zwei schwarze Kohlen, eine Mohrrübe und ein schmales Stöckchen mit sich. Sie wollen einen Schneemann bauen. Mit Feuereifer begeben sie sich an die Arbeit. Sie rollen Bälle. Als Erstes einen sehr dicken, danach einen mittelgroßen, dann einen noch kleineren. Sie klopfen und streichen die Bälle mit rotgefrorenen Händen zu glatten Kugeln. Anschließend setzen die eifrigen Baumeister diese Kugeln aufeinander. Jetzt erkennt man den Schneemann. Als Augen drücken sie ihm die Kohlen, die Mohrrübe als Nase, das schmale Stöckchen darunter als Mund ins Gesicht. Und formen noch zwei Arme für den Eisgesellen. In die eine Armbeuge klemmen sie einen langen, etwas dickeren Stock. Wie ein Wanderstab schaut der aus.
Kurz noch bewundern sie stolz ihr Werk, freuen sich daran, wie toll der Schneemann ihnen gelungen ist. Dann wenden sie sich zufrieden ab und rennen durch das köstliche weiße Nass davon.

Vor wenigen Augenblicken noch hat er den Blick der ihn anstrahlenden Kinderaugen genossen. Aber nun schaut der Schneemann traurig hinter den Kleinen her. Denn er bleibt ganz allein zurück. Steht dort mutterseelenallein auf dem weiten Feld. Nur ein wenig getröstet von der Wintersonne, die ihn leicht glitzern lässt. Die Einsamkeit betrübt ihn immer mehr. Er wird ganz melancholisch. Die Menschen leben in Familien oder auch als Paar zusammen, auch die meisten Tiere fühlen sich an diesem kalten Tage geborgen in der Gemeinschaft mit Ihresgleichen.
„Und ich...was ist mit mir?“ Er seufzt.
Es ist Vorweihnachtszeit. Ob er sich etwas wünschen dürfte?? „Ach, wenn ich doch nicht so verlassen hier stehen müsste, was wäre das schön!“ flüstert er vor sich hin.
Die Stunden vergehen. Ihm kommt es vor, als wären es Tage. Langsam bricht die Dunkelheit herein. Es wird noch kälter. Was der Schneemann nicht ahnt: Seine wehmütigen Gedanken hat jemand gehört und Mitleid mit diesem einsamen Gesellen. Es wird Mitternacht. Plötzlich erleuchtet ein goldener Schein die in unheimlicher Schwärze liegende Landschaft. Unser Eisgeselle reißt in ungläubiger Fassungslosigkeit seine Augen weit auf. Vor ihm in diesem warmen Licht steht ein Himmelswesen, ein Engel. Und sagt zu ihm: „Sei nicht länger traurig. Dir soll dein Wunsch erfüllt werden. Schon sehr bald...!“ Der Engel lächelt geheimnisvoll.
Was ist das(!)? ?
Im nächsten Moment spürt unser kalter Freund, wie er sich vom Untergrund löst. Ein Gefühl von Freiheit bemächtigt sich seiner. Aufgeregt stellt er staunend fest, dass er auf zwei ganz normalen Beinen steht. Beinen, mit denen er sich vom Fleck bewegen kann. Er probiert zögerlich erste Schritte, ist noch etwas unsicher. Schließlich gehört es nicht zu den üblichen Gepflogenheiten eines Schneemannes, selbstständig durch die Welt zu spazieren. Aber nach wenigen Minuten verfliegt die Ängstlichkeit. Er wird mutiger, läuft immer selbstbewusster umher. Dann fest entschlossen, endlich dem Alleinsein zu entfliehen, begibt er sich voller Euphorie ob der neu gewonnenen Freiheit schließlich auf die Suche nach Gesellschaft. Guten Mutes stapft er munter durch die Nacht.
Lange braucht er nicht zu suchen. Erst an zwei lang gestreckten Feldern ist er vorbei marschiert...da sieht er sie von weitem! Täuschen ihn seine Augen? Kaum wagt er es, seinem Blick zu trauen. Dort am hinteren Rande des nächsten Ackers hebt sich gegen den Nachthimmel der Umriss einer Gestalt ab. Je näher er kommt, umso mehr wächst seine Freude. Da steht doch wahrhaftig ein Schneemädchen. Nicht so groß wie er. Ein eher winziges, sehr schlankes Schneemädchen. Auch ihm haben die Kinder große Kulleraugen aus Kohlen eingesetzt, eine Mohrrübe als Nase und ein Stöckchen als Mund. In seinem Arm hält es ebenfalls einen kleinen Wanderstab. Und, was dem Schneemann dann vordringlich auffällt: Dieses Schneemädchen guckt genauso traurig wie er noch einige Minuten zuvor.
Doch schon bemerkt es den Schneemann. Vor Freude fängt es zaghaft an zu lächeln: „Ich bin soo allein. Bitte, bleib bei mir!“ flüstert es flehend mit Sehnsucht und Hoffen in der Stimme. Nichts in der Welt tut der Schneemann lieber als das. Sein Gesicht leuchtet. All sein Kummer ist verflogen. Ganz dicht stellt er sich neben sie, so dicht, dass ihre Arme sich berühren. Froh sehen sie sich an.
Nun sind sie nicht mehr einsam.
Sie gehören zusammen.
Jetzt sind sie glücklich.

Und wenn sie nicht geschmolzen sind, schwelgen sie auch noch heute im Glück!

 

tastifix schrieb:
Wintermärchen

Klirrend kalter Winter. Eine von einer glitzernden Schneedecke verhüllte Gegend mitten auf dem Lande. Zwischen Feldern steht abgelegen ein kleines Bauernhaus. Die Natur ringsum schweigt. Stille liegt über allem.
schöner Einstieg

Doch plötzlich vernimmt man helles Lachen.
ich persönlich finde ein "man" immer unpassend. Lieber umformen. Fällt mir gerade weiter unten nochma auf...
durch das köstliche weiße Nass davon.
Vielleicht habe ich ja eine falsche Vorstellung von "Nass". Aber ich dachte immer Schnee wäre kein "Nass".

Unser Eisgeselle reißt in ungläubiger Fassungslosigkeit seine Augen weit auf.
Mal wieder Geschmacksfrage, aber selbst ein denkender Schneemann kann seine Augen nicht aufreißen.

Nichts in der Welt tut der Schneemann lieber als das.
tut ist auch nicht so schön. Wie wärs mit "nichts is ihm in der Welt lieber als das"?
Sein Gesicht leuchtet.
Das bezieht sich auch schon auf den oberen Kommentar. Ich würde dem Schneeman keine menschlichen Eigenschaften geben, die sich auf die Mimik des Gesichtes beziehen.


Also insgesamt eine nette und gut geschriebene Geschichte. Aber etwas muss ich kritisieren, dem du wahrscheinlich öfters hier noch begegnen wirst. Ich schätze, einem normalen Leser wird diese Geschichte gefallen und er wird sagen "na, da hab ich aber was Süßes" gelesen. Soweit so gut. Aber hier muss ich dir leider sagen, es fehlt der Geschichte etwas an orginalität und dem Salz in der Suppe. Die erste Szene ist Klischee und das wird nicht wirklich besser. Man weiß einfach schon, wo es hingeht. An deiner Stelle würde ich mir vielleicht noch mal überlegen, was an dieser Geschichte wirklich reizt. Es wäre aus meinem Blickwinkel schon mal schön, wenn du die Geschichte so lassen würdest, aber wenigstens eine Pointe hinzufügst und nicht das "und wenn sie nicht gestorben sind, dann schwelgen sie...". Ich würde den Anfang sogar so lassen, mir nur einen knackigen Schluss überlegen. Etwas Unerwartetes, das mein Leser einen Aha-Effekt auslöst und die Geschichte sofort super machen würde.
Also, das soll wirklich kein Verriss sein, du schreibst schön, baust schön winterliche Stimmung auf und andere Leute würden die Geschichte sicherlich sehr schön finden, aber in ihrer Naivität liegt meiner Meinung nach ihre Schwäche.

Liebe Grüße

Thomas

 

Hi tastifix,

tja, wie Tommy schon sagte: ganz nett geschrieben. Aber eben nichts soo besonderes. Könnte auch ganz gut unter "Kinder" stehen.
Mir persönlich sagt dein etwas unpersönlicher Stil mit dem vielen: "man" nicht so sehr zu, genauso wie der auktoriale (hieß doch so) Erzähler, sprich, solche Formulierungen, wie "unser Eisgeselle", oder "Man sieht jetzt", oder "Was er nicht wusste".
Etwas schöner fände ich es, wenn du mehr in den Schneemann und seine Gefühle hineingehst und ihn zu dem Handelnden und Wahrnehmenden machst. Aber vielleicht ist das auch nur Geschmackssache.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo tastifix,

mir bleibt da ja nicht mehr viel übrig. Die Geschichte ist "ja, ganz nett" (was in Metaller-Kreisen eine furchtbare Beleidigung darstellt, aber hier nicht so gemeint ist). Sie ist Klischee, perspektivlos, und diese Fraternisierung des Erzählers mit dem Leser "unser Held" geht mir schon seit mehr als zehn Jahren auf die Nerven - meinen Geschmack hast du also überhaupt nicht getroffen, tut mir wirklich Leid.

Wenn du den Text überarbeiten wollen würdest, würde ich dir raten, dich an Felsys und Thomas' Vorschlägen zu orientieren und vielleicht ein paar Verniedlichungsformen aus dem ersten Absatz zu nehmen. Die Geschichte könnte gut in der Rubrik "Kinder" stehen, wenn du möchtest, kann ich sie dahin verschieben.

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo, Vita!

Schade, dass dir der Text so überhaupt nicht zugesagt hat. Geschichten sind eben Geschmackssache.
Deinen Vorschlag, sie in die Rubrik "Kinder" zu verschieben, finde ich gut.
Vielen Dank dafür!

Gruss
Gaby-tastifix

 

Hi tastifix!
Eine lustige Idee. Wo schreibst du den sonst deine Geschichten rein?
Die Überschrift passt hier finde ich nicht so richtig hin, weil da "Märchen" hinten dran steht.
Was hier auch nicht so richtig rein passt finde ich ist der Satz: Und wenn sie nicht geschmolzen sind, schwelgen sie auch noch heute im Glück.
Was bedeudet schwelgen überhaupt?
Was bedeudet melancholisch?
Was bedeudet Eupheri?
Was bedeudet schwelgen?

LG

Anaid

 

Dein Kommentar

Hallo, Anaid!

Danke für Deinen netten Kommentar. Schön, dass Dir die Idee zu diesem Text gefallen hat.
Das Wintermärchen steht in dieser Rubrik, weil es von der Geschichte her durchaus Kindern gefallen könnte.

Meine Gesichten stehen z. B. unter Humor, Satire, Märchen, Romantik, sonstige. Wo finde ich DeineGeschichten vorwiegend?

Jetzt zu Deinen Fragen:
Wo du "Euphen" gelesen hast, weiss ich nicht.
"Schwelgen" bedeutet "sich darin aalen" oder man könnte in diesem Falle auch sagen "sie sind auch heute noch total glücklich.

"melancholisch" bedeutet "trübsinnig, schwermütig zu sein".

Gruss
Gaby-tastifix

 

Hi tastifix!
Ich habe bis jetzt noch keine Geschichten veröfentlicht, aber habe es bald vor unter der Rubrik Kinder.
Wann bist du mal in der Kurzgeschichtenseite damit wir uns PM´´s zuschicken können.
LG

Anaid

 

Deine Frage

Guten Morgen, Anaid!

Da würde ich mich drüber freuen. Also, meistens bin ich so gegen 9.00-10.00 Uhr morgens online oder aber auch im Laufe des Abends.

Und Du?

Gruss
tastifix

 

bitte macht das doch gleich per pn, ihr beiden. ;) hier bitte nur Komentare zu der Geschichte

 

Hallo Tommy!

Seit langer Zeit bin ich mal´ wieder auf dieser Seite. Ich möchte mich ganz herzlich für Deinen ausführlichen Kommentar bedanken.

Der naive Stil meiner kleinen Geschichte ist beabsichtigt. Deine Kritik sehe ich bestimmt nicht als Verriß an, sondern werde Deine Vorschläge zur Verbesserung berücksichtigen.
Danke!!

Gruss
tastifix

 

Hallo Ronja!

Wie Du ganz richtig sagst, ist es immer Geschmackssache, ob einem eine Geschichte gefällt oder nicht. Ich möchte meinen Text so lassen, wie er ist.

Allerdings werde ich ´man` überdenken.

Gruss
tastifix

 

Hallo Vita!

Ich habe den Beiden gerade schrieben, dass ich ihre Vorschläge überdenken werde.
Schade, dass Dir der Text nicht gefallen hat.
Nein, ich möchte ihn in dieser Rubrik stehen lassen.

Gruss
tastifix

 

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