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Winterduft
Es roch gut. Es roch so gut. Sie drückte ihre Nase fest in das Tuch, sein Tuch, das sie mit beiden Händen umschlungen hielt. Es war schwarz und der weiche Stoff schmeichelte ihrer rauen Haut. Es war schwarz und es gehörte ihm. Der Duft verströmte sich, der Duft, der einst seinen Hals geschmückt hatte, und den sie nun in ihren Händen gefangen hielt wie einen kostbaren Schatz. Es roch nach Creme, vielleicht Nivea und nach Winter, nach kaltem, frostigen Winter und nach Schnee. Sie presste die Nase tiefer hinein, ihr wurde taub von dem Geruch. Taub und leer, als sie sich auf das Aroma, das zarte, intensive Aroma konzentrierte. Taub und leer und schwarz, wie die Farbe, welche sie in den Händen umklammert hielt. Es zog die Gedanken aus ihrem Kopf heraus als wären sie tote Fische in einem zu reinigenden Aquarium. Schmutzig fühlte sie sich nun, schmutzig, unrein und abscheulich. Erneut betrachtete sie den Schal, seinen Schal. „Ich werde mich von ihm trennen“, dachte sie und warf das Tuch beiseite,„wirklich trennen“.