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Winterduft

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20.02.2018
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Winterduft

Es roch gut. Es roch so gut. Sie drückte ihre Nase fest in das Tuch, sein Tuch, das sie mit beiden Händen umschlungen hielt. Es war schwarz und der weiche Stoff schmeichelte ihrer rauen Haut. Es war schwarz und es gehörte ihm. Der Duft verströmte sich, der Duft, der einst seinen Hals geschmückt hatte, und den sie nun in ihren Händen gefangen hielt wie einen kostbaren Schatz. Es roch nach Creme, vielleicht Nivea und nach Winter, nach kaltem, frostigen Winter und nach Schnee. Sie presste die Nase tiefer hinein, ihr wurde taub von dem Geruch. Taub und leer, als sie sich auf das Aroma, das zarte, intensive Aroma konzentrierte. Taub und leer und schwarz, wie die Farbe, welche sie in den Händen umklammert hielt. Es zog die Gedanken aus ihrem Kopf heraus als wären sie tote Fische in einem zu reinigenden Aquarium. Schmutzig fühlte sie sich nun, schmutzig, unrein und abscheulich. Erneut betrachtete sie den Schal, seinen Schal. „Ich werde mich von ihm trennen“, dachte sie und warf das Tuch beiseite,„wirklich trennen“.

 

schöne Geschichte, Schwester G. So kurz und dann noch so viele Wiederholungen. Aber das passt. Es kommt immer noch eine Empfindung hinzu, ohne dass die schon erwähnte verschwindet.
Du wirst lachen. Ich finde sie noch zu lang an manchen Stellen, an denen du aus dem Stil fällst.
Trau dich ruhig, ganz konsequent zu sein im Stil und in der Kürze!
Für mich überflüssig: rauen...einst...wie einen kostbaren Schatz...als sie sich auf das Aroma, das zarte, intensive Aroma konzentrierte...welche sie in den Händen (statt dessen einfach "die sie umklammert hielt...)...zu reinigenden...Erneut betrachtete sie den Schal, seinen Schal...dachte sie und warf das Tuch beiseite,„wirklich trennen“.
Ich mag den Text.

wander

 

Sie presste die Nase tiefer hinein, ihr wurde taub von dem Geruch.

Hallo SchwesterG -

eine Miniatur, zu der es nicht viel zu sagen gibt, außer dass Adjektive (zu denen ja Partizipien oft zugerechnet werden dürfen) vorherrschen, was bei überschwänglicher Gefühlswelt nicht verwunderlich ist. Dass sich ein Anflug von Reklame nicht verhindern ließ, ist bedauerlich. Ob Duft "sich" verströmen kann, weiß ich nicht, für gewöhnlich ist Duft weniger selbstreflexiv als das er verströmt wird (durch ein Wässerchen oder eine Creme, aber das weißtu ja) und dass sich ein Duft einfangen ließ, bezweifel ich. Vielleicht nimmt man ihn an, so wie ich gelegentlich nach Hund riech, pardon, dufte. Aber aller Überschwang verhindert nicht, triviale Zeichen sezen zu müssen. Da kann man auch schon mal vom Wohlgeruch ertauben.

Appositionen, heißt, nachgeschobene Attribut, werden i. d. R. durch Komma abgegrenzt, wobei Du das am Anfang korrekt gesetzt hast

Es roch nach Creme, vielleicht Nivea[,] und nach Winter, nach kaltem, frostigen Winter[,] und nach Schnee.
Hier dto.
Taub und leer, als sie sich auf das Aroma, das zarte, intensive Aroma[,] konzentrierte.

Hier
„Ich werde mich von ihm trennen“, dachte sie und warf das Tuch beiseite,[...]„wirklich trennen“.
ist vor der Fortsetzung der wörtl. Rede ein Leerzeichen einzufügen und den abschließenden Punkt solltestu einfangen und vor die auslaufenden Gänsefüßchen setzen.

Obwohl's nicht so klingt, entspannt gelesen vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo SchwesterG,

Der Duft verströmte sich, der Duft, der einst seinen Hals geschmückt hatte, und den sie nun in ihren Händen gefangen hielt wie einen kostbaren Schatz.

Wie Friedel bereits angemerkt hatte, hast du dich hier etwas unglücklich ausgedrückt. Ebenso unsicher bin ich, ob ein Duft den Hals schmücken kann oder nicht. Schmuck ist für mich etwas, das man mit den Augen wahrnimmt, etwas, das eine optische Verschönerung hervorruft. Ein Duft bedeckt eher eine Stelle am Körper. Kann aber auch sein, dass ich mich da irre. Wie es auch sei, als Leser stolpert man ein wenig darüber.

In den letzten Zeilen bekommt deine Mini-Geschichte noch mal eine kleine Wendung. Deine Prota hegt Zweifel an ihrer Beziehung mit dem Besitzer des Tuches. Sie erwägt schon länger eine Trennung, doch immer wieder kommt es vor, dass die Vernunft unterdrückt wird. Banale Dinge, wie zum Beispiel der Duft eines Kleidungsstückes, setzen tief in ihrem Innern Emotionen frei, die ihren Konflikt erneut anfachen. Wenn die Wirkung jedoch abebbt, dann sticht die Vernunft wieder hervor.
Ich finde, das hast du ganz gut umgesetzt. Bis auf wenige Kleinigkeiten, die von meinen Vorrednern bereits erwähnt wurden, habe ich dem auch nichts weiter hinzuzufügen.

Gern gelesen und Gruß,


Dave

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola SchwesterG,

weil ich mit Deinem Text schnell zu Ende kam, las ich noch die drei wohlwollenden Komms meiner Vorredner.
Tja – das macht es mir nicht einfacher, Dir meinen ehrlichen Leseeindruck zu schicken.
Deine wenigen Zeilen würde ich nicht als Kurzgeschichte bezeichnen, zumal ich den Eindruck habe, dieser Mini-Text sei in Nullkommanix entstanden – aus einer Laune heraus. Beim Anfang

Es roch gut. Es roch so gut.
Es war schwarz und ... ... Es war schwarz ...
hat vielleicht ‚avenidas / flores / mujeres ... den Anstoß gegeben?

Der Duft verströmte sich, der Duft, ...
Blüten, Parfüm, Ananas etc. können Duft verströmen – er selbst kann sich nicht selbst verströmen (strömen hingegen kann er ohne Anstrengung).
... der Duft, der einst seinen Hals geschmückt hatte, ...
Duft als Halsschmuck? No.
ihr wurde taub
Das geht leider nicht im Deutschen. Formuliere es mit ‚betäuben’.
... wie die Farbe, welche sie in den Händen umklammert hielt.
Trotz dichterischer Freiheit: Kann man Farbe wirklich umklammern?
Es zog die Gedanken
Das ‚es’ muss sich auf den letzten Satz beziehen, doch da gibt es nur die Farbe.
das zarte, intensive Aroma
MMn widersprechen sich ‚zart’ und ‚intensiv’ – deswegen meine ich, dass der Text in einer emotionalen Viertelstunde geschrieben wurde.
... betrachtete sie den Schal, seinen Schal.
Der ‚Schal’ ist anfangs ein Tuch:
Es war schwarz und der weiche Stoff ...

So, liebe SchwesterG, mein Komm ist länger als Dein Text.

Wann immer hier Miniaturen eingestellt werden, erfolgt die gleiche Reaktion: „Je kürzer der Text, desto präziser muss er gearbeitet sein!“ Und genau das kann ich bei ‚Winterduft’ nicht erkennen.
Obwohl ein schöner Titel, so wird er doch stark ramponiert durch die Nivea-Creme. Ich finde das sehr unpassend.

Nimm Dir für Deine nächste Arbeit mehr Zeit. Teste sie auf Herz und Nieren, damit so ein Mäkel-Fritze wie ich nichts mehr zu mäkeln findet.

José

 

Liebe SchwesterG,

und liebe Grammatik-Spezialisten. Hier gibt es etwas zu überlegen:

Es roch nach Creme, vielleicht Nivea und nach Winter, nach kaltem, frostigen Winter und nach Schnee.

Entweder sind hier ‚kalt’ und ‚frostig’ gleichrangige Attribute, die man auch durch ‚und’ verbinden könnte, dann müsste mMn in beiden Fällen der Dativ stehen. Wenn sie nicht gleichrangig sind, sollte wohl das Komma wegfallen. In dem Fall bin ich nicht sicher, ob der Akkusativ (frostigen Winter) bleiben kann.
Eventuelle Hilfe:
https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Komma-zwischen-Adjektiven Friedrichard, hast du eine Idee?

Liebe Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

... und liebe Grammatik-Spezialisten. Hier gibt es etwas zu überlegen:
(im Muttertext heißt es:)
Es roch nach Creme, vielleicht Nivea und nach Winter, nach kaltem, frostigen Winter und nach Schnee.
Entweder sind hier ‚kalt’ und ‚frostig’ gleichrangige Attribute, die man auch durch ‚und’ verbinden könnte, dann müsste mMn in beiden Fällen der Dativ stehen. Wenn sie nicht gleichrangig sind, sollte wohl das Komma wegfallen. In dem Fall bin ich nicht sicher, ob der Akkusativ (frostigen Winter) bleiben kann.
Eventuelle Hilfe:
... Friedrichard, hast du eine Idee?

Hadder!

Am einfachsten, wozu ein schlichter Mensch und Ruhrpöttler immer neigt, wäre "kalt" und "frostig" (das ja irgendwie eine Spezifizierung des vorhergehenden Adjektivs ist), beide zusammenzufassen zu "eisig".

Nun hat so'n alter Krieger wie ich seit den Zeiten als Wölfling andere Vorstellungen von Winter (der letzte richtige war für mich 78/79, da die Bundeswehr mal ihre Berechtigung unter Beweis stellen konnte, um das Land zwischen Nord- und Ostsee von Schnee freizuräumen.

Aber unter meinem Gelaber ist mir eine schlichte Umstellung eingefallen:

Wie isses,

liebe barnhelm und liebe Schwester G

mit einem bisschen Möbelrücken etwa der Art

"... nach frostig kaltem Winter ...",

was auf einfache Weise jedermann zeigt, dass barnhelm recht hat.

Gruß

Friedel

 

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