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Windmühles Heimgang
Ich erinnere mich an jede Einzelheit:
Ein kalter Ostwind blies über die Felder, und die Sonne stand tief und bleich wie ein verhärmtes Gesicht vor dem Fenster. Gelegentlich, wenn ich in den Garten mit den alten Kirschbäumen sah, bemerkte ich eine Schneeflocke, die so langsam und würdevoll herabsegelte, als sei sie eine dicke Hofdame auf dem Ball zu Ehren der Königin. Kalt war es, bitterkalt, und alle Geräusche schienen wie aus weiter Ferne zu kommen: das Bellen eines Hundes, ein Auto, das auf der Landstraße vorüberkroch, der Ruf eines Falken, hoch droben in den sich nur mühsam lichtenden Nebeln.
Das war der Tag, an dem Windmühle von uns ging. Ein schwerer Tag. Wir alle hatten darauf gewartet, mit vor Trauer ganz bangen Herzen, und ich bin sicher, nicht einem war es gelungen, in der vorangegangenen Nacht „eine Mütze voll Schlaf“ zu finden.
Marie sprang als erste aus dem Bett. Das muss unmittelbar nach Sonnenaufgang gewesen sein. Ich hörte ihre nackten Füße an meinem Zimmer vorübertapsen und war daraufhin mit einem Schauder und leise stöhnend ebenfalls unter der Decke hervorgekrochen. In der Küche, wo das Wasser für den Kaffee brodelte, begrüßten wir uns mit stummen Blicken und verzogen uns dann jeder in seinen Winkel. Kurze Zeit später kam mein Onkel herein, ein drahtiger Mann, nicht sehr groß, mit scharfgeschnittenen Gesichtszügen und Augen, die erkennen ließen, dass ihm beständig der Schalk im Nacken saß. Immer. Ja. Aber gewiss nicht heute.
„Guten Morgen, Kinder“, sagte er, nahm die Kasserolle vom Herd und goss Wasser in den Filter, durch den es leise glucksend in die blassblaue Kanne sickerte. „Gut geschlafen? Ihr müsst was frühstücken. Mögt ihr ein Glas Milch?“
Wir schüttelten die Köpfe. Wir würden nichts hinunterbekommen. Ganz gewiss nicht.
Mein Onkel nickte, als habe er das erwartet, goss den dampfenden Kaffee in einen Pott aus Porzellan, gab Milch hinzu, rührte Zucker hinein, setzte sich an den Tisch, blies in das heiße Gebräu und nahm behutsam den ersten Schluck.
„Gut“ stellte er fest. „Sehr gut.“
Nachdem wir so eine Weile beieinandergesessen hatten, wortlos, aber uns dennoch an der Gegenwart der anderen wärmend, ja sogar ein bisschen Trost daraus ziehend, sagte er leise: „Zieht euch an, ihr Räuber.“
Also gingen wir und zogen uns an.
Kennt ihr das Gefühl, wenn einem die kalte Luft wie die Klinge eines Schwertschluckers in die Kehle rutscht? Wenn die Füße in dicken, klobigen Schuhen über die steinfest gefrorenen Krumen eines Waldweges stapfen? Wenn der Atem dampft, als habe man einen Kessel mit kochendem Wasser im Magen, und doch alle Glieder dermaßen kalt und träge sind, dass man glaubt, man wäre schon nicht mehr ganz von dieser Welt, der Welt der Lebenden nämlich.
Genauso war das an jenem Tag.
Vorneweg schritt der Onkel, sehr würdevoll, die Hände auf dem Rücken verschränkt, dabei in seine üblicherweise tiefen Gedanken versunken und gekleidet in einen leicht abgenutzten dunkelblauen Anzug, dessen Erscheinen in der Öffentlichkeit ausschließlich hohen Anlässen vorbehalten war: Hochzeiten z. B. oder dem Geburtstag des allergnädigsten Landesherrn. Das hellblonde Haar wurde von einem Hut bedeckt, der etwas zu klein geraten schien und vielleicht deshalb nach vorn gebeugt auf seinem Schädel hockte, so wie ein alter, schon etwas kurzsichtiger Rabe.
Direkt dahinter ging Marie, mit verheulten Augen und triefender Nase, immer wieder mal einen kleinen Hüpfer ausprobierend, aber dennoch sichtlich um die dem Begängnis und ihrer Stellung angemessene Würde bemüht. Ich erinnere mich genau: sie trug ein weißes Sonntagskleidchen, das mit aufgenähten Blütenblättern verziert war, einen knallroten Anorak mit Kapuze, Gummistiefel und in den Händen einen Strauß getrockneter Blumen.
Anschließend kamen Plisch und Plum, die beiden Nachbarsjungen, die bereits vor der Tür auf uns gewartet hatten. Selbstverständlich hießen sie nicht wirklich Plisch und Plum, wurden aber doch so mit den Namen gleichgesetzt, dass sie die wahrscheinlich heute noch tragen. Obwohl sie längst erwachsene Männer sind.
Vorletzte in der Reihe war meine Tante, eine stattliche Erscheinung, die sich kerzengerade hielt, und deren Kleid schwarz und schlicht war, aber genau deshalb sehr vornehm wirkte, so wie es angemessen erschien für den Heimgang eines lieben Freundes.
Am Ende des Trauerzuges folgte ich, Max, ein schwarzes Kreppband als Trauerflor um den Ärmel geknotet, den Schuhkarton mit dem teuren Verblichenen wie die Bundeslade vor mir hertragend. Eine Aufgabe die mich, trotz aller Wehmut, die ich empfand, doch mit einem gewissen Stolz erfüllte. (Marie hatte darauf bestanden, dass wir mit einem Kugelschreiber Löcher in den Deckel bohren müssten, was natürlich komplett sinnlos war. „Wenn man tot ist, braucht man keine Luft mehr“, hatte ich zu erklären versucht, doch gehörte meine Kusine gewiss nicht zu der Sorte Mädchen, die sich durch unumstößliche Fakten, wie sie z. B. das Wirken der Gravitation auf die Raumzeit oder die Entfernung zwischen Berlin und Moskau darstellen, von einem einmal gefassten Entschluss abbringen ließen. So taten wir es denn, „in Gottes Namen“, und hatten, wie mein Onkel ebenfalls bemerkte, „unsere wohlverdiente Ruhe“.)
Wir schritten an einer kleinen Senke in einem Waldstück hinter dem Haus vorüber, an deren gegenüberliegendem Ende der verwilderte Eingang einer Höhle zu sehen war, von der es hieß, dass Zwerge darin hausten. Gesehen habe ich sie nie, und auch kein anderer, soweit ich weiß, doch glaubte ich stets, die Blicke ihrer rotglühenden Augen in meinem Nacken zu spüren, was mich jedes Mal veranlasste, meine Schritte unmerklich zu beschleunigen. Allerdings nur insoweit, als das meiner Ehre als Kapitän der hiesigen Fußballmannschaft und meiner erwachenden Mannbarkeit keinen Abbruch tat.
Bald danach öffnete sich, inmitten uralter Bäume, eine im Licht des Tages dämmernde Lichtung, die das Ziel unseres Trauerzuges war. Dort, am Rande der Schneise, hatte der Onkel bereits am Vortag ein Grab ausgehoben, unter Zuhilfenahme von Spitzhacke und Spaten, denn der Boden war steinhart gefroren.
Wir versammelten uns um das Erdloch, der Onkel am Kopfende, die Tante rechts davon, ich mit dem teuren Verblichenen auf der linken Seite und Marie, blass wie der morgendliche Nebel, am Fußende. Plisch und Plum drückten sich etwas abseits und wienerten die Mundharmonikas, denn ihre Aufgabe sollte sein, die musikalische Untermalung zu liefern. (Bella Ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao!)
Eine Weile standen wir mit gesenkten Häuptern da. Meine Kusine schluchzte, und die Tante beugte sich ein ums andere Mal hinab, um ihr Trost zu spenden. Dann, nachdem er sich geräuspert hatte, trat mein Onkel nach vorn, nahm den Hut vom Kopf, hielt ihn wie den federbuschbekrönten Paradehelm eines Feldmarschalls vor die Brust, sah uns ernst der Reihe nach an, verbeugte sich vor dem Heimgegangenen und begann mit seiner Rede.
Einer Rede, so schön und doch so wahr, dass ich sie hier, als Trost für alle, die jemals einen guten Freund verloren haben, annähernd wortgetreu wiedergeben will:
„Windmühle“, sagte mein Onkel, „war ein außergewöhnliches Kaninchen; so außergewöhnlich, dass ich, der ich das Vergnügen hatte, in meinem Leben viele Kaninchen kennenzulernen, ihm ohne Zögern das Attribut ,menschlich‘ verleihen würde.
Was aber bedeutet das, menschlich zu sein, wenn man doch ein Kaninchen ist und damit insgesamt auch recht zufrieden? Nun, es bedeutet, nach meiner Auffassung, dass Windmühle unverwechselbar war, in seinem Charakter, in der Art, wie er den Stürmen des Lebens begegnete, kurzum: in seinem ganzen Denken, das stets von Liebe und Großherzigkeit bestimmt wurde.
Drei Jahre ist es her, dass er zu uns kam. Doch vielleicht sollte ich besser sagen: vom Himmel fiel; denn eines Morgens saß er im Garten, einfach so, ein schneeweißer Ball aus flauschigem Fell, der sich an unseren Kräutern labte und dabei so unbekümmert wirkte, als vermöchte ihn kein Wässerchen zu trüben. Niemand wusste, was ihn bewegt haben mochte, ausgerechnet uns durch seine Anwesenheit zu beehren, und niemand hat das je in Erfahrung gebracht, denn Kaninchen sind verschwiegen, und Windmühle, unser treuer Freund, war in diesen Dingen besonders eigen. Doch was auch immer seine Motive gewesen sein mögen, von Beginn an gab es keinen Zweifel daran, dass die Beziehung zwischen ihm und meiner Tochter Marie einer innigen Seelenverwandtschaft entsprach.
,Das ist Windmühle‘, sagte sie mit einer Überzeugung, als ob sie das verbindlich wüsste, streckte den kleinen Zeigefinger aus und strahlte übers ganze Gesichtchen. Windmühle, müsst ihr bedenken, ist ein gar nicht so einfaches Wort für eine Dreijährige; ein Wort, dessen Aussprache sie im Übrigen gerade zu der Zeit mit großem Eifer und der ihrem Charakter stets eigenen Entschlossenheit praktizierte. Alles, buchstäblich alles, konnte Windmühle sein: eine Gießkanne, ein Baum, ihre liebe Mutter, die Sonne, warum nicht auch ein schneeweißes Kaninchen? Dann hob sie ihn auf den Arm, ohne dass sich Windmühle, der bis dahin vielleicht Franz Biberkopf oder Johann Tunichtgut geheißen hatte, ernsthaft dagegen sträubte, und ging mit ihm davon.
Vielleicht werdet ihr einwenden, so ihr Schlaumeier seid, was bestimmt der Fall ist, dass Windmühle kein geeigneter Name für ein Tier sei, das man doch besser Purzel oder Putzi oder Murmel nennen sollte. Da liegt ihr allerdings komplett falsch. Denn Windmühle, unser Windmühle, ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er den Namen nicht allein schätzte, sondern auch willens war, ihn mit Stolz zu tragen. Dergestalt nämlich, als wäre dieser Name von Beginn an für ihn bestimmt gewesen, und es bedurfte nur noch meiner kleinen Marie, ihn einmal laut auszusprechen, damit er von da an so hieß.“
Der Onkel verstummte, um uns Gelegenheit zu geben, über diese Fügung des Schicksals angemessen zu sinnieren, dann, den Hut wieder auf den Kopf setzend, denn es hatte zu regnen begonnen, ein Regen von der dünnen, eisigen Sorte, setzte er seine Ansprache fort:
„Windmühle war eine große Persönlichkeit. Und wie alle großen Persönlichkeiten hatte er seine verschrobenen, gleichwohl liebenswerten Eigenheiten. So schätzte er es beispielsweise sehr, mit seinem Freund Eckermann Fangen zu spielen, und auch Eckermann, ebenfalls eine große Persönlichkeit, maß der Bekanntschaft mit Windmühle einigen Wert bei. Insoweit man das von einem Kater, der nur noch ein halbes Ohr besitzt, mit Gewissheit behaupten kann. Oftmals sah man die Kumpanei wie Derwische über den Rasen toben, einander jagen und necken, Haken schlagen, in die Luft springen und dabei Purzelbäume von großer Kunstfertigkeit vollführen, kurzum so, als seien sie von den schlichten Freuden des Daseins dermaßen überwältigt, dass sie ihre gute Kinderstube völlig vergessen hatten. Bei solchen Gelegenheiten war es an Marie, die beiden Missetäter mit mütterlicher Strenge zu tadeln, doch verhallten ihre Worte im Eifer der Lustbarkeiten stets ungehört. Die Freude daran, am Leben zu sein, zu atmen, zu schnuppern, die Kraft in den Gliedern zu spüren, überwog doch bei weitem die Entschlossenheit, sich wie ordentliche Steuerzahler zu benehmen und, wenn ich dieses fremdartige Wort einmal verwenden darf, eine gewisse Distinguiertheit an den Tag zu legen.
Nun, liebe Gemeinde, wer unter uns ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein! Herr Eckermann jedenfalls, der die ganze Nacht bei seinem toten Freund gewacht hat, befindet sich nun dort hinten, am anderen Ende der Senke, wie ich soeben bemerke. Ich bin sicher, er hätte manches zu berichten, und vieles davon könnte dazu angetan sein, uns das Leben mit anderen Augen betrachten zu lassen, doch zieht er es vor, still dazusitzen, den Bart zu putzen und das Reden den Menschen zu überlassen, die stets glauben, dass sie mehr von diesen Dingen verstünden als ein alter halbohriger Streuner. Was für ein Hochmut!“
Noch einmal legte der Onkel eine Pause ein, und der Wind, kalt, aber auch irgendwie belebend, zupfte derweil an unseren Mantelschößen.
„Leben, verehrte Trauergemeinde, bedeutet stets auch, fehlzugehen! Niemand von uns ist dagegen gewappnet, niemand steht in dieser Hinsicht über seinem Nachbarn, oder meinethalben über dem König von Taka-Tuka-Land. Auch Windmühle hat gefehlt. Allerdings, wie ich betonen möchte, nur im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten. Ja, es ist eine Tatsache, dass manch guter Salatkopf aus den Beeten meiner Gattin seinem Heißhunger zum Opfer fiel. Des Weiteren Körbe voller Möhren, mindestens ein Fuder Salatgurken und zahllose, höchst kapriziös mit den Köpfchen nickende Petersilienbüschel. Unser Freund, das wollen wir ihm zugutehalten, dachte sich nichts dabei. Und niemals – Auf keinen Fall! – wäre er auf den Gedanken gekommen, etwas zu fressen, bei dem auch nur entfernt die Möglichkeit bestanden hätte, dass so etwas wie eine Seele in dessen Brust anzutreffen gewesen sei. Ich denke da an Giraffen, Rhinozerosse oder hinterindische Waldelefanten. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mir bei den Waldelefanten nicht sicher bin. Sie sind in unserem Teil der Welt nicht häufig anzutreffen, doch meine ich gelesen zu haben, in flüssiger Schokolade gewendet und mit Liebesperlen bestreut wären sie auf den Andamanen eine gesuchte Delikatesse.“
Da mussten wir allerdings vor Vergnügen prusten, und es war wie eine kleine Befreiung für unsere wundgescheuerten Seelen.
„Abschied von einem lieben Freund zu nehmen, ist keine leichte Sache. Insbesondere dann nicht, wenn man erst sechs Jahre zählt und noch nicht so viele Freunde verloren hat. Windmühle, unser treuer und tapferer Weggefährte, wird nun den Kurs hinter jene Hügel setzen, die unser irdisches Dasein naturgemäß begrenzen. Aus einem guten Grund begrenzen, sage ich, obwohl weder ich noch irgendein anderer Lebender, und sei er der Weiseste von allen, ihn zu benennen vermag! In diesem Sinne wird er heute Trixi Piratenbraut nachfolgen, jener tapferen kleinen Puppe, die nur noch einen Arm, ein Bein und fast keine Haare mehr hatte, ohne dass dadurch, wie ich betonen möchte, die Liebe und der Respekt, die wir ihr entgegenbrachten, auch nur um ein Jota geschmälert wurde.
Wisst ihr überhaupt, was das ist, ein Jota? Nein? Nun, es kann das Kleinste und gleichzeitig auch das Größte sein! Ein Jota Liebe z. B. wiegt mehr als ein ganzer Berg, ja mehr sogar als eine ganze Insel voller Markklößchen, die in einem Ozean aus Hühnersuppe inmitten eines Tellers aus dem Lande des Riesen Goliath schwimmt.
Die Liebe, die wir für einen Menschen empfinden, oder für ein höchst respektables Kaninchen, ist niemals verschwendet, auch wenn wir scheinbar nichts dafür bekommen. Am Ende verstehen wir umso besser, dass nur jene Dinge einen Wert besitzen, die keinen Preis haben.
Liebe hat gewiss keinen Preis. Und dennoch ist sie kostbarer als alle Schätze des Kalifen Harun al-Raschid und seines Freundes Ali Baba zusammen. So sind auch die Tränen, die wir um Windmühle vergießen, wertvoller als alle Geschmeide am Dekolletee der schönsten Prinzessin aus dem Märchenland. Und die Erinnerungen an die gemeinsam mit ihm verbrachten Zeiten, die schönen wie die traurigen, die heiteren wie die dunklen, wiegen allen Schmerz auf, den uns sein Hinscheiden in dieser Stunde noch bereiten mag.
Lieber Windmühle, wenn es je dein Traum war, wie ein Vogel in den Himmel zu steigen, dann ist jetzt der Moment gekommen, ihn zu verwirklichen. Du bist frei, Windmühle, frei von allen Ketten des Fleisches, von den Zwängen des irdischen Daseins, von alldem, was uns am Boden hält und verhindert, dass wir die Sterne mit unseren Schwingen berühren.
Flieg empor, flieg hoch zu deinen Kaninchenahnen, die dort droben auf dich warten, um gemeinsam mit dir, auf einer immergrünen Aue hockend, bis in alle Ewigkeit zu mümmeln. Wir können dich nicht begleiten, Windmühle, noch nicht, unsere Liebe aber, soviel steht fest, wird immer bei dir sein!
Wenn es daher so etwas wie eine Göttin aller Kaninchen geben sollte, und wenn sie diejenige ist, die darüber entscheidet, wer ins Himmelreich hineindarf und wer nicht, dann bitte ich demütig um das: Nimm diesen hier auf, große Häsin, denn er, unser Freund, hat sich das durch Berge aus Liebe, die er uns schenkte, ganz gewiss verdient.“
Sanft treibt eine Brise die Blätter des letzten Jahres über die Ebene. Herr Eckermann sitzt neben dem frisch aufgeschütteten Grabhügel und prüft mit gespitzter Nase den Wind. Es wird Schnee geben, denkt er vielleicht, sagt es aber nicht. Was würde das für einen Sinn machen, den Menschen zu beweisen, dass auch andere Geschöpfe Meinungen besitzen. Es würde sie nicht ändern, die Menschen. Vermutlich nicht.
Gute Nacht, alter Freund, maunzt Herr Eckermann, so darf man zumindest annehmen, wedelt mit dem Schwanz, dreht sich um und verschwindet wie ein Schatten im letzten Glosen der Sonne.