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Wieviele Schuhe braucht die Frau?

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12.01.2004
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Zuletzt bearbeitet:

Wieviele Schuhe braucht die Frau?

Es ist ja nicht so, dass ich mit meiner Frau nicht gerne einkaufen gehe.
Lebensmittel, Getränke oder auch mal ein Auto, ok.
Aber wart Ihr schon mal mit eurer Frau oder eurer Freundin Schuhe kaufen?
Da wird der normale Mitteleuropäer zwangsläufig zum Masochisten!
So viele Schuhe gibt es ja eigentlich nicht, denkt ein Mann, wenn seine Frau ganz beiläufig fragt, ob man denn nach dem Aldi-Besuch nicht gemeinsam kurz ins angrenzende Schuhgeschäft gehen möge.
Kann also so schlimm nicht sein.
Ich kenn das von mir. Gut, ich habe Schuhgröße 46, es ist nicht immer leicht, da was passendes zu finden.
Ich gehe in einen Schuhladen, schnurstracks zu den Herrenschuhen, ganz nach rechts die letzte Reihe, das sind meine vier Paar.
Davon nehme ich mir einen Schuh weg, probier ihn an, lauf drei Schritte, zieh ihn wieder aus, nehme den zweiten aus dem Regal, geh zur Kasse und schon bin ich wieder zu Hause.

Tja, und dann geh ich vor ein paar Tagen mit meiner Frau in genau das gleiche Schuhgeschäft.
Und hier ging dann aber die Lucy ab!!
Als wir den Laden betreten, verändert sich meine Frau, sie mutiert innerhalb von zwei Sekunden von einer Frau zu einer Schuh-Amazone.
Sie wird sofort um mindestens drei Zentimeter größer, ihre Augen funkeln, und glaubt es mir oder nicht, ihre Nippel wurden hart!?!?!

Sie hat beim Anblick der ganzen Schuhe diesen verschleierten Blick, den sie normalerweise nur hat, wenn sie kurz davor, also ich meine, na ja, Ihr wisst schon...!!!
Katzengleich macht sie sich sofort auf zu den Pumps, die ganze Zeit hat sie ihre weiblichen Konkurrentinnen fest im Blick, und ich, na ja ich trotte einfach demütig hinter ihr her.
Meine Frau hat mit einem wahren Adlerblick sofort erkannt, welche Schuhe zu ihr und ihrer Garderobe passen und schwups, hat sie alle vierzehn Paar schon in der Hand.
Ok, denke ich, da wird ja wohl was dabei sein und freu mich auf die Sportsendung zu Hause!
Pustekuchen!
Denn auch etwa zwei Stunden später, als sich vor ihren Füßen ein Berg von Kartons stapelt, ist ihre Gier nicht gestillt.
Es hat schließlich doch nur knapp drei Stunden gedauert, bis sie freudestrahlend passende Pumps gefunden hatte.
Obwohl, ich könnte schwören, genau das gleiche Paar hat sie schon zu Hause im Schrank stehen.
Als ich eine entsprechende Bemerkung mache, schlagen Blitze aus ihren Augen.
“Die Pumps, die ich zu Hause habe, mein Schatz, die sind Pfirsichfarben und das hier ist ja wohl eindeutig Apricot!!!
Da gibt’s wirklich Unterschiede? Wo leb ich denn?

Dann stand sie bei den Sandaletten.
Eine junge, wohl relativ unerfahrene Amazone musste sie nur scharf ansehen, schon ließ die ein paar...hmmm....grüne(?) Schuhe wieder fallen. Bei einer etwa gleichaltrigen Konkurrentin wurde es dann doch etwas schwieriger.
Erst taxierten sich die beiden Megären mit Blicken, keine von den beiden wollte allerdings klein beigeben.
Und dann hörte ich nach mehr als 25 Jahre Ehe meine Frau zum ersten mal animalisch knurren, etwa so wie eine hungrige Wölfin, die ihre Jungen verteidigt!
Sie zog ihre Lefzen leicht nach oben, man sah dünne Speichelfäden zwischen ihren schneeweißen Zähnen.
Ihre Gegnerin hatte natürlich verloren, dem konnte sie wahrlich nicht standhalten, mir und allen anderen im Laden war das sofort klar.
Die "Andere" zog sich, den schlanken Hals zum Biss anbietend, langsam und mit niedergeschlagenen Augen zurück.
Mich beschlich jetzt doch so ein leises Gefühl des Stolzes, beifallheischend sah ich mich um, meine Frau war eindeutig die ungekrönte Königin des Schuhladens.
Ich hörte anerkennendes Murmeln ringsum, auch den anderen Schuhjägerinnen und den eingeschüchterten Verkäufern beiderlei Geschlechts war das überlegene Verhalten meiner Frau aufgefallen.
Man beneidete mich! Mich!
Zum ersten Mal in meinem Leben!
Erstaunt sah ich jedoch, dass meine Frau die Schuhe, um die sie gekämpft hatte, gar nicht beachtete, sondern einfach daran vorbeilief, ohne sie überhaupt eines weiteren Blickes zu würdigen.
Als ich ganz dezent nachfragte, warum sie die umkämpften Schühchen denn nicht mitnehme, meinte sie nur ganz lapidar:
"Dummerle, das war doch Größe 38, ich hab Größe 39! Und Umbra steht mir sowieso nicht!", und schüttelte nachsichtig lächelnd den Kopf.

Irgendwann war das Ganze dann doch überstanden, der Laden schloss, wir mussten mit nur sieben Paar Schuhen nach Hause gehen.
Dort erschöpft angekommen, erstaunte mich unser Sohn dann vehement, als ihm meine Frau stolz ihre Beute präsentierte und er mit nur einen Blick sagte:
"Die Apricotfarbenen sind echt Klasse, Mutti!"

Irgendwas mach ich falsch!

 

Hi Compuexe
Mein erster Eindruck: Tolle Geschichte. Und dabei sehr satirisch. Besonders den "Unterschied" zwischen Apricot und Pfirsich fand ich echt gut. :D

Entschuldige bitte, daß dies hier keine differenziertere Kritik ist, aber ich wollte eigentlich kurz vorm schlafengehen nur kurz reinschauen (und meine Geschichte posten) und mein Gehirn ist schon fast auf stand-by. Aber Morgen (bzw. Heute) ist auch noch ein Tag.

Gute Nacht!

sundancer

PS: Ich bin was Schuhe angeht übrigens wählerischer als meine Freundin. Wohl ein echter Ausnahmefall. :)

 

Geschrieben von Anna
Die Idee ist hübsch, besonders der Zweikampf der Jägerinnen. Allerdings trüben ungezählte Fehlerchen und einige sprachliche "Schlampigkeiten" das Lesevergnügen.

Weitermachen! :D


Hallo Anna

Ich veröffentliche hauptsächlich, um eben diese Fehler auszumerzen, die mir schon bekannt sind.
Darum freue ich mich über jeden Hinweis.
Allerdings nutzt mir der wenig, wenn du sagst:
Ha, da ist ein Fehler!!!
Ich brauche Details! :D

Und: Klar mache ich weiter, hab ja erst angefangen. :-)

 

Hi compuexe,

ich machs mal nicht ganz so gut wie anna: als ich die Überschrift und das im Bereich satire las, hatte ich eine grundsätzliche idee, was dabei "herauskommt", welche satirischen eindrücke ich dazu schon gelesen, gehört oder gedacht habe - und die habe ich dann auch fast alle gefunden.. überraschung und amusement blieben deshalb bei null - was ich schade finde..genauso stellt man sich das klischee-schuhe-kaufen einer frau doch vor - oder?

der schluss war dann sehr schön - eben überraschend - wobei ich die tochter als "logischer" empfunden hätte.. denn die unterscheidung apricot und pfirsich ist doch angeboren..oder??;)

den schreibstil fand ich flüssig und gut..weitermachen also auf jeden fall..

viele grüße, streicher

 

Geschrieben von Streicher
Hi compuexe,

genauso stellt man sich das klischee-schuhe-kaufen einer frau doch vor - oder?


Naja, jein!

Keine Silbe davon ist selbst erlebt.
Allerdings lebt die Geschichte von Erlebnissen meiner Frau, die Leiterin einer Filiale einer großen deutsche Schuhfirma ist und mit 15 Jahren angefangen hat, Schuhe zu verkaufen.
Du würdest dich wundern, wieviel Klischees dort täglich passieren.
Darum ist alles was da drinsteht, auch irgendwie wieder wahr.:D

 

Hi Compuexe,

ja und genau bei deiner letzten Aussage,"darum ist alles was da drinsteht auch irgendwie wieder wahr" möchte ich gerne ansetzen.

Humorige kleine Geschichte mit einem altbekannten Plot und mittlerweile, wenn es davon dann noch mehr geben sollte, so langweilig wie die Blondinenwitze.

Nun,damit du mich nicht falsch verstehst, ich habe mich nicht gelangweilt, wollte dir nur damit andeuten, dass es auch gerne mal was Innovatives sein darf, wenn schon über das andere Geschlecht hergezogen wird. Dass Frauen nun mal gerne Schuhe kaufen ist irgendwie nicht so neu.

Dein Text, auch wenn ich jetzt nicht für eine Verschiebung plädiere, ist meines Erachtens eher eine humorige Geschichte und hat für meine Begriffe wegen ihres Realitätsgehaltes fast gar keine satirischen Aspekte zu bieten.
Du gibst im Prinzip, wenn auch leicht auf den Punkt gebracht und an manchen Stellen etwas überzogen, exakt die Realität wider. Das ist dann eine Parodie und somit keine Satire.
In einer klassischen Satire wird vordergründig etwas völlig anderes dargestellt als das, was der Autor eigentlich aussagen will. Man spricht deshalb von Verzerrung und Verfremdung, die nicht darin besteht, dass man den Sachverhalt noch weiter auf die Spitze treibt und übertreibt, sondern darin, dass man einen praktisch anderen Sachverhalt zumindestens eine völlig andere Aussage in seinem Text hat und erst quasi auf den zweiten Blick feststellt, dass der Autor die dahinterliegende Bedeutung zu seiner eigentlichen Aussage machen wollte.
Ich versuche es mir immer so vorzustellen, dass im Prinzip zwei Geschichten vorhanden sind, eine die ich lesen kann Wort für Wort und eine, die ich mir danach erdenken kann. Exakt das macht eine klassische Satire aus.
Klassisch deswegen, weil heutzutage fast alles als Satire bezeichnet wird, was irgendwie witzig wirkt und ein wenig kritisch beäugt, wie hier dein Blick auf die Schuhkaufmanie der Frauen.
Weil ich jedoch glaube, dass es nicht notwendig ist, den Begriff Satire auf diese Weise zu verwaschen, denn es muss ja keineswegs jede Geschichte, die gut geschrieben ist und die zugleich ein bisschen Kritik an der Gesellschaft übt eine Satire sein, habe ich soeben versucht, das Wesen der eigentlichen Satire kurz darzustellen.

Soweit dieser Exkurs.
Was deinen Schreibstil anbelangt, so habe ich wie schon in der anderen Geschichte nichts auszusetzen, es bringt Spass deine Texte zu lesen. Was mir auch hier auffällt, ist, dass du zügig in deiner Geschichte vorangehst und an keiner Stelle dich länger ausbreitest oder gar noch verzettelst, es handelt sich also auch hier um eine kleine Kurzweil, die du mir Leserin angeboten hast.
In einem Punkt ging es mir wie Anna, ich hätte mir auch gewünscht, dass du Skurriler auf der ganzen Linie gewesen wärst, oder eben satirisch, je nachdem, was du vorhattest.
Die Szene, in welcher Frau zum Raubtier, welches Zähne fletscht, wird, hat mir nämlich besonders gut gefallen, weil du hier vom Klischee abgewichen bist in der Darstellung und zugleich das Klischee aber dargestellt hast.

Also, gefallen hat mir diese Geschichte, ich wünschte mir, du würdest deine Talente noch mehr nutzen.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Lakita

Danke für deine Kritik, war interessant zu lesen und hat mir wirklich geholfen.
Ich werde wohl noch mehr Texte einstellen, um aus euren Kommentaren zu lernen.

 

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