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Wiedersehen am dritten Juli

Seniors
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23.07.2001
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Zuletzt bearbeitet:

Wiedersehen am dritten Juli

Keinen Tag hatte ich mit solcher Angst erwartet wie diesen.
Keinen Tag hatte ich so sehr ersehnt.
Niemand wusste, dass ich sie heute sehen würde. Ich hatte mich vorbereitet, hatte Blumen besorgt, Hortensien, die sie so sehr mochte, hatte mich zurückgezogen, Freunden gesagt, ich sei verreist, hatte mich meinen Gedanken hingegeben und wogte in einem Wechselbad zwischen Furcht und Freude, Erwartung und Bangen, ... bis endlich die Dämmerung kam und ich die Wohnung verließ.
Der Tag war heiß gewesen, hatte sich dann am frühen Abend mit einem kurzen Sommerschauer abgekühlt und die Luft sauber und angenehm frisch gemacht. Bald hatte die Sonne auch die Dämmerung mit fort gezogen und den Himmel in tiefem Schwarz hinterlassen, mit hell leuchtenden Sternen und einem ungewöhnlich strahlenden Mond, die sich in den dunklen Fenstern der Häuser spiegelten und in Pfützen wie Diamanten strahlten.
Ich ging durch die Straßen mit meinem festen Ziel. Menschen, denen ich begegnete, nahm ich kaum wahr. Ich war allein in meiner Welt.
Je näher ich meinem Ziel kam, umso zögerlicher wurden meine Schritte. Mein Herz pochte heftig und trieb ein lähmendes Gefühl durch meinen Körper.
Und dann, ... die Last aller Hoffnung und Sehnsucht, die über das vergangene Jahr stetig und bis zur Unerträglichkeit gewachsen war, entlud sich in dem Moment, als ich die Biegung der Straße hinter mir gelassen hatte und sie endlich sah.
Wie in einer langsamen Explosion, die sich in meinem Innern ausbreitete, durchzogen heiße Wellen meinen Körper, bis er wie in unsichtbaren Flammen stand. Brodelnde Hitze konnte gleichzeitig kalte Schauer mitbringen, wie auch schier unerträglicher Seelenschmerz in Glück eingebettet sein kann.
Ich sah sie an der kleinen Kreuzung, dort, wo die schmale Gasse, kaum beachtet, von der Hauptstraße aufgesogen wird.
Der Teil, der mich drängte loszustürmen, sie in die Arme zu schließen und mit Küssen zu bedecken, wurde in Zaum gehalten von einer größeren Macht, die mich langsam schreiten ließ, die Situation aufzusaugen, ihren Blick einfangen, ihr Lächeln, das ich behalten wollte für die Ewigkeit.
Sie stand in der Nähe einer Laterne, die mit ihrem schwachen Licht dem langen blonden Haar einen leicht goldenen Schimmer verlieh. Das hellblaue Trägerkleid, das ich an ihr so mochte, hatte die Farbe von blauen Hortensien und damit auch die ihrer Augen, die mit jedem Schritt, den ich ihr näher kam, heller strahlten.
Sie sah genauso aus wie damals, als sie mich verließ ... sie konnte nichts dafür, es war nicht ihre Schuld.
Ich hatte lange überlegt, was ich ihr sagen sollte, mit welchen Worten ich meine Sehnsucht und Liebe beschreiben sollte, erklären, wie sehr sie mir fehlte ... doch jetzt, wo ich vor ihr stand, mich mein Herzschlag zu zerreißen drohte und ihr Lächeln mich gefangen nahm, gab es keine Worte mehr.
Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände, eine Berührung wie warmer Samt auf meiner Haut, ein Kuss wie ein zarter Hauch.
Ich nahm sie in die Arme, spürte ihren Körper, tauchte ein in ihr Haar, das mich streichelte und verlor mich im Duft ihrer Haut.
Dann tastete ihre Hand nach meiner, tauchte ihr Blick tief in mein Innerstes und gerade als ich doch etwas sagen wollte, etwas von dem, das mir so sehr in der Seele brannte, legte sie mir ganz zart ihren Finger auf die Lippen, lächelte wieder und führte mich die Straße entlang.
Und wieder kam die Angst.
Das Pflaster war feucht und der leichte Windhauch frisch und tat gut.
Wir gingen an stillen Vorgärten entlang, hinter denen sich kleine Häuser duckten, wie Tiere, die sich zum Schlafen gelegt hatten.
Die Straße war verlassen und als doch ein Mann an uns vorüberkam, musterte er uns mit erstauntem Blick.
Seine Schritte verhallten hinter unseren.
In einem nahen Strauch raschelte es und eine Amsel kam aus den Zweigen geflogen und setzte sich auf die oberste Steinreihe einer Mauer, die den Weg begleitete. Sie flog auf, setzte sich, hüpfte, flog auf, setzte sich wieder und blieb so immer neben uns. Ihr Blick war fest auf uns gerichtet. Sie hatte keine Angst, nicht vor uns und nicht vor der Nacht.
Doch als wir schließlich durch das weite Tor gingen, verabschiedete sie sich mit einem hellen Zwitschern als Gruß und flog fort, in die hohen Bäume.
Auf dem Kiesweg wechselte der Klang unserer Schritte zu einem rhythmischen, flüsternden Schaben, das zum leisen Rauschen der Blätter in den Bäumen und in den Sträuchern eine seltsam rhythmische Melodie ergab.
Ich spürte, wie ihr Griff in meiner Hand fester wurde, ihr Körper sich dichter an meinen schmiegte.
Gedanken tobten in meinem Kopf, es kamen Bilder aus der Vergangenheit, von unserer Hochzeit, bei der sie nicht nur eine Braut gewesen war, sondern ein wunderschönes Lichtwesen im weißen Hauch.
Bilder von gemeinsamen Ferien voller Sonne, die verblassten und schließlich einem schwarzen Nichts wichen für die Zeit danach, die uns fehlte und für immer verloren bleiben wird.
Der Weg führte uns tief hinein in den Park. Die Lichter der Straße wurden schwächer und überließen es dem Mond eine besondere Stimmung zu zaubern.
Ich spürte ihre Veränderung, das Zittern ihrer Hand.
Schließlich waren wir am Ende des Weges angekommen. Wir standen vor den blauen Hortensien, deren Farben im Mondlicht geradezu explodierten.
Ich schaute in ihr Gesicht und wurde von feucht glitzernden Augen gefangen.
Ohne den Blick abzuwenden, nahm sie mich in die Arme, als wolle sie mit mir verschmelzen. Der Kuss so nah und voller Hingabe, als wolle sie in mir aufgehen. Unsere Tränen vereinten sich auf unserer Haut.
Und dann, ... im gleichen Maße, wie die Kraft der Umarmung schwand, verging auch der Kuss wie ein Hauch, ganz langsam, bis mir nur der süße Geschmack ihrer Lippen blieb.
Als Letztes war da der Blick ihrer Augen, mit so unendlicher Traurigkeit, bis auch er in einem zarten Nebel verging.
Ich war allein. Vor mir das Beet mit den Blumen, die immer noch strahlten, und dem Stein mit ihrem Namen darauf und dem Kreuz mit dem Datum des dritten Juli, der Tag, an dem die kleine Straßenkreuzung unser Schicksal wurde.
Aber in diesem Moment hatte wieder ein Jahr begonnen, voller Erwartung, Hoffnung und auch Angst und es wird wieder ein dritter Juli kommen und ich werde wieder zu der Kreuzung gehen und sie wieder begleiten.
Bis dass der Tod uns scheidet.
Es war ihm nicht gelungen und irgendwann wird gerade er uns wieder vereinen ... wenn ich reif dafür bin.

 

Dreimeier schrieb:
So ihr Lieben, wie man lesen kann, bin ich ein Freund der Kommas, ich verteile sie nach Herzenslust.
Sollte also eines zu viel sein, dann bitte hier dranhängen, wenn es zu wenige sind, bitte bedienen. ;-)
,,,,,,,,,,
Hallo Dreimeier,

warst du so lange nicht mehr hier, dass du vergessen hast, den Kommentar in einen gesonderten Beitrag unterhalb der Geschichte zu setzen? ;)

Jedenfalls ist es schön, mal wieder etwas von dir zu lesen.
Die Geschichte ist grundsätzlich sicher geschrieben, ich habe allerdings ein Problem mit dem Aufbau als "Pointengeschichte".
Zu Beginn dachte ich noch, er würde die geschiedene Gattin wiedertreffen, bald war mir schon klar, worauf es hinauslaufen würde. Ein Problem mit dem Aufbau habe ich, weil du dir dadurch Emotionen versagen musst, die im Grunde wichtig wären. Die Rückblicke auf das gemeinsame Leben müssen (bis auf die Hortensien) fehlen, dadurch das Wachstum der Liebe, die Vertrautheit, die Sehnsucht. Stattdessen bietest du einen manchmal fast zu süßen Traum der fantasierten Gegenwart. Die mag mit dem gemeinsam gelebten Leben zu tun haben, in der emotionalen Bandbreite kommt dies aber leider nicht bei mir an. Ich habe also das Gefühl, du schadest mit diesem Aufbau deiner Geschichte, anstatt ihr zu dienen, so flüssig die sich auch liest.

Liebe Grüße
sim

 

Hallo Dreimeier,

schön, nach längerem mal wieder etwas von dir zu lesen. :) Zunächst war ich über die Rubrik irritiert, da ich Kurzgeschichten von dir eher in "Spannung/Krimi" erwartet hätte, daher hatte ich bereits von Anfang an vermutet, dass am Ende sowas wie eine Pointe kommen muss, ähnlich wie z. B. in deiner alten Geschichte "Frau Weiler". ;)

Die Geschichte ist sprachlich sehr schön geschrieben, dein Stil gefällt mir wieder. Auch der Titel. Jedoch riss mich diesmal der Inhalt nicht sonderlich vom Hocker. Das Ende empfinde ich als zu schwach; zu schnell konnte ich erahnen, worauf du hinaus wolltest, obwohl ich am Anfang ebenfalls glaubte, dein Protagonist würde seine ehemalige Frau wiedersehen, die er noch liebt. Schade. Gelesen hab ich die Kurzgeschichte trotzdem sehr gern, mit einer gewissen Spannung.

Bilder von gemeinsamen Ferien voller Sonne, die verblassten und schließlich einem schwarzen Nichts wichen für die Zeit danach, die uns fehlte und für immer verloren bleiben wird.
Der Weg führte uns tief hinein in den Park. Die Lichter der Straße verblassten und überließen es dem Mond eine besondere Stimmung zu zaubern.
Wiederholung

Bis das der Tod uns scheidet.
dass

Viele Grüße
Michael

 

Hallo Dreimeier!

Ich kann nichts Gutes zu der Geschichte sagen: Sie sagt mir weder vom Inhalt noch vom Stil her zu, sie ist in beidem wenig originell.

Die Geschichte ist sehr schwach, es wird nur in Sinneseindrücken (und ja, zuviel Adjektive sind da drinnen), Selbstbeobachtung und -reflexion und Gefühlen geschwelgt, tatsächlich ist das Ganze sehr süßlich und sentimental. Dieses Sentimentale wird nie gebrochen, es gibt sozusagen nur einen Ton in der Geschichte und das wird rasch langweilig.

Was den Stil betrifft: Du überdehnst oft die Sätze mit diesen zahlreichen "und", das klingt oft sehr ungelenk und zusammengestoppelt. Oder sie sind durch zahlreiche Kommas zerhackt.

Freunden gesagt ich sei verreist
Komma: gesagt, ich ...
mit hell leuchtenden Sternen und einem ungewöhnlich strahlenden Mond, die sich in den dunklen Fenstern der Häuser spiegelten und in Pfützen wie Diamanten strahlten.
auch wenn es nicht falsch ist, es klingt falsch - warum nicht einen neuen Satz machen: ... Mond. Sie spiegelten sich in den dunklen Fenstern ("Häuser" würd ich weglassen, es ist selbstverständlich, dass Fenster nur mit Häusern vorkommen) und strahlten in den Pfützen wie Diamanten.
Menschen, denen ich begegnete nahm ich kaum wahr
Komma: begegnete, nahm ...
Mein Herz pochte heftig und trieb ein lähmendes Gefühl durch Arme und Beine.
das klingt komisch
wurde im Zaum gehalten von einer größeren Macht
in Zaum
Das hellblaue, Trägerkleid
ohne Komma
hatte die Farbe von blauen Hortensien und damit auch die ihrer Augen, die mit jedem Schritt den ich ihr näher kam heller strahlten
Kommas: Schritt, den ... kam, heller ...
Das hellblaue, Trägerkleid, das ich an ihr so mochte, hatte die Farbe von blauen Hortensien
Wortwiederholung, dass das Kleid auch blau ist, wenn es die Farbe von blauen Hortensien hat, ist klar
Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände, eine Berührung wie warmer Samt auf meiner Haut, ein Kuss wie ein warmer, zarter Hauch
Wortwiederholung: warm
wie Tiere, die sich zum schlafen gelegt hatten
groß: Schlafen
Die Straße war verlassen und als doch ein Mann an uns vorüber kam
zusammen: vorüberkam
bei der sie nicht nur eine Braut gewesen war sondern ein wunderschönes Lichtwesen im weißen Hauch
Komma: war, sondern
Ohne den Blick abzuwenden nahm sie mich in die Arme
Komma: abzuwenden, nahm
Als letztes war da der Blick ihrer Augen
groß: Letztes
Vor mir das Beet mit den Blumen die immer noch strahlten
Kommas: Blumen, die ... strahlten, und ...
Bis das der Tod uns scheidet.
dass

Gruß
Andrea

 

Hallo Ihr Lieben,
danke für eure Kommentare!
*** warst du so lange nicht mehr hier, dass du vergessen hast, den Kommentar in einen gesonderten Beitrag unterhalb der Geschichte zu setzen? ***
Ja, da hast du absolut Recht und ich werde es auch nicht wieder tun! Sorry! :-)

Tja und was die Geschichte angeht, so ist es wohl ein Text, bei dem es nicht gelungen ist die Empfindungen des Autors auf die Leser zu übertragen.
Wie ein Farbenblinder, der eine türkise Wand grün streicht und einfach nicht sieht wo es fehlt.
Ich werde mir eure Kommentare zu Herzen nehmen.
Danke und Gruß
Manfred

 

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