Wiederentdeckung des eigentlichen Ichs
Für F!
Alles fühlt sich irreal an. Ich bin allein. Nun ist auch B weg, aber ich denke das ist gut so. Wir haben uns einfach in verschiedene Richtungen entwickelt. Die Richtung der Beliebtheit, Schönheit und des äußeren Scheins. Ich habe mich für einige Zeit in ihre Richtung verirrt, doch jetzt weiß ich wieder wer ich bin. Ich bin T:
-Sportlerin
-Studentin
-Zielstrebig
-Natürlich
-Vernünftig
-Gutmütig
Ich habe mir eingeredet jemand anderes zu sein, jemand ‚Cooles‘, den jeder mag, doch was hat mir das gebracht?
-Unehrlichkeit
-Illoyalität
-Neid
-Hass (vor allem auf mich selbst)
Ich habe meine richtigen alten besten Freundinnen verloren bzw. von mir gestoßen. War gemein zu anderen und habe alles und jeden verurteilt und niedergemacht. Ich gab niemandem die Chance zu zeigen wie er wirklich ist, da er schon von vornherein abgestempelt war und in eine Schublade gesteckt wurde. Das liegt bestimmt daran, dass das mir selbst so widerfahren ist. Ein Fehler. Ein dummer Abend und alles war vorbei. Seitdem war klar, dass mich niemand mehr so sehen würde wie zuvor. Egal wie sehr man sich bemüht hat, blieb für die Außenwelt nur die Erinnerung an diesen einen Fehler, mit dem ich zumindest niemanden verletzt habe- außer mich selbst. Es war egal, dass ich danach erst 3 Jahre später wieder einen Freund hatte. Und nie jemand anderen. Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass ich selbst SO SCHRECKLICH wurde. Ich war zu schwach, um den „Mitläufern und Richtern“ die kalte Schulter zu zeige.
Ich habe alle meine Ideale verloren. Ich wollte einmal eine starke, unabhängige, ehrliche, erfolgreiche und gutmütige Frau werden. Vor allem wollte ich das, was ich am meisten liebe-meinen Sport-Schwimmen- niemals vernachlässigen. Doch es kam alles anders als geplant.
Mein schlimmstes Erlebnis war aus der Leistungssportklasse zu fliegen. Okay zu dieser Zeit war ich nicht gut genug, das hatte jedoch Gründe, die aber von den Verantwortlichen nicht berücksichtig worden sind. Aber das war nun mal so, das musste ich akzeptieren. Doch das konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht.
Das bereue ich am meisten. Ich war nicht stark genug, um das ohne „bleibende Schäden“ zu überstehen und damit abzuschließen. Mir wurde das wichtigste – mein Lebensmittelpunkt zu dieser Zeit, das Schwimmen- entrissen. Ich habe mir immer eingeredet, dass dies das Beste ist, was mir jemals widerfahren konnte, doch das hat mich geprägt und zerstört. Von diesem Augenblick an ist die alte T gestorben.
Nun versuche ich sie wieder zu beleben, denn die Person von damals ist mir tausend Mal lieber als die Person zu der ich wurde. Ich habe mich zu einem hirnlosen, skrupellosen, unzuverlässigen und intriganten Monster entwickelt, das alles nur aus Berechnung getan hat. Ich dachte immer ich wäre sowieso ZU SCHLECHT. Deswegen war es zu dem Zeitpunkt irrelevant, dass ich mich selbst, sowohl psychisch, als auch physisch, „zerstört habe“. Alkoholkonsum, der zuvor ein absolutes Tabu war, gehörte nun zu mir. Genauso wie „ab und zu mal eine zu qualmen“. Als zu der Zeit Ex-Sportler wusste ich zwar, was diese Zeug mit meinem Körper anstellt, aber ich war dumm genug zu glauben, es mache mich cool und normal.
Der einzige Lichtblick war N. Er war meine erste große Liebe. Vor allem war er vernünftig. Ich dachte er hätte mir gezeigt, wie ich mich selbst auch akzeptieren kann bzw. mich auch nur im Geringsten mögen kann. Doch wie das bei einer jungen Liebe ist, habe ich mich geirrt. Ich war von Kopf bis Fuß in ihn vernarrt. Ich dachte ihm ginge das genauso. Ich bete, dass es zumindest am Anfang so war. Um auf den Punkt zu kommen, N hat mich verlassen, weil er urplötzlich nichts mehr für mich empfand.
Das war vor 10 Monaten. Von da an ging alles noch stärker den Bach hinunter. Ich fiel in ein Loch. Eine für mich, die von allen bezeichnete „starke T“, seltsame Situation. Ich konnte nichts essen, nichts trinken, nicht reden. Das einzige, das möglich war, war weinen und leiden. Ganz normal für Liebeskummer- ich weiß. Aber jeder, der schon einmal in dieser Situation war weiß, dass man durch die Hölle geht und denkt, es könne nicht schlimmer werden. Nach ein paar Wochen habe ich nichts mehr gefühlt. Ich hatte nur in den Gedanken an die letzten 2 Jahre geschwelkt. Ich hörte, dass N das ganze genießt, allein zu sein und vor allem freie Auswahl ohne Konsequenzen zu haben- ein Schlag ins Gesicht. Die größte Demütigung war, dass er mich anlog. Eiskalt. Er ist und war für mich ein ‚Heiliger‘. Ich habe mir eingeredet er sei ein Arschloch, doch das konnte ich niemals fühlen. Leider. Was mich am traurigsten macht ist, dass ich mir immer noch wünsche er würde hier auftauchen und sich entschuldigen und mir sagen, dass es der größte Fehler seines Lebens war. Doch das wird nie passieren. Das ist mir auch rein theoretisch und rational gesehen klar, doch das ist wohl das Hirngespinst der ersten großen Liebe, die für immer wehrt.
Nunja, seit der Trennung habe ich niemanden mehr emotional an mich herangelassen. Ich wurde zuvor schon als kühl bezeichnet doch jetzt war ich zumindest äußerlich ein Stein. Die die nichts an sich ran lässt und der alles egal ist.
Doch die Menschen, die mich wirklich kennen wissen, dass ich alles andere als gefühllos bin. Ich bin ein emotionaler Mensch, der sich, WENN ER ALLEINE IST, so intensiv in Filme und Bücher hineinversetzen kann, als wäre ich die Person in dem Buch und genauso fühle wie diese. Manchmal heule ich wortwörtlich „Rotz und Wasser“, sodass meine Eltern denken es wäre etwas Schlimmes passiert. Sobald ich erkläre, dass es eine Reaktion auf den Film oder das Buch ist, entgegnet man nur Kopfschütteln. Aber das ist mir egal.
Da sind wir beim nächsten Punkt. Meine Eltern. Sie sind definitiv die BESTEN ELTERN DER WELT. Ich habe zwar etwas länger gebraucht, um das herauszufinden, bin aber froh, dass ich zu dieser Erkenntnis kam. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen. Ich genieße jede Sekunde, die ich noch mit ihnen verbringen kann, selbst wenn wir uns streiten. Auf sie zu meinem Glück ist immer Verlass. Sie sind die einzigen Menschen, die ich wirklich nie verlieren möchte.
Vorhin habe ich erwähnt, dass ich schwimme. Ich schwimme jedoch nicht einfach so. Ich schwimme weil ich es liebe. Seitdem ich 4 Jahre alt bin, ist das Schwimmbecken nicht wegzudenken. Außer in der schlimmen Zeit.
Ich würde sagen, das Schwimmen hat mich bekehrt und mir wieder gezeigt wer ich bin. Das verstehen sicherlich viele nicht, doch nur im Wasser fühle ich mich frei, geborgen und vor allem als ich selbst. Außerdem ist das Schwimmen ein toller Ausgleich zum stressigen Alltag. A zum abreagieren und B zum, wie es meine Mutter immer so schön sagt, „Sich selbst spüren“. Ich bin so dankbar, dass ich ein Element gefunden habe, in dem ich mich so wohl fühle. In das ich mich zurückziehen kann, wenn es mir schlecht geht. Auf das ich mich immer verlassen kann. Auch wenn viele von euch jetzt denken, dass ich eine Meise habe, bin ich mir sicher, dass mich einige verstehen.
So jetzt komme ich zum Ende. Wie gesagt, das Schwimmen hat mich wieder zu der Person „gemacht“, die ich wirklich bin. Ich möchte mich bei denjenigen entschuldigen, die ich in meiner „coolen“ Phase verletzt habe. Und ich möchte mich bei denjenigen bedanken, die den Glauben an mich nicht aufgegeben haben. F – ich bin dir wahnsinnig dankbar, dass du mich immer wieder dran erinnert hast wer ich wirklich bin. Du wolltest mich nicht verbiegen, dir war es egal wie ich aussehe und vor allem wie ich mich gebe.
Schon seit einiger Zeit helfe ich im Hort meiner Mutter ehrenamtlich aus. Das gibt mir viel, da ich merke, dass ich den Kindern helfen kann und vor allem dass sie mich so sehen und akzeptieren wie ich bin. Einmal nochmal Kind sein wäre toll. Die Welt mit diesen uneingenommenen Augen zu betrachten.
Das ist auf jeden Fall was ich tun will – H E L F E N und F Ü R A N D E R E D A S E I N.
Ich hoffe das gelingt mir auch nur im geringsten. Auch wenn ich jetzt (relativ) alleine dastehe, ist mir das lieber als ein Mensch zu sein, den ich selbst nicht leiden kann.