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Wieder da!
Wieder da!
Peters Hände zitterten, als er den Türgriff der Klassenzimmertür hinunterdrückte und den Raum betrat.
Nervös zupfte er an seinem Hemd, so dass es die Narbe auf seiner Brust verdeckte.
Er traute sich nicht seinen Mitschülern in ihre Gesichter zu gucken, und so kam er mit gesenktem Kopf in den Klassenraum, und alle Blicke richteten sich auf ihn.
Die Kinder in der Klasse betrachteten ihn, wie etwas, dass sie noch nie zuvor gesehen hatten.
Einige Blicke waren voller Mitgefühl, die meisten aber voller Unverständnis und Ablehnung.
„Wir sind froh, dass du wieder da bist, und hoffen es geht Dir gut. Nimm doch erst mal Platz, du kannst bestimmt noch nicht so viel stehen“ sagte seine Lehrerin mit einem Grinsen, das sich über ihr ganzes Gesicht zog.
Peter war nicht nach Lachen zumute, dies war einer der unangenehmsten Momente für ihn, und er wußte nicht wirklich wie er damit umzugehen hatte. Leider wußten seine Mitschüler das genau so wenig.
Verunsichert schwenkte er seinen Blick durch das Klassenzimmer, vorbei an den stummen Gesichtern seiner „Freunde“. Sein alter Platz war von der blonden Hertha eingenommen worden, und er musste sich einen neuen suchen.
Er setzte sich auf einen freien Platz an einem Einzeltisch, weil er sich da am besten aufgehoben fühlte und legte seinen Ranzen ab. Immer noch schauten ihn seine Klassenkameraden mit weit aufgerissenen Augen an, und Peter schien vor Scham zu versinken. Seine Lehrerin bat einen Schüler Peter den neuen Stundenplan aufzuschreiben und ihm die neuen Bücher aus der Bücherei zu holen.
Peter hörte durch den Fensterspalt eine Klasse von draußen, die gerade Sportunterricht hatte.
Sie grölten und jubelten und er musste daran denken, dass man ihm verboten hatte Sport zu treiben, und wie sehr ihn diese Tatsache von den Anderen isolieren würde.
Er musste an seine Mutter denken, die ihm zu Hause die Daumen drücken würde, doch nicht fühlen konnte, was er fühlte. Er war zehn Jahre, und hatte seine Herzoperation nur schwer überlebt, wie sollte eines der Kinder im Raum verstehen, was er fühlte, wie sollten sie ihn in diesem Alter mit seinem Handicap akzeptieren und nicht ausschließen. Sie waren genau so alt wie er, doch er hatte bereits gelernt, was das Leben wert ist, und was es wert ist es behalten zu dürfen. Er würde von nun an immer anders sein als die Leute die nicht ähnliches durchgemacht hatten.
Leise fing er an zu weinen und rannte aus dem Klassenzimmer, doch er konnte beim Herausgehen noch hören wie einige riefen „ guck mal der heult ja, so ein kleines Kind.“
Dieser Satz traf ihn tief, doch er wußte das würde nicht das letzte Mal sein, dass jemand so etwas sagen würde, denn sie waren ja noch Kinder, und verstanden nicht warum er weinte.
Peter verließ das Schulgebäude und lief nach Hause, er musste morgen wiederkommen und mit der Zeit lernen mit seiner Krankheit umzugehen, doch er war sicher, es würde sehr lange dauern.