Was ist neu

Wie Wesen verwesen

Mitglied
Beitritt
01.04.2013
Beiträge
3
Zuletzt bearbeitet:

Wie Wesen verwesen

Der Fahrer des Taxis roch wie eine drei Wochen alte Fischsemmel. Karl sah über diese Tatsache hinweg. Er war erleichtert, überhaupt ein Taxi ergattert zu haben.
„Wohin soll's denn gehen?“ fragte der aromatische Mann auf dem Fahrersitz.
Seine Stimme machte Karl nervös, sie hatte den Klang eines erbrechenden Kamels. Er antwortete mit einem Zittern in der Stimme und ein paar Augenblicke später befanden sie sich auf der Straße.
Karl fiel der Fahrerausweis ins Auge, der seinen Chauffeur als Eberhard Schmied betitelte. Das Foto konnte er in der Dunkelheit nicht erkennen.
Unsicher wagte Karl einen Blick nach links. Gegen das Licht vorbeifliegender Straßenlaternen konnte Karl nur eine unklare Silhouette wahrnehmen.
Eberhards Profil wirkte nicht weniger faulig als sein Geruch. Sein kahler Schädel zitterte instabil im Takt des Autos. Ohr und Nase waren seltsam deformiert, als hätte man beide mit einem Hammer bearbeitet. Lippen waren kaum zu erkennen.
„Was sehen Sie mich denn so an?“ blaffte Eberhard, was Karl zusammenzucken ließ.
„Ich ... äh ... Gar nichts ...“ murmelte dieser und wandte den Kopf starr in Richtung Windschutzscheibe.
Irgendetwas sagte ihm, dass er den Mann neben sich nicht verärgern sollte. Eberhard begann zu husten, ein Geräusch, als würde das erbrechende Kamel nun den Tod finden. Karl überlegte, ob er ihm ein Taschentuch anbieten sollte, doch dann registrierte er, dass die kaum sichtbaren Lippen Eberhards sich an den Seiten nach oben gezogen hatten. War dieses fürchterliche Geräusch etwa ein Lachen?
„Mein guter Mann, dürfte ich wohl Ihren Namen erfahren, wenn sie mich schon mit diesem angewiderten Blicken strafen?“
Karl war einen Moment lang sprachlos. Die Art und Weise, wie Eberhard sich ausdrückte, passte nicht zu seiner Stimme und seinem Erscheinungsbild – und schon gar nicht zu seinem Geruch.
„Karl... Entschuldigen Sie bitte mein Verhalten, ich bin nur schon sehr müde...“ versuchte er sich herauszureden.
Eberhards Grimasse sollte wohl ein Lächeln darstellen. Karls Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, sodass er die Gesichtszüge des Fahrers nun erkennen konnte.
Diese verzerrten sich auf unnatürliche Weise, grünlich blasse Haut spannte sich gefährlich straff über das knochige Gesicht, es war die reinste Perversion eines Grinsens.
„Was Sie nicht sagen, Karl. Müdigkeit ist mir mittlerweile ein fremder Zustand, wissen Sie.“
Karl entgegnete nichts.
War Eberhard etwa einer von diesen Minderheitenkreaturen, die man hin und wieder in den Nachrichten oder im Reality TV zu sehen bekam? Das würde zumindest einiges erklären.
Eberhard wartete noch einige Sekunden auf einen Kommentar Karls, bevor er fortfuhr: „Ihnen ist sicher aufgefallen, dass ich in mancher Hinsicht... etwas abstrakt wirke. Ich werde Ihnen den Grund dafür nennen, wenn Sie möchten.“
Karl bekam es allmählich mit der Angst zu tun. Den Grund konnte er sich nur allzu gut selbst zuasmmenreimen.
Mit bebender Stimme antwortete er: „Was... Sagen Sie es ruhig.“ Er erhaschte einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr.
Wie lange fuhren sie schon? Würde diese Fahrt denn nie ein Ende nehmen?
„Also Karl... Ich will mich kurz fassen: medizinisch gesehen bin ich tot. Seit etwas über sechzig Jahren. Die moderne Sprache würde mich als Zombie bezeichnen, aber dieser Begriff hat etwas Diskriminierendes, nicht wahr?“
Karls Mund wollte sich nicht mehr schließen. Er starrte Eberhard an, ohne ein Wort hervorzubringen. Ein Untoter, wie er es sich gedacht hatte. Er hatte viel von ihnen gehört, jedoch niemals einen zu Gesicht bekommen. Wohl war ihm dabei ganz und gar nicht.
Wieder der Klang des sterbenden Kamels. Diesmal lachte Eberhard so heftig, dass sein Kopf vor lauter Zittern nach hinten abzuknicken drohte.
Sein Lachanfall ging von einer Sekunde auf die Nächste in einen Aufschrei über, dem eine gekonnte Vollbremsung folgte.
Karl wurde aus seiner Schockstarre gerissen, sein Kopf nach vorne geschleudert und Schmerz durchfuhr seinen Nacken. Er hörte einen dumpfen Aufprall, bevor der Wagen quietschend zum Stehen kam.
„Na, wenn das kein glücklicher Zufall ist!“ quietschte Eberhard.
„Was zum ...?“ keuchte Karl. Er blickte sich hektisch um. Hatten sie ein Tier überfahren? Oder hielten sie mitten im Wald an, damit Eberhard seinen kannibalischen Neigungen nachgehen konnte?
Seine Hände schwitzten. Er rieb sie an seiner Hose trocken und ermahnte sich selbst ruhig zu bleiben. Eberhard löste seinen Sitzgurt, öffnete die Fahrertür und schälte sich nicht gerade graziös aus seinem Sitz.
„Warten Sie einen Moment, Karl. Ich sammle das nur kurz ein.“
Was zum Henker meinte er damit? Karl begutachtete den Türgriff neben sich. Er könnte aussteigen und weglaufen, allzu weit war er sicher nicht von zuhause entfernt. Noch ehe er sich entscheiden konnte, setzte sich Eberhard wieder in den Wagen zurück und knallte die Tür kräftig zu, während er mit der rechten Hand etwas auf den Rücksitz schleuderte.
„Was ist das?“ die Worte fielen Karl unkontrolliert aus dem Mund, eigentlich wollte er das gar nicht wissen.
Eberhard grinste ihn an: „Abendessen.“ raunte er genüsslich.
Karl betrachtete das absurde Gesicht seines Gegenübers. Mit einem Mal fiel ihm etwas auf.
„Ihr... Ohr...“ war das einzige was er zustande brachte und er deutete auf die offene Stelle an Eberhards Kopf, an der vor Kurzem noch ein deformiertes Ohr hing.
Eberhards Grinsen wich einem Stirnrunzeln.
Er taste an der rechten Seite seines Schädels herum und ließ den Blick durch das Auto schweifen.
„So ein Mist, das muss mir bei der Bremsung weggeflogen sein. Oh, da ist es ja!“ Sein Blick blieb auf Karls Schoß hängen. Dieser senkte langsam den Kopf zu seinen Oberschenkeln.
Auf seinem linken Bein lag tatsächlich etwas. Ein fauliges Stück Fleisch. Er schrie entsetzt auf, wischte das Ding von sich weg und es blieb neben dem Schaltknüppel liegen.
„Jetzt beruhigen Sie sich doch!“ Eberhard war sichtlich nicht angetan von der Art und Weise, wie mit seinem Sinnesorgan umgegangen wurde.
„Immer das Selbe. Alle erwarten sie, dass wir unsere Körperteile nicht herumliegen lassen und wenn dann doch mal eins abfällt, schmeißen sie es auch noch durch die Gegend! Halten Sie mal ihre Nase im Linienbus davon ab sich selbstständig zu machen, wenn Sie seit sechzig Jahren verwesen!“
Er ließ den Motor an, während er sprach, hielt das Lenkrad in der Linken, während er mit der Rechten sein Ohr in seine Jackentasche stopfte.
„Da kümmert sich meine Frau später drum.“ erklärte er Karl.
In seiner Stimme schwang immer noch Frust über Karls intolerantes Verhalten mit.
"Karl, Sie haben ja keine Ahnung, was ein Untoter in dieser Gesellschaft durchmacht. Dabei habe ich schon seit dreißig Jahren kein menschliches Gehirn mehr gegessen!"
Karl war am Ende mit den Nerven. War das ein Albtraum? Er hoffte es inständig.
Sein Herz raste. Vorsichtig versuchte er einen Blick auf das reglose Bündel auf der Rückbank zu erhaschen. Zweifellos handelte es sich um ein Tier, in der Dunkelheit war es jedoch nicht genauer zu indentifizieren. Abendessen also.
Es war beruhigend, dass Eberhard überfahrene Tiere einem Menschenhirn vorzog. Doch die Vorstellung, wie sich dieses einohrige Monster eine tote Katze, oder weiß der Teufel was, mit Ketchup und Pommes einverleibte ließ Karls Magen rebellieren.
Nach einigen Minuten des Schweigens passierten sie zu Karls Erleichterung endlich das Ortsschild von Buchendorf.
Wenige Minuten später kam der Wagen zum Stehen.
Karl schleuderte Eberhard ein paar Scheine auf den Schoß und hastete so schnell er konnte raus aus dem Taxi in Richtung seines Hauses.
Eberhard blieb seufzend zurück.
„Als würden sie nie sterben müssen.“

 

Hallo Klio

Dein Debüt hier ist eine Mischung von gruselig und eklig, wobei es eher ulkig rüberkommt.

Die Idee dahinter hat aus meiner Sicht aber einen besonderen Reiz, schon nahezu einen gesellschaftskritischen Touch, wenn man etwa an die Überalterung denkt. Gelungen scheint mir hier der Ansatz insbesondere, da es das Thema ohne Mord und Totschlag verarbeitet.
Auf der andern Seite werde ich damit aber auch nicht recht warm, da die Überzeichnungen dem Schrecken die Spitzen nehmen. Für mich als Leser war es zudem störend, dass es nahtlos beinah ohne Zeilenschaltungen sich hinzieht. Einige sinngebundene Zeilenschaltungen machten das Lesen sympathischer, so etwa nach jedem Sprecherwechsel.

Noch ein paar Dinge, die mir auffielen:

Er war erleichtert[KOMMA] überhaupt ein Taxi ergattert zu haben

Ich... äh... Gar nichts...“ murmelte dieser und wandte den Kopf starr in Richtung Windschutzscheibe.

Jeweils Leerschlag zwischen einem vollendeten Worten und Auslassungszeichen. Dies gilt auch im weiteren Text.

Karl überlegte[KOMMA] ob er ihm ein Taschentuch anbieten sollte,

Die Art und Weise, wie Eberhard sich ausdrückte[KOMMA] passte nicht zu seiner Stimme

Die selbigen verzerrten sich auf unnatürliche Weise,

Die Selbigen, wobei mir die Wortwahl nicht ganz glücklich wirkt. Vielleicht besser. Diese verzerrten sich auf unnatürliche Weise … Es ist ja klar, wovon die Rede ist.

War er in die Fänge eines Verrückten Junkies geraten?

verrückten

Er starrte Eberhard an[KOMMA] ohne ein Wort hervorzubringen.

„Was zum...?!“ keuchte Karl.

M. E. genügt hier ein Fragezeichen, dafür danach ein Komma sowie nach zum ein Leerschlag.

an der vor kurzem noch ein deformiertes Ohr hing.

vor Kurzem

„Immer das Selbe.

dasselbe

Alle erwarten sie, dass wir unsere Körperteile nicht herumliegen lassen und wenn dann doch mal eins abfällt[KOMMA] schmeißen sie es auch noch durch die Gegend!

Er ließ den Motor an[KOMMA] während er sprach,

Nach einigen Minuten des Schweigens passierten sie zu Karls Erleichterung endlich das Schild, dass seinen Heimatort betitelte.

das

Wenige Minuten später kam der Wagen zum stehen.

Stehen.

Ja, ich habe gerade den letzten abgeliefert,

Letzten

Aus meiner Sicht könnte die Geschichte gewinnen, wenn du zu starke Überzeichnungen eliminierst, so etwa Sätze wie erbrechendes Kamel etc. und inhaltlich es auf eine ernste Linie bringst, ohne humorlos zu werden.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Vielen Dank für die Kritik! Die etwas übertriebenen Formulierungen waren durchaus so gedacht, auf diese Weise wollte ich den satirischen Anteil des ganzen unterstreichen, was mir wohl nicht so gut gelungen ist, wie ich es mir erhofft hatte. Ich bin heilfroh, dass du die Gesellschaftskritik herauslesen konntest! Ich werde mir weiterhin mehr Mühe geben.
Klio

 

Hallo und herzlich willkommen Klio!

Deinen Debüttext habe ich gern gelesen, aber es war mir noch ein bisschen zu wenig.

Die Idee, dass Untote eine ganz normale Minderheit sind, die versuchen, in der Gesellschaft zurechtzukommen und ganz normalen Jobs nachgehen, gefällt mir gut, und die Geschichte liest sich auch echt amüsant. Aber ich denke, dass man aus der Idee noch viel mehr rausholen könnte. Im Moment besteht die Handlung nur aus der Taxifahrt, wo der Karl sich ein bisschen ekelt und gruselt, es gibt eigentlich keinen richtigen Konflikt, der die Geschichte vorantreibt.
Ich fände es gut, wenn die Geschichte noch ein bisschen weiter in Karls Kopf vordringt - und zwar nicht wegen des leckeren Gehirns da drin :) - sondern um seine Gedanken und Gefühle ein stärker auszuloten. Das ist doch eine spannende Situation, dass er da mit jemandem im Taxi sitzt, gegen den er so eine starke, richtig körperliche Abneigung verspürt und vor dem er Angst hat. Hilft ihm dieses Erlebnis, seine Vorurteile zu überwinden, oder wird er darin bestärkt und unterschreibt demnächst Petitionen gegen die Integration von Untoten? Die Geschichte endet halt sehr schnell und bleibt sehr an der Oberfläche. Für die kleine Unterhaltung zwischendurch ist das auch okay, aber du könntest sie ohne weiteres ausbauen.

Ich hab nichts dagegen, dass die Geschichte in Horror steht, aber ich empfand die als nett und humorvoll und kein bisschen gruselig. :)

Ein paar Detailanmerkungen:

Sein kahler Schädel zitterte instabil im Takt des Autos.
Das instabil würde ich weglassen

„Mein guter Mann, dürfte ich wohl Ihren Namen erfahren, wenn sie mich schon mit diesem angewiderten Blicken strafen?“
Sie groß

Die Art und Weise, wie Eberhard sich ausdrückte passte nicht zu seiner Stimme und seinem Erscheinungsbild – und schon gar nicht zu seinem Geruch.
Ein Komma nach ausdrückte. Abgesehen davon fand ich die Beobachtung hier gut - der Taxifahrer kommt ja wirklich ein bisschen altmodisch rüber, was ja auch logisch ist, weil er aus einer anderen Zeit stammt. Auch der Name passt echt gut, Eberhard ist ja ein recht altertümlicher Name. Und ich finde hier würde es sich zum Beispiel anbieten, noch ein bisschen auf Karls Gedanken einzugehen - okay, der riecht nicht gut und sieht seltsam aus - aber er ist sehr höflich - und zeigen wie sich das auf seine Vorurteile auswirkt.

Karl entgegnete nichts. Was sollte das denn jetzt bedeuten? Nahm dieser Mann Amphetamine? Das würde zumindest einiges erklären.
Also hier kommt der Karl rüber, als wäre er sehr schwer von Begriff. Allerspätestens an der Stelle müsste ihm doch klar sein, dass der Taxifahrer tot ist. Denn nach dem, was Eberhard später äußert, ist er kein Einzelfall ("alle erwarten von uns, dass wir unsere Körperteile nicht überall fallen lassen"), das heißt Karl müsste zumindest schon von Untoten gehört haben oder vielleicht sogar schon vorher einem begegnet sein. Das finde ich auch viel besser, wenn das einfach ein seltenes, aber trotzdem normales Phänomen in dieser Welt ist. Das hat soviel Potential! Ich seh da schon die "Zombie Walks" vor mir, wo die Teilnehmer aber nicht mehr bloß verkleidete Lebende sind, sondern eine Demonstration für die Rechte einer Minderheit - Undead Pride Parades! ... gut, das ist jetzt echt abgeschwiffen :D. Aber ich würde Karl hier halt eher so was denken lassen wie "Oh Gott, das ist tatsächlich einer von denen!" und nicht "Was meint er bloß damit, nimmt er Amphetamine?" - und halt auch den nachfolgenden Dialog so anpassen, dass das Untotendasein eine allgemein bekannte Tatsache ist.

„Also Karl... Ich will mich kurz fassen: medzinisch gesehen bin ich tot.
Ich kaufe noch ein i für medizinisch
Außerdem hat sich Karl nicht vorgestellt, deshalb sollte der Taxifahrer seinen Namen eigentlich nicht kennen - außer Gedankenlesen ist eine Nebenwirkung des Totseins :)

er deutete auf die offene Stelle an Eberhards Kopf, an der vor kurzem noch ein deformiertes Ohr hing.
Das müsste Vorvergangenheit sein, also "gehangen hatte"

Eberhards grinsen wich einem Stirnrunzeln.
Grinsen groß

„Als würden sie nie sterben müssen.“
Sie groß, ansonsten gefällt mir das sehr gut als Abschlussatz!

Also ich würde total gerne eine "extended edition" von der Geschichte lesen, wo man noch ein bisschen mehr über Eberhards und Karls Welt erfährt. Auf jeden Fall wünsche ich dir noch viel Spaß hier!

Grüße von Perdita

 

Also ich würde total gerne eine "extended edition" von der Geschichte lesen, wo man noch ein bisschen mehr über Eberhards und Karls Welt erfährt.

Grüße von Perdita


Ich spiele tatsächlich mit dem Gedanken, diese Idee weiter auszubauen. Deine Anregungen (vor allem eine Undead Pride Parade) haben mir sehr gut gefallen, danke dafür. Und natürlich auch danke für die positiven feedbacks :-)

Liebe Grüße,

Klio

 

Servus und herzlich Willkommen hier Kilo,

deine kleine Story hat mich echt gut unterhalten, sie ist kurzweilig und humorvoll. Allerdings kam es mir so vor, als würdest du an vielen Stellen gern Spannung oder ein Gruselgefühl beim Leser erzeugen. Das hat bei mir jedenfalls nicht funktioniert.
Zuerst wollte ich deine Geschichte nicht lesen, weil sie auf den ersten Blick hässlich aussieht, doch der Schein trügt. Bitte mach da noch Absätze rein. Jetzt sage ich es auch mal, weil ich es schon so oft hier im Forum gelesen hab: Absätze sind sexy!
Die pure Wahrheit.
Man könnte daraus leicht eine Serie machen. Nach dem Lesen hatte ich jedenfalls weitere Episoden im Kopf. Eine junge Frau, die sich zu einem Blind-Date überreden lässt und feststellen muss, dass ihr Date ein Untoter ist. Peinlich wird es dann, als ihm während der Vorspeise die Nase in die Suppe fällt. Vier Schüler, die bei einen Autounfall wegen Trunkenheit am Steuer sterben und ihnen im Sarg vor Langeweile der Kragen platzt. Sie kommen nach oben und gründen die Schulband "The Undeads". Und, und, und ...
Ich deute das als sehr positives Zeichen, wenn ich nach dem Lesen einer Geschichte noch über sie nachdenken will. Also - Kompliment! Ich fand sie ganz spaßig.

Gegen das Licht vorbeifliegender Straßenlaternen konnte Karl nur eine unklare Silhouette wahrnehmen. Eberhards Profil wirkte nicht weniger faulig als sein Geruch. Sein kahler Schädel zitterte instabil im Takt des Autos.
Das ist ein schönes Bild, das du hier vermittelst.

Er erhaschte einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr. Wie lange fuhren sie schon? Müssten sie nicht langsam seinen Heimatort erreichen?
Du hast ja weitgehend eine tolle Erzählerstimme, aber in der letzten rhetorischen Frage, hört sich es so an, als hättest du ´nen Stock im Arsch, sorry. Wann geht dieser Horrortrip endlich zu Ende??? Das z.B. fände ich besser.

Nach einigen Minuten des Schweigens passierten sie zu Karls Erleichterung endlich das Schild, das seinen Heimatort betitelte.
Da hätte ich lieber den Namen irgendeines Kaffs erfunden.

„Als würden sie nie sterben müssen.“
Das lässt mich mit einem Schmunzeln zurück. Sehr schön.

Gern gelesen
Gruß
Hacke

 

Hallo Klio,

herzlich willkommen!

Humor oder Horror, das ist hier die Frage.
Ich kann am Text keine eindeutig belegbare Entscheidung treffen. Es hängt vielleicht auch einwenig an der jeweiligen Stimmung des Lesers. Manchmal kann ich schon über so etwas schmunzeln:
„Der Fahrer des Taxis roch wie eine drei Wochen alte Fischsemmel. Karl sah über diese Tatsache hinweg.“ Statt Geruch zu ignorieren, über ihn hinweg sehen. Das find ich witzig. Manchmal, wie gesagt.

Hinzu kommt, das Zombie-Geschichten immer etwas unernstes, etwas komisches anhaftet. Auch wenn diese, so wie hier, hin und wieder einen sozialkritischen Hintergrund haben.
Irgendwie witzig ist auch, dass Karl sich ständig in der Opferrolle wähnt, jedoch im Laufe der Handlung ums verrecken nicht zum Opfer wird.

Als spannend (im gebräuchlichen Sinne) würde ich die Geschichte nicht bezeichnen. Aber, es wird recht bald klar, dass sich etwas anbahnt, was vom üblichen Zombie-Story-Muster abweicht.
Die Geschichte ist also auch nicht langweilig, sie ist interessant – wobei ich mich wie so oft frage, wo die Grenze zwischen „interessant“ und „spannend“ zu ziehen sei.

Der Grusel bleibt weitgehend auf der Strecke, da dein Zombie sich zu sehr wie ein Mensch verhält. Karl kann mit ihm kommunizieren, und die Ausdrucksweise des Zombies ist durchaus gewählt. Er scheint auch kein Problem mit der Technik (des Autos) zu haben.
Daher haftet ihm nicht dieses tumbe, roboterhafte und nur von einem Trieb gesteuerte Verhalten an, was üblicherweise den Grossteil des Gruseleffektes (in Verbindung mit menschlichen Gestalt und Herkunft) eines Zombies ausmacht.

Wie auch immer, mir hat deine Geschichte gefallen.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Klio,

echt orginell, deine Geschichte, ich habe sie gerne gelesen! Und werde mich in Zukunft sorgfältiger umschauen, ob nicht irgendwo verlorene Körperteile rumliegen :-).

Grüße,

Eva

 

Hallo noch mal,

ich habe grad festgestellt, dass das hier:

Perdita schrieb:
Außerdem hat sich Karl nicht vorgestellt, deshalb sollte der Taxifahrer seinen Namen eigentlich nicht kennen - außer Gedankenlesen ist eine Nebenwirkung des Totseins

ja voll daneben war - natürlich hat der seinen Namen gesagt, aber ich hab das echt total überlesen. :rolleyes:

Also wenn es eine ausgebaute Version von der Geschichte gibt, lese ich die auf jeden Fall. Und zwar ganz aufmerksam!

Grüße von Perdita

 

Hallo Klio,

das beste und damit aber auch ein Schwachpunkt an deiner Geschichte: der Titel. Der hat mich neugierig gemacht; andererseits verrät er dem Leser sofort, worum es geht. Trotzdem hat mir deine Geschichte gefallen, und ich fand sie gruselig-komisch. Das sind mir die liebsten Horrorgeschichten.


Der Fahrer des Taxis roch wie eine drei Wochen alte Fischsemmel.
Tod riecht nicht wie alter Fisch, aber man kann sich sofort etwas drunter vorstellen.
sie hatte den Klang eines erbrechenden Kamels
Noch nie gehört, aber auch sofort vorstellbar
Den Grund konnte er sich nur allzu gut selbst zuasmmenreimen. =>Den Grund konnte er sich nur allzu gut selbst zusammenreimen.
„Karl... Entschuldigen Sie bitte mein Verhalten, ich bin nur schon sehr müde...“=>„Karl ... Entschuldigen Sie bitte mein Verhalten, ich bin nur schon sehr müde ...“
Leerzeichen vor ... (sieh mal nach, da gbt es noch mehrere Stellen)
Er taste an der rechten Seite seines Schädels herum und ließ den Blick durch das Auto schweifen.
„So ein Mist, das muss mir bei der Bremsung weggeflogen sein. Oh, da ist es ja!“ Sein Blick blieb auf Karls Schoß hängen. Dieser senkte langsam den Kopf zu seinen Oberschenkeln.
Auf seinem linken Bein lag tatsächlich etwas. Ein fauliges Stück Fleisch. Er schrie entsetzt auf, wischte das Ding von sich weg und es blieb neben dem Schaltknüppel liegen.
:lol:
„Als würden Sie nie sterben müssen.“
Gruß, Elisha

 

Hallo Kilo,
ich wollte das erbrechende Kamel verteidigen, das fand ich sehr lustig :)
Die Geschichte funktioniert und ist witzig, in keinem Fall aber gruselig.
Um Horrorfans weiter zu bedienen, könnten diese oder folgende Geschichte ein bisschen makaberer, gemeiner sein, finde ich. Vielleicht blutiger, mit einem Wendepunkt in den letzten Zeilen. Das ist zwar nicht notwendig, aber was Splatter und Brutalität angeht hast du noch Spielraum, der sich ausnutzen lässt.
Viele Grüße

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom