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Wie wäre es tot zu sein?

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23.11.2005
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Wie wäre es tot zu sein?

Wie wäre es eigentlich, tot zu sein? Fragte sich Richard, mitte 30, recht guttaussehend, erfolgreich und dazu noch charmant, bevor er mit reichlich Anlauf, beherzt und voller Erwartungen, aus dem siebten Stock des Hôtel Du Louvre sprang. Nicht, dass es wirklich einen Grund gegeben hätte, so früh abzudanken. Er wollte schlicht mal herausfinden, wie es eigentlich wäre, tot zu sein. Richard war schon immer etwas neugieriger als die anderen gewesen und so kam es zuweilen vor, dass er gar Aussergewöhnliches tat und somit zum Publikumsliebling avancierte. Einmal übte er sich im Rückenkraulen durch die Pariser Kanalisation, um zu erforschen, wie viel Liter Fäkalien so ein komplexer menschlicher Magen eigentlich aufnehmen konnte, das andere Mal versuchte er zu ergründen, wie sich Blinde eigentlich fühlen, wenn sie statt der ersehnten Augentropfen ausversehen den Sekundenkleber zu greifen bekamen.
Manche riefen ihn einen Extremisten, er selbst sah sich eher als letzten grossen Forscher und Entdecker dieses Landes.
Leider hatte sich der geniale Forscher nun ein klein wenig in der Berechnung der Ballustradenhöhe des Balkons vertan und so kam es, dass er unglücklicherweise mit den langen, sportlichen Beinen gegen das schwarze Gitter stolperte und dem erwartungsvollen Publikum, jung wie alt, nun kopfüber entgegenstürzte. Noch im Stürzen, ärgerte sich Richard ein wenig darüber, dass ihn sein kleiner Berechnungsfehler nun weniger graziös aussehen lassen würde. Dann, kurz vor dem Aufprall, fing sein Gesicht wieder an zu strahlen.
Sieht mein Flug auch weniger elegant aus, so kann ich doch jetzt zumindest erforschen, inwieweit sich die Landung nun intensiver auf den Kopf auswirken wird, ging ihm durch denselbigen. Mann müsste dann noch ein zweites Mal springen, um zu vergleichen. Nächstes Mal würde er sich ganz sicherlich nicht verrechnen. Immer das Positive sehen, das Glas ist doch stets halbvoll, dachte er, bevor er mit einem dumpfen Geräusch auf dem steinharten Asphalt aufschlug.
Wie wäre es eigentlich, am Leben zu sein?

(c) 2005 Francois

- Kein S-Z auf der Tastatur...

 

Hallo Francois,

der letzte große Forscher des Landes scheint nicht nur ein Empiriker, sondern auch ein bisschen dumm zu sein. ;)
Schon beim Rückenkraulen durch die Kanalisation dürfte die Haut mehr Gift als der Magen aufgenommen haben. Wer schluckt schon beim Schwimmen?
Und vor lauter Schreck über den kleinen Berechnungsfehler übersieht er den großen.
Okay, er will wissen, wie es ist, tot zu sein, nicht, wie es ist, zu sterben. Aber seine Überlegungen setzen ja eine irdische Wiedergeburt voraus.

Vielleicht meinst du die Geschichte als Parabel. Ich könnte mir Manager vorstellen, die mit Leben spielen, weil sie mal wissen wollen, wie es ist, ein Unternehmen an die Wand zu fahren.
Aber so ganz leuchtet mir das Bild nicht ein.
Bilder haben natürlich oft interne Unstimmigkeiten, etwa, die Menge, die unterhalb des siebten Stocks auf seinen Aufprall wartet, die aber ja durch den reichlichen Anlauf kaum Gelegenheit hatte, zu sehen, dass das jetzt etwas passiert.
Aber der Publikumsliebling kann seinen Sprung natürlich auch in der lokalen Presse angekündigt?

wenn sie statt den ersehnten Augentropfen ausversehen den Sekundenkleber zu greifen bekamen
Casusfehler: statt der ersehnten

Du siehst, ich bin mal wieder etwas ratlos.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Sim

Hast dir viel zu viel Gedanken über diese groteske, mit einem Augenzwinkern daherkommende, Story gemacht. Sie sollte nur als Karrikatur dienen.

Bist du schon mal Rückengeschwommen? Ich schlucke dabei immer ;)
Den von dir entdeckten Causal-Fehler habe ich verbessert. (^^)

Francois

 

Hey Francois
wahrscheinlich hätte deine Geschichte in Philosophie mehr Zuspruch bekommen, wenn sie auch keine direkten Fragen nach Sinn oder Ähnlichem stellt, aber sie vermittelt schon eine gewisse Absurdität und allein das rechtfertigt eigentlich schon den philosophischen Anspruch...
Genug palavert. Also ich muss dir ehrlich sagen, deine Geschichte gefällt mir überhaupt nicht.
Ich selbst bin kein Anhänger des puren Realismus, aber das hier geht meiner Meinung nach, einfach zu weit.
Er will herausfinden, wie es ist, tot zu sein? Wenn das nicht parabolisch gemeint ist, dann ist es einfach total überzogen und nichtssagend. Kein Mensch steht am Abgrund und überlegt sich, wie er am besten fallen könnte, damit es elegant aussieht. Jeder Mensch würde in dieser Situation einfach Fracksausen haben, allein schon aus biologischen Gründen...
Kein Mensch will sterben, es ist dem Menschen eingegeben, leben zu wollen und die, die sich selbst umbringen, tun dies auch nur aus Verzweiflung und meist sogar eher aus Verwirrung.
Niemand tötet sich selbst aus Experimentierfreude...

Eine Karikatur (wenn du deine Geschichte schon so nennen willst) sollte meiner Meinung nach immer eine Botschaft enthalten, welche ist deine?

Gruß
b

 

Kann jemand diese Geschichte mal bitte nach Satire verschieben? Hab mich schon wieder in der Rubrik geiirt.

Francois

 

Francois schrieb:
Kann jemand diese Geschichte mal bitte nach Satire verschieben? Hab mich schon wieder in der Rubrik geiirt.

Francois

Klar. Auch wenn ich dir eher Seltsam vorgeschlagen hätte. Bei Satire bliebe ja die Frage, was möchtest du satirrieren? ;)

 

Ja, das frage ich mich auch. Beim Lesen dachte ich die ganze Zeit: Was will mir der Kerl damit sagen? Will er die übermäßige empirische Experimentierfreude unserer Gesellschaft kritisieren? Das wäre eine äußerst konservative Gesellschaftskritik, so Fünfziger-Jahre-mäßig. ;)

Darüber hinaus ist der Text nicht sehr unterhaltsam geschrieben. Nur wegen seiner Kürze habe ich ihn überhaupt zu Ende gelesen.

Ein paar Fehler sind auch drin:

mitte 30

Mitte dreißig.

Richard war schon immer etwas neugieriger als die anderen gewesen, und so kam es

Komma einfügen. Außerdem: Welche anderen meinst du? Besser wäre hier: Seine Mitmenschen.

zuweilen vor, dass er gar Aussergewöhnliches tat und somit zum Publikumsliebling avancierte

Zum Publikumsliebling "avanciert" man in einem Zeitraum, etwas Außergewöhnliches tut man zu einem Zeitpunkt. Der Satz ist deshalb logisch unstimmig. Besser "... dass er außergewöhnliche Dinge tat. Auf diese Weise war innerhalb kurzer Zeit zum Publikumsliebling avanciert." So ähnlich.

wie viele Liter Fäkalien

und so kam es, dass er unglücklicherweise mit den langen, sportlichen Beinen gegen das schwarze Gitter stolperte

Füllwort. Streichen.

inwieweit sich die Landung nun intensiver auf den Kopf auswirken wird, ging ihm durch denselbigen.

Das ist ein Wort, das der Autor immer vermeiden sollte. Besser den Satz komplett umformulieren, um die Wortdopplung zu vermeiden.

Mann müsste dann noch ein zweites Mal springen,

Na, wir wollen mal nicht sexistisch werden. ;) Das n streichen.

Ciao, Megabjörnie

 

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