Wie viel Dekoration
Hey ho, liebe Silbenbinder und Geschichtenspinner,
nehmen wir an, eine Geschichte ist etwas, was funktioniert, und Dekoration all das, was sie nicht zum Funktionieren braucht. Dass sich die Ich-Erzählerin eine Kaffeemaschine gekauft hat, obwohl sie selbst keinen Kaffee trinkt, aber Gästen einen anbieten möchte. Manche Leser sehen ein sinnloses Detail, andere interpretieren Selbstaufopferung, Selbstlosigkeit oder Sehnsucht nach sozialer Anerkennung hinein. Jede Kleinigkeit sagt etwas über einen Charakter aus und wenn er nur in der Nase bohrt. Aber ob er das dann mit dem Ring- oder Zeigefinger tut?
Mein Problem beim Schreiben ist oftmals, dass ich eine möglichst allgemeine Geschichte schreiben will. Mir tut es schon weh, wenn ich meinem Protagonisten schwarzes Haar oder abstehende Ohren gebe. Ich habe eine Geschichte hier eingestellt, - "Des Liebenden Versprechen" - die kein einziges Detail enthält, keine Nebenhandlung, keine zusätzlichen Beschreibungen. Die funktioniert trotzdem. bernadette hat dann geschrieben, dass meine Geschichte ein Skelett ist, ohne Fleisch und es stimmt. Ohne Bilder, ohne Personen, die man mag oder nicht mag, ohne Szenen, die Leben ins Erzählte hauchen oder Fleisch aufs Skelett - funktioniert das zwar, ist aber nicht schön - wie eine unmöblierte Wohnung, oder zumindest eine Wohnung mit Bad, Bett und Küche. Man kann drin leben, aber wohl fühlen wird man sich nicht. Aber wie viel Schnörkel darf ich in meine Geschichte (Wohnung) packen, wie viele Bilder hineinhängen? Und was mit den Nebenhandlungen, die eigentlich nicht sein müssen, aber sein können?
Ich weiß nicht, ob ich mein Problem verständlich machen konnte.
Meine Frage jedenfalls: Wie viel von dieser Dekoration?
Und mir ist bewusst, dass es da keine Grenze geben kann. Ich weiß, dass man mit Details viel zeigen kann und das mach ich auch gern. Aber kann ich beispielsweise meinen Charakter duschen oder Zähne putzen lassen, auch wenn es total unnötig ist - bezogen auf die Geschichte? Vor allem bei Kurzgeschichten ist es doch so, dass man reduziert und dichtet. Kurzgeschichten von Stephen King beispielsweise sind auch etwas länger und enthalten viel, was sich interessant anhört, lustig ist oder grausam, Deko eben. Wenn ich einen Roman von Juli Zeh lese, dann kommt es mir so vor, als wäre die noch so kleine Nebensächlichkeit notwendig für das Geschehen. Da ist nichts dabei, wo ich mir sage, das hätte sie auch weg lassen können. Und das geht mir bei Geschichten hier genauso, manchmal liest man eine Geschichte und wird von der Deko abgelenkt und manchmal verstärkt die Dekoration die Wirkung.
Bin gespannt auf eure Meinungen!
Beste Grüße
markus.
PS: Blicktötet mich am besten gleich! Ich hab das freilich wieder zu schnell eingestellt und ein paar Seiten weiter steht wahrscheinlich die gleiche Frage ausführlich beantwortet ...
Themen, die ich gefunden hab:
- Weniger ist mehr - oder doch nicht?
- Das Längenproblem
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