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Wie Urgroßmutters Memoiren als Buch binden?

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Wie Urgroßmutters Memoiren als Buch binden?

Hallo allerseits (war schon ewig nicht mehr auf kg.de)!

Folgendes Projekt meinerseits: ich habe hier die Memoiren der Urgroßmutter meiner Freundin als eine schlecht lesbare, maschinengeschriebene, lose Blattsammlung von ca. 75 Din A4 Seiten. Der Anblick tut meiner Seele weh, also will ich es auf mich nehmen und alles entziffern und abtippen. Vielleicht als Taschenbuch gebunden würde es zudem ein schönes Geburtstagsgeschenk hergeben.

2 Fragen:

1) Wie schaffe ich es am besten mein (Word-)Dokument als Geschenk-Buch zu realisieren? Selber DIN A4 ausdrucken, ein Deckblatt (möglichst noch mit Marmormuster) obendrauf legen und eine Spirale durchjagen lassen? Muß doch auch besser gehen. Am liebsten hätte ich es als Taschenbuch gebunden, also ca. DIN A5. Gibt es eine Möglichkeit für "print-on-demand" oder etwas ähnliches, das für so eine kleine Auflage von einem Stück auch bezahlbar ist? Eine Druckerei oder ein Onlinedienst, der binden/drucken für so etwas anbietet (wohne in Hamburg)?

2)Wie bereite ich mein Dokument für so etwas vor, bevor ich jetzt anfange? Ich habe so manches schon geschrieben, aber eben nur fürs Web. Word kenne ich nur oberflächlich (noch die Version von 1999!), am liebsten war mir immer Wordpad. Welches Programm, welche Einstellungen?

Muß jetzt leider weg, versuche aber morgen wieder reinzuschauen. Besten Dank im voraus schon für eure Hilfe!

 

Hallo Udo!

1) Dafür gibt es sicherlich viele Möglichkeiten, letztlich ist es auch eine Geldfrage.
Wenn du das Manuskript so aufarbeitest, dass du es im WORD in der Form stehen hast, wie es im Buch aussehen soll, dann kannst du es ausdrucken und in jeder guten Buchbinderei zurechtschneiden und binden lassen – entweder als Taschenbuch oder mit Leinendeckel (zu einem absolut bezahlbaren Preis).
Book-On-Demand gibt es auch, dürfte aber etwas teuer werden (irgendwo hab ich mal gelesen, dass man mit ca. 300 Euro – und mehr – rechnen muss).
Vielleicht bietet dir aber eine Druckerei in deiner Nähe auch eine Lösung, die preiswerter ist. Einfach mal Gelbe Seiten durchblättern und nachfragen. ;)

2) Im WORD kannst du die Seite über DATEI/SEITE EINRICHTEN so einrichten, wie sie später aussehen soll. Unter FORMAT/ZEICHEN bzw. ABSATZ kannst du eine Feinabstimmung (Schriftart und –größe, Blocksatz, Absatzgliederung usw.) vornehmen. Einfach ein bisschen rumprobieren, bis es passt.

 

Als ehemaliger Buchbinder rate ich zu einer schönen Bindung: Fadengeheftet und mit Leineneinband. Ist zwar teurer, als auszudrucken und zu tackern, aber es lohnt sich wirklich!

 

Hab mir jetzt das (für private Zwecke) freie Desktop Publishing Programm "Ragtime" runtergeladen (www.ragtime.de), das soll ganz professionell sein. Anfragen an Buchbindereien hab ich auch geschickt, gibt in Hamburg zum Glück genug :)

Eine Frage noch speziell an Rainer: wenn ich auf DIN A5 drucke, wieviel Rand sollte ich an der linken Seite lassen (bestimmt wird doch ein wenig abgeschnitten)?

 

Ich gehe mal davon aus, dass in Deutschland genau so gearbeitet wird wie bei uns. Ich würde deshalb am Rand (je nachdem, ob nur einseitig bedruckt oder beidseitig) einen Millimeter Schnitt einberechnen. Kommt natürlich darauf an, wie das Buch aussehen soll. Wenn es wie ein "richtiges" Buch gebunden wird, als wie ein Hardcover zB, werden die Seiten oft gar nicht beschnitten. Bei "normaler" Bindung wie zB bei einer Diplomarbeit, die einen festen Rücken haben, wird ca. ein Millimeter weggeschnitten, damit es schöner ausschaut.
Solltest du auf jeden Fall auch oben und unten beachten! Also nicht zu weit runter mit den Seitenzahlen. ;)

PS: Leinen hat den Nachteil, dass du jede Verschmutzung darauf siehst. Kunstleder oder Efalin-Papier kannst du hingegen säubern. Das beim Auswählen des Einbands beachten!

 

Mein Buch ist fertig, am Montag bring ichs zur Buchbinderin, und dann wirds fadengebunden!

Falls es jemanden interessiert hier ein paar Tips, wie man ein Dokument für Fadenbindung aufbereitet:

Im Gegensatz zur Klebebindung brauch man keine Einzelblätter, sondern sogenannte Doppelbögen. Für ein DIN A5 Buch druckt man quer und beidseitig auf ein DIN A4 Blatt, so daß vorn und hinten jeweils 2 Seiten nebeneinander passen (Zitat eines anderen Buchbinders: "Da Sie auf den Computer nicht quer drucken können ... wird es nicht gehen." :D )

Wenn man nun (z.B.) 4 Doppelbögen ineinander legt und in der Mitte faltet, hat man eine sogenannte "Lage". In diesem Fall wäre die Lage die Seiten 1-16 in eurem Buch.

Mehrere Lagen werden nun aufeinander gelegt (Lage 2 ist dann Seite 17-32, Lage 3 Seite 33-48 usw.), die vernäht und verklebt dann der Buchbinder für euch. Wie das genau aussieht sieht man hier: http://home.t-online.de/home/Juergen.Grzesina/ (--> Bücher binden --> mit Nadel und Faden)

Das eigentlich schwierige daran ist die Nummerierung der Seiten, und der Text muß ja auch diesen Seitennummern gehorchen. Man falte sich mal so eine kleine Broschüre aus 4 Seiten zu einer Lage, nummeriert sie von Hand durch und nehme sie wieder auseinander. Ergebnis:

Doppelbogen 1 oben: links Seite 16, rechts Seite 1
DB 1 unten: links 2, rechts 15
DB 2 oben: 14, 3
DB 2 unten: 4, 13
DB 3 oben: 12, 5
DB 3 unten: 6, 11
DB 4 oben: 10, 7
DB 4 unten: 8, 9

Für die nächste Lage erhöhen sich die Zahlen um 16 usw.

Zum Thema Layout empfehle ich diese Seite, gerade was die größe der Ränder betrifft: http://www.janaszek.de/t/typograph-online.htm , speziell Satzspiegel

Praktisch habe ich das in Ragtime so gelöst:
Zuerst ganz normal in Din A5 das Layout und den Text erstellt (mit Stammlayout), man könnte damit schon eine Klebebindung machen.
Dann in DIN A4 quer ein normales Layout (kein Stammlayout oder Abrißblock) mit 72 Seiten gemacht (das Buch hat 144 Seiten, also 9 Lagen zu 4 Doppelbögen). Die Container für den Satzspiegel genau wie bei DIN A5 erstellt und alle Container kreuz und quer verbunden. Dann den Text vorne reingeworfen, und alles war genau identisch wie bei DIN A5, was besonders wichtig wegen des Index war.
In einer Rechentabelle habe ich die Anordnung der Seitennummerierung erstellt, und ein "graphischer Text" hat mit Hilfe der "Index-Funktion" sich das passende rausgefischt: Index(Rechenblatt!I2:I73;Seite())

Ach, und noch ein Tipp: wenn ihr querdruckt nehmt spezielles "Breitbahn" Papier. Die Faser liegen dort quer, nicht längs wie üblich, und somit läßt es sich besser falten.

 

Hej Udo,

der letzte Tip war Gold wert, dieses Papier kenne ich noch nicht! :)

Ansonsten gibt es zum Beispiel in OpenOffice die Funktion Prospektdruck, die Dir die Bastelarbeit abnimmt und die Seiten automatisch so druckt, wie Du sie haben wolltest. :)

Als Hobby-Buchbinderin habe ich auch schon Bücher mit reiner Leimbindung hergestellt, da ich damals noch keine Möglichkeit zum Prospektdruck hatte. Die nächsten werden aber so hergestellt!

Danke auch für die Links!

 

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