Hallo Leute,
An alle "wohlmeinenden Mutmaßer":
Als aktiver Journalist kann ich die Fragestellung nicht so ganz nachvollziehen.
Warum sollte man dem "Warum" fernbleiben? Entweder es gibt ein klares Warum, dann schreibt man es. Oder es gibt kein klares Warum, sondern Vermutungen, dann schreibt man das ebenso, nämlich mit der Formulierung "Die Polizei vermutet..." Auf jeden Fall muss immer klar erkennbar sein, wer hier was vermutet.
Ein Journalist "vermutet" NIE etwas. Entweder er weiß es und kann es auch belegen oder er schreibt, dass er es nicht weiß, bzw. etwas "(noch) nicht bekannt ist". Es geht im seriösen Journalismus nicht darum, dem Leser eine möglichst "runde" Sache anzubieten, sondern reale Informationen zu geben.
Im Übrigen gibt es im Journalismus - anders als bei einer Kurzgeschichte oder anderer Literatur - ganz klare Regeln, welche Art Artikel wie zu schreiben ist, und zwar ohne Ausnahme. Insofern hat Journalismus nicht das Geringste mit Literatur oder "Geschichten erzählen" zu tun.
Nur zur Info: Es sind immer 6 W-Fragen, auf die jeder Artikel Antwort geben MUSS: Wer, was, wann, wo, warum und wie. Wobei Anfänger oft Schwierigkeiten mit der Unterscheidung zwischen "warum" und "wie" haben.
Ganz wichtig ist auch, dass der Journalist KEINERLEI wertende Adjektive einfügt, die seine eigene Meinung zu einem Thema unterstreichen. Die BILD macht das zwar, allerdings hat die BILD auch nichts mit seriösem Journalismus zu tun. Sie bringt keine Fakten, sondern Befindlichkeiten rüber. Das gehört in den Bereich der Propaganda und funktioniert ja auch bestens. Dabei steht die BILD auch dazu: "BILD Dir deine Meinung" ist eine ziemlich unverhohlene Erklärung, was die Zeitung will, nämlich subjektive Meinungsmache. Aber das weiß man ja spätestens seit Günter Wallraff, dem Mann, der bei BILD Hans Esser war...
Zum Einlesen in den Journalismus mit vielen weiteren Links empfehle ich die Seite:
www.djv.de
Gruß
Columbus