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Wie Magie
eine Nacht der Heilung
Ich weinte. Tränen flossen über mein schon eh nasses Gesicht. Wie ich mich fühlte war unbeschreiblich. Einsam, verlassen, verzweifelt. Selbstmitleid überkam mich als ich mich an das Gespräch mit meinem Vater erinnerte. Mit ihm konnte ich über alles reden, aber diese Unterhaltung gab mir den Rest.
"Du hast eben Nähe-Distanz-Probleme. Du kannst nicht lieben, du wirst immer Probleme damit haben, immer davor weglaufen, du kannst es nicht anders. Es liegt an deiner Kindheit." und das war noch sanft ausgedrückt für das was er mir heute Abend sagte.
Ich hatte wieder Schluss gemacht, dabei war er wirklich toll gewesen. Treu, lieb, zuvorkommend.. er war wirklich klasse und ich wurde beneidet. Alle hielten es für das große Glück - nur ich empfand es als Qual. Wie immer, wenn jemand mir so nahe kommt. Und wie immer machte ich Schluss. Ich hielt es einfach nicht aus, ich konnte diese Nähe nicht ertragen.
Dabei wünschte ich es mir doch so sehr.. so sehr wünschte ich mir, dass ich aus tiefsten Herzen einmal sagen würde "Ich liebe dich".. das ich einfach mal glücklich war, mich darüber freute das mich jemand in den Arm nimmt, mich zärtlich küsst und für mich da ist. Ich sehnte mich so sehr danach, dass es mich auffrass.. und wenn diese Sehnsucht mal erfüllt werden konnte, lief ich davon, empfand es als Qual.
Das was als schönste Sache der Welt hochgejubelt wurde, war für mich das Grausamste, das Schrecklichste und gleichzeitig wünschte ich es mir.
Innerlich zerissen kämpfte ich mit mir selbst - das konnte so doch nicht weitergehen! Und dann gab ich auf. Ich glaubte meinem Vater der mir klar und deutlich zu verstehen gab das es für mich eben unmöglich wäre. Na gut. Dann soll es wohl so sein.
Das ich Nachts nicht schlafen konnte und psychosomatische Herzstörungen hatte - wen interessierte das schon? Damit musste ich eben leben. Jede Nacht war für mich eine Qual, Angstzustände, Panikattacken.. Herzattacken.. mindestens jede zweite Nacht wachte ich weinend auf. Die anderen Nächte schlief ich gar nicht erst ein. Schlaftabletten und ständige Müdigkeit waren meine Wegbegleiter.
Doch trotz all dem verspürte ich sowas wie Hoffnung in mir.. wenn ich weinend vorm Spiegel stand und mir sagte das ich das schaffen werde. Das ich irgendwann wieder schlafen konnte und mein Herz den normalen Rythmus wiederfindet. Das ich irgendwann wieder unbeschwert lachen und mich freuen konnte.
An die Liebe wollte ich gar nicht erst denken und tat es auch nicht mehr.
Bis zu jenem Augenblick der mein ganzes Leben verändern sollte und mich zu einem neuen Menschen machte.
Während ich diesen Kampf mit mir selbst ausfechtete, alles ausprobierte was mir Heilung versprach und dann doch nur heiße Luft war, war der Heilungsprozess schon längst im Gang. Ich merkte es nicht, wollte es wohl auch gar nicht sehen - zu sehr war ich damit beschäftigt jedes, nur annehmbare, Medikament zu schlucken um mich zu betäuben. Um zu vergessen. Keine Drogen.. aber für mich waren es wohl welche.
Und dann kam er... dieser Moment. Zitternd hielt ich meinen Sangriabecher in der Hand, wusste auf einmal was passiert. Es war Magie, nein.. ein Wunder!
In mir drehte sich alles, mir wurde schlecht und war kurz davor mich zu übergeben.
In einem winzigen Moment veränderte sich mein ganzes Leben, er hielt einfach nur meine Hand. Drückte sie vorsichtig.
Ich wurde in einem Moment zu einem anderen Menschen.
Ich fühlte mich endlich wieder ungezwungen, frei.. glücklich! Ich lachte, empfand das Leben als göttliches Geschenk und freute mich des Lebens.
Ich war auf einmal wieder ein Kind, kleine 6 Jahre alt, ein Kind das nichts von diesen Qualen wusste.
Das erste mal in meinem Leben wollte ich diese Nähe die mir entgegen gebracht wurde, wollte umarmt werden. Genoss die Zuneigung. Es war, als ob die Welt stehen blieb.. es war, als ob ich fliegen konnte, endlich frei war.
Ich verliebte mich. Das erste mal in meinem Leben.
Und zum Trotz der Aussage meines Vaters.. passierte ausgerechnet das, was ich mir nie hätte erträumen können.. ich bekam ein Medikament verabreicht, was stärker war als alles andere auf dieser Welt. Was man nicht kaufen oder erzwingen kann. Du bekommst es einfach. Dann wenn du es nicht erwartest und genau dann wenn du es brauchst. Es kann alles heilen, von den größten Zwängen befreien.. es ist Liebe. Und Liebe ist ein Wunder, all dies wusste ich auf einmal, in diesem Moment. Liebe macht das Unmögliche möglich.. meine Eltern hatten mich aufgegeben.. ich hatte mich aufgegeben.. aber nicht die Liebe.
Es war die Nacht, in der ich das allererste mal nach über einem halben Jahr wieder richtig durchschlief.
Und glücklich aufwachte.
Es war die Nacht, in der ich gesund wurde.
Ich dachte, es bräuchte Monate bis ich nur positive Zeichen einer Heilung spüre.. aber Liebe.. ist so stark, so mächtig.. das ich in nur einen Nacht, nein, in einem einzigen Moment.. gesund wurde!
Gesund und glücklich.