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Wie lange noch??
Der Aufsichtsrat war zufrieden mit der Präsentation des neuen Konzeptes. Er schüttelte Jana die Hand und bedankte sich für die gute Ausarbeitung. Sie lächelte, sagte etwas wie „gern geschehen“ und ging an ihren Schreibtisch zurück.
Sie wartete darauf, ein Gefühl der Zufriedenheit, der Erleichterung und des Stolzes zu fühlen. Doch es kam nicht. Sie fühlte sich leer, einfach nur endlos leer.
Mit schweren Schritten ging sie sich einen Kaffee holen. Unterwegs traf sie einen Kollegen. „Na, wie ist es gelaufen, ach was frag ich denn, wahrscheinlich gut, oder?“
„Ja, es lief gut, danke.“ Wieder ein gequältes Lächeln.
In ihrem Büro versuchte Jana sich auf die Nachbearbeitung der Konferenz zu konzentrieren. Doch ihre Gedanken schweiften ab. Immer wieder zum gleichen Schauplatz: Sie machte einen langen Strandspaziergang am Meer. Die warme Luft wärmte ihre Haut, der Wind zerzauste ihr Haar...
Das Telefon ließ sie wieder an ihren Schreibtisch zurückkommen. Mechanisch nahm sie den Hörer ab und beantwortete die Fragen. Seufzend legte sie auf. Da es schon nach 17.00 Uhr war, beschloß sie, für heute zusammenzupacken. Konzentrieren konnte sie sich eh‘ nicht mehr.
Jana fuhr nach Hause und merkte erst dort, wie erschöpft sie eigentlich war. Sie kochte sich einen Tee und legte sich auf die Couch. Zu mehr war sie nicht mehr fähig. Sie legte ihre Lieblingsmusik auf, machte Kerzenlicht an und begann nachzudenken:
Was ist eigentlich aus der Powerfrau geworden? Die immer nur arbeiten wollte, wenn’s sein mußte auch zwölf Stunden am Tag. Die sich jedes Wochenende was zum Arbeiten mit heimgenommen hat. Die für jedes neue Projekt dankbar war, das man ihr angeboten hatte. Wann hat das eigentlich begonnen, dass ihr alles zuviel wurde? Dass sie alles, was sie machte, in Frage stellte?
Jana wußte es nicht. Jedenfalls geht es schon sehr lange so, dass sie sich nur noch mit Mühe in die Arbeit schleppen kann und froh ist um jede Stunde, die vergeht. Aber warum? Was ist eigentlich passiert? Hat sie sich die letzte Zeit einfach übernommen? Zuviel auf einmal schaffen wollen? War das ein "Burnout"? Quatsch, den bekommen doch nur Manager! Aber sie fühlte sich trotzdem so - ausgebrannt.
Doch was wollte sie machen? Hundertmal hat sich Jana diese Frage in den letzten Wochen gestellt. Sie hoffte so sehr auf den Rat einer Freundin, als sie ihr die Situation erklärte. Doch die konnte ihr auch nur mit „Na, da kommen auch wieder andere Zeiten“ helfen. Nein, Hilfe war das keine! Was sollten denn für andere Zeiten kommen?
Sie mußte etwas ändern! So konnte sie nicht weitermachen. Klar, Jana hat einen Traum. Wie jeder Mensch wahrscheinlich. Zum 87. Mal ging sie die Situation in Gedanken durch, wie es sein könnte, um sich diesen Traum zu erfüllen. Sie konnte sich alles ganz genau und lebhaft vorstellen, bis ins kleinste Detail:
Es war Mittwochmorgen. Jana ging ins Büro, schnurstracks zu ihrem Chef. „Wann hast Du mal eine halbe Stunde Zeit für ein ernstes Gespräch?“. „Oh, wie ernst ist es denn? Ich habe jetzt Zeit, bleib gleich hier“.
„Hier ist meine Kündigung“, sagte Jana und übergab mit zittriger Hand das Blatt Papier.
Ihr Chef wurde kreidebleich. „Warum?“ „Ich kann nicht mehr!“ Jana kämpfte mit den Tränen. „Ich komm mit so vielen Sachen einfach nicht mehr klar. Bitte, ich möchte momentan nicht mehr darüber sagen!“ „Aber, was willst Du tun? Hast Du einen anderen Job?“ fragte er. „Nein, ich werde momentan gar nichts tun. Ich nehme mir eine Auszeit“. So, jetzt war es heraus. Jetzt sagt er bestimmt, ich spinne, denkt sich Jana. „Eine Auszeit? Wie stellst Du Dir das denn vor?“ Ihr Chef schaute sie fragend an, er verstand die Welt nicht mehr. „Ich werde mir meinen Traum verwirklichen – aber ich möchte jetzt noch nicht darüber reden, ich erzähl es später“.
Gut, nachdem Jana wirklich nichts mehr sagen wollte, hatte es auch keinen Sinn mehr das Gespräch weiterzuführen.
Sie ging in ihr Büro und spürte plötzlich diese Leichtigkeit, diese Zufriedenheit, die ihr schon so lange gefehlt hatte. In diesem Moment war sie sich sicher, das richtige getan zu haben.
Und plötzlich konnte sie auch ihre Arbeit wieder so machen, wie man es von ihr gewohnt war: schnell und zuverlässig. Klar, jetzt hatte sie ja ein ganz konkretes Ziel vor Augen.
Ihren Plan, den sie gefaßt hatte, wollte sie noch niemand verraten. Jana bat deshalb auch ihren Chef, die Kündigung so lange wie möglich geheim zu halten, da sie keine Lust hatte, ihre Kollegen anzulügen oder irgendwelche Andeutungen zu machen.
In der Zwischenzeit konnte sie aber nicht untätig sein. Sie mußte sich ja vorbereiten, um ihren Traum in Wirklichkeit umzusetzen. Dazu gehörte, dass sie sich einen Laptop beschaffen mußte. Das war relativ einfach. Am Wochenende fuhr sie in die Stadt um sich in einem Computerladen beraten zu lassen. Dann nahm sie ihn gleich mit, da man ihr ein gutes Angebot machte.
Jetzt stand die nächste Hürde bevor. Sie mußte mit ihrer Familie sprechen. Das war das Schwierigste. Sie wußte genau, wie alle darauf reagieren würden. Doch es nutzte nichts, sie hatte sich entschieden. Sie plante für das kommende Wochenende einen Besuch ein. Sie meldete sich offiziell zum Kaffee trinken an.
Zuerst plauderten sie über dies und das und Jana wußte nicht so genau, wie sie anfangen sollte. Sie hatte einen Kloß im Hals und machte mehrere Versuche. „Ich muß Euch was sagen“. Ohje, diese Blicke, die nichts gutes vorausahnten.
„Ich habe letzte Woche gekündigt“. Pause.
„Wo hast Du eine neue Stelle?“ fragte ihre Mutter erwartungsvoll.
„Ich habe keinen neuen Job. Ich brauche eine Auszeit!“
„Du spinnst wohl??“ fauchte ihr Vater sie an.
„Ich habe mich sehr lange mit dieser Entscheidung beschäftigt, und ich weiß, dass es nicht einfach wird, aber ich kann so nicht weitermachen. Mir geht es schon viel zu lange nicht mehr gut, auch gesundheitlich bin ich angeschlagen – das ist es mir nicht wert. Ich habe einen Traum und den werde ich mir erfüllen!“
„Aber Du mußt doch irgend etwas arbeiten!!“ war der Kommentar von Mutter.
"Ich weiß, daß ihr mich für völlig verrückt haltet, aber ich werde eine zeitlang ins Ausland gehen und dort ein Buch schreiben!“
„Ins Ausland...“, Mutter fing nun zu heulen an. Jana hatte nichts anderes erwartet.
Ihr Vater ging aus der Küche raus. Somit war also die Diskussion erst mal beendet.
Hm, was sollte sie tun? Einfach heimgehen? Sie so sitzenlassen? Nein, das konnte sie nicht. Sie nahm ihre Mutter in die Arme. „Es ist doch nur für eine Zeit! Ich komm‘ doch wieder!“ „Wo willst Du denn hin?“ Doch nicht etwa nach Marokko??“ „Klar, wohin denn sonst“. Marokko war nach vielen Urlaubsreisen ihr Lieblingsland. Das erste Mal lächelte Jana. In diesem Lächeln lag soviel Sehnsucht und Zuversicht, das es auch ihre Mutter bemerkte.
Sie versuchte noch ein paar Sätze, wie „Ich bin doch alt genug..., ich habe genügend Geld gespart..., mir passiert schon nix...“ Aber die kamen alle irgendwie nicht an.
Schweren Herzens verabschiedete sich Jana nun, da sie merkte, dass es momentan keinen Sinn mehr machte, weiter zu reden. Sie fuhr heim, in ihre Wohnung, wo sie wieder mit ihren Gedanken alleine war.
"Ist es richtig, was ich tue??" Jetzt war sie sich wieder überhaupt nicht mehr sicher. „Darf ich die Menschen, die mir so wichtig sind, vor den Kopf stossen?“ Einfach verlassen? Sie tröstete sich selbst: "Lieber eine glückliche Tochter, die zwar weit weg ist, als eine unglückliche gleich um die Ecke“.
Die Zeit, die sie noch arbeiten mußte, verging wie im Flug. Durch eine Arbeitskollegin, die ihren Job übernahm, mußte sie nicht bis zum Ende der Kündigungsfrist bleiben, sondern konnte schon zwei Monate eher aufhören.
Und so kam der letzte Tag. Sie verabschiedete sich von allen Kollegen, von vielen auch mit Tränen in den Augen. Dann räumte sie ihr Büro aus und ging das letzte Mal an die Stempeluhr. Als sie das Gebäude verließ, drehte sie sich noch mal um und dachte an die lange Zeit zurück, in der es ihr hier so sehr gefallen hatte und in der sie glücklich war. Aber jetzt ist es an der Zeit etwas Neues zu machen.
Jana fuhr nach Hause. Ihren Flug hatte sie für den 05. Mai gebucht, es blieben also noch zwei Wochen Zeit um die letzten Vorbereitungen zu machen.
Die Wohnung wollte sie noch nicht endgültig aufgeben, vielleicht ist sie nach ein paar Wochen schon wieder zurück und hat die Nase voll. Sie hatte sich mit dem Vermieter darauf geeinigt, dass sie für die Zeit, in der sie nicht da ist, einen geringeren Teil der Miete bezahlt und die Wohnung aber behalten kann. Ihr Auto würde sie einstweilen ihren Eltern überlassen.
Diese hatten sich mittlerweile auch mit dem Plan abgefunden – gut, es blieb ihnen ja nichts anderes übrig. Sie versuchten, die letzte Zeit einfach noch sehr viel miteinander zu unternehmen. Es war eine wirklich schöne Zeit.
Dann fing Jana an, ihre Koffer zu packen, erst mal für sechs Wochen. Nach dieser Zeit wollte, bzw. sollte sie mal zurückkommen. Das ist auch einfacher, da sie dann nicht gleich den Aufwand mit einem Visum hat. Es sollte jetzt erst mal ein längerer Urlaub werden, indem sie sich einfach mal umschaute, was es an Möglichkeiten zum Arbeiten gibt. Und diese Auflage zum zurückkommen machten ihr ihre Eltern. Sie ließ sich gerne darauf ein, da sie ja selbst nicht wußte, ob es gutgehen würde. Und mit den Billigflügen ist es ja auch kein Problem.
Dann war er da, der 05. Mai. Mit dem Zug fuhr Jana zum Flughafen. Sie wollte nicht, dass jemand aus der Familie sie hinbrachte. Die tränenreiche Abschiedszeremonie hatte sie am Wochenende schon hinter sich gebracht.
Und wie ging es ihr? Nicht gut. Sie fragte sich bereits zum x-ten Mal, was sie hier denn eigentlich macht? Ob sie verrückt ist? Aber zwischendurch huschte ein Lächeln über ihre Lippen und dann war sie sich wieder sicher, dass es der richtige Weg ist!
Der Flug verlief problemlos. Als sie in Agadir landete, atmete sie tief die salzige Luft ein und spürte ein unendliches Gefühl von Freiheit. Sie hatte sich für die erste Zeit in dem Hotel, in dem sie schon mehrere Male war, einquartiert. Hier wurde sie auch wie eine alte Bekannte begrüßt.
Als erstes ging Jana an den Strand, um ihre Füße ins Meer zu strecken. Sie konnte es noch gar nicht richtig fassen. Sie war hier, und es war wie zuhause ankommen.
Die ersten Tage verliefen sehr gemächlich, Jana mußte sich erst aklimatisieren und wollte etwas Ruhe und Sonne tanken, bevor sie sich an das Schreiben Ihres Buches machte.
Das begann sie am dritten oder vierten Tag – da hatte sie das Gefühl, die richtige Inspiration zu haben. Sie nahm ihren Laptop und suchte sich eine schöne Ecke am Strand und fing an. Und sie schrieb und schrieb und schrieb. Sie war so in Gedanken versunken, daß sie nicht mal merkte, daß die Sonne langsam unterging. Überglücklich über das Ergebnis ging sie in ihr Zimmer zurück.
So vergingen einige Tage und sie hatte schon Bedenken, dass das Buch innerhalb kürzester Zeit fertig ist, und sie wieder nach Hause müsste.
Wenn sie mal nicht schrieb, war sie in der Stadt und auf Ausflügen unterwegs, um das Land kennenzulernen. Auf einen dieser Ausflüge traf sie auf Mira, die sie von einem ihrer früheren Urlaube schon kannte. Mira war Reiseleiterin und sie verabredeten sich für den Abend etwas trinken zu gehen. Jana erzählte ihre Geschichte, daß sie gerne hier bleiben würde und auch gerne eine zeitlang hier arbeiten möchte. Mira fragte sie, was sie denn gerne machen wollte. Jana erwiderte, das sie am liebsten auch als Reiseleiterin arbeiten würde, aber das natürlich nicht gelernt hatte. Oder in einem Hotel am Empfang... Am liebsten, wo sie mit vielen unterschiedlichen Leuten zu tun hätte. Mira grinste sie an, sagte aber nur: „Na, mal sehen, ob wir da was machen können..“ Jana verstand nicht ganz was sie meinte, aber Mira war schon dabei, sich zu verabschieden, da es schon sehr spät war. Jana ging auch „nach Hause“.
Am nächsten Morgen weckte ein Anruf Jana aus den Schlaf. Es war Mira. „Komm Süße, steh auf, mach Dich fertig. Meine Chefin erwartet Dich um elf Uhr für ein Gespräch. Wir suchen eine Reiseleiterin!“
Jana glaubte zu träumen. Das gibt’s doch nicht. „Äh, ja, ich komme... wo soll ich denn hin...?“ Mira nannte die Adresse und legte auf.
Jana war völlig durcheinander. War das Zufall oder Glück oder was?? Sie sprang auf, unter die Dusche und dann ab zum frühstücken. Um halb elf suchte sie ein Taxi und ließ sich zur genannten Adresse bringen.
Die Agenturchefin, Karin Hoch, war Deutsche – die Verständigung also kein Problem. Jana erzählte von ihrem letzten Job und von ihren Beweggründen wegzugehen und natürlich auf von ihrem „zweiten Standbein“ – dem Buch.
Sie machte auf Karin einen kompetenten, sympathischen Eindruck, das diese ihr, ohne zu überlegen, einen Arbeitsvertrag für drei Monate vorlegte. Jana schluckte, das ging ihr nun doch zu schnell. Sie hatte kein Visum, keine Wohnung, wollte ihn sechs Wochen zurück, und, und ....
Deshalb erbat sie sich wenigstens einen Tag Bedenkzeit. Karin lächelte, „klar, kein Problem, schlaf eine Nacht drüber und gib mir morgen Bescheid. Mit dem Visum bin ich gerne behilflich und eine Wohnung finden wir auch!“
Jana verabschiedete sich und als sie die Tür schloß, liefen ihr die Tränen übers Gesicht. Hatte sie soviel Glück verdient? Ja, hatte sie!! Sie ging zu Fuß zurück, da sie in diesem Stadtteil noch nicht so oft war und sich noch ein bißchen umschauen wollte.
Als sie zum Hotel zurück kam, empfing sie der Portier „Was ist denn mit dir los, Du strahlst so?“ Endlich! Endlich hatte Jana wieder dieses Strahlen in den Augen, dass in den ganzen letzten Monaten verschwunden war! Sie war sich nun absolut sicher, den richtigen Weg gegangen zu sein. Sie hätte genauso gut Karin gleich anrufen können, denn sie wußte, dass sie zusagen würde. Trotzdem tat sie es nicht, sondern wartete bis zum nächsten Morgen.
Sie rief aber nicht an, sondern setzte sich ins Taxi und fuhr persönlich vorbei. Karin freute sich und gemeinsam unterschrieben sie den Vertrag. Der Arbeitsbeginn war der nächste Montag. Es blieben ihr also noch genau drei freie Tage. Diese wollte Jana aber nutzen, um sich auf ihren Job vorzubereiten. Sie bekam eine ganze Menge an Unterlagen von Karin mit und Mira, die zufällig gerade im Büro war, bot ihr an, sie doch auf einer Tour zu begleiten. Dankbar nahm Jana das Angebot an.
Die nächste Zeit kam sie nicht mehr zum schreiben. Sie hatte so viel zu lesen, dann mit Mira an den Flughafen und in die Hotels. Sie freute sich wie ein kleines Kind auf Montag.
Um halb neun war Arbeitsbeginn. Jana wurde mit den anderen Kollegen und Kolleginnen bekannt gemacht. Es war ein bunt gewürfeltes Team, aber allesamt auf den ersten Blick sehr nett. Karin hatte sie mit Brahim, einen jungen Tunesier für die ersten Tage eingeteilt. Sie fuhren zum Flughafen, holten Gäste ab, brachten sie in die Hotels und hielten Informationsveranstaltungen. Hier kam Jana ihr vorheriger Job, in dem sie sehr oft Präsentationen vor vielen Kollegen machen mußte, sehr zugute.
Ein paar Stunden täglich hatten sie im Büro Schreibkram zu erledigen. Es machte ihr soviel Spaß, dass sie gar nicht bemerkte, wie die Zeit verging. Am Abend war sie zwar hundemüde, schlief aber jedesmal mit einem Lächeln und einem schon lange nicht mehr gekannten Zufriedenheits- und Dankbarkeitsgefühl ein.
Nach einer Woche war Jana auf sich gestellt. Alleine zum Flughafen, alleine in die Hotels.... So, nun mußte sie beweisen, dass sie zurechtkam. Doch es lief gut. Selbst die unschönen Situationen, in denen Gäste sich über Nichtigkeiten beschwerten, meisterte sie mit ihrer Ruhe und Gelassenheit. Sie blühte auf, strahlte und fühlte sich einfach nur glücklich.
Die Wochen vergingen, mittlerweile haben sie zusammen mit der Agentur ein Visum und eine Arbeitserlaubnis für Jana beantragt und auch relativ schnell bekommen. Auch eine Wohnung wurde dank der Hilfe ihrer Arbeitskollegen sehr schnell gefunden. Sie lag zwar etwas ausserhalb vom Zentrum, aber das war Jana ganz recht. Noch dazu war sie bezahlbar und hatte alles, was man als Europäerin eben so braucht.
Eigentlich war es nun an der Zeit, den geplante Flug nach Hause anzutreten. Jana war jedoch damit beschäftigt, die Wohnung einzurichten und außerdem war es momentan wegen der Arbeit unmöglich, Urlaub zu machen. Sie schrieb an ihre Familie, dass sie nicht weg konnte und auch nicht weg wollte. Mit „... macht Euch keine Sorgen, mir geht es so gut wie schon lange nicht mehr... “ schloß sie den Brief.
Ihr Tagesablauf war von der Arbeit geprägt, eigentlich wie in Deutschland. Doch hier machte es ihr nichts aus, denn sie liebte diesen Job. Alles konnte sie mit Überzeugung machen. Und das war ihr wichtig.
Sie war den ganzen Tag mit Menschen zusammen, konnte helfen und hatte viele schöne Erlebnisse. Sie hat viele Leute kennengelernt und auch Bekanntschaften geschlossen. Abends traf sie sich manchmal mit Kollegen und Touristen in einem Cafe zum Shisha rauchen. Es war alles so vertraut, wie wenn sie schon immer hier gelebt hätte. An Deutschland dachte sie immer weniger. Nur die Sehnsucht nach ihrer Familie blieb. Und das schlechte Gewissen quälte sie manchmal, dass sie einfach weggegangen ist.
Trotz der vielen Arbeit die sie hatte, blieb noch genügend Zeit für ihr Buch. An ihren freien Tagen saß sie oft stundenlang an ihrem Lieblingsplatz am Meer und schrieb. Sie war sehr zufrieden, wie sie vorankam.
Jana wollte auch die Sprache lernen. Sie fand einen guten und geduldigen Lehrer und da sie sehr viel Spaß daran hatte, machte sie bald Fortschritte.
Die drei Monate gingen langsam dem Ende zu und Jana fragte bei Karin nach, wie es denn mit einer Verlängerung ihres Vertrages ausschauen würde. Da momentan Hochsaison war, stand dem nichts entgegen. Sie einigten sich jedoch darauf, dass Jana nun endlich ihren geplanten Deutschland-Besuch durchführen konnte. Für zwei Wochen wollte sie „Heimaturlaub“ machen.
Das Telefon klingelte und Jana schreckte hoch. Nein, sie war nicht in Agadir, sie hatte keinen Heimaturlaub geplant, sie saß auf ihrer Couch und hing nur ihrem Traum nach, wie schön es sein könnte....
Und morgen wird sie wieder in die Arbeit gehen, die Stunden werden sich zäh dahinziehen und sie wird sich immer und immer wieder fragen: „Wie lange noch???“