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Wie jeden Tag

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17.11.2003
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Wie jeden Tag

Er starrte auf die Ampel, die schon seit 3 Minuten und 8 Sekunden Rot zeigte. Er wurde nicht ungeduldig, denn an dieser Ampel stand er jeden Tag. Immer wenn er nach der Arbeit Nachhause fuhr, passierte er um 18.15 Uhr die große kreuzung, bog in die Kramerstraße ein und stand 4 Minuten und ca 25 Sekunden an dieser besagten Ampel. Manchmal waren es auch 10 bis 15 sekunden mehr oder weniger, das kam darauf an, ob er noch dem ein oder anderem von seinen Arbeitkollegen einen schönen Feiertag gewünscht hatte.
Einmal, vor vier Jahren hatte sich auf seiner täglichen Route ein Unfall ereignet und er musste 30 Minuten warten bis er die Unfallstelle passieren konnte. Nach 10 Minuten hatte damals seine Frau besorgt angerufen und gefragt ob etwas passiert wäre.
Die Ampel sprang auf grün und er bog links ab. Nach ca. 800 Metern bremste er das Auto leicht ab,- diese Bodenwelle war schon, solange er denken konnte an dieser Stelle.
Nach weiteren 5 Minuten Fahrt bog er schließlich rechts in den Klingweg ab und parkte sein Auto dort wo er es täglich zu tun pflegte. Er zog den Zündschlüssel, stieg aus dem Auto und schloss sorgfältig ab.
Er lief den schmalen Weg zu seiner Haustüre entlang,- "kleines Reihenhaus, ruhig gelegen, sehr gute Parkmöglichkeiten, kleiner gepflegter Garten, ab 01.01 zu verkaufen....", war damals das kleine Haus in der Zeitung beschrieben, das er dann, nach langen Beratungen mit seiner Frau, zu seinem Zuhause gemacht hatte.
Er steckte den Schlüssel in das Türschloss und dreht den Schlüssel zweimal um, dann betrat er den Eingangsbereich.
Er warf schnell einen Blick auf die Uhr, wärend er seine Schuhe akurat vor die Heizung im Flur stellte, seine Jacke an die Gaderrobe hängte, seine Aktentasche neben- und seinen Hut auf die Ablage legte.
"Schatz ich bin Zuhause!" rief er jetzt durch den Flur in Richtung Küche - wie jeden Tag.
Seine Frau war in der Küche und holte sein Essen aus dem Ofen in dem sie es seit ca. 5 Minuten warm hielt. Sie wollte es immer 5 Minuten vor Eintreffen ihres Mannes fertig haben, um den Abwasch noch vor dem Essen erledigen zu können.
Sie setzten sich an den Tisch und aßen zusammen - wie jeden Tag. Danach schauten sie Fernsehen -wie jeden Tag , gaben sich noch einen "Gute-Nacht-kuss", er legte pflichtbewusst den Arm um sie und schließlich schliefen sie,- wie jeden Tag.

Der nächste Tag nahm seinen Lauf und der Folgende auch.
so wie die Tage auch die letzten 15 Jahre ihren Lauf genommen hatten- Tag für Tag.

Eines Abends nachdem er seine Schuhe abgestellt, seine Jacke aufgehängt, seine Aktentasche und seinen hut, in alter preziser Sorgfalt, abgelegt hatte, war etwas Anderst als sonst, es roch nicht nach Essen und er hörte nicht die gewöhnlichen Geräusche aus der Küche.
"Schatz ich bin Zuhause!", langsam ging er durch den Flur und warf einen Blick in die leere Küche. Ein paar Minuten war er sehr irritiert und wusste nicht wo er suchen sollte. Er ging ins Wohnzimmer und sah seine Frau zusammengesunken auf dem Boden liegen, sie atmete nicht mehr - war tot- gestorben beim täglichen Staubwischen, das Staubtuch hatte sie noch in der Hand.
Er brach zusammen, ..... nach einigen Minuten - oder waren es Stunden, erhob er sich, nahm ihr das Staubtuch aus der Hand, und beendete ihre Arbeit.

 

hi blackAngel und herzlich willkommen. :)

Ich muss Dir leider ganz ehrlich sagen, dass mich Deine Geschichte nciht grad vom Hocker reißt. Die Idee finde ich ganz gut, wenn auch nicht neu. Zu schilder, wie man im Alltag untergeht, Gleichförmigkeit, Gleichgültigkeit, Auseinanderleben, langweiliges, totes Bürgertum. Gut dafür auch am Schluss ausgerechnet das Staubtuch, Staub in der Beziehung, im Leben.
Allerdings gefällt mir Deine Umsetzung nicht so gut.
Der Anfang, Zahlen und Abläufe... ist irgendwie genauso beschrieben wie der Inhalt: langweilig, gleichförmig. Du nimmst mich als Leser nicht mit. Keinerlei Emotionen, die mich fesseln, keine Überraschungen eigentlich. Vielleicht auch absichtlich so geschrieben, mag sein. Aber so interssiert es niemanden wirklcih, ob sie stirbt, wie es weitergeht, wenige interssiert dieses kleinbürgerliche Nicht-leben.
Der Schluss, er vollendet ihre Arbeit, emotionslos... ist mir zu überzogen, wenn Du damit auch nicht realistisch bleiben willst, sondern (vermute ich einfach mal) eher symbolisch zeigen willst, dass eben nicht einmal der Tod etwas an dem Mann ändern kann.
Tut mir leid...

schöne Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo blackAngel,

dass dein Protagonist immer genau weiß, wie lange er an der Ampel steht, charakterisiert ihn gut als äußerst peniblen Menschen. Er ist anscheinend ein wandelndes Uhrwerk. Am Ende geht ihm sein Zeitsinn verloren, das rundet die Geschichte ab.

Ansonsten find ich die Story auch eher spannungslos, sorry. Woran könnte das liegen?

An der Handlung vielleicht. Wenn ich den Plot mal zusammenfassen darf: Ein sehr penibler Mann lebt sein eintöniges Leben. Eines Tages stirbt seine Frau beim Putzen. Er bricht zusammen, setzt aber dann ihre Arbeit fort. Wenn dieser Plot faszinieren soll, müsste es schon an einem besonders fesselnden, unvergesslichen Protagonisten liegen.

Aber die Geschichte wird aus der Sicht eines langweiligen Spießers erzählt. Wenn ich als Leser das Geschehen durch die Augen der Perspektivfigur erlebe, liegt es nahe, mich mit ihr zu identifizieren. Aber mit einem langweiligen Spießer mag ich mich nicht gern identifizieren. Dazu müsste er wenigstens irgendetwas Positives an sich haben, z.B. einen Lebenstraum. In vielen Büchern übers Schreiben liest man: Protagonisten müssen irgendetwas unbedingt wollen. Deine Hauptperson lebt nur so vor sich hin.

Wen du bei einem negativen Prot bleiben willst, dann hast du dir ein ehrgeiziges Projekt vorgenommen. Ich weiß das aus eigenen Versuchen. Die Auswege, die ich gefunden habe, sind:
- Den Protagonisten gegen seine eigenen Schwächen kämpfen lassen (d.h. er muss sich seines Spießertums bewusst sein)
- Die Einführung einer Beobachtungsfigur, die sozusagen den Kopf schüttelt über den jämmerlichen Protagonisten.

Sorry, wenn das negativ oder arrogant klingen sollte. Lass dir den Schneid nicht abkaufen.

Grüße,
dein Stefan aka leixoletti

 

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