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Wie jeden Morgen
Wie jeden Morgen.
Der Wecker klingelt pünktlich um 06:15 Uhr,
wie jeden Morgen.
Hans steht auf, schleicht leichten Fußes ins Bad und verrichtet dort seine Morgentoilette,
wie jeden Morgen.
Wie ferngesteuert wird sein lichtes Haar und sein leicht untersetzter Körper gewaschen. Zu guter Letzt streift er sich seinen blauen Morgenmantel über, den er von ihr zum Geburtstag bekommen hatte und trägt noch ihr Lieblingsparfum auf,
- wie jeden Morgen.
Er will schon das Bad verlassen als er bemerkt, dass da ja noch ein Paar Bartstoppeln in seinem mit Grübchen durchzogenem Gesicht stehengeblieben sind. Schimpfend auf seinen zehn Jahre alten Trockenrasierer, watschelt er zurück zum Spiegel um die Nachlässigkeit zu beseitigen. Sie mag es doch nicht, wenn es beim Kuscheln und Küssen kratzt!
In der Küche wartet schon die fertig vorbereitete Kaffeemaschine auf ihn. Er schaltet sie an, stellt zwei Teller, Messer, Butter, ihre Lieblingsmarmelade auf die gemütliche Essecke in der noch etwas kalt wirkenden Küche,
- wie jeden Morgen.
Langsam wird die Küche von einem angenehmen Kaffeeduft und den ersten Sonnenstrahlen durchzogen. Er lässt sich auf seinen Platz nieder und schaut verträumt auf den leeren Stuhl gegenüber.
Das leere Teller scheint ihm ihre letzten Worte zuzuflüstern:
„Es liegt nicht an dir, aber ich kann dich nicht mehr lieben!“
Und er weint,
wie jeden Morgen.