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Wie ich ihn heimlich liebte.
...Ich fühlte mich gefangen in einem Hamsterrad, was sich mein Leben nannte. Jeden Tag wachte ich auf und erlebte so ziemlich die gleichen Sachen. Ich sah meinen Käfig, bei dem ich mir immer dachte, dass ein Frühjahrsputz von Nöten wäre. Meinen Napf, der sich leider nicht von alleine füllte, wie bei einem richtigen Hamster. Mein Heu alias mein Schlafzimmer, in welchem die Liebe schon lange nicht mehr zu Besuch war. All diese Dinge, jeden Tag, immer und immer wieder. Ich dachte schon, das würde sich nie ändern. Selbst mein Mann, der immer nur an den Wochenenden da war, konnte dieses Grau nicht mehr vertreiben. Die Luft war einfach raus. Und so lebte ich von Tag zu Tag mit der Hoffnung, alles würde mal besser werden.
Eines Tages wachte ich wie immer alleine auf, lustlos, vom Leben ausgelaugt. Ich machte mich im Bad frisch, aß was Kleines zum Frühstück, zog mich an, wie immer leger (für wen sollte ich mich denn auch schön machen), und ging aus dem Haus. „Das gleiche Spiel, wie jeden Tag“ dachte ich mir und machte mich auf dem Weg zur Arbeit. Dass dieser Tag ganz anders wird, hätte ich mir nie erträumen können.
Als ich ankam, kam sofort eine Kollegin gestürmt um mir zu berichten, dass wir einen neuen Kollegen hatten. Zuerst dachte ich mir Nichts dabei doch dann sah ich ihn. Es war der Traummann schlechthin. Sein Gesicht, sein Körper, seine Augen, einfach alles an ihm machte mich sprachlos. Sein Duft umhüllte sofort meine Nase und ich war wie gelähmt. Ein Schwindelgefühl überkam mich. Natürlich ließ ich mir in dem Moment nicht anmerken, dass meine Gefühle mich so sehr überwältigten. Ich gab ein freundliches „Hallo“ von mir und schüttelte ihm die Hand. Sie fühlte sich weich und trotzdem so stark an. Ich war wieder verfallen.
Den ganzen Tag ließen mich die Gedanken an ihn nicht los. Egal wo ich war, musste ich an ihn denken. Vor Allem sein Lächeln ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Das Einzige, was mich nicht zufrieden stellte, war, dass er mein Kollege war und ein Techtelmechtel unter den Kollegen war bei uns ein No Go. „Verdammte Mist“ rutschte es mir laut raus. Ein Glück, dass ich in diesem Augenblick alleine war.
Tage und Wochen vergingen und wir lernten uns besser kennen. Natürlich nur in der Zeit, die wir auf Arbeit verbrachten, denn privater Kontakt war nicht gestattet. Das war nicht sonderlich viel, aber besser als Nichts. Wir hatten immer sehr viel Spaß und verstanden uns super. Er wurde mir immer sympathischer und langsam fing ich an zu schwärmen. Auf der einen Seite war das Gefühl toll, denn so fühlte ich mich schon lange nicht mehr. Es hat sich endlich gelohnt früh aufzustehen, sich hübsch zu machen und auf Arbeit zu gehen. Auf der anderen Seite hatte ich Gewissensbisse. Mir stellen sich tausend Fragen, auf die ich keine Antwort fand. Diese Gedanken versuchte ich jedoch, so gut es geht, zu verdrängen.
Eines Tages wachte ich erschrocken aus meinem Traum auf und stellte fest: „Ich liebe ihn“. Das war keine Schwärmerei mehr, ich hatte wirklich Gefühle und diese waren verdammt stark. Doch wie fühlte er? War ich eine Kollegin? Eine Freundin? Ein Mädel, was er hübsch fand? Oder doch eher der Kumpel im weiblichen Körper? Doch so lange wir Kollegen waren, würde ich nie eine Antwort auf diese Frage erhalten. Oder vielleicht doch? Ich wusste nicht mehr weiter. Soll ich ihm meine Gefühle offenbaren und damit alles aufs Spiel setzen? Sollte ich Abstand nehmen? Meine Gedanken machten mich wahnsinnig. Doch dann wusste ich es: ich muss es riskieren. Doch der Tag würde noch auf sich warten lassen. Nicht heute, auch nicht morgen und vielleicht auch nicht in zwei Monaten. Aber der Tag wird kommen und ich lasse meine Gefühle raus. Ende es wie es wolle.