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Wie ich ihn heimlich liebte.

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24.10.2017
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Wie ich ihn heimlich liebte.

...Ich fühlte mich gefangen in einem Hamsterrad, was sich mein Leben nannte. Jeden Tag wachte ich auf und erlebte so ziemlich die gleichen Sachen. Ich sah meinen Käfig, bei dem ich mir immer dachte, dass ein Frühjahrsputz von Nöten wäre. Meinen Napf, der sich leider nicht von alleine füllte, wie bei einem richtigen Hamster. Mein Heu alias mein Schlafzimmer, in welchem die Liebe schon lange nicht mehr zu Besuch war. All diese Dinge, jeden Tag, immer und immer wieder. Ich dachte schon, das würde sich nie ändern. Selbst mein Mann, der immer nur an den Wochenenden da war, konnte dieses Grau nicht mehr vertreiben. Die Luft war einfach raus. Und so lebte ich von Tag zu Tag mit der Hoffnung, alles würde mal besser werden.

Eines Tages wachte ich wie immer alleine auf, lustlos, vom Leben ausgelaugt. Ich machte mich im Bad frisch, aß was Kleines zum Frühstück, zog mich an, wie immer leger (für wen sollte ich mich denn auch schön machen), und ging aus dem Haus. „Das gleiche Spiel, wie jeden Tag“ dachte ich mir und machte mich auf dem Weg zur Arbeit. Dass dieser Tag ganz anders wird, hätte ich mir nie erträumen können.

Als ich ankam, kam sofort eine Kollegin gestürmt um mir zu berichten, dass wir einen neuen Kollegen hatten. Zuerst dachte ich mir Nichts dabei doch dann sah ich ihn. Es war der Traummann schlechthin. Sein Gesicht, sein Körper, seine Augen, einfach alles an ihm machte mich sprachlos. Sein Duft umhüllte sofort meine Nase und ich war wie gelähmt. Ein Schwindelgefühl überkam mich. Natürlich ließ ich mir in dem Moment nicht anmerken, dass meine Gefühle mich so sehr überwältigten. Ich gab ein freundliches „Hallo“ von mir und schüttelte ihm die Hand. Sie fühlte sich weich und trotzdem so stark an. Ich war wieder verfallen.

Den ganzen Tag ließen mich die Gedanken an ihn nicht los. Egal wo ich war, musste ich an ihn denken. Vor Allem sein Lächeln ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Das Einzige, was mich nicht zufrieden stellte, war, dass er mein Kollege war und ein Techtelmechtel unter den Kollegen war bei uns ein No Go. „Verdammte Mist“ rutschte es mir laut raus. Ein Glück, dass ich in diesem Augenblick alleine war.

Tage und Wochen vergingen und wir lernten uns besser kennen. Natürlich nur in der Zeit, die wir auf Arbeit verbrachten, denn privater Kontakt war nicht gestattet. Das war nicht sonderlich viel, aber besser als Nichts. Wir hatten immer sehr viel Spaß und verstanden uns super. Er wurde mir immer sympathischer und langsam fing ich an zu schwärmen. Auf der einen Seite war das Gefühl toll, denn so fühlte ich mich schon lange nicht mehr. Es hat sich endlich gelohnt früh aufzustehen, sich hübsch zu machen und auf Arbeit zu gehen. Auf der anderen Seite hatte ich Gewissensbisse. Mir stellen sich tausend Fragen, auf die ich keine Antwort fand. Diese Gedanken versuchte ich jedoch, so gut es geht, zu verdrängen.

Eines Tages wachte ich erschrocken aus meinem Traum auf und stellte fest: „Ich liebe ihn“. Das war keine Schwärmerei mehr, ich hatte wirklich Gefühle und diese waren verdammt stark. Doch wie fühlte er? War ich eine Kollegin? Eine Freundin? Ein Mädel, was er hübsch fand? Oder doch eher der Kumpel im weiblichen Körper? Doch so lange wir Kollegen waren, würde ich nie eine Antwort auf diese Frage erhalten. Oder vielleicht doch? Ich wusste nicht mehr weiter. Soll ich ihm meine Gefühle offenbaren und damit alles aufs Spiel setzen? Sollte ich Abstand nehmen? Meine Gedanken machten mich wahnsinnig. Doch dann wusste ich es: ich muss es riskieren. Doch der Tag würde noch auf sich warten lassen. Nicht heute, auch nicht morgen und vielleicht auch nicht in zwei Monaten. Aber der Tag wird kommen und ich lasse meine Gefühle raus. Ende es wie es wolle.

 
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Julchen1991 schrieb über ihren Text (und las somit auch vorher keine Regeln durch :) )

Hallo zusammen. Ich habe aus Spaß für eine meiner Freundinnen eine Geschichte geschrieben. Diese fand mein Geschriebenes jedoch so gut, dass sie mir riet, dieses zu veröffentlichen. Jedoch bin ich immer sehr selbstkritisch und würde mich freuen, wenn ihr diese ehrlich bewertet. Ist immerhin mein erster Text :) Los gehts:

 
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Hallo Julchen1991,

"Aber Dieter, meine Freunde haben gesagt, dass ich voll gut singe!" ;) Bin ich frech! Wo ich doch selbst noch grün hinter den Ohren bin. Hoffe, du verstehst den Spaß.

Zu deiner Geschichte:

Wie ich ihn heimlich liebte.
...Ich fühlte
Bis hier hin könntest du mMn schon vier Punkte streichen.

ein Techtelmechtel unter den Kollegen war bei uns ein No Go.
Nenn mich altmodisch, aber sollte sie nicht zuerst daran denken, dass sie verheiratet ist.

Ich war wieder verfallen.*
später dann
*Er wurde mir immer sympathischer und langsam fing ich an zu schwärmen
und schlussendlich
und stellte fest: „Ich liebe ihn“.
Besser, du steigerst ihre Gefühle im Verlauf.

Du wiederholst dich ziemlich oft oder beschreibst noch einmal den voran gegangenen Satz. Dein Schluss könnte für mich etwas mehr Drama (oder Happy End) vertragen.

Viele Grüße
wegen

 
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Vielen Dank wegen für deine Kritik. Natürlich verstehe ich deinen Spaß. Aus diesem Grund wollte ich wirklich wissen, was jemand dazu sagt wenn er mich nicht kennt. Freunde sind immer nett :P

Ich werde mir die Punkte vornehmen und es beim nächsten Mal besser machen.

 

Hallo, Julchen,

herzlichst hier, bei den Wortkriegern.

Vielen Dank für deine Story. Ich habe sie gerne gelesen.

Jetzt zum Kleingedrückten zwischen den Zeilen.

Wenn Du dir den Titel überlegst, dann muss Du dabei bedenken, dass er richtungsweisend in der Story ist, Akzente setzt. Das Pronomen "Ich" ist meines Erachtens richtig gewählt. Es geht in der Story fast ausschließlich um "Ich" bzw. die Erzählerin selbst. Sie berichtet etwas pathetisch um ihr "trotsloses" Leben. Der Leser weiß nicht mehr, wo er so viel Mitleid für sie noch auftreiben könnte. Und auf dem Fundament oder besser gesagt vor dem Hintergrund dieser auf schnelle Hand skizzierten Trotslosigkeit zeigt die Erzählerinstanz plötzlich ein neues Gefühl. Als Gefühl der Liebe/Zuneigung deklariert. Das Gefühl der Liebe zu einem hübschen männlichen neuen Kollegen. Diese Emotion ist aber in einen sehr engen Rahmen eingepfercht und muss dort auf eine unbestimmte Zeit erst eine Weile vegetieren. Im Rahmen des Nicht-Trauens, der Angst, einer vertrauten Minderwertigkeit, die eben den o.e. Hintergrund geprägt hat.

Und jetzt kommt das entscheidende Wort in deinem Titel "Wie". Dieses Fragewort hast Du nicht als Fragewort eingesetzt, sondern mehr als Verstärker des Tun-Wortes "liebe". Für die Gedanken im letzten Absatz mit "outing", "Rauslassen" wäre aber meines Erachtens eher das Fragewort mit dem Fragezeichen am Ende des Titels angebrachter, z.B. "wie bringe ich das heraus, ihm zu sagen, dass ich ihn liebe?" . Oder "Wie liebe ich ihn?" bzw. "Liebe ich ihn überhaupt?"

Für mich klingt diese Story nicht nach eine Liebesgeschichte, sondern nach einem Versuch aus veralteten, eingerosteten Verhaltensmustern auszubrechen, sich für etwas Neues zu begeistern. Dieser Versuch ist aber von einer beachtenswerten Passivität und Angst durchtränkt, dass für den Leser ziemlich schnell klar wird, dass diese Liebe nach kürzester Zeit zur Verbitterung und Hass überwachsen wird. War das so gewollt von Dir?

Deine Erzählerin hat bis jetzt nur einen Versuch unternommen, ihre Liebe preiszugeben. Und zwar in Form dieser Geschichte. Einer Geschichte in einem Tagebuch... Oder vielleicht auf einem Zettel, der sofort nach einer Tasse Kaffee im Kamin verbrannt wird, damit ihn keiner lesen kann.

Die Story verabschiedet, füttert den Leser mit folgenden Bildern ab: "irgendwann irgendwie werde ich irgendwas tun". Diese Irgendwie's passen meines Erachtens besser in den Titel deiner Kurzgeschichte. Ansonsten versprichst Du dem Leser im Titel "Liebe", skizziert im Text aber "Angst und Panik", und die engen Grenzen für diese Liebe.

Und solche Geschichten mag ich sehr gerne.

Viele Grüße
Herr Schuster


PS Ein weiterer Punkt, der mich mir als sehr geheimnisvoll erschien (das mag ich), war die Arbeitsstätte der Erzählerin. Auf einer Seite hört der Leser, wie die Kollegin in Windeseile kommt und den neuesten Tratsch erzählt, von einem neuen Kollegen (hier könnte der Leser auch eine leichte Schwärmerei in der Stimme der Kollegin bezüglich des Neuankömmlings heraushören, die zugleich für alle anderen weiblichen Kolleginnen im Büro/Geschäft gleich ist) und auf der anderen Seite dieser Satz: "privater Kontakt war nicht gestattet"... Da fragte ich mich die ganze Zeit: was soll dieser Punkt mit "no-privacity" am Arbeitsplatz. Das ist ein Motiv, den Du einführst, aber nicht richtig öffnest. Er wirkt etwas ungeschickt, nur als eine weitere Grenze/Bürde für die Erzählerin, die sie irgendwann nicht im Stande wird, zu überschreiten, an der sie scheitern wird. Also, mach Dir da bitte Gedanken, ob Du dies streichst oder ein Krimi daraus machst, dass der Leser sich fragst: "Aha, die Geheimdienstler... Spannend" Sie dürfen da keine Techtel-Mächtel" :-)

 

Hallo Herr Schuster,

es freut mich, dass die Geschichte teilweise so gut ankam. Wieso manches so geschrieben ist? Weil das ein 20-Minuten Ding war und ich vielleicht doch mal mehr daraus machen werde.

Auf manche Dinge bin ich nicht drauf eingegangen, da diese Geschichte das Leben meiner Freundin beschreibt. Ich wollte nicht, dass das falsch rüber kommt. Und es beschreibt ihre derzeit aktuelle Situation. Auch ist das Ende so offen, weil wir wirklich nicht wissen, wie das Ganze ausgeht :)

Wenn wir jedoch mal ein Ende in dieser Geschichte finden, werde ich mir diese Geschichte bestimmt nochmal vornehmen und die Kritik, welche hier gegeben wird, beachten :)

 
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Hallo, Julchen,

das Schöne an der Poesie, Prosa - allgemein am Schreiben - ist, dass all das, was der Autor dort schreibt, FIKTIV - also, nicht real - ist. Wenn Du über Napoleon in Tolstojs "Krieg und Frieden" liest, dann hat dieser fiktive Napoleon nichts mit der realen Person in der Wirklichkeit zu tun.

Wir heben seltsamerweise beim Schreiben die Seiten hervor, ob bewusst oder nicht, die wir für "wichtig" halten, und ignorieren all das, was manchmal so wichtig wäre, anzusprechen. Durch die bewusste Anwendung von diesen Mechanismen entstehen schöne Zeilen, die den Leser in ferne Welt der Fiktivität wegtragen. In der Literatur gibt es solche Begrifflichkeiten wie Raffung und Dehnung. Für das Erzählgeschehen uninteressante Momente werden in wenigen Worten, Sätzen abgehandelt (gerafft); spannende für den Erzähler Momente können die ganzen Kapitel einnehmen (Dehnung).

In deinem Fall greifst Du zu stilistischen Mitteln, wie Hamsterrad, Käfig etc. Ich nehme an, dass deine Freundin nicht im Hamsterrad dreht und nicht in einem Käfig lebt. Wenn Du über deine Freundin korrekt hättest schreiben wollen, Du hättest geschrieben: verheiratet oder alleinstehen, berufstätig in einem IT-Unternehmen, kinderlos, unglücklich verliebt in einen verheirateten Mann, wie die ganze weibliche Belegschaft bei o.e. IT-Unternehmen. Schluß. Aber nein, Du schreibst deine Story nicht wie die Anzeige in einer Zeitschrift. Du gehst nicht sparsam mit den Wörten, Sätzen um... Eher bist Du sehr verschwenderig damit.

Und jetzt beginnt der Job für einen Leser, wie ein Psychologe, das heraus zu lesen, was nicht gesagt oder nur verschwiegen wird. Und so kommt es, dass beim Leser was ganz anderes ankommt, als der Erzähler beabsichtigt hatte, zu sagen.

Deswegen geht es mir hier primär darum, dass wir uns gegenseitig verstehen. Wenn Du nur aufschreiben wolltest, was Dich bedrückt, dann will ich Dich hier bei deiner Angelegenheit nicht weiter belästigen. Ich habe Dich gehört und gehe weiter. Wenn Du gesagt bekommen willst, wo die Schattenseiten deiner abstrakten Erzählerin sind, die für sie unerkannt bleiben, dann bist Du hier richtig: auf einer fiktiven Ebene, fern deiner unglücklichen Freundin, ihren Geliebten und... und... und.

Viele Grüße
Herr Schuster

PS Auf mich hat deine Story den Eindruck gemacht, dass sie in weniger als 30 Minuten geschrieben wurde. Schon allein wegen vielen Schreib- und Tippfehler. Ich würde mir aber wünschen, dass Du diese Geschichte nicht mit einem wortwörtlichen Happy-End (oder eben Not-Happy-End) vollendest, sondern Indizien im Text verstreust, über all die Indizien, die bereits verstreut hast, nachdenkst.

 

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