Wie funktioniert eigentlich Beamen?
Jimmy stand unschlüssig vor den mächtigen Säulen, die den Eingang zum Informationszentrum darstellten. Wenn ihn nun jemand sah? Einer der Rowdys aus seiner Klasse vielleicht?
Ach, Quatsch, von den 200 Spinnern, die immer in den letzten Reihen sassen würde sich keiner freiwillig auch nur in der Nähe von Bildung aufhalten, vor allem nicht am Dienstag, direkt nach dem traditionellen Schultag.
Nach einem letzten visuellen Sicherheitscheck in alle Richtungen betrat Jimmy das Gebäude, welches sein Grossvater hartnäckig immer noch als 'Museum' bezeichnete.
Da Jimmy schon ein paar Mal hier war, konnte er zielstrebig die Ausstellungen 'Wahnsinn! Echte Pflanzen!' und 'Geschichte zum Anfassen - Lebensmittel von früher' links liegen lassen, und auch die Cyberhalle mit der historischen Namenssammlung, in der er endlich seinen seltsamen Vornamen gefunden hatte kannte er schon.
Nein, heute wollte er es endlich wissen. Was passiert eigentlich bei unserer heutzutage üblichen Fortbewegungsmethode? Wie funktioniert eigentlich Beamen?
Ehrfürchtig betrat Jimmy die grosse Iformationshalle. Angeblich handelte es sich dabei um einen innovativen Neologismus, aber inoffiziell war die einstimmige Meinung, dass der Programmierer des Schriftenroboters einfach ein 'N' vergessen hatte.
Gespannt nahm Jimmy in einer der metallischen Boxen Platz und scrollte durch die Themen, bis er seines gefunden hatte. Nach einem Klicken ging es auch schon los:
Eine kurze Erklärung zum Beamen:
Das Wort Beamen hat sich durch endlose Jahre StarTrek schon 200 Jahre vor Erfindung dieses Transportvorgangs eingebürgert. Das „Beamen“ funktioniert wie folgt: Zum Transport muss das Transportgut in einzelnen Atomen vorhanden sein. Wenn man also das zu transportierende Objekt bzw. den Menschen komplett eingescannt hat und den Ort, die Beschaffenheit und die Funktion jedes einzelnen Atoms kennt und gespeichert hat, ist man in der Lage, dieses Transportgut wieder zu rekonstruieren, nachdem man es in seine Atome zerlegt hat. Hier kommt der kritische Teil. Das Zerlegen eines Menschen in seine Atome, ohne ihn dabei zu töten, geht nur mit einem Hochleistungslaser, der die Person in Sekundenbruchteilen verdampft.
Ganz richtig gelesen, verdampft. Ist sehr heiss und riecht furchtbar. Das für den Transport zuständige Personal nannte den Vorgang intern übrigens nicht Beamen, sondern nach dem, was die meisten Menschen beim ersten Beamen sagten:
„Ach du Sch...“.
Seitdem schon Kleinkinder regelmässig beamen dürfen hat sich auch dieser kleine Gag erledigt. Die Atome werden dann mit Hilfe eines Heissenbergkompensators zum gewünschten Zielort geschickt und dort mit dem gespeicherten Muster wieder aufgebaut. Falls Physiker unter den Lesern sind die wissen wollen wie der Kompensator funktioniert:
Er funktioniert gut.
*Apropos Heissenberg: Dieser wurde mal von der Polizei wegen Raserei gestoppt. Als der Polizist ihn fragte: „Wissen Sie eigentlich, wie schnell Sie waren?“, antwortete dieser strahlend: „Nein, aber ich weiss genau, wo ich bin!“ *
Bis die richtige Methode und die richtige Frequenz, ganz zu schweigen von der richtigen Temperatur gefunden war, wurden viele Laser, „Freiwillige“ und ganze Putzfirmen verschlissen. Interessanterweise wurde die Forschungseinrichtung in einem texanischen Gefängnis als neuer Flügel angebaut, weil viele „Freiwillige“ schon da waren. Man spart, wo man kann. Und die Hinrichtungen wurden für einige der Zuschauer zu einem ganz besonderen Erlebnis. Die Freude des ersten „Freiwilligen“, bei dem der Versuch klappte währte übrigens nur so lange, bis er merkte, dass er zwanzig Meter über einem aktiven Vulkan rematerialisierte. Der Versuchsleiter hatte einen besonderen Sinn für Humor.
...
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend verliess Jimmy die Info-Box. Vielleicht sollte er, anstatt die Beamzelle zu benutzen, heute mal die 500 Meter nach Hause laufen.