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Serie Wie entsorge ich meinen Werner?

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16.08.2008
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Wie entsorge ich meinen Werner?

Noch immer sah Werner aus, als würde er als billiger Doppelgänger des alten Walter Matthau arbeiten. Leider hatte er auch mit fünfundzwanzig Jahren schon so ausgesehen und nicht das Glück, dass es sich verwuchs. Rod Stewart zum Beispiel, sah als junger Mann wirklich nicht wie ein Modell aus, der hatte mit den Jahren optisch deutlich gewonnen. Seine Frau Jutta - also die von Werner, nicht die von Rod, obwohl ihr das sicher lieber gewesen wäre, allein schon, wenn man den finanziellen Aspekt betrachtete – hatte das gegenteilige Los gezogen. Als junge Frau dürr und eher grau in grau, hatte sie in den letzten Jahren etwas zugelegt und zwar an genau den richtigen Stellen. Auch die beiden Schwangerschaften waren für ihren Körperbau und ihre Körbchengröße eine enorme Hilfe gewesen. Was ihre Nachbarinnen voller Neid, ungerecht fanden. Und den männlichen Nachbarn brachte es Genickschmerzen ein, zum Einen, weil sie sich abrupt nach Jutta umdrehten und zum Anderen, weil sie von ihren Frauen prompt eine gelangt bekamen.

Die Nachbarinnen mochten Jutta trotzdem und zogen sie immer wieder in ihren Kreis. Aber Jutta hatte auch einen grünen Daumen und konnte mit den ungewöhnlichsten Tipps ein jedes Gartenproblem lösen. Ihre Rosen hätten jeden Preis errungen, wenn sie sich entschlossen hätte, an einer Ausstellung teilzunehmen. Die ganze Nachbarschaft grünte und blühte, wie ein Garten Eden und vor allem völlig ohne chemische Hilfe.

Natürlich war diese viele Gartenarbeit, nur ein Ventil für Juttas Langeweile und Unzufriedenheit. Die Kinder waren wohlgeraten und aus dem Haus. Jutta vermisste sie mehr als sie erwartet hätte. Werner wurde immer transusiger. Wenn er vergessen hätte zu atmen, wäre sicher niemand erstaunt gewesen. Jutta brauchte dringend Abwechslung. Kleine Ausflüge in die Stadt, bei denen sie gern mal ebenfalls einen kleinen Ausflug aus der Ehe nahm, reichten ihr schon längst nicht mehr. Nicht das Werner ihr irgendetwas antat, er tat ihr buchstäblich gar nichts an, zu ihrem Leidwesen.

So überlegte sie nun schon seit längerem, wie sie ihn loswerden konnte. Wegen der Kinder, sollte es nicht offensichtlich ein Mord sein. Selbst mit Mitte Zwanzig hingen die Kinder immer noch an ihrem Vater. Wenn die Kinder einen Wunsch äußerten, wurde er nach Möglichkeit erfüllt. Auch Jutta erfüllte er jeden Wunsch, naja außer dem einen Wunsch, sich doch endlich in Luft aufzulösen. Ihre ganze Kreativität versagte, wenn es um die Möglichkeit ging Werner zu killen. Scheidung wäre natürlich eine Lösung gewesen, aber dann hätten sie Beide finanziell verloren und letzten Endes hätten auch die Kinder das nicht verstanden. Die Kinder wären sozusagen gezwungen für eine Seite Partei zu ergreifen, und das wäre mit Sicherheit Werners Seite gewesen. Selbst jetzt, wo die Kinder erwachsen waren, wollte Jutta noch immer deren Liebe erringen.

Zunächst wollte sie alles über Gift herausfinden. Sie ging in die Bibliothek, forschte im Internet, es brachte Nichts, denn sie wollte auf keinen Fall erwischt werden. Ein Unfall, oder ein ganz natürlich aussehender Tod sollten es sein. Im Fernsehen sah es so einfach aus, allerdings wurden die Mörder dort auch bei den unauffälligsten Todesarten trotzdem erwischt. Ein Vulkanausbruch und Werner zufällig am Kraterrand? Tolle Idee, nur nicht zu bewerkstelligen. Fallschirm sprang er auch nicht, von Bungeejumping mal ganz zu schweigen. Der Kerl rauchte ja nicht mal Pfeife; sie hatte einen Krimi von Agatha Christie gelesen, in dem jemand mit vergiftetem Pfeifentabak ermordet wurde. Zumindest wäre das ungewöhnlich gewesen.

Selbstmord könnte eine Lösung sein. Nur wie sollte Jutta ihn dazu bringen? Betäuben und dann in der Garage ins laufende Auto setzen, fiel wegen des alten Diesels, den sie immer noch fuhren aus. Wenn der in der Garage, auch nur fünf Minuten sinnlos lief, wäre nicht nur die Nachbarschaft, sondern sogar die halbe Stadt auf den Beinen.

Schlangengifte sollen zum Teil sehr schlecht nachzuweisen sein, aber woher kriegte sie eine Giftschlange. Dafür musste man sicher Formulare und Anträge ausfüllen. Dann wäre es mit der Anonymität wohl vorbei. Salmonellen im Fleisch sind heutzutage auch nicht mehr tödlich.

Die Dusche mit Seife einschmieren, damit er ausrutschte, oder eine Bananenschale vor seinen Füssen deponieren. Alles Blödsinn, womöglich müsste sie ihn dann auch noch pflegen. Werner hatte überhaupt noch nie, so vor Gesundheit gestrotzt wie jetzt. Beinahe konnte man den Eindruck haben, je mehr sie über seinen Tod nachdachte, desto gesünder und glücklicher war Werner.

Jutta konnte sich auf nichts Anderes konzentrieren. Wurde sie angesprochen, schrak sie zusammen. Wenn Werner Nachmittags von der Arbeit kam, hatte sie so manchen Tag lang gar nichts getan. Sie hatte nur gegrübelt. Jede denkbare Möglichkeit für einen Unfall, von allen Seiten durchdacht. Leider hatte er auch absolut keine Hobbys und schon gar keine Gefährlichen. Der Mann würde 100 Jahre alt werden, wenn es so weiterging.

Bei jeder Mahlzeit die sie kochte, bei den Eintragungen in ihrem Tagebuch, neuerdings sogar bei der geliebten Gartenarbeit, Jutta dachte über Todesfälle nach. Was konnte sie ins Essen rühren, hatte sie Etwas übersehen, gegen das er eventuell allergisch war, gab es ein Gift, das er durch ein Versehen einnehmen konnte? Inzwischen hatte sie ihr eigenes Äußeres vernachlässigt, es machten sich Falten in ihrem Gesicht breit. So verhärmt hatte sie seit zwanzig Jahren nicht mehr ausgesehen. Allmählich machte sich Werner schon Sorgen. Um SIE! So herum sollte der Hase nicht laufen.

Sie musste unbedingt mal wieder abschalten und auf andere Gedanken kommen. Vielleicht wäre ein Ausflug in die Stadt eine schöne Abwechslung und wer weiß, vielleicht hatte sie dort sogar eine Eingebung. Jutta bereitete alles vor und sagte Werner, dass sie über das Wochenende in die Stadt fahren würde. Ein wenig Shoppen und ganz viel Wellness.

Sie nahm den alten Wagen. Werner würde sowieso das ganze Wochenende zu Hause hocken, wozu brauchte er da schon ein Auto. Die knapp 300 Kilometer machten ihr nichts aus, sie war diese Strecke regelmäßig gefahren und betrachtete es als zusätzliche Erholungsphase durch die sommerliche Landschaft zu fahren. Laute Musik verkürzte die Strecke gefühlsmäßig zusätzlich. Jutta pfiff sogar, mehr falsch als schön, einige Lieder mit.

Mit der Zeit wurde sie immer müder, aber jetzt lohnte auch keine Pause mehr. Sie wollte so schnell wie möglich in ihr Hotel. Sie hatte sich schon für diesen Abend verabredet. Der Masseur, den sie bei ihrem letzten Besuch kennen gelernt hatte, hatte ihr nach einer „Sonderbehandlung“, seine Telefonnummer mit einem anzüglichen Grinsen zugesteckt.

So müde war sie beim Fahren noch nie, bestimmt lag es am Kaffeemangel. Sie hatte extra zu Hause nur eine kleine Tasse getrunken, damit sie nicht an sämtliche Raststätten musste. Im Wagen roch es ekelig nach Abgasen, aber bei dieser alten Schüssel war das normal. Sie fuhr viel zu schnell, als die Strasse eine scharfe Kurve machte, die sie ganz vergessen hatte. Total benebelt überlegte sie, ob die Kurve früher auch schon dort gewesen war, als sie auch schon die Kontrolle verlor.

Die Polizei stellte später fest, dass Abgase ins Wageninnere gelangt waren und sie vermutlich schon ohnmächtig war, als der über hundert Jahre alte Baum ihr den Tod brachte. Der Hauptverdächtige war natürlich der Ehemann, denn es bestand der Verdacht, dass die Abgase nicht ohne fremde Hilfe in den Innenraum gelangt waren.

Werner wurde vorgeladen und verhört. Keiner konnte sich vorstellen, dass dieser nette, unscheinbare Mann seine Frau ermordet haben sollte. Bei einer Durchsuchung des Hauses, wurde dann das Tagebuch von Jutta gefunden. Und dort stand es: Wie entsorge ich meinen Werner? Über etliche Seiten waren Möglichkeiten zum Mord erwogen und verworfen worden. Unter anderem die Möglichkeit ihn mit den Abgasen des eigenen Autos umzubringen. So musste wohl das alte Sprichwort herhalten „Wer anderen eine Grube gräbt...“

Aber man konnte wohl kaum annehmen, dass Jutta selbst an dem Wagen manipuliert hatte und es dann vergessen hatte, daher wurde ihr Tod quasi mangels Beweisen, als Unfall eingestuft. Werner wurde vollständig entlastet, er war schließlich eher ein Opfer! Jedenfalls wenn Jutta nicht gestorben wäre.

Einige Abende nach der Beerdigung, saß Werner wieder einmal vor Juttas Tagebuch. Für wie klug, sie sich doch gehalten hatte. Diese hochnäsige Ziege, immer hatte sie auf ihm rumgehackt, auf ihn heruntergesehen und als er dann damals die Worte gelesen hatte „Wie entsorge ich meinen Werner?“ konnte er es lange Zeit nicht begreifen. Immerhin hatte sie ihn fast 30 Jahre lang am Gängelband geführt. Er hatte Alles getan, was sie wollte. Und nun wollte sie IHN um die Ecke bringen. Aber dieses Spiel konnte man auch zu Zweit spielen. Nur war er nicht so dumm wie sie dachte. Und auch nicht dumm genug, etwas so Belastendes aufzuschreiben wie: „Wie entsorge ich meine Jutta?“

 

Guten Abend, MrsMurphy!

Das ist flott geschrieben und liest sich flüssig durch, manchmal ist es witzig, wenn auch nicht gerade von subtilstem Witz und vielleicht nicht immer mit Absicht.
Meine Lieblingsstelle:

Schlangengifte sollen zum Teil sehr schlecht nachzuweisen sein, aber woher kriegte sie eine Giftschlange. Dafür musste man sicher Formulare und Anträge ausfüllen. Dann wäre es mit der Anonymität wohl vorbei. Salmonellen im Fleisch sind heutzutage auch nicht mehr tödlich.

Sachlich kaputt fand ich das hier:
So musste wohl das alte Sprichwort herhalten „Wer anderen eine Grube gräbt...“
Da man wohl kaum annehmen konnte, dass Jutta selbst an dem Wagen manipuliert hatte und es dann vergessen hatte, wurde ihr Tod als Unfall eingestuft.

Die Polizei macht gewiss viele und auch doofe Fehler, aber diese Beweisführung mittels Sprichwort und Annahme schlägt doch dem Faß die Krone ins Gesicht. Sportlich, aber komplett unlogisch.
Damit vermasselst Du den Krimiaspekt. Auch humorige Krimigeschichten müssen logisch nachvollziehbar sein, und so kommst Du dem Leser nicht davon, zumindest nicht dem, der Krimi erwartet, und das kann Dir in dieser Rubrik leicht passieren.

Deine Kommasetzung ist abenteuerlich. Da solltest Du was unternehmen, sonst werden es noch mehr. Auch die Groß- und Kleinschreibung hakt.

Ich bin ja gespannt, wie viele Männer Du hier noch entsorgst.

Freundliche Grüße!
Makita.

 

Hallo MrsMurphy!

Da du deine Serie weiterhin in dieser Rubrik fortsetzt, gehe ich davon aus, dass der Krimiaspekt dir wichtig ist.
Aber auch bei diesem Text ist das Motiv der Dame mehr als schwammig. Den Kindern wäre eine Scheidung nicht recht? Oh, come on! Wenn das wirklich so ist, dann mach das Motiv klarer, gehe da näher ran.

"Blödsinn, wohlmöglich müsste sie ihn dann" => Das erwähne ich nun schon das dritte Mal: Das heißt "womöglich"! Ernsthaft, wenn du immer wieder die gleichen Fehler machst, sei es in Zeichensetzung, Tempus und RS, als auch im Aufbau der Texte, vergraulst du dir die Leser (zumindest meine Wenigkeit).
Nimm dir deine Texte vor, überarbeite sie und versuche sie besser zu machen! Das Überarbeiten ihrer eigenen Texten ist das von "Schreiberlingen" am meisten unterschätzte Problem. Wenn du das nicht lernst, wirst du darauf warten, einen wirklich guten Text schreiben zu können, wie auf einen Sechser im Lotto.

Okay, der Aufbau: Zuerst erzählst du einiges über Jutta, auch einiges, das nicht den geringsten Belang für die Geschichte hat und daher getrost gestrichen werden könnte. Das Motiv erklärst du hingegen nicht ausreichend. Dann zählst du 'ne Menge Möglichkeiten auf, die ohnehin nicht umgesetzt werden (wie du das auch schon in mindestens einem der anderen Krimis gemacht hast). Und du erzählst nur passiv die Gedanken runter, du gehst nie live in eine Szene hinein. Das fehlt! Warum beschreibst du nicht szenisch, wie Werner mal von der Arbeit kommt, und Jutta da faul auf der Couch liegen sieht, wie er sich besorgt um sie kümmert oder sie ignoriert, je nachdem? Das wäre es, was den Lesern deine Protagonisten näher bringt, nicht das hier: "So verhärmt hatte sie seit zwanzig Jahren nicht mehr ausgesehen. Allmählich machte sich Werner schon Sorgen." => Sowas ist langweilig!
Dann stirbt wieder die Hauptperson selbst, wie ebenfalls in einem anderen deiner Texte, du bist gezwungen, die Perspektive zu wechseln, und du entfernst dich damit noch weiter vom Geschehen.
Und die Sache mit dem Tagebuch? Zu weit hergeholt, denn warum hast du das denn bisher nicht erwähnt? Warum beschreibst du, was sie alles im Gerten anstellt, aber nicht, dass sie Tagebuch führt? Ersteres ist ein belangloses Detail, letzteres eine wichtige Info. Du solltest die Prioritäten überprüfen!
Als letztes kommt noch die "Pointe": Werner hat von allem gewusst, aber den Spieß umgedreht. Diese Pointe ist durch nichts, gar nichts aufgebaut, genausogut hättest du schreiben können: "Werner ist ein Außerirdischer und flog nun, nachdem er endlich erfahren hatte, wie es ist, eine menschliche Frau, mit der man dreißig Jahre zusammen war, umzubringen, zurück zu seinem Heimatplaneten." (Wobei meine Variante wenigstens wirklich witzig wäre, sorry.)

Also, meiner Meinung nach schreibst du bisher auf dem Niveau der Fünf-Minuten-Krimis, die man in Frauenzeitschriften findest. Wenn das dein Ziel ist, sag mir Bescheid, dann klicke ich deine Texte gar nicht mehr an.
Wenn das allerdings nicht dein Ziel ist, dann arbeite daran!

Grüße
Chris

 

Holla an Alle!

Da hab ich ja einige Kommentare verpasst! Die Letzten werden die Ersten sein, also erst einmal Chris: dieses blöde "wohlmöglich" hat sich irgendwie eingeschlichen, ich hatte es doch schon überall entfernt. Sorry! Und glaub mir: ich arbeite dran (nicht nur daran!) Ich danke dir aber weiterhin sehr für deine strengen, aber hilfreichen Antworten.

Nun zum Schattenkönig: vielen DANK! Es wird noch eine "Entsorgungsgeschichte" geben. Das war ursprünglich für drei angelegt, bis sich ein Herr beschwert hat. Dem musste ich dann ganz bösartig noch eine Geschichte reinwürgen. Die kommt wenn ich hoffentlich alle Kommata an den richtigen Stellen habe (okay, dass würde heißen: NIE) Aber ich freue mich wie toll, dass es dir gefällt. Das "war" gehört da tatsächlich überhaupt nicht hin - danke fürs finden! Und vielen Dank für deine nette Antwort!

Nun zu Makita: Auch dir vielen Dank! Das blöde an meinen Kommakorrekturen ist: davon werden es mehr - mehr Fehler! Ich könnt heulen, aber statt dessen werde ich wieder korrigieren. Eines Tages werde auch ich die Zeichensetzung noch lernen - hoffe ich. Du hast leider Recht, an dem zweiten von dir aufgeführten Absatz ist einiges faul, da muss ich noch mal ran.

Euch ALLEN: Wirklich herzlichen Dank! Nur so kann man sich weiter entwickeln!

Liebe Grüße
MrsMurphy

 

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