Was ist neu

Wie du mir, so ich dir

Mitglied
Beitritt
05.04.2018
Beiträge
4
Zuletzt bearbeitet:

Wie du mir, so ich dir

Wie du mir, so ich dir

Ein Kunde lief durch die Gänge eines Baumarkts auf der Suche nach einem Verkäufer.
Diese glich dem Versuch, ein vierblättriges Kleeblatt zu finden. Nach geraumer Zeit hatte der Kunde jedoch Glück und fand einen raren Verkäufer.
„Entschuldigung, ich brauche ein Aluminiumblech, damit ich mit Magneten Notizen daran anheften kann.“
Der Verkäufer wunderte sich etwas über den Wunsch des Kunden und legte die Stirn subtil in Falten, überspielte aber gleich darauf seine Verwunderung mit einem Lächeln.
Er dachte sich nur, dass jemand, der im Physikunterricht nicht ständig geschlafen hatte, wisse, dass Aluminium nicht magnetisch ist. Der Kunde suchte wohl nur eine gewöhnliche magnetische Pinnwand.
Daraufhin führte er dem Kunden mit einladender Geste ein paar seiner Modelle vor.
„Das ist ja alles schön und gut, was Sie hier haben. Aber die Pinnwand soll aus Alu sein. Hören Sie mir denn nicht zu?“, wendete der Kunde ein.
Der Verkäufer blieb gelassen. „Selbstverständlich habe ich Ihnen zugehört. Allerdings ist Aluminium nicht magnetisch. Deshalb zeige ich Ihnen unsere üblichen Modelle.“
Der Kunde empörte sich deutlich. „So eine Unverschämtheit, sagen Sie doch gleich, dass Sie keine Pinnwand aus Aluminium haben. Ich gehe jetzt zum Grobi, da bekomme ich mit Sicherheit, was ich brauche!“
Unruhe verdrängte die Gelassenheit des Verkäufers, währenddessen er mit beschwichtigender Geste versuchte, den Kunden zu beruhigen. „So warten Sie doch bitte! Ich wollte Sie doch nicht verärgern. Kein Aluminium auf der ganzen Welt ist magnetisch, ich dachte Sie wüssten das. Es tut mir leid!“
Die Fassungslosigkeit des Kunden wuchs und die Luft wurde dicker. „Aha, jetzt unterstellen Sie mir auch noch, dass ich dumm bin. Das wird ja immer schöner mit Ihnen!“
Ein paar Schweißperlen rannen über die Stirn des Verkäufers und er ärgerte sich innerlich, dass er voll in sein eigens ausgelegtes Fettnäpfchen getreten war.
Der mittlerweile zittrige Verkäufer verlor beinahe den letzten Nerv und versuchte angestrengt, irgendwie der misslichen Lage zu entrinnen. „Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich wollte Ihnen nur erklären, dass Aluminium nicht magnetisch sein kann.“
Dem Kunden stieg die Zornesröte ins Gesicht. „Und wenn ich das will?!“, brüllte er den Verkäufer an, dass seine Spucke ihn ins Gesicht traf. Das Fass stand kurz davor, überzulaufen.
Da kam dem Verkäufer eine listige Idee und er gewann seine Nerven zurück.
„Ich denke, dass ich Ihnen doch helfen kann!“, sagte er dem Kunden mit gestandener Stimme. Dabei sah er ihm geradewegs in die Augen. Der Kunde blickte irritiert zurück, denn eigentlich wollte er ihn nun völlig zur Sau machen. „Es gibt einen Magneten, der auf allen Metallen haften kann, auch auf Aluminium. Er wird voraussichtlich noch lange nicht auf dem Markt gehandelt, weil er sorgfältig getestet wird. Aber aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass er bisher erstaunlich gut dabei abgeschnitten hat.“
„Und was kostet so ein Magnet?“, fragte der Kunde mit unterdrückter Neugier.
„Ein Magnet liegt bei 500 Euro“, antwortete der Verkäufer dem Kunden wie selbstverständlich. Der Kunde überlegte kurz. „500 Euro sind doch recht teuer für ein Produkt, von dem ich nicht mal weiß, ob es tatsächlich funktioniert“, entgegnete er ihm.
„Ja, billig ist es nicht gerade. Aber es ist auch die einzige Möglichkeit, einen Magneten auf Aluminium zu fixieren“, wand der Verkäufer mit einer unverschämten Selbstsicherheit ein.
„Außerdem schenkt Ihnen der Händler aus Kulanz noch eine Aluminiumpinnwand“, schob der Verkäufer nach.
Der Kunde musterte ihn argwöhnisch, sah dann aber schweren Herzens ein, dass er sonst keine andere Möglichkeit hatte, sein Problem zu lösen.
Also willigte er ein und unterschrieb den Vertrag über einen Magneten.
Der Verkäufer verabschiedete sich vom Kunden und rieb sich diebisch die Hände als dieser außer Sichtweite war.
Noch am selben Abend machte sich der Verkäufer an´s Werk: in seinem Hobbykeller klebte er eine Eisenplatte an ein Aluminiumblech und Rahmte die Konstruktion so ein, dass nur noch das Blech zu sehen war. Außerdem fertigte er einen silberfarbenen Griff an und fixierte diesen an einem starken Magneten, dass er äußerlich edel wirkte. Der Magnet hielt an der selbstgebauten Pinnwand fest. „Ach wie gut dass niemand weiß, dass ich Kunden gern´ bescheiß“, raunte der Verkäufer und lachte aberwitzig.
Ein paar Tage später betrat der Kunde erneut den Laden, um seine kostbare Bestellung abzuholen. Der zunächst noch skeptische Kunde geriet in´s Staunen als der Verkäufer ihm den Magneten präsentierte, der auch auf Aluminium hielt. Der Kunde dankte dem Verkäufer herzlich, schüttelte ihm die Hand und versprach, diesen weiterzuempfehlen. Dann ging er zur Kasse, bezahlte und hatte fortan Spaß mit seinem Magneten.

 

"Mann mit zugeknöpften Taschen,
Dir tut niemand was zulieb:
Hand wird nur von Hand gewaschen;
Wenn du nehmen willst, so gib!"
J. W. Goethe: "Wie du mir, so ich dir"​

Hallo und herzlich willkommen hierorts,

earrach -
[ˈaɾˠəx] ausgesprochen bistu der irische Frühling, der mit der Sommersonnenwende in wenigen Tagen auch formal zu Ende geht. Selbst wenn Dein Einstand hierorts ein uraltes Thema aufgreift, zeigt er doch sehr schön, wie nahe Tausch und Täuschung beisammenliegen, denen nicht nur Baumärkte frönen. Und der kleine Schwank wird ganz manierlich erzählt, doch hab ich eine Frage - glaubte ich doch bis gerade, Stirnerunzeln wäre eher ein Reflex - wie es gelingt

... die Stirn subtil in Falten ...
zu legen.

Und wie darf ich mir eine "gestandene" Stimme vorstellen? "Fest" wahrscheinlich - oder?

Einige (keine Panik) wenige Kommas sind nachzutragen

Der mittlerweile zittrige Verkäufer verlor beinahe den letzten Nerv und versuchte angestrengt[,] irgendwie der misslichen Lage zu entrinnen
Hier, da die Infinitivgruppe ("zu entrinnen") von einem Substantiv abhhänig ist. Ebenso hier
Das Fass stand kurz davor[,] überzulaufen.

Hier warstu wohl im Rausch der Majuskeln
Da kam dem Verkäufer eine listige Idee und er [g]ewann seine Nerven zurück.

„500 Euro sind doch recht teuer für ein Produkt[,] von dem ich nicht mal weiß, ob es tatsächlich funktioniert“, entgegnete er ihm.

Wie schon gesagt, ein manierlicher Einstand, findet der

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

vielen Dank für deine Kritik einschließlich der Verbesserungsvorschläge.
Dass ich dort Kommata setzen sollte, hatte ich ehrlich übersehen. :)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom