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Wie der Verlobungsring in den Kaffee fiel - Auch Nerds haben ein Liebesleben 2
Wenn man in einer ernsthaften und andauernden Beziehung steckt, dann bemerkt man erst, wie viele Szenen in Romantikfilmen fehlen. Es gibt keine Liebesfilme, die sich mit den wirklich wichtigen Themen der Liebe beschäftigen: Furzen unter der Bettdecke; der Wunsch nach einem Metzelfilm (wenn ich aber eine Liebeskomödie sehen möchte); das Versenken der Zahnbürste der Partnerin im Klo; oder das Zurufen versauter Sachen aus dem Nachbarzimmer, während sie eine Sprachnachricht für ihren kleinen Bruder aufnimmt. Die Leute aus Hollywood umgehen diese dramaturgisch wertvollen Momente einfach. Deswegen habe ich mich passend zu unserer herannahenden einjährigen Verlobung in einem weiteren Kapitel meiner Biographie dieser Themen angenommen:
Ein Misanthrop mit Menschenphobie auf der Suche nach der großen Liebe.
Das ganze Konzept der Ehe kann man gut mit Herr der Ringe vergleichen. Nimm doch nur mal die Gravur, so eine ehrliche Aussage über das Leben als verheiratetes Paar findest du sonst auf keinem Ring: „Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden“. Die ganze Geschichte um den Ring ist doch sinnbildlich für das Eheleben. Ich meine kaum zückt einer den EINEN RING, schon versinkt alles in einem Zeitalter der Finsternis. Du steckst den Ring an und schon bist du für alle unsichtbar und am Schluss gibt es Krieg bis der Ring wieder zerstört ist.
Normalerweise würde ich meine Freundin für diese Anspielungen auf Herr der Ringe noch mehr lieben. Wenn man aber bedenkt, dass sich unsere Verlobung bald jährt, macht es mir ein bisschen Sorgen, dass sie so denkt. Im Grunde hätte ich damit rechnen müssen, denn schließlich hatte sie mich wenige Wochen bevor ich ihr einen Antrag gemacht habe, noch mit den Worten: „Niemals, wirklich niemals werde ich heiraten, wage es niemals mich zu fragen“ angeschrien. Deswegen war es wahrscheinlich nicht verkehrt ihr den Antrag auf dem Oktoberfest zu machen, nachdem wir den halben Tag im Bierzelt verbracht hatten. Als sie am nächsten Tag immer noch mit mir verlobt sein wollte, war ich beruhigt. Anscheinend hatte ich mich aber zu früh in Sicherheit gewogen. Das Zusammenleben von Mann und Frau ist doch nicht so schwer, dass hätten sogar He-Man und Barbie hinbekommen! Und die beiden haben nichts gemeinsam mal abgesehen von ihrem kranken Lebensstil. Wer Barbie und He-Man nicht kennen sollte: Barbie ist eine der berühmtesten Puppen der Welt und sieht so aus wie die blonde Magersucht-Dörte-Chantal aus dem Hartz-IV-Fernsehen, wohingegen He-Man wie Herkules mit Village-People-Klamotten und einer 60er Jahre Pornostarfrisur aussieht, oder kurz gesagt: er sieht aus wie Dörte-Chantals Stecher Anabolika-Phillip. Wobei sich hier die Frage stellt, ob sich He-Man tatsächlich in ein pinkes Traumhaus hätte stecken lassen. Wahrscheinlich hätte Barbie seinen Leitspruch „Ich habe die Macht“ übernommen und ihn mit Sexentzugsandrohung zum Pantoffelhelden erzogen. Müsste er sich auch von Barbie die Klamotten aussuchen lassen, so wie sein Vorgänger Ken? Er wäre dazu gezwungen gewesen, seinen treuen Reittiger gegen eine Chihuahua-Fußhupe eintauschen zu müssen, um dann auf einem Kampfchihuahua in die Schlacht zu reiten – natürlich stilecht, mit echtem pinken Gucci-Sattel.
Bald Neu bei Mattel:
Die schwangere Solarium-Barbie, mit Erdbeerkäse, Hartz-IV-Antrag und passend dazu Anabolika-Ken mit „Ich will Rapper werden“-Shirt und Goldkette.
Im Vormittagsfernsehen geben solche Menschentypen immer gute Paare ab. Bei denen ist es immer harmonisch, zumindest für RTL-Verhältnisse. Also so schwer kann das nicht sein. Ich darf auch nicht die etwas unwahrscheinlichere Möglichkeit außer Acht lassen, nämlich, dass ich selbst daran schuld bin. Ich gebe zu, um sich diese Variante vorzustellen bräuchte man schon die gebündelte Fantasie von J.R. Tolkien und Peter Jackson zusammen, aber ich sollte es trotzdem in Betracht ziehen, dass ich nicht der strahlende Prinz bin, wie ich immer denke. Ich kann zwar kochen, Salsa, Tango und Walzer tanzen und schreibe gerne, was mich bei Frauen und Männern gleich begehrt macht, aber trotzdem, ich muss erst lernen, wie man ein guter Hausmann wird. Auch wenn man argumentieren könnte, dass man es nach bald 4 Jahren alleine wohnen können sollte. Meine Verlobte sieht das allerdings etwas anders. Sie beschwert sich, dass ich lieber meinen Kaffee aus der Salatschüssel schlürfe, anstatt abzuspülen und dass ich viel zu selten einkaufen geh bzw. meinen Kühlschrank nicht ordentlich genug aufräume. Ich räume ja ein, dass es besser wäre, wenn man wüsste ob das da im Kühlschrank schon beim einkaufen Schimmelkäse oder doch eher Feta war und dass ich manchmal etwas Bedenken habe, ob es möglich ist, dass sich in meinem Kühlschrank eine neue Tierart gebildet hat. Es ist möglich, dass letztens etwas aus dem Gemüsefach nach mir geschnappt hat.
Nachts bin ich auch nicht gerade der perfekte Mann. Ich kuschel zwar gerne, aber im Schlaf passieren mir schon mal Missgeschicke. Wenn man nachts neben seiner Frau aufwacht und einen versauten Traum hatte, dann ist das nicht weiter schlimm, auch nicht wenn man dabei auf ihrem Kissen liegt. Wenn sich durch diesen erotischen Traum jedoch die Speichelproduktion deines Körpers verhundertfacht hat und sich auf ihrem Kissen eine Spuckepfütze mit Bodensee-Ausmaßen gebildet hat, dann ist das sehr wohl schlimm, vor allem wenn sie sich beim Umdrehen (was sie sehr oft im Schlaf macht) direkt mit dem Gesicht hineinlegt. Tritt dieser Fall ein, dann besteht die Gefahr, dass sie so sauer ist, dass dein zukünftiges Sexleben nur noch zwischen dir und deinem Internetbrowser stattfindet. Da ich mir dieser Gefahr bewusst war, tat ich das, was nötig war. Da war Fingerspitzengefühl gefragt. Kein Bombenentschärfer hätte ihr so ruhig das Kissen unter dem Kopf weggezogen und das ohne auch nur einen Tropfen Spucke zu verschütten. Nun war der schwierige Teil des Unterfangens erreicht, ich musste ihren Kopf anheben und mein Kissen mit dem Geschick eines Chirurgen darunter legen, ohne dass sie aufwacht. Leider habe ich das Geschick eines neugeborenen Erdmännchens, weswegen sie ihr Kissen schlussendlich verbrannte, nachdem es vier Tage erfolglos zum Trocknen in der Sonne gelegen hatte.
Leider wird es nach dem Aufstehen auch nicht besser. Nehmen wir nur mein kleines Missgeschick heute beim Brunchen. Ich hatte sie zu etwas überredet und dann war es ein wenig eskaliert. Wir waren zum Brunchen in einem schickeren Cafe. Dort geschah es. Als meine Liebste sich vorbeugte und mein Liebstes mit ihrer Hand berührte, gab es aufgrund des Winkels für die um uns herum sitzenden viel Raum für Fantasie. Diese war nicht mehr nötig, als sie sich aufgrund der warmen Flüssigkeit lauthals über klebrige Finger beschwerte und mich mit den verstörten Blicken der anderen Cafégästen zurück ließ. Es war nicht das erste Mal, dass ich bei der Ansicht ihres - im Gegensatz zu meinem - noch kratzerlosen Verlobungsringes ihn aus Versehen fallen ließ. Bisher war sie milde, wenn mir dies passierte, aber dass er mir diesmal in meinen White Chocolate Mocca mit Karamelltopping und Karamellflavour gefallen war, da war sie doch etwas angepisst. Insbesondere nachdem ich sie gebeten hatte, den Ring selbst wieder aus meiner Tasse zu fischen. Aber auch daran kann es nicht liegen. Wenn sie mich deswegen nicht mehr hätte heiraten wollen, dann hätte sie mich vermutlich dazu gezwungen, den Kaffee samt Ring zu trinken.
Wenn es um Spitznamen geht bin ich auch nicht gerade ein Gentleman. Ich nenne Cindy oft „mein kleiner Hobbit“, was sie mir mittlerweile auch gar nicht mehr übel nimmt. Ihr Motto ist: „Kleine Frauen sind auf das Beste reduziert“. Wo sie recht hat, hat sie recht! Kleine Frauen haben definitiv ihre Vorzüge. Erwähnenswert ist vielleicht auch noch, dass mir Frauen, die größer sind als ich, mich genauso einschüchtern wie Pferde. Und ja, ich habe einen gesunden Respekt vor Pferden, was mich für viele Frauen disqualifiziert, da ich nicht der goldene Ritter auf weißem Ross sein kann. Aber da scheiß ich drauf. Wenn der große Westernheld Clint Eastwood eine schwere Pferdehaarallergie haben kann, dann kann ich auch für eine Pferde liebende Frau der Ritter ohne Ross sein.
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass ich definitiv nicht so der strahlende Prinz bin, wie ich von mir dachte. So unverständlich ist Cindys Meinung über die Ehe mit mir also nicht.
Es war aber trotzdem ein schlecht gewählter Zeitpunkt von ihr, schließlich war ich gerade aus der Umkleide gekommen und hatte ihr meine neuste Badehose präsentiert, als sie plötzlich und aus heiterem Himmel ihren Herr der Ringe-/Ehe-Vortrag begann.
Als ich meine Jeans wieder anhatte, stellte ich sie zur Rede.
Sie streichelte meine Wange, dabei murmelte sie, „Mein Schatz, meeein Schaaaatzzzz, wir brauchen ihn, wir müssen ihn haben den Schatz, kein garstiger Hobbit klaut ihn uns“. Nach kurzer Pause fügte sie mit lautem Gelächter hinzu, „vor allem nicht mit dieser Badehose“. Ich war beruhigt, als mir klar wurde, dass sie mich lediglich auf den Arm nahm und lediglich meine Badehose scheiße fand. Dennoch, Zuhause strich ich alle Orte mit Vulkanen von unserer Liste mit möglichen Flitterwochenzielen nur so zur Sicherheit. Zeit hatte ich ja, sie ist in den Wald gefahren, das Geschöpf aus meinem Gemüsefach aussetzen. Danach wollte sie noch Zigaretten kaufen gehen. Da fällt mir ein, sie raucht ja gar nicht...