Wie definiert ihr einen Perspektivenwechsel?
Perspektivenwechsel werden gerne bekrittelt, aber ich möchte gerne wissen, was ihr denn genau darunter versteht.
Meine Geschichte "Der Kuss des Ozeans" (in einer verlängerten Fassung) wurde in die Herzblut-Anthologie der Geschichtenweber aufgenommen. Nun habe ich meine Geschichte mit einigen Kommentaren bekommen und sollte die entsprechenden Stellen verbessern. Offenbar wechsle ich ständig die Perspektive, was mir aber vorher nicht aufgefallen ist.
Der Fett markierte Teil soll angeblich ein Perspektivenwechsel sein. Was soll ich aber machen, wenn ich nicht die ganze Zeit "Miron" oder "er" schreiben will? Oder muss ich mich halt damit abfinden, dass noch mehr Wiederholungen entstehen? Ich habe einen Wechsel immer so verstanden, dass plötzlich aus der Sicht einer anderen Person erzählt wird. Das ist hier (wenn überhaupt) doch nur bedingt der Fall?Die Möwen kreisten kreischend über dem Fischerboot, das einsam auf den Wellen schaukelte. Ihre weissen Körper segelten durch den strahlend blauen Himmel, doch Miron hatte kein Auge für sie. Abwesend starrte er auf die zuckenden Leiber, die sich im Netz wanden und um ihr Leben rangen. Beinahe berührte es ihn, sie dort auf den Planken so zu sehen, im Todeskampf und dennoch nicht aufgebend. Aber er war Fischer und lebte davon.
„Achtung!“
Das Seil klatschte gegen sein Gesicht.
„Pass doch auf!“, herrschte Zacharias ihn an. Der junge Bursche entschuldigte sich leise.
Ausserdem hat sich die Lektorin (?) noch die Mühe gegeben, einen konkreten Verbesserungsvorschlag zu machen. Der erste Abschnitt könnte ihren Vorstellungen nach so lauten (wenn ich all ihre Tipps befolge):
Muss ich mir das überhaupt gefallen lassen? Ich meine, immerhin ist es meine Geschichte und mein Stil, wenn sie es anders haben will, dann soll sie doch ihre eigene Geschichte schreiben ...Miron starrte auf die zuckenden, schuppigen Leiber der Fische, die sich im Netz wanden und um ihr Leben rangen. Für einen Augenblick rührte es ihn, wie sie dort auf den Planken sinnlos kämpften, nicht aufgaben. Er war Fischer, er sollte sich keine derartigen Gedanken machen.
Die Sache ist mir alles in allem etwas suspekt, deshalb wollte ich euch mal fragen.
Nochmal ein Beispiel:
(Meine Version)Miron war schon den ganzen Tag sehr schweigsam gewesen, trotz des schönen Wetters und des guten Fangs. Irgendetwas stimmte ihn nachdenklich. Da war so ein Geruch in der Luft, anders als sonst, nicht nur der Geruch von Seetang und Salz, nein, noch etwas, das er nicht kannte. Ein eigenartiger, fremder Hauch, der jedoch nicht unbedingt abstoßend war. Nein, es hatte sogar etwas Verlockendes an sich ...
(Ihre Version)Schon den ganzen Tag war Miron trotz den schönen Wetters und des guten Fangs gedankenverloren. Dieser Geruch in der Luft, fast nicht wahrnehmbar unter dem Gestank von Seetang, Fisch und Meerwasser, verwirrte ihn. Was war das? Fremd, eigenartig, nicht unangenehm. Fast verlockend ...
Ich wäre froh, wenn sich jemand, der damit schon Erfahrungen hat, sich äussern würde.