Was ist neu

Wie Cerberus die Verfluchten voranpeitscht

Seniors
Beitritt
24.04.2003
Beiträge
1.444

Wie Cerberus die Verfluchten voranpeitscht

Nicht der Sensemann bringt den Tod.
Ein seltsam umherschwankender Reifen faszinierte mich, währenddessen er mir verriet, dass ich in wenigen Sekunden sterben würde.
Den Mann in schwarzer Kutte gibt es nicht, nur ungehörte Worte, skurrile Geschehnisse die Augenblicke zuvor auf das Unausweichliche vorbereiten sollen.
Es muss ein grauenvoller Unfall gewesen sein, mit Sicherheit Top-Thema in den Spätnachrichten und irgendwie finde ich es fast schade, ihn nicht mehr mit eigenen Augen gesehen zu haben.
Das Letzte war der sich querstellende Ford, wie er auf mich zuschleuderte, ein angedeuteter Ausweichversuch des LKW´s auf der mittleren Fahrbahn. Verzweifelt und sinnlos.
Darauf folgte die Finsternis, in der ich mich noch jetzt befinde.
Ist es möglich im Jenseits verrückt zu werden?
Ich hoffes es, denn nur der Wahnsinn ist im stande mich nun noch zu retten.
' Hölle ' , hatte der Allmächtige in mein Ohr gehaucht. Sanft und endgültig zugleich.
Es waren nicht wirklich gesprochene Worte gewesen, vielmehr düstere Fragmente von herkunftslosen Gedanken.
Anschließend gab es das Universum nicht mehr, eine verfluchte Seele mehr befindet sich jetzt an dessen unerreichbaren Grenzen.
So ist die Frage geklärt was jenseits des Raumes liegt, den Menschen sich nicht vorstellen können.
Milliarden wiedererweckter Geister, die einander nicht treffen können und nach abgerückter Hilfe schreien.

Ich vollziehe lichtfreie, körperlose Saltos. Schwebe im leeren Raum und erinnere mich an einen Satz von unbedeutender Herkunft.
- Und ewig ist die Welt! -
Ich flehe so sehr um das Gegenteil, doch die Vernunft vertreibt mir meine Wünsche.
Für immer in der Dunkelheit gefangen zu sein, zu grausam ist diese Vorstellung. Bei klarem Verstand und in unglaublicher Klarheit sehe ich den Kosmos. Doch leider nur aus der Sichtweise eines Sternenstaubes; und so werde ich fortan in wachem Bewusstsein durch die Endlosigkeit reisen;
eine Fahrt ohne Ziel.
Denn die Hölle ist das All und breitet sich gnadenlos weiter aus.
Der Tod ist nicht endgültig, er verdammt für immer.

 

Bevor sich jetzt wieder Stimmen melden, dass dieser Text unter 'Philosophie' besser aufgehoben wäre, so empfinde ich die eigentliche Aussage als sehr gruselig.
Hatte die Idee bereits vor längerer Zeit, wusste aber nicht so recht, wie ich sie am besten umsetzen könne.
Daher dieser etwas poetische Stil.
Bin gespannt auf eure Ansichten.

 

Hi Cerberus,

ja, an sich ist die Aussage gruselig. Meiner Meinung nach kommt es durch die Umsetzung aber nicht so rüber.
Ich bin grundsätzlich kein Fan poetischer Stile in Prosatexten und hier wirkt er für mich zu dick aufgetragen. Irgendwie habe ich das Gefühl, gar nicht zum Protagonisten selbst durchzudringen. Und er selbst scheint mir auch gar nicht dieses Grauen zu empfinden, er wirkt auf mich zu abgeklärt.

Es muss ein grauenvoller Unfall gewesen sein, mit Sicherheit Top-Thema in den Spätnachrichten und irgendwie finde ich es fast schade, ihn nicht mehr mit eigenen Augen gesehen zu haben.
Aus diesen Worten entnehme ich eher Zynismus oder, leichter formuliert, Galgenhumor.
Milliarden wiedererweckter Geister, die einander nicht treffen können und nach abgerückter Hilfe schreien.
Diese Beschreibung wiederum fand ich ganz gut, aber davon gibt es zu wenige in der Geschichte. Die Hilflosigkeit, die Verzweiflung und die Beklemmung des Ich-Erzählers fehlen mir ganz einfach. Ich grusele mich nur, weil ich meine Fantasie bemühe und mir die Dinge, die Du hier nicht schreibst, selber ausmale. Für die Story wäre es aber besser, wenn mir diese Bilder vom Leiden des Protagonisten ohne weiteres Bemühen vor mein geistiges Auge stiegen, besser noch - wenn ich obwohl ich es vielleicht möchte gar nicht anders kann als diese Bilder vor mir zu sehen. Das macht Horror unter anderem aus.

Hm - grundsätzlich habe ich nichts gegen kurze Geschichten. Die klassische Kurzgeschichte darf ruhig den Umfang der Deinen haben. Aber sie ist mir inhaltlich noch zu schwach. transportiert mir zu wenig.

Dein Protagonist denkt mir für die Lage in der er steckt zu rational. Eher würde hier für mich ein Stream of consciousnes passen - fiebrige, unkontrollierte Gedanken, die den noch vorhandenen Verstand überfluten und fast zum Bersten bringen.
Ich weiß, das ist verdammt schwer zu schreiben, und aus dem Grund habe ich mich selber auch noch nicht an so eine Form herangewagt. Überhaupt ist Dein Thema anspruchsvoll und alles andere als leicht umzusetzen - vielleicht probierst Du einfach noch ein bisschen herum, denn die Idee an sich ist gut und es lässt sich eine packende Horrorgeschichte daraus konstruieren, die den Leser mitreißt - aber die Umsetzung ist meiner Meinung nach noch in der Skizzenphase. Idee gut, Ausführung noch nicht so gut.

Eine Kleinigkeit noch:

Ich hoffes es, denn nur der Wahnsinn ist im stande mich nun noch zu retten.
1. -> "hoffe"
2. Entweder: "im Stande" oder "imstande".

Nicht aufgeben und weitermachen!

LG
Ginny

 

Hallo Ginny,

bin ja immer wieder erstaunt, wie schnell man hier manchmal Resonanz erhält.
Vielen Dank, dass du dich bei so spät geschlagener Stunde, noch um ein so umfassendes Statement bemüht hast.
Habe die Story vorhin in zehn Minuten niedergeschrieben, manchmal überkommen mich einfach unverhoffte Motivationsschübe.
Du hast aber recht, das Ganze ist noch sehr distanziert und ich werde es noch einmal gründlich überarbeiten müssen.
Bin gerade guter Schreiblaune, denke ich mach mich gleich an die Arbeit :)))

Viele Grüße

Cerberus

 

Habe die Story vorhin in zehn Minuten niedergeschrieben
Tztztz, und das wagst Du hier zuzugeben? :D
Man merkt es Deiner Geschichte an. Aber eben weil sie so kurz ist (und nicht viel läber sein muss) hast Du die Chance daran nach Belieben herumzubasteln. Es kostet oft viel Mühe, eine ellenlange Story zu überarbeiten; bei einer kurzen wie hier dagegen kann man sie immer wieder neu schreiben und neu variieren, ohne dass man sich durch etliche Seiten quälen muss - ich wünsch Dir viel Spaß dabei. Die Idee hat Potential, ich hätte sie gern selber gehabt. ;-)

Ginny

 

Hallo nochmal Ginny,

bin gerade dabei die Story völlig neu zu schreiben, hoffe sie gefällt dann besser.

 
Zuletzt bearbeitet:

Grelle, farbenfrohe Lichter führten die Finsternis an, direkt zum Horizont meines letzten Augenblickes.
Jetzt ist es dunkel und der Schatten meines eingebildeten Herzens würde so gerne rasen, kann aber nur noch meine Rationalität im beginnenden Wahnsinn unterstützen, der bald kommen muss.
Hoffentlich ist er gleich da; denn ich möchte schreien vor hereinbrechender Panik.
Ich kann es nicht; und selbst wenn, wer soll mich jetzt noch hören?
Wie viele Sekunden sind vergangen, oder sind es bereits Stunden, Jahre gar?
Die Dunkelheit saugt meinen Verstand auf und speiht ihn sogleich in noch viel tieferen, farblosen Pastelltönen von grauer Unwahrscheinlichkeit wieder aus, aufgefangen von den Händen einer Galaxie, die Emotionen mühelos hinter die Grenzen des Universums schleudert; währenddessen sogar noch lacht, eine jede Seele bis auf das maßloseste verspottet.
Ja, jetzt begreife ich den wahren Sinn und er erfüllt mich mit blanker Angst; Mitleid zugleich für jedes Wesen, das noch bewusst existiert und nicht weiss, was noch kommt. Welch ein Grauen!

Durch einen unmerklich zitternden Reifen hatte der Sensemann zu mir gesprochen.
Wie die Karrikatur eines ohnehin schon überzeichneten Comicheftes hatte die Film Noir Gestalt im Geiste wirre Überlegungen unterbrochen; mich subtil auf ein endloses Ende vorbereitet, an dessen Schlusspunkt ein quergeschleuderter Ford stand; und ein LKW der sinnlos ein mehr angedeutetes, als tatsächliches Rettungsfloß vor den alles verzehrenden Strudel der Titanik warf.
Eine gigantische Katastrophe sicherlich, wenn ich sie auch nicht mehr bewusst erlebte.

Ich brülle, schlage um mich, verliere jegliche Vernunft. Dennoch nur theoretisch, denn ich kann einfach nicht verrückt werden, so sehr ich mich auch darum bemühe. Der wahre Fluch des todes.
Ich schlage imaginäre Saltos, in der Finsternis jenseits der Grenzen des Kosmos und noch weiter abgelegen tanzen wohl die unerreichbaren Seelen, die mit mir in der Hölle verweilen, den Kosmos erwachsen machen, gleichfalls wahnsinnig sein möchten, ohne Erlösung zu finden.
' Sternenstaub ' durchflutet mich, ich bin ein Komet in Richtung unerschlossener Düsternis.
Die Hölle liegt nicht unterirdisch. Sie ist des Menschheits Traum, Gier und Luxus sind lediglich der Anfang; und am Ende der Milchstraße sind sie zu finden, die umherirrenden Seelen derer, die niemals wieder Erlösung finden werden.
Denn der Schluss ist phantasievolle Fortsetzung der Urknalls.
Dem Ursprung des Cerberus.

Glaube mir, ungehörter Leser, denn aus mir sprechen mehrere Millionen von Jahren; Wahnsinn ist inzwischen bedeutungslos geworden.

 

Hallo Cerberus!

Zwar gefällt mir die zweite Version Deiner Geschichte wesentlich besser, aber jetzt hat sie trotz der persönlichen Betroffenheit des Prot. an Horror verloren und an philosophischen Gedanken über Ewigkeit und Leben nach dem Tode gewonnen.
Du machst zwar deutlicher, was dem Prot bevorsteht, aber zumindest für mich vermittelst Du es nicht so, dass ich die Verzweiflung und das Entsetzen nachempfinden könnte.

Vielleicht wäre eine Mischung aus beiden Texten die Lösung - ich weiß es nicht.

Die Dunkelheit saugt meinen Verstand auf und speiht ihn
speit

eine jede Seele bis auf das maßloseste verspottet.
das Maßloseste

das noch bewusst existiert und nicht weiss,
weiß

hatte die Film Noir Gestalt
Film-Noir-Gestalt

und ein LKW der sinnlos
ein LKW, der...

Der wahre Fluch des todes.
Todes

Sie ist des Menschheits Traum
der Menschheit Traum

Denn der Schluss ist phantasievolle Fortsetzung der Urknalls.
des Urknalls

LG
Aragorn

 

Hallo Cerberus!

Ich war mir zuerst nicht sicher, ob ich überhaupt einen Kommentar schreiben soll, aber ich hab die Story gelesen, also wäre es schade nichts dazu zu sagen.

Sicher war ich mir deshalb nicht, weil ich persönlich mit solchen Texten überhaupt nichts anfangen kann. Gut, die Frage was mit uns nach dem Tod passiert, dürfte wohl jeden schon mal beschäftigt haben, aber ich habe deine Geschichte weniger als Geschichte, sondern als poetischen Text empfunden. So war es wahrscheinlich ja auch gedacht *g*

Wie gesagt, ich mag sowas nicht, erinnert mich an die Bücher die meine Mutter mir immer unterjubeln wollte: "Das Leben nach dem Tod, Erfahrungsberichte" usw.

Wenn du das ganze aber noch ein wenig mit Spannung versehen würdest...

Dies ist aber nur meine subjektive Meinung, hilft dir wahrscheinlich nicht weiter, daher sorry.

Gruß
Mike

 

Buon Giorno, Cerberus81!

Ein kurzer, atmosphärischer Text, ausgefeilt und wohl formuliert ( bis auf einen Satz, zu dem ich gleich komme).

Meine Lieblingssätze -
Zitat:
»Es waren nicht wirklich gesprochene Worte gewesen, vielmehr düstere Fragmente von herkunftslosen Gedanken.«
»Milliarden wiedererweckter Geister, die einander nicht treffen können und nach abgerückter Hilfe schreien.«

Folgender Satz ist irgendwie »unglücklich«:
»Denn die Hölle ist das All und breitet sich gnadenlos weiter aus.«
Fehlt ein Komma?
Oder sollte man »Die Hölle ist das All; es (sie) breitet sich gnadenlos weiter aus.« schreiben?
Keine Ahnung. Nicht hilfreich, hm?

Übrigens ist die Vorstellung gar nicht so horrorhaft:
Durchs All treiben, ohne Schmerzen.
Vermutlich stinklangweilig mit der Zeit, aber nicht direkt höllisch... aber vielleicht sehe ich das falsch. Schließlich arbeite ich in einem unklimatisierten Büro.

Fazit: Faszinierende Betrachtungsweise des Vorgangs, den »Löffel abzugeben«, allerdings nur bedingt gruselig, ABER klasse geschrieben.


Schönen Rest vom Tach-


Jack

 

Guten Tag allerseits!


@Aragorn
Die Rechtschreibfehler werde ich gleich noch ausbessern, vielen Dank für die Mühe! Ansonsten war der ganze Text für mich eine schwierige Aufgabe, zwar sind beide Geschichten sehr schnell entstanden, aber ich wollte sie unbedingt in einer, ein wenig "kunstvollen" Form verfassen, weil eine solche zu diesem Thema einfach passt. Leider ist es dann aber gleichzeitig ziemlich schwer, normale, umgangssprachliche Gedanken mit einzubauen.
Ich weiss nicht, ob es eine gute Idee wäre, die Story nocheinmal zu überarbeiten, bzw. völlig neu zu schreiben und so muss ich wohl auch mit der negativen Kritik leben können.
Jedenfalls erneuten Dank für die ausführliche Stellungnahme.

@Mike1978

Hallo Mike,
ja....ist sicher nicht jedermanns Sache (meine auch nicht immer). Aber wenigstens hast du dich ja trotzdem durchgequält :))

@JackTorrance

Schöne Grüße!
Das fehlende Komma wird selbstverständlich, nach seiner Abmahnung, an den angestammten Platz zurückkehren.
Horrorhaft soll die Vorstellung ja in dem Sinne sein, als das der Prot. nicht tatsächlich durchs All fliegt, sondern an den Grenzen des Universum - im Nichts also praktisch und das stelle ich mir schon SEHR langweilig vor. Er erweitert ja den Kosmos.


Ansonsten einen aufrichtigen Dank euch allen, und


Viele Grüße

Cerberus

 

Hi Cerberus,

gleich zwei so unterschiedliche Versionen in einem Thread? Naja, hab sie beide gelesen und kann jetzt im Nachhinein nicht genau sagen, welche mir besser gefallen hat. Ich würde fast sagen die erste! Der Schlusssatz hat mir gut gefallen und alles war irgendwie klarer!

Dein Stil hat mir soweit ganz gut gefallen. Einige Sätze hätte ich persönlich zwar anders formuliert, aber das ist ja subjektiver Natur :)

Das Leben nach dem Tod so pessimistisch darzustellen ist schon ein Grund für die Horror Rubrik. Obwohl der Gedanke nicht mehr so originell ist, hast du ihn doch recht gut verpackt. Allerdings sehe ich das ganze hier auch nicht unbedingt als Geschicht an. Bin also etwas zwiegespalten in meinem Urteil.

Aber, die Story war angenehm kurz und ich habe nicht bereut sie gelesen zu haben. Ich denke das ist die Hauptsache.

schönen gruß
*Christian*

PS: Ich würd mich für eine Version entscheiden und die andere löschen. Versuch doch einfach die besten Elemente zusammen zu legen.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom