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Widerspruch?

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26.04.2002
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Widerspruch?

Der Alltag ist ein Ungeheuer, das sich durch ein Polster von Umschleierungen bis an die wahren Bande einer Beziehung frisst. Dort nagt es. Doch es lebt nicht vom Frass. Nein. Es lebt von den verblendenden Geschichten .. der Single.

Tim dagegen lebt seit drei Jahren mit seiner grossen Liebe zusammen. Gluecklich. Glaubt er. Er hat die Arbeit gewechselt und sitzt nun im Buero dem Jan gegenueber. Die Arbeit macht Spass. Jan ist Single. Jan erzaehlt gern. Von den Frauen, die er jede Woche kennenlernt, von den Partys auf die er eingeladen wird, von Kneipen und Discotheken. Tim war gestern im Zoo. Sie spazierten dort Hand in Hand. Im Fruehling sind die Affen wieder im Freigehege. Man kann ihnen stundenlang zusehen. Das junge Aeffchen ist neu. Tim weiss das. Er und Tina sind oft im Zoo. Tim will davon erzaehlen, laesst es aber schliesslich sein.

Am naechsten Tag kommt Jan ganz verkatert an den Arbeitsplatz. Durchgemacht, heisst es. Wild gesoffen. Und von einer Jana ist die Rede. Tim überlegt, wann er das letzte Mal auf den Putz gehauen hat. Er schlaeft meist recht zeitig ein. Abends, wenn sie ihm noch was vorliest. "Nein, ich komm nicht mit." meint Tim. Jan zuckt mit den Schultern.

Am Abend setzt sich Tim mit seiner Tina zusammen. Schlaegt ihr vor, mehr zu unternehmen. Wir sind doch noch jung, sagt er. Ja, sagt sie, aber verstanden hat sie ihn nicht. Glaubt Tim. Der Alltag ist es. Er verdraengt das Leben, er verdraengt die Waerme. Glaubt Tim. So vergehen Tage, Wochen.

Missverstaendnisse: Kleine Risse, vorher unbemerkt, laufen zusammen und spalten. Verblendung und Unverstaendniss dagegen laufen auseinander und jeder Versuch eine Bruecke zu bauen, scheitert. Grundlos werden aus Banalitaeten Gruende. Der Alltag ist schuld und Tim wieder alleine. Ja, der Alltag ist schuld, sagt Tim. Natuerlich, sagt Jan.

Die Woche drauf liegt Tim alleine auf seinem Bett und starrt an die Decke. Viele Dinge schiessen ihm durch den Kopf. Die Stille ist beaengstigend. Er schaltet das Radio ein, den Fernseher. Die Stille bleibt. Und es ist kalt. Die Heizung laeuft auf der Fuenf. Kalt. Also sucht er die Abwechslung, versucht neue Frauen kennenzulernen, geht auf Partys, in Kneipen, Discos. Schnell kommt er dahinter, was er will. Was er nicht will. Alleine sein. Alleine sein will er nicht.

"Nein, ich komm nicht mit" meint Jan und erzaehlt vom Zoo und von Jana und von den Affen dort und von Jana. Den Kleinen findet sie suess, die Jana. Jana. Tina.

 

Hallo Dominik,

das kommt nicht so häufig vor, dass ich erstmal sprachlos bin nach dem Lesen einer Geschichte.
Bei deiner war es so.
Ich hab an deiner Geschichte nichts auszusetzen und muß mich jetzt schwerstens zusammen nehmen, um hier nicht ins arge Schwärmen zu geraten.
Ich versuche daher mein Lob so nüchtern wie möglich zu halten.

Deine Aussage, die du bereits im ersten Absatz voran stellst und damit dem Leser quasi eine Art Anleitung gibst, kommt durch die nachfolgende Erzählung deutlich rüber. Du wählst sehr einprägsame Worte,sparst mit Ausschmückungen und schaffst so eine hohe Konzentriertheit auf den Text.
Deine Figuren wirken ruhig, völlig in ihre Aufgabe gestellt, die philsophische Aussage darzustellen. Ich muß neidvoll anerkennen(wobei ich nicht diese Art mißgünstigen Neid meine), dass dir hervorragend gelungen ist, einem philosophischen Gedanken Leben einzuhauchen.
Mir gelingt das nicht und wenn, dann schon gar nicht mit dieser Leichtigkeit.

Nebenbei gefällt mir das gewählte Thema außerordentlich gut. Alltag hat wirklich eine eigenartige zerstörerische Kraft, dem sich so manche Beziehung nicht zu entziehen vermag.
Ich könnte dazu noch sehr viel mehr schreiben.
Du bringst bereits durch deine Geschichte, durch den Vergleich mit dem Singledasein so viel an Denkanstössen herein, dass es jetzt störend wirken würde, wenn ich auch noch mit meinen Gedanken dazwischen käme.
Ich bin, das als Fazit, von deiner Art die Dinge darzustellen und deinen Worten beeindruckt.
Hab sicherlich nicht das letzte Mal von dir was gelesen.

Grüße elvira

 

Hallo du du durnik,

sorry ... die Geschichte enthält für mich nur eine psychologische Aussage. Es geht um "Verdrängen", "Mißverständnisse", "Beziehung" u.s.w. ...

Tschüß Siegbert

 

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