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Who wants to be a millionair

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06.08.2002
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Who wants to be a millionair

Who wants to be a millionaire

Gerne würde ich nun schreien, lauthals, impulsiv und ohne Zügel, doch fehlt mir dazu die Kraft. Ich sitze völlig regungslos in der dreckigen Ecke einer schäbigen, tapetenlosen Wohnung, irgendwo in einem leerstehenden Wohngebäude, dass wohl schon längst auf den Abriss wartet. Meine Muskeln sind bis zum Reißen angespannt, völlig geschockt ist mein Blick. Ich bin eine blasse Leiche und mein Körper starb dann und wann in dieser Ecke. Wenn ich es nicht besser wüsste und wenn ich nicht ich selbst wäre, würde ich sagen, ich sei ohne jeden Zweifel tot. Doch ich bin ich und ich bin mir sicher, dass ich noch am Leben bin ... ob das nun eine Tragödie ist oder Glück, weiß ich nicht. Doch ich hoffe mit all dem Mut, der mir noch bleibt, das letzteres der Fall ist, wie unnütz wären doch sonst die Strapazen gewesen, deren Ergebnis es war, mich in diese gottverlassene Ecke zu verfrachten, zwar kraftlos und dem Tode nahe, aber immerhin noch am Leben. Dabei verfluche ich meinen Übermut, denn er ist an allem Schuld.
Zwei Monate passierte nichts und ich war mir sicher, so bleibt es auch. Ich saß ständig einfach nur da, frohen Mutes ich hätte die ganze Welt ausgetrickst. Ich habe gelacht, ich habe Die ausgelacht. Zwei Monate hatte ich all das, was ich benötigte, ich hatte Fernsehen, ich hatte Essen, ich hatte ein Bett. Und ich habe bald mehr, so dachte ich zumindest. Auf wen sollte man sich in solchen Situationen am besten verlassen, wenn nicht auf sich selbst, aber was soll man zur Hilfe nehmen, wenn man selbst der Situation nicht gewachsen ist und was soll man von sich selbst halten, wenn das, was zu dieser Situation führte, nur die eigene Dummheit ist. Die Tür sprang auf und ein Mann in feinem Anzug und edler Sonnenbrille stolzierte in die Wohnung, zusammen mit einer Halbautomatik in der Hand. Er zögerte nicht lange und erschoss meinen Fernseher, meine Couch, meine Fenster und meine Schulter. Zu diesem Augenblicke wurde meine Schulter erschossen, sie überlebte den Angriff nicht. An dieser Stelle will ich noch etwas zu meiner gegenwärtigen Situation sagen ... natürlich sitze ich blutend in der Ecke, die tapetenlose Wand ist rotbeschmiert und meine Schulter ist tot. Sie starb noch am Unfallort, mich selbst konnte ich noch retten. Ein Geländer, das über den Balkon zur Straße führte, rettete mir das Leben. Natürlich folgte mir der Kerl, sein Magazin schoss er leer und bei jedem Knall fürchtete ich nochmals getroffen worden zu sein. Manchmal ertönte der helle Klang von Metall, und zwar direkt neben meinem Ohr. 12 ohrenbetäubende Explosionen musste ich überleben. Auf der Straße angekommen rannte ich meinem Verfolger davon ... oder versuchte es. Das über Jahre hinweg angezüchtete Fett, dass meinen Körper so geschmeidig macht, hinderte mich daran, meinen Verfolger abzuhängen, nicht aber das rasende Auto, dass ihn ohne sichtlich zu bremsen, einfach überfuhr und seinen Körper an dessen Windschutzscheibe zerschmetterte. Der Fahrer machte keine Anzeichen anzuhalten, er flitzte einfach nur davon. Meinem Verfolger selbst ging es dabei nicht besonders gut, ich will gar nicht wissen, wieviele Knochen inklusive seinem Genick gebrochen worden sind. Der hohe Bogen, in welchem er davon flog, verriet allerdings bereits eine grobe Schätzung: 'einige'.
Mir passierten noch zwei ähnliche Vorfälle. Beim ersten war es noch einfach, wieder einmal suchte mich ein fein gekleideter Herr auf, der zuvor allerdings die Gasleitung meines neubezogenen Zimmers des Grand Surprise Hotels so manipuliert hatte, dass sich das explosive Mittel fröhlich in meinen vier Wänden verteilte. Ein paar etwas komplizierte Faktoren zerstörte allerdings seine brillante Planung:
ERSTENS: es war NICHT mein Zimmer, die er mit diesem wohltuenden Duft beschänkte.
ZWEITENS: es war die falsch gelesene Notiz, die den vermeintlichen Mörder dazu veranlasste, die falsche Türnummer als die meine zu halten.
DRITTENS: es war der Nachbar im gasgefüllten Zimmer, der sich gerade eine Zigarette angezündet hat und damit Zimmerinhalt und sich selbst in Folge einer kraftvollen Explosion zum Teil in Einzelteile zerlegte und zum anderen Teil aus dem Fenster schleuderte, was besonders schaulustige Passanten freute, die neben nützlichen, wenn auch angekokelten und zum Teil zerfetzten Möbelstücken, noch ein paar interessante Gliedmaßen eines ihnen unbekannten Menschen fanden.
VIERTENS: es war der Killer, der, nachdem er seinen Fehler erkannte, nochmals zur Zimmertür ging um sein Missgeschick zu kontrollieren, von der Explosion mitgerissen wurde und zum Opfer schwersten Verbrennungen wurde und das ganze nur deshalb, da er dachte, ICH sei noch nicht auf meinem Zimmer, was ich zu dem Zeitpunkt auch nicht war, und da er noch nicht absolut davon überzeugt war, einen Fehler gemacht zu haben, plante er auch nicht mit ein, dass das Zimmer besetzt sein würde, was, schließlich und endlich, zu diesem tragischen Ende führte.
Besser er, als ich ... der unbeteiligte Raucher allerdings tut mir leid, ... irgendwie.
Zum letzten dieser grausamen Jäger, dessen Grausamkeit sich allerdings eher auf deren Ableben beziehen sollte, gibt es gar nicht viel zu sagen. Natürlich war ich nach all den Vorfällen selbst auf der Flucht, denn jemand, der ständig in der Nähe einer Schießerei, eines Autounfalles und einer Gasexplosion gesehen wurde, erregt nunmal unvermeitlich aufsehen. Leider schaltete sich wieder einmal mein Übermut ein, so dass es dem dritten der Drei kein großes Problem war, mich aufzuspüren. Wenn man mich nun fragen würde, wieso ich mich nicht einfach in eine dunkle Ecke verkrochen und gewartet habe, könnte ich keine Antwort darauf geben. Vielleicht hätte mich einfach diese Handlungsunfähigkeit zum Wahnsinn getrieben. Ich weiß es nicht.
Der letzte meiner Jäger verfolgte mich über ein gottlob belebtes Einkaufszentrum in ein Parkhaus, in welchem es beinahe zu Ende ging. Ein Treffer im Rücken, ein Treffer im Bein. Zum Glück sind weder Rücken, noch Bein zu diesem Zeitpunkt gestorben, was ich von meiner Schulter bekanntermaßen ja nicht behaupten kann. Nur durch Glück konnte ich mich vor ihm in einen Fahrstuhl flüchten, der mich nach unten brachte, wo ich dann ungesehen verschwinden konnte. Mein Verfolger war diesmal nicht schnell genug.
Und das war's auch. Mein Versteck ist nun seit knappen zwei Tagen dieses verlassene Gebäude und bisher hat mich niemand gefunden. Bis jetzt natürlich, denn ich höre plötzlich Geräusche aus dem Treppenhaus, Geräusche von vielen Füßen, dessen Getrampel zunehmenst lauter wird. Mit Kameras stürmen sie in die Wohnung, Blitzlicht überschattet meine bleiche, ausblutende Gestalt, vom Fernsehen sind auch endlich Leute da. Ein Arzt ist nirgends. Langsam aber sicher wird alles um mich herum unscharf und dunkel. Das Gequatsche der anderen wird zunehmenst leiser ... welch ein entspannter Moment, denn auch meine Wunden schmerzen kaum mehr. Dann drängelt sich ein Mann zu mir durch und schreit mir euphorisch ins Ohr: "Herzlichen Glückwünsch, Sie haben gewonnen. Wie fühlen sie sich jetzt?"

 

einen kleinen Kommentar von mir selbst wollt ich noch abgeben: Die Geschichte entstand noch vor all meinem anderen (meist unveröffentlichtem) Geschreibsel, ist also eine meiner ersten gewesen. Ich hab sie jetzt mal wiedergefunden, find sie selbst nicht soooooo besonders toll, aber wollt sie trotzdem einmal unter die fachkritik stellen ;)

 

Hi Lynch, habe die Geschichte noch nicht gelesen, aber am Titel ist mir ein Fehler afgefallen, jedoch nur ein kleiner: "millionaire", mit "e" am Ende muss es heißen. :teach:

 

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