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Werbewirtschaftswahn

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02.01.2012
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Werbewirtschaftswahn

Im dreizehnten Stock eines der modernsten Bürogebäude der Stadt saßen einige beschämt dreinblickende Programmverantwortliche vor Ihrem Chef und taten alles menschenmögliche, um seinem starren, eisigen Blick entgehen zu können.
Daniel kochte innerlich, wie konnten diese Schafe glauben, mit „kreativen Neuschöpfungen“ oder besser gesagt den x-ten Staffeln von Talentsuchspielchen, Krakele auf grottenschlechten Karaokeniveau und fröhlichen Folterspielchen in tropischen Breiten immer neue Einschaltquotenrekorde erzielen zu können?
Er war gar nicht angetan von den Entwicklungen der letzten Jahre, die abseits vom erfolgreichen Hauptabendprogramm eine Reduktion sowohl der Zuschauerzahlen als auch der Werbeeinnahmen gebracht hatten. Es hatte schon vorher schwächelnde Quartale erlebt aber ein derart renitenter Abwärtstrend spottete jeglicher Beschreibung.
Entsprechend bedrückt war die Stimmung an diesem eigentlich schönen Aprilvormittag als Daniel Wagner seinen Untergebenen nicht nur ins Gewissen zu reden, sondern gleichzeitig den Versuch zu unternehmen schien in Ihre unkreativen Seelen zu blicken.
Sie schämten sich.
Genau auf dieses Ziel hatte er hingearbeitet und eröffnete seine Litanei.
„Es scheint euch allen entgangen zu sein dass wir uns in einem freien, nicht staatlich oder sonst wie regulierten Markt befinden und daher dazu angehalten wären, dieses Unternehmen so zu führen und zu verwalten, dass wir Gewinn erwirtschaften. Auch wenn mir wirklich viel an eurem Seelenheil und einem positiven Betriebsklima liegt, so würde ich euch doch herzlich bitten endlich eurem, meiner Meinung nach viel zu hohem, Gehalt angemessen etwas zu leisten.“
Er liebte es seine Untergebenen, selbst die, die beträchtlich älter waren als er, zu duzen und im Gegenzug ein förmliches Sie vorauszusetzen. Es erregte ihn regelrecht.
Während seine Worte Ihre volle Wirkung entfalteten schien sich ein Mund zu öffnen, eine Hand unmerklich zu heben bevor sie jäh wieder gesenkt wurde, da ihr Besitzer nicht den Mut aufbrachte sich ihrer zu rechtfertigen.
„Ihr müsst verstehen dass auch die Ideale von Ethik und Moral in unseren modernen Zeiten neu interpretiert werden sollten. Wir bieten den Menschen Unterhaltung und wenn etwas viele Millionen unserer geschätzten Mitbürger glücklich macht, rechtfertigt dies das Leid einiger weniger zur Unterhaltung der Allgemeinheit. Ich betrachte dies ähnlich wie das moralische Dilemma ob man befugt wäre den zukünftigen Mörder vieler Unschuldiger töten zu dürfen um Leid zu verhindern und ich kann nur sagen: Ja! Und es ginge ja nur um geringfügige Verletzungen und psychische Kratzer, die nicht einmal bleibende Schäden verursachen würden.“
Von dieser bestechenden Logik ermuntert ergriff Jonas, ein seiner dezenten antisozialen Persönlichkeitsstörung wegen bei Kollegen suspekter Drehbuchautor, das Wort. Er war erst seit kurzem beim Sender und war beim Personalverantwortlichen auf wenig Gegenliebe gestoßen, da er sich in seiner bisherigen Karriere auf grenzwertigste Splatterfilmdrehbücher und an der Grenze zur Indizierung stehende „Erwachsenenunterhaltungskonzepte“, wie er es selbst bezeichnete, konzentriert hatte. Für Daniel war genau das die frische, kreative Brise nach der er sich sehnte und hatte daher trotz der Einwände seitens des Firmenpsychiaters des eher konservativen Senders auf eine sofortige Einstellung bestanden.
Als Jonas zu sprechen begann, blitzte kurz etwas an väterlichen Stolz erinnerndes auf Daniels Gesicht auf.
„Es muss uns bewusst sein, dass einige Sachverhalte auf unsere Zuschauer eine Faszination ausüben, gerade weil sie selbst wenig wissen über Dinge wie Gentechnik, Praktiken der Wirtschaftselite, Söldnerfirmen, medizinische Experimente an Menschen, die wunderbare Welt der bewusstseinsverändernden Substanzen und ähnliches.“
Daniel war so angetan von der Impulsivität Jonas, dass er diesen jäh unterbrach.
„Genau das ist die richtige Einstellung von der ich immer spreche. Auf zu neuen Ufern. Nur zu, weiter im Text! Nehmt euch ein Beispiel daran!“
Die Anwesenden blickten pikiert drein.
Nach Worten suchend ordnete Jonas seine Gedanken.
„Angesichts der Beliebtheit von Gerichtsshows wäre eine, vielleicht mit dem Arbeitstitel „Get the Green Card“ beworbene „Rechtsexperimentshow“ vielleicht erfolgsversprechend. Hochschwangere Frauen werden mit Wehen in Botschaften, in internationale Bereiche großer Flughäfen oder in internationalen Gewässer gebracht um nach der Niederkunft mit Anwälten ausgestattet die Staatsbürgerschaft des Kindes zu ergründen.“
„Dafür würden sich Personen mit dem Wunsch nach bestimmter Staatszugehörigkeit ihrer Kinder eignen oder Frauen, die jung sind und das Geld brauchen.“, wandte Daniel ein.
„Schon hätten wir eine Zielgruppe!“, entfuhr es Jonas begeistert.
„Die wir noch dazu vor dubiosen Angeboten zwielichtiger Gesellen schützen!“
„So können wir ruhigen Gewissens behaupten gleichzeitig eine gute Tat vollbracht zu haben.“
Scheinmoral war seit jeher sein Spezialgebiet.
„Perfekt wären auch Zwillingsgeburten bei denen die Kinder kurz nacheinander an zwei rechtlich verschieden definierten Orten geboren werden um die Absurdität mancher Verordnungen aufzuzeigen. Oder Geburten genau auf Grenzlinien.“
„Großartig, genau solche kreativen Ergüsse sind es an denen es allen Anwesenden mangelt. Nehmt euch ein Beispiel daran!“
Der eine oder andere konnte seinen Groll gegen diesen unverschämt kreativen Drehbuchautor nur schwer verbergen.
Jonas affektierte dies in keiner Weise, ein weiterer Vorteil hochgradiger sozialer Inkompetenz.
Fröhlich fuhr er fort.
„Für die politisch und wirtschaftlich interessierten Seher der gehobenen Mittelschicht wäre „The Next Iran-Kontra Affäre“ gedacht.“
„Klingt spannend!“
Daniels Augen glänzten vor Begeisterung. Ein Lob vom Chef.
„Bei „The Next Iran-Kontra-Affäre“ würde es in einem Wettbewerb zwischen Teams aus angehenden Politikern, aufstrebenden Geheimdienstmitarbeitern und Jungmafiosi darum gehen, die größte globale politische Schweinerei anzurichten. Wir begleiten sie live bei Planung und Durchführung, am Ende stimmt das Publikum über das abartigste Konzept ab und die Sieger bekommen volle Amnestie, die Zweit- und Drittplatzierten nur Bewährungsstrafen.
„Die Justiz wird sich freuen wenn wir Ihnen diese kriminellen Subjekte ausliefern.“
„Genau, das ist gute Öffentlichkeitsarbeit zum Wohle aller. „Wer wird Hedgefondmillionär“ richtet sich hingegen an BWL-Studenten und selbstständige Unternehmer beziehungsweise solche, die es noch werden wollen.“
„Dafür könnten wir Stipendien vergeben.“
„Der Bildungsauftrag sollte nicht zu kurz kommen. 08/15-Bürger werden mit beträchtlichem Mengen Bargeld, Finanzexperten und Kredithaien als Trainern ausgestattet und anschließend in bester Heuschreckenmanier auf kleine, mittelständische Unternehmen wie Familienbetriebe und Tante-Emma Läden losgelassen. Man kann online abstimmen, ob in der nächsten Sendung Mittel wie Dumpingpreise, unlautere Geschäftsmethoden, Rufschädigung, kleine Brandanschläge, Psychoterror, nächtliche Telefonanrufe oder ähnliche Scherze angewandt werden sollen, um die Betroffenen weich zu kochen. Was leider zu teuer sein dürfte wäre die Praxis, am Montag 10.000 Euro, Mittwoch 25.000 Euro und am Freitag 50.000 Euro von immer anderen anonymen Konten an die zu Ruinierenden zu überweisen, um dann der Steuerbehörde einen anonymen Tipp über dubiose Geldflüsse zu geben. Aber auch ohne dieses Stilmittel wird über kurz oder lang der Ruin der Betroffenen unausweichlich sein. Dann wird die Firma zerschlagen, alle Mitarbeiter entlassen und der Erlös vom Verkauf des Unternehmens wird wohltätigen Organisationen gespendet. So haben alle was davon!“
„Du sind mir ja ein regelrechter Philanthrop Jonas!“
„Danke Ihnen Herr Wagner, sie schmeicheln mir.“
„Und auch daran zu denken die neuen Medien zu integrieren, auf die Art sinkt hoffentlich der Altersdurchschnitt unserer Seher, wir brauchen junges Blut.“
„Darauf zielt die Einbeziehung der Onlineabstimmungen ja auch ab.“
„Ich wusste dass deine Einstellung trotz der Kritik dieser altmodischen Spießer Gold wert sein würde. Mein Instinkt hat mich noch nie getäuscht.“
Jonas konnte ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken.
Wie lange hatte er auf diesen Tag hingearbeitet um jetzt glänzen zu können.
„Jeder von uns hat ja so seine Laster, auf manche ist man mehr, auf andere weniger Stolz. Viel Alkohol zu vertragen wird mitunter honoriert und als bewundernswert empfunden, also warum sollte man diesen Wettbewerb nicht unter professioneller Aufsicht durchführen. Oder auch mit anderen Kategorien. Ich denke da an Wettbewerbe im Kettenrauchen, Medikamentenmissbrauch, extrem ungesunden Essen und ähnlichem.“
„Wie wäre es zusätzlich mit Komakiffen?“
„Dafür ist unsere Gesellschaft wohl noch nicht reif. Das wäre außerdem sogar meines Erachtens nach zu krank. Auf jeden Fall würde der Gewinner der jeweiligen Kategorie einen Zehnjahresvorrat der Substanz seiner Wettkampfklasse als Preis erhalten. Ist mal was anders als immer nur Geld.
„Und als Zwischeneinlagen könnte man Geschicklichkeitswettbewerbe, Fragespiele und Mannschaftssportspiele einbauen. Mit verschiedenen Illuminiertheitsklassen.“
„Sie meinen quasi „Team Valium“ gegen „Team Fresssucht“ oder „Team Alkohol“ gegen „Team Parkemed“?
„Genau, oder auch die Mitglieder der einzelnen Gruppen gegeneinander. Hauptsache, sie sind recht orientierungslos und verletzen sich auf möglichst spektakuläre Weise. Ein „Team Prozac“ gegen „Team Steroid“ ließe sich doch gewiss auch umsetzen oder?
„Sie haben den Kern des Ganzen mit klugem Kalkül erkannt, Herr Wagner!“
„Genug der Speichelleckereien, Jonas. Weiter im Text, Zeit ist Geld!“
„Was bei unseren Sponsoren definitiv auf Gegenliebe stoßen könnte wäre „Ich bin Werbung“.
Dabei werden Freiwilligen durch Tätowierungen, Implantate oder im krassesten Fall Amputationen genau jene Eigenschaften verliehen, die sie brauchen um optimale Werbeträger zu sein. Das Logo einer bekannten Automarke unter die Wange transplantiert, die Augen durch Injektionen in aufmerksamkeitsheischende Farben statt fadem Weiß in Grün, Pink oder Schwarz verwandelt, den Namen der Lieblingsfrühstückscerealie in den Ausschnitt tätowiert und ich meine, he um ein echter Simpsonswerbeträger sein zu können braucht man nun mal gelbe Haut und 4 Finger an jeder Hand.“
„Das ist genial, die PR-Agenturen werden begeistert sein. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten mit geringen Kosten maximale Werbewirkung zu erzielen! Ich stelle mir gerade so eine für unsere Zwecke modifizierte menschliche Litfaßsäule in einer belebten Großstadt vor. Die Sponsoren werden uns die Bude einrennen.“
„Ja, und stellen sie sich erst einmal die Perspektiven für die Kandidaten vor. Sind sie erst mal irreversibel in Maskottchen eines internationalen Konzerns verwandelt worden, können sie überall auf der Welt gutes Geld damit verdienen indem sie sich in Talkshows als Kuriosität ausstellen und begaffen lassen.“
Eurozeichen schienen in den Augen Daniels aufzublitzen während er sich die vielfältigen Möglichkeiten dieses revolutionären Vermarktungskonzepts vorstellte. Bei allen Heiligen, dieser Jonas war wahrlich ein Genie.
„Und um die gesellschaftliche Verantwortung und Güte unseres Senders zu betonen wäre es einen Versuch wert Paaren mit vergeblichen Kinderwunsch finanziell unter die Arme zu greifen. Wir würden Ihnen künstliche Befruchtung, Arztkosten und die Reisewege zurückerstatten. Einzige Bedingung wäre dass sie sich bereit erklären, dass die Zuschauer über die Eigenschaften ihre Kindes, genauer Designerbabys, abstimmen. So Kleinigkeiten wie Augenfarbe, Geschlecht, Talent, Charakter und Körperbau des Kindes eben, die Eltern nicht so wichtig sind. Mit 3 Pärchen könnte man möglichst konträre Kinder, die den jeweiligen Altersgruppen und Fangruppierungen am ehesten zu Gesicht stehen, ins Rennen schicken. Das ist sicher ein langfristiges Projekt wie „Die Truman Show“, aber durch die emotionale Bindung der Seher an das von ihnen favorisierte Kind ließe sich eine jahrelang konstante, treue Zuschaueranzahl erreichen. Die 3 Kinder würden regelmäßig gegeneinander antreten und wenn sie volljährig sind wird in einer großen Show der Sieger ermittelt.“
Das war der Tropfen der das Fass für den bisher still vor sich hin köchelnden Religionswissenschaftler der Kultursendung zum Überlaufen brachte.
„Aber denken Sie doch auch einmal an die Psyche der armen Kinder!“, schrie er erbost.
„Kinder, Kinder, immer kommen mir die Leute mit dem Wohl der kleinen Plagen, deine eigenen Kinder werden nach Brot schreien wenn wir mangels Innovationen Pleite gegangen sind. Sei dankbar dafür, dass du durch Protektion und Seilschaften trotz deiner erfolglosen Karriere nur mehr wenige Jahre bis zur unverdienten Rente anstehen, du grenzdebiler, weltverbessernder Kleingeist!“
Daniel konnte diese Querulanten nicht im Geringsten ausstehen, die selbst nichts zustande brachten, aber eine Lebensaufgabe darin sahen, aufstrebenden Neueinsteigern wie Jonas Knüppel zwischen die Beine zu werfen.
Triumphierend setzte Jonas dazu an seine zwei finalen Visionen zu präsentieren.
„Trotz der Gefahr ihr Bild einer schönen kleinen Weltidylle zu trüben“, begann er mit einem jovialen Seitenblick auf den impertinenten Wissenschaftler
„ werde ich abschließend „Germanys Next Drug Lord“ und „Asymetrische Kriegsführung für Dummies“ erläutern. Bei „Germanys Next Drug Lord“ geht es um Wettkämpfe im Bodypacken, Schmuggeln, Implantieren von Drogen in lebende Tiere zur Überwindung von Grenzen, Erarbeiten eines Logistikkonzepts vom Hersteller bis zum Endkunden, der Suche nach optimalen Zwischenverstecken in U-Bahnstationen und Bahnhöfen, Einschüchterung von Subdealern und Verfolgungsjagden mit der Polizei. Der Gewinner erhält, je nach persönlicher Vorliebe, ein volles „Stipendium“ in Kolumbien, Afghanistan oder Jamaika wo er es mit Fleiß und Tatendurst zum Meister seines Fachs bringen und von Profis lernen kann. „Asymmetrische Kriegsführung für Dummies“ spricht Waffennarren und mordstolle Kriegsbegeisterte an. Realityfernsehen bei dem man zusehen kann wie eine Gruppe von Elitekämpfern demokratisch gewählte Präsidenten und Minister von Entwicklungsländern, die nicht im Sinne der westlichen Welt oder globaler Multis arbeiten, liquidieren. Oftmals hat das einen Staatsstreich mit Einsetzung grausamer Despoten, die prowestliche Interessen vertreten, zur Folge. Auch werden die geläufigen Praktiken zur Auslösung von sozialen Unruhen bis hin zu Bürgerkriegen und Destabilisierung der gesamten Region behutsam nähergebracht. Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!“
Frenetisch klatschend erhob sich Daniel und zögerlich folgten ihm alle anderen Anwesenden. Sogar der Religionswissenschaftler sah sich vom Gruppenzwang überwältigt und spendete freudlos Ovationen.
Daniel reichte Jonas überschwänglich die Hand, klopfte ihm demonstrativ vor allen auf die Schulter, konnte gerade noch dem Impuls unterdrücken ihn an sich zu ziehen und zu drücken und vereinbarte eine Besprechung unter 4 Augen in seinem Büro für den nächsten Tag.
So gut wie diese Nacht hatte Jonas seit Jahren nicht geschlafen, alle Türen schienen mit einem Mal offen zu stehen. Seine harte Arbeit würde belohnt werden.
Am nächsten Morgen betrat er pünktlich Daniels Büro, erschrak jedoch unweigerlich als er dessen betrübte Miene sah.
„Setz dich Jonas, ich habe leider schlechte Nachrichten. Nach deinem Vortrag hatte ich noch eine Sitzung mit den Juristen und Vorstandsmitgliedern des Senders.“
Es überlief ihn eiskalt, sollten all die Konzepte und Pläne die er zur Belustigung der Menschen mit seinem Herzblut konsequent über Jahre hinweg erarbeitet hatte sinnlos gewesen sein?
„Es tut mir leid, wir können keines deiner Formate umsetzen.“
„Die staatliche Rundfunkkontrollbehörde nehme ich an?“
„Nein, nein von denen hätten wir grünes Licht gekriegt.“
„Die Ethikkommission der Regierung?“
„Hat schon lange nichts mehr zu melden.“
„Irgendwelche religiösen Eiferer oder selbsternannte moralische Instanzen?“
„Nein, ich bitte sie, bleiben wir realistisch. Die sind dankbar wenn wir sie nicht diskreditieren.“
„Was dann?“
„Nach Abgleich mit bereits patentierten Fernsehkonzepten hat sich herausgestellt, dass deine Ideen schon seit Jahren unbearbeitet auf Halde liegen. Sowohl amerikanische als auch japanische Unternehmen haben sich die Rechte daran gesichert und scheinen nur noch zu warten bis die Gesellschaft verdorben genug ist um die Pilotfolgen zu sehen.“
Jonas fiel aus allen Wolken, die Welt war so verdammt ungerecht.
„Ich nehme an die Lizenzgebühren wären zu hoch?“
„Ja, die Umsetzung wäre so einfach zu teuer geworden. Als Eigenformat hätten wir gutes Geld damit machen und es selbst weiterverkaufen können, aber so besteht keine Chance dass es sich amortisiert. Es tut mir leid.“
„In dieser kranken Welt geht es nur um möglichst großen Profit. Es widert mich an.“
„Mich auch, Jonas, mich auch.“

 

Hallo equilibrium,

herzlich willkommen auf kg.de. Deinen Einstiegstext finde ich inhaltlich interessant. Meiner Ansicht nach passte er vielleicht sogar besser in die Rubrik "Satire", auch wenn selbstverständlich humorvolle Ansätze zu erkennen sind.

Ich habe mich oft mit ähnlichen Konzepten herumgequält, bin aber immer wieder daran gescheitert, dass mir meine Ideen zu "verbissen" und zu "moralisierend" erschienen.

Aber zu deinem Werk.

Es kommt zunächst schwer in Gang und hat im Einstieg einige zähflüssige und redundante Stellen (auch zu viele Erklärungen!). Da würde ich an deiner Stelle mächtig kürzen. Du solltest einfach schneller zur Sache kommen. Einiges erscheint mir auch etwas umständlich ausgedrückt, du könntest manches direkter und einfacher ausdrücken.

Und diese Umständlichkeit findet sich auch in deinen ersten Dialogen. Da reden deine Protagonisten exakt so, wie du vorher die Rahmenhandlung beschreibst. Ich finde, da müsstest du von Anfang an deutlich dynamischer werden, kürzer, schneller, nur das Wesentliche, Zack, Zack du hast ja zwei Hauptfiguren, die deine Ideen im schnellen Wechselspiel vortragen könnten, die sich gegenseitig pushen und feiern, die sich geil finden und sich an ihrer Kreativität berauschen. Bei dir wirkt das zunächst eher betulich. Dein Figuren dozieren fast wie Professoren, da fehlt mir das Coole und das Emotionale, und das Übermaß an Überheblichkeit.

Den Idealzustand erreichst du dann mehr im letzten Drittel der Geschichte. Da werden die Dialoge kürzer und echter, weil nicht mehr so viele Infos transportiert werden müssen. Aber genau diesen Zustand solltest du konstant in der gesamten KG erreichen.

Fazit: Interessantes Thema, Schreiben kannst du zweifellos, der Einstieg müsste deutlich gestrafft werden, die Dialoge im Mittelteil könnten mehr Dynamik vertragen.

Ich glaube, mit harter Textarbeit könnte das eine wirklich gute Satire werden. Was mir noch einfällt: Deine beiden Hauptfiguren sollten sich durch irgendeine Besonderheit in ihrer Art zu reden unterscheiden. Das ist auch immer sehr wichtig, um ihnen ein schärferes Profil zu geben. Lass einen der beiden vielleicht nur in halben Sätzen reden oder etwas ähnliches. Auf diese Weise werden Figuren unverwechselbar und ich kann sie als Leser besser einordnen. Nur so eine Idee.

Ich finde jedenfalls, dass dies ein Einstieg ist, der sich einem guten Thema mit deutlich nachvollziehbarer Arbeit und Engagement widmet und mir als Leser das Gefühl gibt, da hat jemand etwas zu sagen und versucht, mir als Leser etwas Unterhaltsames zu bieten. Ein vielversprechender Einstieg!

Rick

 
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Hallo,
wie du auch bin ich neu hier, wobei ich noch keine Geschichte veröffentlicht habe, was wohl diesen Monat noch geschieht. Deswegen finde ich es aber unheimlich spannend einen Einstiegstext eines anderen zu lesen. Zurzeit schaue ich mir hier nur die verschiedenen Rubriken an und dein Text ist der erste, den ich in der Humorrubrik lese und muss sagen, dass es mir wirklich gefallen hat. Kritikmäßig würde ich mich meinem Vorgänger anschließen, kann aber verstehen, dass man am Anfang alles verständlich machen möchte und dann zu viel schreibt, weswegen ich auch das Ende deiner Geschichte bevorzuge. Inhaltlich ist dir die ganze Geschichte sehr gelungen, die Ideen sind lustig, schon karikaturistisch und das Ende setzt dem Ganzen noch einfach einen drauf. Toll bei diesem Thema und auf die Art wie du es transportiert hast, ist, dass es zwar immer humorvoll aber nicht sehr ernst gemeint ist, aber wohl jeder weiß, dass dort eine ganze Menge Wahrheit drin steckt.
Ich freue mich noch mehr von dir zu lesen.

Viele Grüße

 

Herzlichen Dank für die überaus hilfreiche Kritik. Werde versuchen deine Ideen umzusetzen und sie in Zukunft beim Schreiben stets im Hinterkopf zu behalten.
Es sind genau diese Stilfehler die du beschrieben hast, auf die man als blutigster Anfänger selbst beim zigten durchlesen selbst nicht drauf kommt.
Danke nochmols für die Zeit die du erübrigt hast um diese Kritik zu verfassen.
Cu

 

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